Kapitel 7

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In den folgenden Tagen haben Etienne und ich noch einige Spaziergänge zusammen unternommen. Ich habe ihm auch von mir erzählt, natürlich nur so viel, wie er auch wissen durfte.

Etiennes Art fasziniert mich, er ist ein solch fröhlicher Mensch. Man merkt ihm seine Verantwortung gar nicht an. Seine arrangierte Ehe scheint ihn auch nicht wirklich zu stören und bis er den Posten seines Vaters übernimmt, würde es ja auch noch eine ganze Weile dauern, warum also unglücklich sein?

Ich würde alles für seinen Optimismus tun. Wir haben uns viel über unsere Interessen unterhalten und er hat sogar dafür gesorgt, dass ich Malutensilien bekomme. Diese Geste hatte mein Herz wieder einmal schneller schlagen lassen. Ausserdem durfte ich ihn mittlerweile mit du ansprechen. Was für eine Ironie. Er müsste eigentlich jedes Mal auf die Knie fallen, wenn er mich sehen würde.

Es ist schon später Nachmittag als wir uns wieder einmal im Garten unterhalten. «Du Etienne wie ist Serafina eigentlich so?» Etienne schaut mich etwas verunsichert an.

«Naja ich meine sie ist wunderschön und hat einen guten gesellschaftlichen Stand. Was will man mehr?» Seine Antwort scheint auch ihn etwas zu beunruhigen. «Nein. Ich meinte nicht ihr Aussehen, oder ihren Stand. Ich meinte ihre Art, ihr Wesen?»

Nach langer Pause verzieht Etienne sein Gesicht. «Sie ist eine eingebildete Kuh, die nur hinter meinem Titel her ist.» Er macht ein paar Schritte auf mich zu und ergreift meine Hand.

Die Sonne geht langsam unter und der ganze Garten scheint in einem gelblichen Glanz zu versinken. Wir sind alleine. Niemand ausser uns ist hier und das Anwesen ist hinter ein paar Bäumen und Sträuchern versteckt.

Etienne führt meine Hand an seinen Mund und küsst sie leicht. «Ich wünschte sie wäre so wie du...so intelligent, fröhlich, interessiert, begabt und...und so wunderschön...» Bei seinen Worten bleibt mir die Spucke weg. Seine Augen fixieren die meinen und ich kann nicht anders als es ihm gleich zu tun und langsamen Schrittes näher zu ihm zu gehen.

Als wir wenige Atemzüge voneinander entfernt sind, legt er seine Hände an mein Gesicht und beginnt meine Wangen zu streicheln. Und dann überwindet er die letzten Zentimeter und küsst mich. Nur ganz leicht und nicht drängend und ich stehe nur da und bin unfähig auch nur irgendetwas zu tun. Ich weiss, dass das ein gewaltiger Fehler ist. Aber Etienne ist nett, zuvorkommend, charmant und wunderschön, innerlich sowie äusserlich.

Als eine Träne meine Wange hinunterkullert löse ich mich sanft von ihm. «Etienne, das geht nicht. Du bist verlobt.» Verbittert und verletzt sieht er auf mich hinab. Als er meine Tränen sieht werden seine Gesichtszüge wieder weicher.

Er macht ein paar Schritte zurück und sieht mich mitleidig an. «Es tut mir leid wirklich. Aber ich kann Serafina nicht heiraten, nicht wenn ich eine andere liebe...»

« Aber Etienne wir kenne uns doch kaum...»

Er nimmt mein Gesicht wieder in seine Hände und schaut mich entschlossen an. «Ich werde meinen Vater schon dazu bringen die Verlobung zu lösen, keine Angst. Dein Stand stört mich nicht. Ich habe noch nie so etwas gefühlt und ich werde dich nicht gehen lassen. Wir können dich in den Adelsstand kaufen, oder wir können sagen, dass dein Vater ein Ritter ist, das wäre besser als ein Bauer...»

«Nein Etienne du verstehst nicht. Es geht nicht ich kann nicht. Es ist nicht so wie du denkst. Es ist kompliziert.» Schon wieder füllen sich meine Augen mit Tränen und ich weiss nicht, was ich tun soll. Ja ich hatte mich in Etienne verliebt. Wie gerne wäre ich jetzt das unschuldige Bauernmädchen, für das mich alle halten. Aber ich war es nicht...

Ohne meine Erklärung zu berücksichtigen drückt er seine Lippen wieder auf meine. Ich halte dieses Gefühl nicht mehr aus und stosse ihn von mir...

«Isabelle sag mir, dass du keine Gefühle für mich hast... Sag mir, dass dein Herz nicht schneller schlägt, wenn du in meiner Nähe bist!» Ich bin verloren. Dieser Mann hatte innert kürzester Zeit mein Herz gestohlen und den einzigen Ausweg den ich weiss, ist zurück zu gehen. Ich muss das tun, was ich so unbedingt vermeiden wollte. Ich muss nach Hause. Ich muss meiner Verpflichtung nachgehen.

«Etienne ich kann nicht. Ich werde gehen, es ist besser für alle beteiligten. Ich bin nicht die, für die du mich hältst...»

Und mit diesen Worten renne ich zurück ins Anwesen. Ich kann die Tränen nicht mehr aufhalten, sie strömen meine Wangen hinab. Ich verschanze mich in meinem Zimmer und rufe nach Milena.

Ich hatte mittlerweile herausgefunden, wer der Spion meines Vaters ist. Sie muss ihm eine Nachricht überbringen. Mein Vater soll mir eine Kutsche schicken, denn ich werde zurückkommen und meiner Verpflichtung nachgehen.

Es ist deine Pflicht!Where stories live. Discover now