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Das beste Gefühl, das man sich vorstellen konnte, war morgens in den Armen seiner liebsten Person aufzuwachen. 

Man fühlte sich sicher, beschützt um genau zu sein. Eingehüllt wurde man von diesem spezifischen Geruch, den nur eine bestimmte Person haben konnte, vermischt mit dem Shampoo, dem Deodorant oder dem Parfüm der Person.

Aidan hatte diesen Geruch geliebt. Diesen einzigartigen Geruch, eine Mischung aus Fynns Parfüm und seinem Eigengeruch. Nun, wo er jeden Tag von ihm umrundet war, lernte er diesen Geruch zu hassen.

Seit zwei Wochen und drei Tagen hörte Aidan drei Mal am Tag die Stimme von Fynns Mutter, die ihn bat zum Tisch zu kommen. Drei Mal am Tag endete es damit, dass sie das Essen vor der Zimmertür ließ und Aidan ein zwei Bissen nahm, wenn sie endlich mal ging.

Mit Fynn sprach er nicht mehr. Manchmal erreichten Aidan kurze Nachrichten oder Bilder von Jake, über sein Handy, aber sie schienen nur halbherzig. Wenn auf den Bildern Fynn zu sehen war, konnte Aidan dieselbe Trauer sehen wie jene, die er in seinen eigenen Augen sah.

Angelica - Aidans langjährige Psychologin - kam alle zwei Tage vorbei um nach Aidans Zustand zu sehen. Er hasste sie jetzt schon wieder, sprach kaum mit ihr, sondern zog sich weiter in einer Ecke seines Zimmers zurück. Dafür schrieb sie ihm dann Entschuldigungen für den Unterricht. "Nicht der psychischen Verfassung" stand meist dabei.

Aidan fand das okay. Solange er Fynn nicht sehen musste und sonst auch kaum jemanden, konnte er mit seinen Gedanken allein sein, mit seinen Sorgen. 

Fynns Vater - oder Aidans Onkel, je nach dem wie man es sah - hatte als einziger nicht versucht mit Aidan ins Gespräch zu kommen. Besser für ihn. Aidan wollte keine halben Erklärungen und halbherzigen Entschuldigungen, dass es so gekommen war.

Sue verstand das als Einzige. Manchmal kam sie in ihrem Rollstuhl in Aidans Zimmer und erzählte ihm von ihrem Schultag, irgendwelche Dinge, die Aidan in jedem anderen Zustand nicht hören wollte. Aber so - frustriert von den Geschehnissen der letzten Tage, fand er es eine gute Ablenkung gegen die Gedanken, die ihn plagten.

Ein Gedanke hob sich besonders hervor: Die unendliche Frage: Wie konnte Aidan nur mit seinem Cousin zusammen sein? Ihn bedingungslos lieben, sich nach seiner Nähe sehen, nach seiner Berührung. Jetzt noch, als er es wusste, taten die wenigen Meter zwischen den beiden weh. Sie schmerzten innerlich. 

Doch selbst ein solcher Gedanke konnte von der Sorge um seine Mutter verdrängt werden. Sie war immer noch nicht aus ihrem Koma aufgewacht und die Ärzte bezweifelten, dass sie es je würde. Was genau los war, blieb Aidan nach wie vor ein Rätsel. Irgendetwas mit ihrem Herzen. Irgendetwas von wegen, es war angeboren.

Aidan hatte endlich erfahren wieso seine Mutter immerzu weg war. Ständig hatte sie Termine im Krankenhaus um ihr überleben zu gewährleisten. Aufregen durfte sie sich nicht. Nur wer hatte die ganzen Rechnungen dann bezahlt?

Zum ersten Mal fragte sich Aidan, wer seine Familie war, abgesehen von seiner Mutter und seinem Onkel. Seiner Tante. Seiner Cousine. Seinem Cousin. Seinem... Fynn.

{...}

"Er wird schon wieder. Er kann nicht ewig in seinem Zimmer bleiben", sprach Darcia, als sie sich an den Tisch setzte.

Fynn würde ihr ja glauben, aber er glaubte es einfach nicht, er glaubte nicht einmal daran, dass er damit zurecht kommen konnte, dass Aidan sein Cousin war.

"Es geht mir nicht darum, das Problem ist, dass alles zwischen uns perfekt war. Aidan ist perfekt. Von seinem Lachen, auch wenn man ihn selten lachen hört, bis hin zu der Art, wie er immer in Gedanken ist. Ich habe so lange nach einem Hacken gesucht. Danach wieso es nicht funktionieren kann. Eine solche Antwort hatte ich nie gewollt."

Darcia schien nicht zu wissen, was sie darauf antworten sollte, also konzentrierte sie sich darauf ihr Mittagessen aus ihrer Tasche zu holen.

"Ich verstehe, dass es dich betrübt, Fynn. Aber du solltest dich lieber darum kümmern ihn wieder auf die Beine zu bekommen. Meine Mutter hat zwar ärztliche Schweigepflicht, aber sie erzählt mir trotzdem, dass Aidan in einer sehr schlechten Verfassung ist und ich denke dass..."

"Mit ihm zu reden wäre das Schlimmste was ich gerade machen kann. Er braucht jemanden, der für ihn da ist und das erledigt meine kleine Schwester gut genug. Das letzte was er sehen will ist seinen Ex - Freund. Es würde ihn zerbrechen", befürchtete Fynnigan.

"Vielleicht solltest du das Ex weg lassen und sagen, dass er gerade einen Freund brauchen könnte - oder ein Familienmitglied, dass für ihn mehr tun kann, als irgendetwas zu erzählen, sondern auch zuhören kann. Jemand, dem Aidan vertraut", versuchte Darcia ihn weiter zu überreden.

"Du verstehst es nicht, Darcia. Versuch es bitte auch nicht."

Fynns Laune war heute noch nie gehoben gewesen und dieses Gespräch änderte auch nichts daran, also hoffte er auf ein kleines bisschen Unterstützung von Jake, als er zu den beiden stieß. Kaum setzte er sich auf die Bank von Darcia, wich sie ein Stück von ihm weg.

Was zwischen Darcia und Jake passiert war, als sie alleine im Krankenhaus herum irrten, hatte Fynn nie erfahren, da die beiden nicht davon sprachen, aber Darcia hatte relativ schnell aufgehört Jake auf diese eine Weise anzusehen, wie sie es im Krankenhaus getan hatte. 

Liebe auf den ersten Blick funktionierte eben nicht. Nur bei Fynn und Aidan, denn sie waren die Ausnahme für alles gewesen.

"Also. Langsam bekomm ich die Schnauze voll davon, dass ich ständig gefragt werde, ob du wieder zu haben bist, Fynn. Die Mädels gehen übelst ab, wenn sie dich sehen. Sicher, dass du nicht anfangen willst allen weiß zu machen, dass du nur auf Männer stehst? Ich wüsste auch eine Person, die gern so tun würde als ob ihr zusammen seid."

Jake wackelte mit seinen Augenbrauen, brach dann aber in ein Lachen aus in das Darcia mit einstimmte und auch Fynn konnte sich kein leichtes Lächeln verkneifen.

"Du bist ein Spinner, Jake. Einer von der schlimmsten Sorte", kommentierte er.

"Ach komm schon, Fynn. Dafür lieben mich alle."

"Du meinst die paar Freunde, die du hast?", fragte Darcia.

"Die paar Freunde reichen aus. Fayden ist mehr als genug Arbeit", antwortete Jake.

"Fayden?", fragte Fynn.

"Ein Begriff dafür, dass man gemeinsam alles überstehen kann, wenn man es nur versucht. Nichts für deine Ohren, Fynn. Das ist ein Insider zwischen mir, Jake und ein paar anderen Freunden."

Fynn fragte nicht weiter nach, sondern wandte sich wieder seinen Gedanken zu.

-

Hey, Hühnchen ;)

Ich bin auch mal wieder am Leben und bin verwundert wie ein Kapitel, das ich früher in einer Stunde geschrieben hab mich plötzlich zwei Tage kostet :'D

Tut mir Leid, dass ich so lange warte bis man etwas von mir hört, aber ich habe in einem Monat mein Abitur und alles an was ich denken kann sind die letzten Klassenarbeiten und meine Prüfungen bevor ich mich wieder größtenteils euch widmen kann.

Danke, dass das Kapitel vor dem Abi kommt, könnt ihr denen verdanken, die in letzter Zeit so viel kommentiert haben, dass ich Sehnsucht nach meinen Hühnchen bekommen hab :')

Nun ja, ich sollte mich wieder meinem Lernstoff zuwenden.

Bis zum nächsten Mal, 

Nike :)

Just CousinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt