000. she is among us

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Ein neues Stück wurde angespielt. Nach den ersten Klängen wusste die Frau eindeutig, dass es Waltz Of The Flowers von Tschaikowski war. Wäre sie nicht mit dem einen beschäftigt, würde sie ab den ersten, lieblichen Tönen in ihrer Jugend zurückkehren; unbekümmert und voller Tatendrang in der Musik erblühen. Doch so war es nicht. Zumindest nicht in diesem Moment —zu dieser Zeit.

Erneut bewegten die Tanzenden sich passend zur klangvollen Tonkunst. Die Brünette blieb am Geländer stehen, und starrte auf die Masse herab wie eine eisige Königin auf ihr Volk. Es kümmerte sie herzlichst wenig, wer diese Personen wirklich waren; immerhin gaben sich einige von ihnen als jemand aus, der sie nicht waren.

Das dort unten waren keine Männer mit Interesse an eine bessere Zukunft der Welt, sondern vielmehr Monster verkleidet in Ausgaben freundlicher Menschen. Die Frauen an der Seite der Ehemänner wurden entweder von ihnen betrogen, belogen oder waren in der Realität nur exquisite Escorte für die Nacht.

Vieles war gestellt in der Oberklasse. Mit Geld und Reichtum verdiente man sich keine wahrliche Ehre, von Liebe ganz zu schweigen, aber diese toxische Gesellschaft des heutigen Abends tat jedoch so, als ob alles wie bei den untersten Schichten zu ging. Dabei wirkten sie eher wie ein schlechtes Theaterstück, wo der Außenstehende versuchte nicht völligst in Wut vom Platz aufzuspringen und aus dem Saal zu stürmen.

Den Blick fokussiert auf eine Tanzende, die definitiv eine Escort war, wartete sie noch immer auf die Person, welche mittlerweile den Ball erreicht hatte. Es war ein Mann mit dunkler Haut, seine Kleidung passte nicht zu den aufgemachten Kostümen der Gäste, weshalb er direkt herausstach, wenn man genau achtete. Denn der Mann bannte sich ohne große Mühe den Weg zu seiner Destination wie ein Schatten. Eilig lief er zu einer unscheinbaren Tür, stoß diese auf und setzte seinen Gang fort. Bevor die Frau überlegte, die Türe dem Mann aufzumachen, trat er schon in den beengenden Raum ein.

Der Mann räusperte sich um die Aufmerksamkeit der Frau auf sich zu lenken, doch diese regte keinen Finger. Derartiges Verhalten war ihm nicht unbekannt, weshalb er sich abwartend einige Meter von ihr entfernt stellte und schwieg. Auch er bewegte sich nicht; einzigst die Atmungen der beiden waren zu hören.

„Ist es nicht erbärmlich wie diese Menschen sich ausgeben?", sprach die Frau, „Sie wollen den Armen helfen, indem sie einen unbedeutenden Betrag ihres Geldes an irgendwelche Spendengalas überweisen, wissen jedoch gar nichts."

Abermals herrschte Stille, nur das Orchester und Stimmen schwabten zur Empore. Der Mann dachte über die Worte seines Gegenübers nach. Aus der Aussage konnte er deutlich die Abscheu hören; sie hatte nichtmal versucht es zu verschleiern. Das präsentierte eine gewisse Verletzlichkeit ihres Wesens, weshalb er den Entschluss fasste sich weiterhin in seiner Stille zu wiegen. Seine Augen bohrten in den Rücken der Frau, dann musterten er sie von Haupt zu Fuß. Anstatt ein formales Kleid mit prunkvollen Schmuck hatte sie sich in einen sturmgrauen Anzug gekleidet. Weder trug sie eine klassische Bluse noch Schmuck im Wert eines Kleinwagens, sondern einen Rollkragen, der den exakten Ton des Anzug besaß. Ihr Haar schimmerte leicht und floss die Schultern hinab in Wellen.

„Aber deswegen sind wir nicht hier", setzte sie an, „richtig, Nicholas?"

Sie schenkte den Männern und Frauen eine letzte Sekunde ehe sie ihnen den Rücken zuwandte. Nicholas Fury war ein Mann mit Klasse; ihre Inspiration, auch wenn sie das nie aussprechen würde. Sein einziges Auge lockte sich in ihre, seine Aura schrie praktisch Autorität und Geheimnisse. Und sie erhoffte irgendwann eine solche Wirkung auf andere zu haben.

𝐍𝐄𝐁𝐄𝐋𝐍𝐀𝐑𝐁𝐄𝐍𝐒𝐓𝐎𝐋𝐙, wmaximoff Where stories live. Discover now