Kapitel 8 - Erster Abend

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"Wie süß du bist, danke", lallt sie ein wenig und ich fülle noch ein wenig von allem nach, um ihr auch einen Cocktail zu mixen. Irgendwie erinnert es mich an meine Zeit vor dem Schulabschluss. Wir waren jedes Wochenende in einem Club und haben bis die Sonne aufgeht gefeiert. Irgendwann kannte uns der Besitzer so gut, dass ich auch manchmal hinter der Bar stehen durfte und für uns die Getränke machte. Jedenfalls schiebe ich dem Mädchen ihren fertigen Drink zu und sie probiert gleich.

"Das schmeckt fantastisch, danke", bedankt sie sich und ich nicke ihr dankend zu, bevor sie wieder zu ihrer Gruppe zurückläuft und weiter tanzt. Ich trinke auch ein wenig von meinem Glas ab und schaue mich um, was für gefrorene Früchte in der Gefriertruhe liegen. Plötzlich merke ich, wie ein Junge hinter die Bar kommt. Er lacht leicht und als ich mich umdrehe, stützt er sich auf den Tresen und mustert mich grinsend.

"Hey Baby, Lust auf eine Line?"

Baby, wirklich jetzt? Ich erkenne an einen Pupillen, dass er etwas genommen haben muss und versuche es ihm nicht zu übel zu nehmen. 

"Kein Bedarf", sage ich abweisend und versuche einfach ihn loszuwerden. Er nervt und ehrlich gesagt stinkt er nach Alkohol und Erbrochenem. Er kommt einen Schritt näher und grinst seltsam.

"Weiß du im Beach hier muss man sich für nichts schämen. Hier lässt jeder seine Hemmungen fallen und niemanden interessiert es. Da hinten in der Ecke haben alle zusammen Spaß. Wir können ja einfach mal vorbeischauen, und wenn es dir nicht gefällt können wir auch einfach auf mein Zimmer gehen"

"Wie gesagt kein Bedarf", sage ich leicht genervt. Er will irgendetwas erwidern, doch jemand anderes lehnt sich locker über den Tresen und mischt sich ein. 

"Sie hat keine Lust auf dich, also verzieh dich"

Ich drehe mich zu der Stimme um und erkenne den Mann mit den Piercings. Er hat immer noch die Waffe locker auf der Schulter und als der lästige Junge die sieht, macht er einen Abgang und geht weg. Dankbar lächele ich dem Mann mit dem Gewehr zu und als er mich ansieht, grinst er charmant.

"Der Hutmacher will dich sehen, ich soll dich zu ihm bringen"

Ich kippe meinen Drink in einem Zug runter und klettere wieder über den Tresen. Er macht eine Deutung, dass ich ihm folgen soll und ich bemerke, wie noch mehr uns anstarren. Wir laufen nach drinnen und nehmen die Treppen, bis wir im obersten Stockwerk einige Gänge entlang gehen. 

"Mein Name ist übrigens Niragi"

"Sayuuri, danke für eben", sage ich freundlich und er muss leicht lachen. Er öffnet eine große Tür und wir betreten eine Suite, welche bestimmt acht mal so groß ist wie meine. Der Hutmacher befindet sich im Salon und küsst innig die Frau neben sich im Bikini. Ich schaue fragen zu Niragi, falls wir stören aber er lacht nur.

"Wir sind da", sagt er laut und der Hutmacher schubst die Frau schon fast von der Couch. Er deutet ihr zu gehen und ich setze mich auf seine Geste hin auf die gegenüberstehende Couch. Niragi stellt sich in die Nähe und lehnt sich an die Wand.

"Niragi und du müsstet euch ja jetzt kennen. Aber wenn er dich stört oder du dir eher Privatsphäre wünschst, kann ich ihn auch wegschicken"

"Nein ist schon in Ordnung"

Der Hutmacher bereitet drei Gläser mit Gin vor und jeder von uns nimmt sich eines. 

"Also Sayuuri, erzähl mal. Wie bist du an die Kreuz 6 gekommen?"

"Oh es war mein erstes Spiel. Wir waren insgesamt sieben und es war in einer Bibliothek. Wir sollten ein Buch finden bevor die Zeit abläuft, in welcher sich ein kleiner Schalter befindet. Alle sechs Minuten wurde derjenige, der am weitesten davon entfernt war getötet und ab und zu gab es eine kleine Passage aus dem Buch, die an der Decke erschienen ist", erkläre ich knapp.

"Wie viele haben überlebt?"

"Drei"  

"Chishiya ist der Meinung, du wärst auf die Idee des Buches gekommen. Er meinte vor dem Casino gab es einen Mann, welcher dich ein kluges Köpfchen genannt hat"

"Ja, ich habe die letzte Zeile erkannt und da war mit klar, dass es aus Dantes Inferno stammt"

"Ich sehe schon, du bist eine Bereicherung für uns. Gefällt dir dein Zimmer?"

"Ja klar, es scheint gemütlich"

"Hast du noch irgendeinen Wunsch? Eine Minibar, ein Regal, einen neuen Spiegel?"

"Oh vielleicht einen Schallplattenspieler, also wenn das irgendwie möglich sein sollte"

"Ein bescheidener Wunsch, ich werde morgen sehen, was ich tun kann"

Wir trinken noch einen Drink und während der Abend vergeht, werden die Gespräche immer lockerer und auch ein wenig privater. Danma erzählt, wie er den Beach gegründet hat und seine Idee dahinter, die Utopie die er sich vorgestellt hat. Wir reden bestimmt zwei Stunden, wobei ich es vermeide zu viel von mir preiszugeben. Am Ende lasse ich ihn alleine mit seiner Bekanntschaft von vorhin und gehe auf mein neues Zimmer.  

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt