Diese Frau ist stark. Auf jeden Fall kommt sie mir so vor. 

Ich meinerseits bin froh, dass ich auch helfen kann, indem ich einfach ihren Sohn unterhalte, bis dieser einschläft. 

Jakob zieht mich raus auf die Wiese hinter dem Haus. Da sind auch zwei Tore aufgebaut und mitten im Gras liegt ein Fussball.  

"Na dann, wer als erstes beim Fussball ist, darf anspielen.", schlage ich vor und schon rennt Jakob zum Ball. 

Er ist recht schnell und ich bin mir sicher, dass er kein Werwolf ist. Die Kinder im Rudel sind noch schneller. Bei denen kann ich gar nicht mithalten. Ich meine, ist es witzig, wenn du den Startschuss hörst und keiner mehr neben dir ist? 

Ich und Jakob spielen so lange, bis ihn sein Vater nach drinnen rief, weil er sich in sein Pyjama schmeissen soll. Jap, das hat sein Vater wirklich gesagt. 

In diesem Moment wünsche ich mir, meine Familie wäre normal. Ich weiss ganz genau, dass normal langweilig ist, aber ich wünsche es mir in diesem Moment einfach. 

Eine Familie so wie Jakob eine hat oder Ilira. 

Apropos. Wo ist die hin? Sie sagte, dass sie kurz nach draussen geht und frische Luft schnappt. Jagen gehört da dazu. 

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich sie suchen sollte. Es zieht irgendwo in der Magengegend. Ich hasse das. Es ist das Gefühl, als müsstest du auf die grösste Bühne der Welt gehen, um dich zu blamieren. 

Okay, ich übertreibe, aber es ist immer noch ein doofes und unangenehmes Gefühl. 

Also gehe ich, anstatt ins Haus, in den Wald. 

Ich weiss, dass sich viele Leute das nicht trauen, weil sie Angst davor haben, dass sie ein Dieb angreift, aber ich habe da einen Trick. Ratet mal welchen.

Ich versetzte mich also in die Energieebene und fühle in die Umgebung. Die Tiere und die Bäume haben verschiedene Energiefelder, sowie Werwölfe und Menschen. Unter mir nehme ich die Mäuse und Würmer wahr, schon ein wenig beängstigend. 

Plötzlich nehme ich die Präsenz von einem Werwolf wahr. Es ist nicht Ilira, aber ich kenne diese Energie. Sie stammt von... Jack. 

Ohne nachzudenken gehe ich in seine Richtung. Dabei fühle ich, dass er sich zurückverwandelt und hoffe, dass er Kleider bei sich hat. 

Ich zwänge mich durch die letzten Sträucher und schon stehe ich vor Iliras Mate. 

Das Einzige was er trägt sind seine Shorts. Wenigstens. Selin würde mich killen, wenn ich ihren Mate vor ihr nackt gesehen hätte.

Jack verengt seine Augen und ich bleibe stehen. "Wo ist meine Mate?", fragt er und bemüht sich ruhig zu bleiben. Ich presse meine Lippen zusammen und zucke mit den Schultern. Diese Aktion lässt Jack knurren. "Und sie nennt dich noch Freundin.", murmelt er und beobachtet mich. 

Langsam kommt er auf mich zu. Ich spüre, dass es in ihm brodelt vor Wut. "Du sagst mir besser wo sie ist, bevor ich die Kontrolle verliere.", rät er mir. 

"Ich weiss nicht, wo sie ist, aber ich weiss, dass Ilira nicht mit dir reden wollte.", Jack steht nun vor mir und starrt mich einfach nur an, bevor er seine Hand an meinen Hals führt und ihn umfasst. 

In Jacks Augen und anhand von seiner Energie kann ich sehen, dass er gegen seinen inneren Wolf kämpft. Jack verliert und sein innerer Wolf drückt mir meine Luftröhre zu. "Ich verstehe meinen Engel nicht. Wie kann sie nur mit dir abhängen?", höre ich ihn sagen, da mir schwarze Punkte die Sicht erschweren. 

Dennoch schaffe ich es ihm meinen Fuss zwischen seine Beine zu kicken. Jacks Wolf stöhnt und lässt mich los. Schnell gehe ich von ihm weg, wobei ich ihn nicht aus den Augen lasse. Erst bei den ersten Sträucher drehe ich mich um und wende ihm den Rücken zu.

Wie angewurzelt bleibe ich stehen, als ich das Geräusch von brechenden Knochen vernehme. Vorsichtig drehe ich mich um und sehe, dass Jack sich in einen Wolf verwandelt. Ich bekomme es mit der Angst zu tun und schnappe mir einen Stock.

Ich weiss, dass Werwölfe am schwächsten sind, wenn sie sich verwandeln, aber ich möchte Jack nicht töten. Er ist der Mate meiner besten Freundin und will nur das Beste für sie. 

Vor mir steht ein eineinhalb Meter grosser Wolf. Jacks innerer Wolf fixiert mich mit seinen schwarzen Augen. Ich bin seine Beute, ich stehe ihm im Weg.

Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass Jack mich töten wird, nehme ich meine Kampfstellung ein. In diesem Moment springt Jack auf mich zu und beisst in meine linke Wade. 

Fast sofort umhüllt mich die erlösende Dunkelheit.               


Der Mate meiner beste  FreundinWhere stories live. Discover now