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Ich bin ehrlich gesagt nicht überrascht. Jack hat mich von Anfang an nicht leiden können. Übelnehmen tue ich es ihm dennoch nicht. Er ist ein Werwolf und so wie es aussieht dazu auch noch Luis' Beta. 

Das Ding ist, dass Ilira ihn nicht mag und nicht, weil ich ihm anscheinend im Weg stehe. Für ihn bin ich ein Hindernis. Ein Hindernis, das zwischen ihm und seiner Mate steht.

Ich muss sagen, ich spiele nicht gerne ein Hindernis, aber was sein muss, muss sein. Ilira will ihn jetzt gerade nicht in ihrer Nähe, da bin ich mir sicher. 

Mit dem Gedanken an meine Freundin, fühle ich nach ihrer Energie, die noch immer im "Schlafmodus" fliesst. Meine Aufmerksamkeit wird wieder zu Jack gelenkt, der mit einem Ruck von der Couch aufsteht. 

"Ich muss raus.", erklärt er seinem Alpha und stellt sich vor mich. Noch bevor er seinen Mund aufmachen kann, gehe ich ihm aus dem Weg. Jack hat dies anscheinend nicht miteinberechnet, denn für einen Hundertstel einer Sekunde bleibt er noch an Ort und Stelle stehen, bevor er sich aus dem Raum begibt. 

Kaum vernehme ich das Geräusch der Haustür, die geöffnet und wieder geschlossen wird, spüre ich eine Hand auf einer meiner Schultern. Ich drehe mich um und schaue in die eisblauen Augen von Luis. Er sieht mich ernst an. 

"Du solltest dich nicht zwischen zwei Mates stellen, auch wenn du die Stimme einer Luna beherrscht.", ratet er mir. 

Nun ziehe ich meine Augen zu Schlitzen zusammen. Die Luna-Stimme ist so ähnlich, wie die des Alphas. Da die Luna als Mutter des Rudels bezeichnet wird, hat sie auch eine gewisse Macht und die kann sich, unter anderem, durch ihre Stimme bemerkbar machen. 

"Ich soll ihn also zu meiner besten Freundin lassen, die ich schon mein gesamtes Leben kenne und beschütze?", frage ich den Alpha vor mir dennoch, "Hast du eine Ahnung, was ich und sie schon alles durchgemacht haben?", ich lasse ihn erst gar nicht zu Worten kommen, "Ich bin fast gestorben, als ich mit vier Jahren erfahren habe, dass es Werwölfe gibt. Ich wurde mein ganzes Leben darauf vorbereitet, Ilira in den schwierigsten Zeiten beizustehen, also bitte! Willst du noch etwas wissen? Sie ist meine beste Freundin und hat vorhin wegen deinem Beta geweint." 

Ein Bisschen verstört sieht mich Luis an, dann schliesst er für einen Moment die Augen. Ich fühle, dass er mich am liebsten schlagen würde, da ich seinen Betta und somit seinen besten Freund beleidigt habe. Doch als er seine Augen schliesslich wieder öffnet, sehe ich nur Verständnis und Mitgefühl. 

"Du hast Recht. Ich weiss genau, dass Jack ein schwieriger Werwolf ist, aber bitte, lass ihn doch an seine Mate.", bittet er mich, "Es tut ihm seelisch weh, von seiner Seelenverwandten getrennt zu sein." Mit erhobenem Zeigfinger unterbreche ich ihn. 

"Das weiss ich Luis. Ich will ihn auch nicht davon abhalten, mit Ilira Zeit zu verbringen und sie zu lieben, aber ich lasse ihn nicht zu ihr, wenn sie sich nicht sicher ist, ob sie ihn bei sich will.", ich sehe Luis in die Augen, der mir jedoch einfach nur zuhört, denn er weiss, dass ich noch mehr zu sagen habe. "Ilira hat sich immer darauf gefreut, ihren Mate kennenzulernen. Sie hat immer davon geschwärmt und sicher fünf Jungen abgelehnt, die mit ihr zusammensein wollten. Jetzt kommt aber Jack und bring es hin, dass sie, nach nicht einmal zehn Minuten in Tränen ausbricht. Nein. Nein, nein, nein.", ich schüttle meinen Kopf, "So funktioniert das nicht. Solange er Ilira nicht einfach sie selbst sein lassen kann, bin ich bei ihr und tue alles, ich wiederhole, ALLES, damit es ihr gut geht."

"Genau.", bestätigt Iliras Stimme aus dem Gang, "Solange Jack Ines nicht in meiner Nähe akzeptiert, werde ich ihn nicht in meiner Nähe dulden." Luis dreht sich um und starrt meine Freundin ungläubig an, doch diese verschränk nur die Arme. 

"Du stösst deinen Mate weg?!", der Alpha von Jacks Rudel muss sich sehr zusammenreissen um nicht auszuflippen, leiser fügt er hinzu: "Für eine Menschin?!" Er weiss nicht, dass ich ihn gehört habe, also sage ich auch nichts. Immerhin sagte er, dass ich die Stimme einer Luna beherrsche.

Ilira verschränkt ihre Arme vor der Brust. "Sie ist meine beste Freundin und ausserdem wie meine Schwester. Sie ist sozusagen meine menschliche Luna." Über seine Schulter wirft mir Luis einen prüfenden Blick zu. 

"Ich rede mit Jack.", lässt er uns dann netterweise wissen und verlässt das Haus ebenfalls. 

Ilira und ich sehen uns eine Zeit lang einfach an. Während dieser Zeit schleichen sich Fabio und Beta aus dem Raum. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit fängt Ilira an zu lächeln, dann verwandelt sich ihr Lächeln in ein Grinsen und schliesslich in ein entspannendes Lachen. Auf meinem Gesicht bildet sich ebenfalls ein Grinsen und ich muss schliesslich lauthals mitlachen. 

Wir lachen so lange, bis wir keine Luft bekommen. Doch glaubt nicht, dass das alles gewesen ist. Die Geräusche, die wir in unserer Atemnot von uns geben, hören sich so komisch an, dass wir einfach weiterlachen müssen. Ich bekomme schon Bauchschmerzen. 

Kugelnd vor lachen, trölen wir zwei auf dem Boden des Wohnzimmers herum und kriegen uns gar nicht mehr ein. 

"Ich kann nicht mehr.", keuche ich. "Ich auch nicht.", gibt meine Freundin zurück und schon beginnen wir wieder mit einer neuen Lachattacke. 

"Okay, wir sollten ein wenig ernster werden.", meine ich, nachdem ich mir mein Bein am Coutchtisch angeschlagen habe. Jup, ich bin so weit gekommen! 

Obwohl ich es sehr ernst meine, wird meine Klage mit einer weiteren Lachsalve quittiert.

Ich presse meine Lippen zusammen, bis ich mein eigens Blut schmeke. Da kommt mir in den Sinn, dass ich mich noch überhaupt nicht bei meiner Mutter gemeldet habe, apropos Blut!

Jetzt ist mir mein Lachen endgültig vergangen, ich stehe auf und beobachte meine Freundin, die sich noch immer auf dem Boden kapputlacht. 

"Ilira.", unterbreche ich sie, "Ich sollte nach Hause." Meine Freundin hält inne. Vom Boden aus mustert sie mich. "Nicht dein Ernst?", fragt sie mich, noch immer auf dem Boden liegend. "Wenigstens sollte ich mit Mama telefonieren. Ich mache mir ein wenig Sorgen.", gebe ich zu. 

"Lass mich raten.", nun ist Ilira endlich so gütig sich aufzusetzten, denn ihr müsst wissen, dass sie da auf dem Boden ein wenig verränkt ausgesehen hat, "Du machst dir Sorgen, dass sich deine Mutter Sorgen macht." Zur Bestätigung nicke ich, "Ja."

Ilira schüttelt nur ihren Kopf. Ich weiss, dass ich mir viel zu viele Sorgen mache, aber so bin ich eben.

Der Mate meiner beste  FreundinKde žijí příběhy. Začni objevovat