Aber als Aspen den Mann vor sich musterte, fiel ihr etwas auf und schneller als er reagieren konnte hatte sie ihn durch einen Judohandgriff auf dem Boden festgenagelt. Mehrere Leute blieben stehen, zogen ihre Waffen und umzingelten Aspen, die nun auch noch ein Messer an den Hals des Fremden legte. Ihre Haare, die während des Kampfes in einem Zopf gebunden waren, hatten sich gelöst, ihr Haarband war verschwunden, vielleicht sogar kaputt und ihre langen, pechschwarzen Haare fielen über ihre Schulter, wild und wunderschön in den leichten Locken.
Sie beugte sich nahe ab das Ohr des Fremden Mannes herunter und wisperte lieblich: „Lüge."
Es klang fast schon trällernd, als würde Aspen dieses Wort singen, aber es war nur für den Mann bestimmt, niemand sonst konnte es hören.

„Lass mich los! Sie bringen dich sonst um!" zischte der fremde Mann und tatsächlich sah Aspen sich kurz um und erblickte die ganzen Leute, die die Waffen auf sie richteten.

„Das wage ich zu bezweifeln. Ich bin immer noch bereit für eine zweite Runde," säuselte sie nur, laut genug, damit alle es hören konnten und die Waffen senkten sich unsicher. So kniete Aspen nun auf dem Rücken des Fremden, ihr Knie bohrte sich unangenehm in sein Schlüsselbein und seine Hände waren nicht zu gebrauchen, da Aspen sie mit ihrem anderen Bein festhielt. Den Kopf hatte die junge Frau mit ihrer Hand zu Boden gedrückt und mir der anderen hielt sie ein Messer an den Hals des Fremden.
"Mein Name ist Asperia verdammt-noch-einmal Salem und wenn ihr denkt, dass ihr mich bezwingen könnt, dann werde ich dafür sorgen, dass der Widerstand meines Bruders neue Mitglieder brauchen wird, weil von euch nichts weiter übrig bleiben wird, als eure Ohren als Erinnerung." Die Drohung war gesprochen, wie Aspen sich gerade fühlte. Ein Tier, dass in die Ecke gedrängt war. Sie wusste nicht, wie lange sie sich wehren könnte, doch in ihrem Kopf bildete sich bereits ein Plan, wie sie alle hier hintereinander töten könnte. Ihre Wunden grenzten sie ein und ihre Energie war gefährlich niedrig, aber sie war eine gottverdammte Assassine. Für solche Fälle war sie ausgebildet worden. Drei Sprünge. Das war alles, was nötig wäre, um alle hier unschädlich zu machen.
„Also. Ich gebe euch noch eine Chance. Wo ist Liope?" fragte sie nur mit einem wilden Blick und einige aus dem Kreis, der sich um sie gebildet hatte, wichen unsicher zurück. Aspen konnte tatsächlich wie ein gefährliches Tier aussehen wenn sie wollte.

Aber plötzlich zischte etwas an Aspens Ohr vorbei und landete neben ihr im Boden. Es war eine einzige Karte, das Ass aus einem normalen Kartendeck und Aspen erkannte es sofort.

„Lio, du Bastard," seufzte sie nur grinsend während ihr Blick in die Richtung wanderte, in der ein Mann stand, der ohne jegliche Ernsthaftigkeit im Gesicht eine weitere Karte zwischen zwei seiner Finger hielt und kreisen ließ.

„Hallöchen, Schwesterherz," flötete er mit seiner amüsierten Stimme und Aspen ließ den Fremden, der sich als ihr Bruder ausgegeben hatte, los um zu Liope zu gehen und ihn zu umarmen.

Jetzt schienen die Leute um sie herum mehr als verwirrt. Kein Wunder, ihr Anführer umarmte gerade eine Fremde, die einen ihrer Freunde mit einem geschickten Judogriff auf dem Boden gefesselt hatte, aber nun, als sie sahen wie die beiden sich umarmten, erkannten sie die Ähnlichkeiten.

„Du bist verletzt. Was ist passiert?" fragte Liope nur, als er das Blut an seine Fingern sah, das von Aspens tiefer Bauchwunde rührte, die sie nur mit Mühe und Not dank dem Ärmel ihres Hemdes verbunden hatte. Doch dieser war schon längst von ihrem Blut getränkt und jetzt erkannte Liope auch, das seine Schwester ziemlich fahl aussah.

„Nur eine kleine Kampfwunde. Ich kann mich später darum kümmern aber jetzt haben wir wichtigeres zu tun," bat sie ihn, doch bevor sie mit Liope gehen konnte, richtete er sich noch einmal zu seinen Leuten um.

„Kein Problem Leute. Das ist meine kleine Schwester Aspen. Ihr wisst was das bedeutet? Wir haben endlich einen realen Grund für ein Fest und Alkohol!" rief er und tatsächlich begannen seine Gefolgsleute an zu jubeln, bevor sich die Masse mit aufgeregtem Gemurmel verteilte und sich die Lichtung wieder lüftete.

|•Sick Boy•|Where stories live. Discover now