[Das goldene Rad]
~Die natürliche Selektion ist unaufhaltsam, nur manchmal muss man ein wenig nachhelfen~
Aspen war angekommen. Sie war lange durch die Kanalisation gestolpert, hatte die ekelerregenden Gerüche eingeatmet und war beinahe von rieseigen Ratten gefressen worden (Dieses Szenario war vielleicht etwas überdramatisiert, aber dennoch waren da riesige Ratten gewesen, die Aspen mit ihren roten Augen angestarrt hatten).
Aber das hatte sie jetzt hinter sich, denn sie konnte schon hören, das viele Menschen in der Nähe waren. Nur ein Sprung...ein einziger bevor sie zusammenbrechen würde, weil ihre Wunde am Bauch stark blutete und bereits ihr ganzes T-Shirt rot färbte. Ihre Kehle schmerzte und die blauen Flecken bildeten sich bereits in einem dunklen violett darauf ab.
Sie müsste sich nur einmal teleportieren und schon wäre sie bei ihrem Bruder, doch das würde sie viel Energie kosten und das wusste sie ganz genau.
Aber Aspen hatte sich noch nie gerne eingrenzen lassen. Sie war lieber frei, ohne all die Grenzen, die die Welt ihr bereitstellte. Schließlich konnte man keine Grenzen sehen, wenn man die Welt von oben sah.
Kurz nachdem sie sich diesen Gedanken durch den Kopf gehen ließ, war sie auch schon verschwunden und tauchte mitten im Unbekannten wieder auf. Ihre Kraftreserven waren aufgebraucht und sie stolperte nach vorne, sodass sie gegen einen massigen Kerl stieß.
Er war groß, sehr groß. Größer als 2 Meter. Vielleicht sogar um die 3 Meter herum. Jedenfalls sah Aspen, die gerade einmal eine Größe von 1,57 hatte, daneben einfach nur lächerlich winzig aus.
Außerdem war der Mann ziemlich dünn. Er war so dünn, als hätte er keine Rippen und tatsächlich war er platt gedrückt, als wäre sein Körper generell nicht dreidimensional. Er war wie ein Blatt Papier, das der Wind einfach so verwehen konnte.
Aspen war müde und hatte Hunger. Sie hatte ihre Kraftreserven verbraucht und musste erst einmal ein paar Stunden Schlaf und mindestens drei Mahlzeiten verspeisen. Denn auch wenn sie sich teleportierte und somit schneller war, verbrauchte ihr Körper eine Menge Nährstoffe und Energie dafür.
Aber auch wenn sie am Ende war, war ihr Verstand klar und so etwas konnte sie sich nicht einmal vorstellen, vor allem nicht das, was als nächstes passierte.
Der riesige Mann schrumpfte auf ihre Größe, er wurde genauso groß wie sie und nahm ihre Körperform an. Wenigstens wieder dreidimensional, aber noch immer ungesund mager.
„Warte...dich kenne ich doch irgendwo her..." fiel dem fremden Mann auf, der nun wieder aussah wie ein Zwerg mit seinem langen, wilden Bart und den langen, verfilzten Haaren, die ziemlich unordentlich von seinem runden Kopf abstanden. Er hatte eine große Nase, kleine Augen und dünne Lippen, sodass sein freundliches Lächeln eigentlich so aussah, als würde er nur eine Strich als Mund besitzen. Er war nun klein und schmal, hatte eine Melone auf dem Kopf (damit war der Hut gemeint) und einen schwarzen Anzug, der sich seinen Maßen scheinbar ebenso angepasst hatte, denn er passte wie angegossen.
„Das bezweifle ich. Aber könntest du mich zu Liope bringen? Ich muss dringend mit ihm reden," bat Aspen ihn, während ihr Blick in der Gegend umherwanderten und ihren Bruder suchten.
„Aber hier bin ich doch," antwortete eine ihr bekannte Stimme und statt des kleinen Mannes stand nun Liope vor ihr, der zwar auch nicht sonderlich groß war, aber wenigstens einen Kopf größer als Aspen es war. Seine schwarzen Haare waren unordentlich, die kleine Locken fielen ihm in die Stirn, standen aber zugleich auch wild ab, als wäre jemand mit seiner Hand durch diese Locken gefahren. Seine blasse Haut sah aus, als wäre sie aus reinem Porzellan und trug einen leichten Schimmer, auch wenn das Sonnenlicht nicht hier hinein drang. Seine Augen waren grün-orange, genauso, wie die von Aspen.
YOU ARE READING
|•Sick Boy•|
Fantasy|•Phoenix Arise•| •Sick Boy• ~Der lebende Tod~ -·Part 1·- [~Die Unendlichkeit kann einsam sein, ohne das gewisse Maß an Abenteuer~] Viele hundert Jahre sind vergangen und Amerika hat sich nach der Seuche vollkommen verändert. Der Frost, der Name der...
