Ich blickte zu den Jungs aus dem Team und sah, wie Christian Ben etwas zuflüsterte, die beiden blickten zu uns rüber und ich hoffte, er gab Ben nun einen Anstoß.

»Tja, heute sind wir entweder alle gleich cool oder gleich lahm. Wir wissen es nicht, weil wir nicht wissen ob gerade irgendwo eine coolere Party steigt.« Ich nippte an meinem Bier.

»Also sind wir wie Schröders Hund?« Fiona zog eine Augenbraue hoch und ich ärgerte mich immer noch, dass es bei ihr so verdammt gut aussah, während ich immer aussah, als hätte ich einen Schwächeanfall oder eine andere Störung.

»Schrödingers Katze«, korrigierte Laura sofort.

»Von mir aus auch die. Wir sind also cool und uncool zugleich?« Erneut brachen wir in Gelächter aus. Es war kaum auszuhalten, wie tiefsinnig wir sein konnten.

»Ihr habt einen Knall, das ist alles.« Ben stand nun vor uns und trug endlich ein Shirt. Es war zwar nur ein schwarzes Muskelshirt, aber immerhin wurden wir nicht mehr gezwungen seine Bauchmuskeln anzustarren. Nicht dass es schlimm gewesen wäre. Keiner wusste, wie lange Fiona diesem Anblick noch widerstehen konnte, ehe sie ihr revier markieren würde.

»Belauschst du etwa die wichtigen Frauengespräche?« Entrüstete verschränkte ich die Arme vor der Brust, konnte aber ein Lächeln kaum unterdrücken. Ich war so schrecklich verräterisch.

»Nein, aber darüber nachzudenken, ob ihr nun zu den Coolen oder nicht gehört? Was stimmt nicht mit euch? Ihr seid hier bei uns, also gehört ihr zu den Coolen.« Er baute sich in voller Größe vor mir auf. Ich kam mir so schon klein vor, aber gerade sehr viel kleiner.

»Ey, machst du mein Mädchen dumm von der Seite an?« Christian tauchte neben ihm auf und boxte Ben gegen den Oberarm.

»Dein Mädchen?« Ben sah zwischen Christian und mir hin und her. »Ich glaube kaum das du einen Anspruch auf sie erhoben hast.«

»Dann nehme ich halt Fiona mit.« Kaum hatte Christian es ausgesprochen, warf er sie auch schon über seine Schulter.

»Wir sind hier nicht in der Steinzeit...« protestierte Laura die von einem anderen Typen mitgenommen wurde. Meine Freundinnen wurden also entführt und ich stand hier allein mit Ben, der mich immer noch ansah.

»Du hättest dir Fiona schnappen sollen«, sprudelte es aus mir heraus und dass ich sie verraten hatte, schlug ich mir auf den Mund. Nicht dass diese Geste mich ein weiteres Mal verriet. Ich war die mieseste Freundin, die man haben konnte.

»Sie steht also auf mich.« Ein Mundwinkel zuckte verräterisch und seine Augen deuteten ein Lächeln an. Das war eindeutig keine Frage.

»Ich weiß, du bist einer von den Guten. Aber ich muss es dir trotzdem sagen. Brich ihr das Herz und ich breche dir die Nase«, Ich versuchte mich ebenfalls groß zu machen, reichte ihm aber nicht mal bis zur Schulter. Er sollte sich nicht mit mir anlegen. Blaine war viel zu leicht davongekommen, für das, was er getan hatte. Wenn Ben ihr auch noch das Herz brechen würde, sollte er sich besser in achtnehmen, oder besser das Land verlassen.

»Keine Sorge, ich bin kein Arschloch.« Er fuhr sich durch seine dunklen Locken. »Ich habe glaub ich genauso schiss davor, wie sie, wieder auf die Fresse zu fallen. Was Lindsey und Blaine da abgezogen haben war unterste Schublade.« Ben sah mir direkt in die Augen, als wollte er meine Erlaubnis. Sichergehen, dass ich ihm glaubte und ihm meine Freundin anvertraute.

»Das weiß ich. Aber ich muss auf meine Freundinnen aufpassen.«

»Du wärst nicht du, wenn du nicht immer alle beschützen würdest.« Er nahm mich kurz in den Arm und drückte mich. »Ich sag ja, die gute Seele des Campus.«

»Na ja, ich konnte ja auch lange nicht mehr meine andere Seite zeigen.«

Da Christian seit dem Unfall fast schon ein Engel war, gab es keine Möglichkeiten mehr, dies Seite rauszulassen.

»Ist mir auch schon aufgefallen. Du hast einen interessanten Einfluss auf Chris.«

Aus einer Ecke ertönten nun Stimmen, die ich zu gut kannte zu einem ein Mashup aus Chasing Cars und Every Breath you Take.

»Er wird sich irgendwann wieder austoben. Keine Sorge.« Ich stieß Ben leicht an und deutete ihm an mir zu folgen.

»Das wage ich zu bezweifeln.« Seine Worte waren leise, aber laut genug, dass ich sie hören konnte. »Die beiden singen gut«, wechselte er schnell das Thema.

Es erstaunte mich immer noch, wie gut Christian singen konnte. Was konnte dieser Typ eigentlich nicht? Er sang den Part aus Chasing Cars und zwinkerte mir kurz zu, als wäre er ein großer Popstar und ich sein Groupie. Einige andere versammelten sich mittlerweile um die Karaoke Station.

Bei den letzten Zeilen blickte Christian erneut zu mir und ich war nicht in der Lage wegzusehen, blieb an seinen Augen hängen.

»Mitkommen...«, rief Laura und zog mich mit zu Fiona, während Christian ihr das Mikrofon in die Hand drückte. Sie gab mir keine Chance in dieser Situation gefangen zu bleiben. Laura schien zu merken, dass da etwas vor sich ging, was vielleicht nicht gut enden würde.

Sie hatten sich aber nicht tatsächlich Wannabe ausgesucht. Warum quälten sie mich nur so. Selbstverständlich schmetterten wir diesen Song wie eine Hymne so oft vor Partys. Der Song war schon lange in uns drei aufgeteilt und es war mir auch egal, ob jemand mitbekam, wie schief ich klang, im Vergleich zu Fiona. Es ging um den spaß und genau deswegen sangen wir auf vielen Partys irgendwann die schlimmsten Songs.

Die Cheers wollten uns gar nicht mehr gehen lassen, denn nun hatten sie einen Song von Taylor Swift ausgewählt und ich war mir nicht sicher, wie ich mich unbemerkt davonstehlen konnte. Christian und Ben standen jedoch einfach nur mit einem breiten Grinsen da und betrachteten uns. Raunten sich immer wieder etwas zu, ohne wirklich die Blicke von uns zu nehmen. Wie gerne würde ich ihm gerne ein Bier über den Kopf kippen. Nach Taylor kaperten die Jungs aus der D-Line die kleine improvisierte Bühne und verscheuchten uns. Sie hatten wohl genug von unserer Girlpower oder Angst, dass wir gar nicht mehr aufhören würden ihre Party mit diesen Liedern zu versauen.

»Fiona, du solltest das echt professionell machen.« Ben applaudierte ihr, als wir bei ihnen angekommen waren.

»Am besten mit Christian zusammen. Ihr klingt super zusammen.« Andrew bedachte die beiden ebenfalls mit einem anerkennenden Blick.

»Ich stelle mir gerade ein Lagerfeuer vor und eine Gitarre und dann singt ihr für uns. Klingt nach einem richtig coolen Sommer.« Ben sah zwischen den beiden hin und her.

»Scheitert daran, dass man hier nirgendwo einfach mal ein Feuer legen kann.« Christian zuckte mit den Schultern.

»Bei dir klingt das gleich wie ne Straftat.« Laura sah ihn erschrocken an.

»Ihr wisst schon, wie ich das gemeint habe.«

»Dann hättest du nicht Feuer legen sagen sollen.« Ich konnte ihm leider nicht unterstützend zur Seite springen, dazu hatte er sich wirklich zu blöd ausgedrückt.

»Meine Eltern haben einen großen Garten, mit einer Feuerstelle, ich denke das lässt sich einrichten«, brachte sich nun Andrew erneut ein und alle Blicke hafteten auf ihm.

»Werden wir gerade ernsthaft so ne richtige Clique?« Fiona sah jeden einzelnen an.

»Ist ja furchtbar. Ich glaube darauf brauch ich ein Bier.« Christian wendete sich ab, drehte sich kurz zu mir und sah mich fragend an. »Auch noch eins, oder muss ich mir dann Sorgen um meine Schuhe machen Babe?«

»Wirklich witzig Natherson.«

Kurz darauf stand er wieder hinter mir, ein Bier in der Hand für sich und ein Wasser für mich. Ich nahm es dankend entgegen und unterhielt mich weiter mir meinen Freunden, unseren Freunden. Ein merkwürdiger Gedanke.

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