Merope's Geheimnis

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"Du bist die Schwester von Lord Voldemort." Es war, als hätte Dumbledore mir ins Gesicht geschlagen. Als wäre alle Luft in meinen Lungen plötzlich verschwunden. Als hätte jemand meinen Kopf zusammen gepresst und nicht mehr losgelassen. Ich öffnete den Mund, doch ich war nicht fähig zu sprechen. Dumbledore hob eine Hand. "Du hast es versprochen. Lass mir die Zeit, es dir zu erklären." Er sah mich prüfend an. Ich nickte, zitternd, und er fuhr fort. Seine Stimme klang nicht mehr so vergnügt, wie zu Beginn des Gespräches, mehr erschöpft und schwerfallend. "Bevor junge Hexen und Zauberer nach Hogwarts kommen, stehen sie schon unter Beobachtung, wie du weißt. Auch du wurdest beobachtet. Und schon damals sind mir Dinge aufgefallen, die mich zum Nachdenken bewegt haben. Wenn andere Leute gemein zu dir waren, ist ihnen wiederum böses wiederfahren. Ich weiß, dass du dies nicht beabsichtigt hast.", fügte er schnell hinzu, als er meinen aufgebnrachten Gesichtsausdruck bemerkte. "Und dennoch...", fuhr er fort, "Waren es eben diese Dinge, die mich gewundert haben. Auch waren diese Dinge bereits damals von hoher Magie. Ich habe Nachforschungen angefangen, die mich jedoch nicht weit gebracht haben, weswegen ich die Sache so beließ, wie sie war. Als der sprechende Hut jedoch sein Urteil über dich fällte, wusste ich, dass ich etwas bei meinen Nachforschungen übersehen haben musste. Also suchte ich weiter. Es war weithergeholt, doch ich dachte mir, dass ich mich möglicherweise mehr in den Bereicht der Gaunts wagen sollte. Wer die Gaunts sind, weißt du vermutlich.", er sah mir direkt mit seinen hellblauen Augen in die meinen. "Seine Verwandschaft.", bemerkte ich trocken Dumbledore nickte. "Genau." Er strich sich mit seiner rechten Hand nachdenklich durch seinen langen Bart. "Ich fixierte mich sogleich auf die Tochter der Gaunts, Voldemorts Mutter. Bisher war mir bekannt, dass sie, nachdem sie ihn im Waisenhaus abgesetzt hatte, alleine und zurückgezogen gestorben war. Dem war nicht so. Wie ich durch einige Verwechslungszauber an Muggeln herausfinden konnte, war sie weiter nach Schottland gereist, um es dort ein weiteres Mal mit der Liebe zu versuchen, wie sie sie bisher nur unerwidert erlebte. Viele Jahre voll vergebenem Warten vergingen. Merope Gaunt war schon eine sehr alte Frau, als sie einen jungen, stattlichen Mann von gutem Elternhaus entdeckte. Natürlich war dieser von der uralten Frau kein bisschen verzückt. Deswegen griff sie zu alten Mitteln, gab auch ihm, wie damals Tom Riddle einen Liebestrank, und so verbrachte er viele Jahre seines Lebens mit ihr. Merope hielt sich nur mit starken Verjüngungstränken am Leben, sonst wäre sie eigentlich schon längst gestorben. Als sie merkte, dass ihr Ende nicht mehr lange aufzuhalten war, beschloss sie, mit Hilfe von Magie nocheinmal ein Kind mit ihrem Liebhaber zu bekommen. Dich.", fügte er hinzu und ich schluckte. "Sie verstarb kurz nach deiner Geburt, der Liebestrank hörte auf zu wirken und der arme Mann bemerkte, dass er Jahre seines Lebens im Schein verbracht hatte. Wütend darüber, auf Merope hereingefallen zu sein, packte er all seine Sachen und lies alles zurück." Dumbledore kratzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht am Hals. "Muggel aus der Nachbarschaft haben dich gefunden und ins Waisenhaus gebracht. Dort hat es nicht lange gedauert, bis deine Eltern dich gefunden und adoptiert hatten." Mir klappte der Mund auf. "Ich...ich wurde adoptiert?" Meine Stimme war mehr ein Krächzen. "Ja, Sidney. Aber das ändert nichts daran, wer deine Eltern sind und wo du herkommst. Du bist und bleibst ihr Kind." Ich schüttelte den Kopf und kämpfte mit den Tränen. "Ich muss sie sprechen.", presste ich hervor. "Das wirst du.", sagte Dumbledore. "Aber zuerst müssen wir das hier zu Ende bringen." Ich s chaute ihn an und wurde etwas beruigt durch den zusprechenden Blick des alten Mannes. "Okay.", flüsterte ich. Dumbledore atmete hörbar aus und sagte dann: "Was weißt du über die Gaunts, Sidney?" Ich dachte nach. "Nun ja...Sie sind eine alte und mächtige Familie. So stand es jedenfalls in den Harry Potter Büchern, dieser Teil muss wohl wahr sein. Sie...sie sind Nachkommen von Salazar Slytherin. Sie sprechen Parsel und scheinen nicht die Friedlebensten Menschen zu sein. Voldemort ist ein gutes Beispiel dafür." "In der Tat. Wie ich sehe, weißt du bereits einiges. Nun, wie es scheint, scheinen Meropes Kinder immer eine ausgerwöhnliche Form der Magie zu besitzen. Aber du scheinst vom Wesen nicht wie die Gaunts zu sein. Außer deinem Blut und deiner Macht, hast du nichts mit Voldemort gemeinsam, verstehst du das?" Ich starrte ihn nur an. "Du hast ein Recht zu erfahren, wieso du so bist wie du bist. Woher du kommst. Aber all das definiert dich nicht. Du definierst dich selbst, ganz egal, wo du herkommst." "Ich hoffe es.", flüsterte ich. "Wer weiß es alles? Dass ich...seine...wer weiß es?", wollte ich wissen. "Die einzigen Personen, die Bescheid wissen, sitzen hier im Raum. Und ich rate dir, dass es dabei bleibt. Die Konsequenzen würde ich niemandem wünschen." Ich kniff die Augenbrauen zusammen. "Sie meinen, weil die anderen Leute reden werden? Weil sie Angst vor mir bekommen werden?" Dumbledore lies ein leises, trauriges Lachen hören. "Ich wünschte, das wäre das größte Problem." Er sah mir ernst in die Augen. "Wenn Voldemort herausfindet, dass es jemanden gibt, der ihm ebenbürtig ist, oder sogar mächtiger als er, wird er alles daran setzten, denjenigen zu töten, ganz gleich, ob es sich dabei um seine Schwester handelt." Ich riss die Augen auf. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. "Ich habe den Lehrern mitgeteilt, dass sie bei niemandem ein Wort über deine ausergewöhnliche Begabung oder deinen Privatunterricht verlieren sollen. Auf eine Begründung haben sie zum Glück verzichten können. Aber sei dir stets über die Konsequenzen bewusst." Ich schluckte stark. Dann sagte ich leise. "Ich bin mit Harry Potter befreundet, wissen Sie." Dumbledore nickte verständnisvoll. "Darüber wurde mir schon berichtet. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für dich sein muss. Aber du beschützt mit deinem Schweigen nicht nur dich, sondern auch ihn." Ich presste beide Lippen aufeinander. "Ich weiß..." "Mein Büro steht dir jederzeit offen, Sidney, jederzeit. Für heute, glaube ich, waren das genug Informationen. Schlaf. Nichts was ich dir gesagt habe, ändert etwas an dir." Doch das stimmte nicht. Es änderte einfach alles. Ich war schon fast bei der Tür angelangt, als ich mich umdrehte und sagte: "Professor Dumbledore, Sir?" "Ja?", fragte er in ruhigem Ton. "Wenn es Mittel gibt...wenn es Wege gibt, ihn zu vernichten, dann will ich helfen. Ich werde helfen.", sagte ich und fragte mich gleichzeitig, woher ich aufeinmal diesen Mut nahm. Dumbledore lächelte. "Und wiedereinmal der Beweis, dass du ein wahrer Gryffindor bist." Ich wurde mir über seine Worte klar und fühlte mich etwas bestärkt. "Gute Nacht, Sidney.", sagte er höflich. Ich wusste, dass dies mein Stichwort zum Gehen war. "Gute Nacht, Professor.", sagte ich und drehte mich endgültig um, um das Büro zu verlassen. Am Ende der Wendeltreppe angekommen erblickte ich tatsächlich Ron, der die ganze Zeit gewartet hatte. Er lehnte an der Wand, den Kopf hängend mit verschränkten Armen, weil er eingeschlafen war. "Ron?", fragte ich leise. Er schreckte hoch. "Ich bin wach, ich bin wach...Wie ist es gelaufen?" Ich zögerte..."Lass uns in den Gemeinschaftsraum gehen, ich bin echt müde, wäre das in Ordnung?" Ron schien etwas mit sich selbst zu kämpfen, dann zwang er sich zu einem Lächeln und meinte, das sei in Ordnung. Im Gemeinschaftsraum verabschiedeten wir uns und er lief gleich in seinen Schlafsaal. Auch ich wollte mich gerade auf den Weg machen, als ich verwuschelte, Schwarze Haare am Ende des Sofas entdeckte. Dort lag ein schlafender Harry, der offensichtlich auf uns warten wollte. Ich ging um das Sofa herum und kniete mich an das Kopfende. Ich zögerte erst, doch dann strich ich sanft mit meiner Hand über seine schwarzen Haare. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Zum Glück schlief Harry. Leise schluchzend flüsterte ich: "Ich wünschte, ich könnte dir erzählen, was wirklich los ist. Aber für jetzt muss es genügen, so wie es ist." Ich fühlte einzelne Tränen eine Wangen hinunter laufen. "Schlaf gut, Harry Potter.", flüsterte ich ein weiteres Mal und lies den schlafenden Harry auf dem Sofa zurück. In meinem Bett weinte ich leise in mein Kissen hinein. Ich fühlte mich so einsam, wie noch nie. 

Das war's für heute ersteinmal. Doch ab jetzt beginnt es spannend zu werden. Glaubt ihr, dass jeder Sidneys Geheimnis für sich behält und Voldemort nichts davon erfährt?
Bei Sidney, Harry und Ron nehmen Gefühle und Eifersucht immer noch zu. Vielleicht ist auch ein Weihnachtsball in Planung.
Bis dahin einen schönen Advent! :) 

Plötzlich in Hogwarts - Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt