Silvester Nächte

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"Hermine, du musst mir endlich sagen, was mit dir los ist. Seit dem Ball bist du so..." 
"Es ist gar nichts.",  wehrte Hermine ab und schaute mir nicht in die Augen. Wir standen am Ausgang der großen Halle und wollten gerade zum Stadium gehen, da heute Gryffindor gegen Slytherin spielte. Allerdings hatte ich kurz zuvor Hermine auf die Seite genommen, um sie auf ihr merkwürdiges Verhalten in letzter Zeit anzusprechen. 
"Hermine...", jammerte ich sie an. "Du kannst mir alles erzählen, wirklich. Egal was es ist, es kann schon nicht so..."
"Es ist wegen Ron.", sagte sie plötzlich und sah mich an. Mir klappte der Mund auf. Ich verstand nicht. 
"Wegen...wegen Ron?", fragte ich verwirrt, ich musste etwas falsch verstanden haben. Hermine verschränkte beide Arme und sah mich mit feuchten Augen an. 
"Es geht mir schon eine ganze Weile so, dass ich...dass ich Gefühle für ihn habe. Aber wir streiten uns nur immer zu und Ron würde gar nicht erst auf die Idee kommen..."
"Aber du  hast dich doch so gefreut, mit Ernie auf den Ball zu gehen?", fragte ich sie. 
"Oh Sidney, das war doch nur, um Ron eifersüchtig zu machen! Erst hatte er nur Augen für dich, aber als sich das mit euch geregelt hatte hat er gleich ein Auge auf Padma geworfen. Ernie wusste von der ganzen Sache, sein Ziel war es, Parvati eifersüchtig zu machen und das hat geklappt, denn schließlich gehen sie jetzt miteinander..." Kleine Tränen flossen an Hermines Wangen hinunter. Wie konnte ich nur so dumm sein. Natürlich, jedes Mal, wenn Hermine von Ernie geschwärmt hat, war Ron in der Nähe. Und wie ich ihr von dem Schwindel gegenüber Ron erzählt habe, hat sie sich gleich für ihn eingesetzt und sich um ihn gesorgt. 
"Oh Hermine, es tut mir so Leid! Ich hatte wirklich keine Ahnung. Und ich bin auch noch mit ihm auf den Ball gegangen!",  ich war entsetzt von mir, doch Hermine schüttelte ihren Kopf. 
"Nein, nein, Sidney, dir mache ich keine Vorwürfe, das alles konntest du ja nicht wissen. Es ist nur so schlimm Gefühle für jemanden zu haben, der sie nicht erwidert und du es ihm auch nicht sagen kannst, weil sonst eure Freundschaft zerstört wäre." Ich legte ihr tröstend einen Arm auf die Schulter. "Ich kann dich so gut verstehen. Aber du weißt doch gar nicht, ob Ron nicht auch so für dich empfindet. Vielleicht muss ihm nur auf die Sprünge geholfen werden, oder er versucht dich auch nur mit Padma eifersüchtig zu machen. Das kriegen wir schon hin, Hermine, glaub mir!" Hermine lächelte mich peinlich berührt an. "Danke,  Sidney. Tut mir Leid, ich wollte nicht so heulen. Lass uns jetzt zum Spiel gehen, das wird sicher spannend." Wir liefen gemeinsam zum Stadion, wo schon viele Leute in den Rängen Platz genommen hatten. Auch ich trug heute meinen Gryffindor Schal, um mein Haus anzufeuern. Ganz besonders den einen Spieler...
Madam Hoochs Pfeife ertönte und das Spiel ging los. Rot und Grün schossen in die Lüfte und kämpften um den Ball. Ich hielt Ausschau nach Harry, und fand ihn wenig später mit seinem Feuerblitz suchend nach dem Schnatz umher fliegen. 
"Johnson im Ballbesitz, sie gibt ihn weiter an Bell, Bell täuscht Flint an und...TOR! Tor für Gryffindor, Slytherin kann ihnen einfach nicht das Wasser reichen..." "Jordan!", ertönte McGonnegals Stimme im Hintergrund, die den Lee Jordan, den Kommentator des Spiels des öfteren wegen seiner parteiischen Moderation ermahnte. 
"Entschuldigung Professor, ich versuche nur, die Wahrheit zu sagen...Flint nun im Ballbestitz, er kommt näher an das Tor...Ha! Der Klatscher von Fred Weasley hat ihm seine Tour gehörig vermasselt..."
Nach einer Zeit stand es bereits siebzig zu zehn für Gryffindor. Harry und Malfoy flogen nach wie vor kreisend um das Spielfeld, um nach dem goldenen Schnatz zu suchen. Auf einmal sah ich, wie sich Malfoy plötzlich in die Tiefe stürzte, er musste den Schnatz entdeckt haben.
"Komm schon Potter, lass diesen Schnösel nicht den Schnatz fangen!", feuerte ihn Lee an und das ganze Stadium hielt den  Atem an. Malfoy war fast am Boden angelangt, Harry hätte keine Chance mehr, den Schnatz zu bekommen. Doch auf einmal flog auch Harry im Sturzflug auf den Boden zu, jedoch an einer völlig anderen Stelle wie Malfoy. Kurz vor dem Boden zog Harry seinen Besen wieder nach oben, und... "SIEEG!", brüllte Lee Jordan. "Sieg für Gryffindor! Harry Potter hat den Schnatz gefangen! SIEG! Was Malfoy da wohl nachgejagt ist....wir werden es nie erfahren. Gegen die Gryffindors habt ihr keine Chance, ihr Jammerlappen!" "Jordan!", hörte man McGonnegal rufen, doch die Freude in ihrer Stimme war deutlich heraus zu hören. Die Slytherins landeten bedrückt am Boden, während das Team der Gryffindors jubelnd Harry auf die Schultern packten. Malfoy funkelte Harry böse an, doch der bemerkte das kaum. Er hatte ein Siegesstrahlen aufgelegt, das mich einfach nur glücklich machte. 
"Du warst super!", sagte ich, als ich mit Hermine auf das Spielfeld rannte und ihn mit einer stürmischen Umarmung begrüßte. Harry wirbelte mich in der Luft im Kreis.
"Ich dachte erst, Malfoy würde den Schnatz kriegen, aber anscheinend  hat er doch nur einer Amsel nachgejagt.", sagte er, als er mich wieder absetzte. 
"Wo ist eigentlich Ron?", fragte Hermine in beiläufigem Ton.
"Keine Ahnung, war er nicht bei euch?", fragte Harry irritiert. Wir schüttelten den Kopf. Aufeinmal kam er mit seinen beiden Brüdern Fred und George auf das Spielfeld.
"Sorry man, dass wir nicht zusehen konnten.", sagte er und klopfte Harry anerkennend auf die Schultern. "Wir haben für heute Abend etwas vorbereitet. Es ist Silvester und Gryffindor hat auch noch gewonnen...das wird eine richtig gute Party, sag ich euch!", erklärte Fred.
Am Abend stand ich gemeinsam mit Hermine vor dem Spiegel und wir machten uns fertig für die anstehende Party, die im Gemeinschaftsraum stattfinden sollte. Ich trug ein Palietten besetztes Kleid mit offenen, glatten Haaren.
"Ich weiß nicht, ob es eine so gute Idee ist, wenn ich da hingehe.", meinte Hermine, während sie sich ihre Ohrringe anlegte. "Ron wird sicher nur bei Padma sein..."
"Ach Unsinn.", sagte ich aufmunternd. "Nutze den heutigen Abend, um Ron von deinen Gefühlen zu erzählen. Du wirst sehen, alles wird gut werden." Hermine lächelte mich unsicher an. Als wir die Treppe vom Schlafsaal hinunter gingen, kam uns bereits laute Musik entgegen. Die Weasleys hatten wirklich alle Arbeit geleistet. Am Rand stand ein großes Buffet mit allen möglichen Speißen aus der Küche. Am anderen Ende war eine Bar aufgebaut, wo Lee Jordan den Barkeeper spielte. Die Party hatte jetzt schon eine atemberaubende Stimmung. Die Leute lachten und tanzten und hatten jede Menge Spaß. Aufeinmal spürte ich, wie sich zwei Arme von hinten um meine Taille schlungen.
"Du siehst atemberaubend aus, Sidney.", flüsterte die Stimme Harrys in mein Ohr. "Hoffentlich kommen die anderen Männer hier auf keine falschen Gedanken." Ich drehte mich lächelnd um und hielt mich an Harrys Schultern fest. 
"Mein Interesse  gilt ehrlich gesagt nur einem hier." Harry grinste mich an und gab mir einen Kuss zur Begrüßung. 
"Möchtest du etwas trinken?", fragte er höflich.
"Ein Butterbier wäre toll, danke." Er zwinkerte mir zu und verschwand in der Menge. Aufeinmal tauchte Hermine auf.
"Ich komm mir so dumm vor.", jammerte sie. "Ron ist nirgends zu finden und..."
"Sieh mal, da ist er.", sagte ich und deutete in Rons Richtung, der gerade am Buffet stand und sich lachend mit zwei Ravenclaws unterhielt.
"Okay.", sagte Hermine und straffte die Schultern. "Ich werde es jetzt tun, Sidney." Ich nickte ihr aufmunternd zu, als sie sich in seine Richtung begab. "Ron, ich...", setzte sie an, doch verstummte dann. Ron zog gerade Padma Partil zu sich heran und gab ihr einen Begrüßungskuss auf den Mund. Er lächelte sie an und wandte sich dann an Hermine.
"Hey Hermine, was gibts? Padma kennst du ja schon, ich wollte es euch heute Abend erzählen, wir zwei sind jetzt..." "Entschuldige mich kurz.", sagte Hermine. Ihre Stimme klang nicht nach ihr. Sie drehte sich in Windeseile um und lies den verdutzten Ron mit Padma stehen.
"Hermine...", flüsterte ich, als sie an mir vorbeikam.
"Ist schon okay.", schluchzte sie leise. "Wirklich. Ich möchte jetzt alleine sein." Und somit verschwand sie in der Menge. Ich schaute ihr mit einem mitleidigen Ausdruck nach.
"Hab ich was verpasst?", fragte Harry mich, als er mit den zwei Butterbier wieder auftauchte und mir das eine überreichte. Mein Blick war immer noch in die Richtung gerichtet, in der Hermine verschwunden war. Ich wandte mich wieder zu Harry und versuchte zu lächeln.
"Das erkläre ich dir später, es ist nicht das Beste Thema für eine Party. Danke für das Butterbier.", fügte ich mit einem Lächeln hinzu und nippte daran.
"Wie wär's, wenn wir langsam rausgehen? Das Feuerwerk fängt sicher bald an." Ich nickte ihm zustimmend, und so gingen wir auf die große Dachterasse des Gryffindorturms, wo sich schon einige Leute versammelt hatten.
"Auf ein neues Jahr.", sagte Harry und gemeinsam stoßten wir an.
"Sieh an, sieh an.", hörte ich aufeinmal eine höhnische Stimme hinter uns. Draco Malfoy stand uns mit seinen zwei Kumpanen Crabbe und Goyl gegenüber. "Das neue Traumpaar von Hogwarts begrüßt das neue Jahr.", seine Stimme war voller Spott. Ich drückte mich enger an Harry, der mich fest im Arm hielt. 
"Wer hat dich bitte hier rein gelassen? Tut mir Leid, Malfoy, aber das ist keine Party für Verlierer, schon gar nicht für so schlechte wie dich." Malfoy funkelte Harry böse an.
"Sieh dich vor, Potter. Slytherin war nicht der Einzige, der heute verloren hat." Harry spannte seine Brust. "Was willst du damit sagen? 220 zu 10, Gryffindor hat eindeutig gewonnen. Ich hätte nicht erwartet, dass du noch nichteinmal mehr zählen kannst." Malfoy spitzte seine Lippen.
"Ich meine damit, dass du diese perverse Beziehung mit deiner Freundin führst und auch noch im Begriff bist, sie im nächsten Jahr fortzusetzen." Harrys griff um meinen Arm wurde noch fester. 
"Ich liebe Sidney. Ich kann mir keine bessere Freundin als sie vorstellen." Aufeinmal erschien ein feixendes Grinsen auf Malfoys blassem Gesicht.
"Du hast es ihm nicht gesagt?", fragte er mich. "Du hast es ihm wirklich nicht gesagt?" Seine Stimme war nun ein höhnisches Lachen. Ich spürte, wie mein Herz immer schneller zu schlagen begann. Das konnte nicht sein. Woher sollte ausgerechnet Malfoy es wissen? Die Panik stand mir ins Gesicht geschrieben. "Ich...ich...", begann ich zu stottern. Malfoy hielt sich den Bauch vor seinem künstlichen Lachen. "Ich glaub es nicht..." Harry trat einen Schritt vor. 
"Wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es jetzt Malfoy. Ansonsten verschwinde und verdirb uns nicht die Feier!" Malfoy richtete sich immer noch grinsend auf und schaute Harry ins Gesicht.
"Deine ach so perfekte Freundin, die du jeden Tag küsst, ist die Schwester von dem Mörder deiner Eltern. Die Schwester von Du weißt schon wem! Ich habe sie und Lupin neulich belauscht, wie sie in ihren Privatstunden darüber gesprochen haben. Viel Glück noch mit der Süßen." Es war, als hätten Malfoys Worte die Zeit angehalten. Ich spürte, wie Harrys Arm langsam von meinen Schultern fiel, er sein Gesicht in meine Richtung drehte und sich das blanke Entsetzten darin wiederspiegelte. Malfoy suchte währenddessen das Weite, er hatte seine Arbeit getan. 
"Harry...", setzte ich an, meine Stimme klang flehentlich.
"Sag mir, dass das nicht wahr ist.", sagte er tonlos.
"Ich..." "Sag mir, dass du mich nicht die ganz Zeit angelogen hast! Mir vorgespielt hast, du wärst eine Muggelgeborene aus einem kleinen Vorort!", seine Stimme wurde lauter. "Du bist seine Schwester!", rief er. "Er hat meine Eltern umgebracht! Er will mich umbringen! Wie kannst du nur..." Er versuchte sich zu beruhigen. Dann schaute er mir ins Gesicht.
"Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben." Sein Blick war eisig. "Harry, bitte, ich...", flehte ich, doch er sprach weiter. "Ich weiß nicht, was für ein Ding hier gespielt wird, aber ich will damit nichts zu tun haben. Geh mir aus dem Weg. Sprich nie wieder auch nur ein Wort mit mir. Du bist mir fremd."
Er drehte sich um und ich blieb schluchzend zurück. Mit einem Mal war meine kleine, perfekte Welt geplatzt. Ich konnte es Harry nicht verdenken, wie er fühlte, doch trotzallem traf mich seine Kälte mit solch einer Wucht, dass es war, als wäre ich von zehn Lastern gleichzeitig überrollt worden. Aufeinmal spürte ich, wie mich eine Hand grob an der Schulter packte und mich mit sich zog. Ich nahm alles nur noch zur Hälfte war. Die Gesichter, die mich anstarrten, sah ich nur verschwommen. "Sie müssen mitkommen.", nahm ich eine Stimme war und ich ordnete sie der Hand auf meiner Schulter zu. "Sie müssen augenblicklich in das Büro des Schulleiters. Kommen Sie.", sagte die Stimme McGonnegals, und wir verliesen schnellen Schrittes den Gemeinschaftsraum. Ich erinnerte mich nur noch an Bruchstücke dieser Nacht. Plötzlich saß ich auf einem Stuhl in Dumbledores Büro und ettliche Augenpaare waren auf mich gerichtet. Da war Dumbledore, der in der Mitte des Raumes an seinem Schreibtisch saß und die Stirn in tiefe Sorgenfalten gelegt hatte. Rechts und links von ihm standen Professor McGonnegal und Professor Snape, dessen Miene unergründlich war. In McGonnegals Gesicht dachte ich, soetwas wie Mitleid erkannt zu haben. Lupin saß versteckt in einer Ecke des Raumes und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Nach einer Minute des Schweigens sagte Dumbledore schließlich. 
"Voldemort weiß über dich Bescheid. Snape hat es mir gerade erzählt, er kommt von einer Todesserversammlung." Ich sah zu Boden und verstand nicht mehr, was plötzlich mit dem Gleichgewicht der Welt geschehen war.
"Die Schule wird auch bald Bescheid wissen. Es machte an dem Fest seine Runde. Anscheinend schien Malfoy..." Dumbledore hob die Hand, um McGonnegal Schwiegen zu gebeten. 
"Lasst uns jetzt besprechen, wie wir weiter vorgehen werden. Nicht nur Sidney befindet sich nun in schrecklicher Gefahr..." 

Plötzlich in Hogwarts - Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt