Träume

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Harry's Sicht

Ich lief in den Schlafsaal und schlug mit voller Wucht die Tür hinter mir zu. Was war nur los mit mir? Ich schlug mit meiner Faust gegen meinen Schrank und lehnte meinen Kopf dagegen. Was war da eben in mich gefahren? Ich war ein richtiger Vollidiot. Ich konnte es mir nicht erklären, was zur Zeit in mir passierte. Es kam immer wieder vor, dass ich so... wütend war. Plötzlich, ohne Grund. Ich rieb mir meine Stirn, denn meine Narbe tat bereits seit mehreren Stunden weh. Ich wollte Sidney nicht verletzen. Niemals. Als ich diese Dinge zu ihr gesagt habe, war ich nicht ich selbst. Ein Teil von mir, tief in meiner Seele vergraben hat diese Dinge gesagt. Dieser Teil fühlte sich absolut nicht zu mir zugehörig. Wenn ich nur an ihren erschrockenen Ausdruck in ihrem Gesicht dachte... Du bist ein Monster, Harry. Ein richtiges Monster. Ich musste mich von ihr fernhalten, denn sonst würde ich sie nur noch mehr verletzen. Aber war ich stark genug, das zu schaffen? "Hey man, alles in Ordnung mit dir?", fragte Ron, der von seinem Bett aufgestanden war und meine Selbstkonfrontation mit angesehen hatte. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und versuchte ein entspanntes Gesicht aufzulegen. "Jah...ja alles gut, danke. Kopfschmerzen.", fügte ich hinzu, als ich den besorgten Ausdruck in seinem Gesicht bemerkte. Allerdings schien er sich mit dieser Antwort zufrieden zu geben, denn nun entspannten seine Gesichtszüge sich und er lächelte leicht. Ich zog meinen Schlafanzug an, legte mich in mein Bett und drehte mich mit dem Kopf in Richtung Wand, sodass ich niemanden sonst sah. Ich schloss gerade die Augen, als Ron sagte: "Was wollte McGonnegal?", fragte er in bemüht beiläufigen Ton. "Hogsmade Formular. Von Sirius.", sagte ich. Ich konnte mir vorstellen, wie Ron einsichtig nickte. Nach ein paar Sekunden sagte er wieder: "Und...ähm, was wollte sie von Sidney?" Ich erkannte sofort, dass er nur darauf hinaus wollte. Ich überlegte, ob ich es Ron sagen sollte. Er war mein bester Freund, ich wusste, ich könnte ihm vertrauen. "Sidney soll in den nächsten Wochen privat Unterricht von den Lehrern bekommen. Anscheinend hat sie eine besondere Begabung. Wenn sie soweit ist, soll sie in eine andere Jahrgangsstufe versetzt werden. Mehr weiß ich auch nicht." Ich musste mich zwingen, jedes einzelne Wort zu sagen, denn jedes erinnerte mich nur an mein Verhalten Sidney gegenüber von vorhin. "Wow.", pfiff Ron durch die Zähne. "Du darfst es niemandem sagen, dass du es weißt, Ron. Niemandem. Sidney kommt mit der ganzen Sache nicht so klar, glaube ich." "Nein, keine Sorge. Aber irgendetwas hat dieses Mädchen, weißt du? Sie ist nicht wie die anderen.", stellte Ron fest. "Nein, das ist sie nicht...", murmelte ich, mehr für mich selbst. Ich schloss meine Augen und fiel in einen unruhigen Schlaf.

Sidney's Sicht

Ich schlug meine Augen auf. Sie fühlten sich schwer und trocken an, da ich die letzte Nacht sehr viel geweint hatte. Ich stand auf und sah in den Spiegel. Ich sah grauenvoll aus. Nach einer ausgibigen Dusche fühlte ich mich um Welten besser. An meiner Tür klopfte es und Hermine kam herein. Sie war brennend daran interessiert, was McGonnegal mit mir besprechen wollte. Ich überlegte kurz und beschloss schließlich, ihr alles zu erzählen. Alles. Auch das Ende mit Harry. Wir saßen auf meinem Bett und die Sonne strahlte rege hinein. Als ich geendet hatte, sah ich sie unsicher an. Ich konnte ihre Reaktion nicht im Geringsten einschätzen. Dann sagte sie. "Ich freue mich für dich, wirklich.", ihr Tonfall klang absolut aufrichtig. "Ich kann verstehen, wie verwirrend das alles für dich sein muss, aber, oh Sidney! Du hast eine Gabe! Dumbledore will ein persönliches Gespräch mit dir! Du kommst zu uns in die Stufe! Das ist absolut perfekt!", sie strahlte und ich erwiderte ihr Lächeln. "Ich weiß...", sagte ich. "Ich freue mich ja auch, aber auf der anderen Seite... Ich war nie darauf bedacht, irgendwie aus der Reihe zu stechen. Ich will nicht, dass über mich geredet wird. Aber Hermine, du musst mir versprechen, es niemandem zu sagen, okay?" Sie nickte eifrig. "Nein, keine Sorge. Allerdings musst du darauf gefasst sein, dass es Ron auch weiß. Harry wird es ihm erzählt haben." Bei Harrys Namen verkrampfte ich mich, und das merkte sie. Mitfühlend legte sie mir ihre Hand auf die Schulter. "Mach dir keine Gedanken wegen Harry. Er ist in letzter Zeit...anders. Und ich meine er ist anders. Jedenfalls manchmal. Ich glaube nicht, dass es etwas mit ihm zu tun hat, sondern mit..." "Voldemort.", antwortete ich trocken. Sie zuckte etwas zusammen, sagte jedoch dann. "Richtig. Ich denke, du bist nicht die Einzige, die demnächst ein Gespräch mit Dumbledore haben wird. Aber Sidney, sei bitte versichtert, dass Harry nicht immer so ist. Er ist ein wirklich guter Mensch. Zu gut, wenn du mich fragst. Das, was er gestern zu dir gesagt hat, wird ihn noch Tage lang beschäftigen, das kannst du mir glauben. Sei ihm bitte nicht böse." Ich schüttelte den Kopf. Ich war ihm nicht Böse. Das, was mir wirklich an der Sache zu schaffen machte war, wie viel es mir ausgemacht hatte, dass er so zu mir war. Ich hatte keine Ahnung, wie empfindlich ich darauf sein konnte. Wir machten uns auf dem Weg zum Frühstück und meine Laune besserte sich ein klein wenig, als ich bemerkte, dass ich den Weg bis auf ein paar Abzweigungen schon sehr gut kannte. In der großen Halle trafen wir auf Ron, mit dem wir uns an einen Platz am Tisch setzten. Ron warf mir verstohlene Blicke zu. "Er weiß es.", sagte Hermine mit einem Blick auf Ron bedacht, als sie sich Tee einschenkte. "Was?", fragte Ron vorwurfsvoll. Ich musste lachen. "Ist schon gut.", sagte ich. "Aber bitte sag es niemandem." "Das hatte ich nicht vor.", sagte Ron, beleidigt wie ein kleines Kind, dass er hier so in die Mangel genommen wurde. "Wo ist Harry, Ron?", fragte Hermine. "Ich weiß es nicht.", sagte Ron und biss ein großes Stück von seinem Toast ab. "Als ich aufgewacht bin, war er schon weg." In diesem Moment räusperte sich jemand hinter mir. "Sidney?", hörte ich die Stimme Harrys leise fragend. Ich sah ihn an. Man sah ihm die Schuldgefühle ins Gesicht geschrieben. Er schien nervös und schien nach den richtigen Wörtern zu suchen. "Könnte...könnte ich dich vielleicht kurz sprechen? Bitte?", seine Stimme war wirklich voller Reue. Ich schaute kurz Ron und Hermine an, dann nickte ich, legte meine Gabel beiseite und erhob mich. Ich spürte Rons kritischen Blick im Rücken, aber Hermine bedachte mich mit einem "Ich hab's dir doch gesagt" Blick. Harry und ich gingen aus der großen Halle und ich spürte die Blicke von den anderen Schülern, die uns neugierig anstarrten, im Rücken. "Hier lang.", sagte Harry und wir steuerten aus dem Schloss hinaus aufs Gelände. Es war ein schöner Herbsttag, das Schloss und sein Gelände lagen unter goldenen Blättern und einer angenehmen Brise. Ich wusste nicht, wo genau er hinging, aber ich traute mich auch nicht zu fragen. Ehrlich gesagt war ich ziemlich aufgeregt. Wir gingen einen Hügel hinauf und mir stockte der Atem. Der Ausblick war unbeschreiblich. Man konnte auf den schwarzen See hinab sehen, hinter dem sich das Schloss erstreckte. "Ziemlich beeindruckend, was?", fragte Harry. Ich nickte, immer noch sprachlos vor Ehrfurcht. "Ich bin hier ziemlich oft, weißt du. Es hilft mir, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen." Ich sah ihm in seine hellgrünen Augen. Er zögerte kurz, dann sagte er. "Ich war auch gestern hier. Wie ich mich dir gegen über verhalten habe...", er schüttelte den Kopf. "Das war alles andere als okay. Das war nicht ich. Ich kann mir nicht erklären, wie...", er schluckte und blinzelte gen Himmel. Dann schaute er mich wieder an. "Es tut mir leid.", sagte er direkt hinaus. Ich atmete aus und schenkte ihm ein schwermütiges Lächeln. "Willst du darüber reden?", fragte ich und er lächelte mich dankbar an. Wir saßen Stunden oben auf dem Hügel und redeten. Es tat so unbeschreiblich gut. Er erzählt mir viel über seine eigene Geschichte und über seine momentane Lage, dass er glaubte, etwas stimmte nicht mit ihm. Auch ich erzählte viel über mich, und darüber, wie ich mich jetzt fühlte. Ich konnte mich nicht erinnern, je so frei und viel mit jemandem gesprochen zu haben. Als wir uns wieder auf den Weg zum Schloss machten, fühlte ich mich merkwürdig erleichtert, als wären Tonnen von Sorgen von mir abgefallen. Harry schien es genauso zu gehen.

So, dass war's für heute ersteinmal. Ich weiß, dass Kapitel war nicht gerade spannend, aber im nächsten Kapitel kommt das Gespräch mit Dumbledore, und da kommen Sachen ans Licht, die bestimmt niemand gedacht hätte. Wer ist Team Harry und wer ist Team Ron? :)

Plötzlich in Hogwarts - Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt