Kapitel 12 - Und vom Erdgeschoss in die Tiefgarage

6.5K 108 7
                                    

Kapitel 12:

Mit angezogenen Beinen saß ich auf unserer Terrasse hinterm Haus und genoss die frische Abendluft. Ein toller Freitagabend... Wenigstens hatte ich meine Lieblingschips dabei und griff ordentlich zu. Grillen zirpten und im Teich schwammen die neuen Fische, die Daddy und ich heute zu den anderen hinzu gelassen haben. Es ging mir jetzt auf jeden Fall besser als heute morgen. Auch wenn es nur so Kleinigkeiten waren, wie wir zu dritt einkaufen waren... Als Ally ständig nach meiner Meinung fragte wenn sie etwas Neues fand. Sie brauchte ja jetzt langsam Umstandsmode. Obwohl man bis jetzt nur minimal etwas sah. Und wie Dad extra mit mir neue Fische aussuchte und sie dann auch unbedingt mit mir in ihr neues Zuhause setzten wollte. Es hatte mir wirklich gut getan, unbewusst gezeigt bekommen dass man doch irgendwie gemocht wird. Und dass ich doch nicht so unerwünscht war wie ich gedacht hatte. Jedenfalls war es bei Dad und Ally so. Von Tom hatte ich den ganzen Tag nichts gehört und ihn auch kein einziges Mal gesehen. Ally hatte schon verwundert gefragt warum wir nicht Beide etwas zusammen unternahmen. Darauf konnte ich ihr keine Antwort geben. Ich meine, ich wusste ja selbst nicht warum. Schon die ganze Woche ging er mir aus dem Weg. Naja außer Dienstag... da hatte ich ihm die Ohren voll geheult. Vielleicht hatte er deswegen kein Bock mehr auf mich.

Mira hatte ich heute morgen abgesagt. Ich hatte ihr kurz nach dem Telefonat eine Sms geschrieben und mich ausführlich entschuldigt. Ich würde es ja auch wieder gut machen. Denn sie konnte ja nichts dafür dass die Beiden sich so benahmen wie sie es halt taten.

Mein Handy vibrierte und ich nahm es von der Stuhllehne.

Hey Lea. Willst du morgen mit mir shoppen gehen? Muss dringend. Würde mich wirklich sehr freuen. Küsschen, Mira.

Ich schrieb ihr eine Zusage zurück und musste schmunzeln. Schon überraschend dass sie nicht beleidigt war, nach der Aktion heute morgen. Ich musste unwillkürlich an meine beste Freundin aus Deutschland denken, die mir zum Abschied eine Tafel Schokolade geschenkt hatte. Tolle Freundin, echt. Naja, ich war auch nicht wirklich einfach gewesen... Aber ich hatte meine Gründe...

Hinter mir ging das Wohnzimmerlicht an und ich fuhr erschrocken hoch. Ally und Dad waren mal wieder mit den Gingers essen und sollten eigentlich noch nicht zuhause sein.

Wahrscheinlich war es Tom. Aber so früh? Es war gerade mal kurz nach 8.

Ich widmete mich wieder meiner Chipspackung und musste entsetzt feststellen dass sie fast schon leer war. Ich nahm die Tüte hoch und ließ die letzten Krümel in meinen Mund fallen. Die Tüte wurde geknüllt und in den kleinen Mülleimer geworfen. Zurück auf dem Stuhl platzierte ich mich wieder auf unmöglichste Weise hin und suchte nach der Wasserflasche. Manchmal wunderte ich mich wirklich schon selbst warum ich ständig mit angewinkelten oder angezogenen Beinen sitzen musste. Aber dann gestand ich mir immer ein dass es irgendwie verdammt bequem war. Für eine kurze Zeit...

Ich hörte ein Knacken und drehte mich um. Die Terrassentür ging auf und Tom schaute heraus. „Hey... Da bist du ja...“

Ich richtete meinen Blick wieder auf den Teich vor mir und erwiderte genervt. „Ja hier bin ich. Wo denn sonst.“ Tom ging die paar Stufen runter und setzte sich neben mich auf einen Gartenstuhl. „Bist du sauer?“

Ich sagte nichts. Und ehrlich gesagt wusste ich auch gar nicht was ich sagen sollte. Du willst mich nirgends mehr dabei haben. Das vielleicht? Nein. Ich war ja nicht wirklich böse aber ich fühlte mich so alleine gelassen. Besonders von ihm, mit dem ich die letzten Monate die meiste Zeit verbracht hatte, und seinem komischen Freund, der mich nur küsste um einem anderen eine aus zu wischen. Ich legte die Hände vors Gesicht und konnte schon wieder nicht die Tränen aufhalten die in letzter Zeit wieder öfter kamen. „Hey... was ist denn los?“ Sofort rutschte er mit dem Stuhl näher an meinen und nahm mich in den Arm. Ich presste mein Gesicht an seine Schulter, und schmierte schön meinen Mascara in sein damals neu gekauftes Hemd. Ja was denn... Rache musste sein. Und bei dem Gedanken entfuhr mir ein Kichern. „Tut mir leid... Dein Dingsda...“ Ich zog meinen Kopf zurück und suchte nach schwarzen Flecken. Zum Glück waren da keine. „Ach macht nichts.“ sagte er mir und drückte mich wieder an sich. „Und jetzt sag mir warum meine Schwester schon wieder am heulen ist.“ „Hab ich etwas falsch gemacht?“ Ich schob mich wieder weg um zu sehen wie er reagierte. Er sah mich nur verblüfft an. „Nein. Warum denn??“ Mit dem Handballen fuhr ich unter meine Augen um meine Tränen weg zu wischen. „Du machst gar nichts mehr mit mir. Immer bist du mit den anderen weg und fragst mich gar nicht. Oder wir beide zu zweit oder zu dritt unternehmen auch nichts mehr.“ Und wieder drückte er mich an sich und ich spürte wie er seinen Kopf schüttelte. „Aber Lea... das stimmt doch gar nicht. Da bildest du dir nur etwas ein. Bevor ich gestern fragend konnte ob du mit uns ins Kino willst hab ich schon von Dad erfahren dass ihr zu dritt fahrt. Und am Mittwoch wollte Mira was mit dir alleine machen. Und Montag... ja... Manchmal brauchen Jungs auch mal ihre Zeit untereinander. Aber mach dir doch keinen Kopf um so was. Sonst wäre ich ja jetzt gar nicht hier und würde dich abholen wollen.“ Mir entwich ein Lächeln. „Ach Tom... du bist blöd, ey...“ Tom stand lächelnd auf und klopfte mir an die Schulter. „Komm, John wartet in meinem Zimmer. Ich hab dich überall gesucht. Zum Glück bin ich nicht noch zuerst ganz hoch gelaufen um nach dir zu gucken.“

Du bist meine SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt