Fünf (Teil 1/?)

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Ich zog eines der vielen schweren Bücher aus dem Regal und strich mit der Hand über das Cover. Der Schriftzug mit den Worten »Looking For Alaska« zog sich in einem hellen blau über den pechschwarzen Hintergrund. Dieses Buch zählte zu meinen allerliebsten. Damals, als ich es zum ersten Mal gelesen hatte, war ich stundenlang damit beschäftigt gewesen, eine Seite nach der anderen zu verschlingen. Ich konnte es einfach nicht mehr aus der Hand legen. Bis heute hatte ich es schon so oft aus dieser kleinen, alten Bibliothek ausgeliehen und gelesen, sodass ich irgendwann aufgehört hatte mitzuzählen, wie oft ich am Ende seufzend das Buch beendet hatte und mir wünschte, ich wäre wieder beim Anfang. Zufrieden legte ich also das Buch auf den unnormal kleinen Stapel verschiedenster Literatur und drückte ihn fest an mich. Leise schlich ich durch die Gänge und verinnerlichte die verschiedensten Buchtitel in den verschieden großen Regalen. Mal waren sie mit den Rückwänden aneinander gestellt und mal standen sie einfach alleine. Von dieser Bücherei konnte man nun wirklich keine Symmetrie oder ähnliches erwarten. Mit dem Blick zum Boden huschte ich an der Bibliothekarin vorbei, die mich immerzu beäugte, egal was ich tat. Von ihrem Schreibtisch hatte sie die komplette Übersicht über die ganze erste Etage. Und ständig merkte ich, wie sich ihr Blick in meinen Rücken bohrte. Irgendwann würde ich sie wohl darauf ansprechen. Wenn ich endlich den Mut dafür aufbringen konnte, was aufgrund ihrer einschüchternden Art nunmal nicht allzu leicht war. Als ich endlich außer Reichweite war, verlangsamten sich meine Schritte. Ich ließ meinen Blick über die Regale schweifen, bis ich geradewegs auf eines dieser zusteuerte. Nun, da ich vor den Büchern stand und die Titel erkennen konnte, bildete sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen. Denn ich stand genau vor jenem Regal, mit den Neuerscheinungen. Langsam ließ ich meine Finger über die Buchrücken gleiten, bis ich plötzlich innehielt und eines der Bücher zwischen den anderen hervorzog. Ich wog es in meinen Händen hin und her und begutachtete gespannt die silber leuchtenden Sterne, welche sich über Vorder- und Rückseite erstreckten und sich von dem Dunkelblauen Untergrund abhoben. Fasziniert von diesem Anblick bemerkte ich erst etwas verzögert, wie sich jemand räusperte und mein Kopf automatisch nach oben schnellte. Durch die von mir errichtete Lücke zwischen den anderen Neuerscheinungen erblickte ich einen jungen Mann, dessen Alter ich nicht ganz genau einschätzen konnte. Aufgrund des drei Tage Barts wirkte er erwachsener, jedoch machte ihn seine Augenpartie um einiges jünger woraus ich den Entschluss fasste, dass er nicht viel älter sein konnte, als ich. Seine dunkelbraunen Haare waren ordentlich nach oben gestylt, jedoch fielen ihm ein paar Strähnen in seine blauen Augen, aus denen er mich amüsiert fixierte.

»Da warst du wohl schneller als ich«, sagte er mit einer rauen, beruhigenden Stimme und zeigte mir sein strahlendes Lächeln. Je länger ich es beobachtete, desto mehr verstärke sich mein Gedanke, dass es sehr passend für eine Zahnpastawerbung wäre. Jedoch erschien er mir viel zu attraktiv, um weiter darüber zu grübeln. Verwirrt sah ich ihn an, da ich nicht ganz verstand, was er mit seiner Aussage gemeint hatte. Entweder hatte mich sein Aussehen komplett aus der Bahn geworfen, oder er hatte sich einfach nur unverständlich ausgedrückt. Letzteres schien mir glaubhafter.

»Wie bitte?«, harkte ich nach und sein Lächeln wurde noch breiter.

»Na das Buch!«, erklärte er und schielte auf genau das, welches sich in meinen Händen befand. »Ich wollte gerade danach greifen, jedoch bist zu mir zuvorgekommen.«

»Oh, oh Gott sorry ich habe dich bis gerade eben überhaupt nicht bemerkt«, sagte ich und hätte mich sofort für diese Aussage Ohrfeigen können. Geschickter hätte ich mich wirklich nicht ausdrücken können.

»Mach dir nichts draus. Vielleicht gibst du es mir ja, nachdem du es zu Ende gelesen hast«, er lächelte mir zu und die Röte schoss mir ins Gesicht.

»Ach übrigens, ich bin Aiden«, stellte er sich vor, indem er seinen Arm durch den kleinen Spalt zwischen den Büchern steckte, um mir die Hand zu schütteln. Er lächelte mich weiterhin unschuldig an, als wäre es die normalste Sache der Welt, sich auf diese Art und Weise vorzustellen. Ein leises Lachen entfuhr mir und ich ergriff seine Hand, um auch mich vorzustellen.

»Schön dich kennenzulernen, Aiden. Ich bin Reeva.«

»Und weiter?«, fragte er, ohne meine Hand loszulassen.

»O'Grady. Reeva O'Grady«, klärte ich ihn über meinen vollständigen Namen auf, woraufhin er mir ein herzliches Lächeln schenkt.

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