Zwei (Teil 1/2)

112 9 4
                                    

»I don't ever wanna feel like I did that day

But take me to the place I love, take me all the way

I don't ever wanna feel like I did that day

But take me to the place I love, take me all the way.«

Under The Bridge - Red Hot Chili Peppers


»Aber du musst mitkommen!« , sagte Amy, während ich die letzten Bücher in meine Tasche stopfte und den Spind schloss. Langsam setzten wir uns in Bewegung in Richtung der Biologieräume. 

»Du weißt doch, dass ich nicht viel von Jahrmärkten halte. Man gibt einfach nur viel zu viel Geld aus, um einen einzigen Abend Spaß zu haben. Wo ist da der Sinn?« , ich wich einem großen Jungen mit braunen, lockigen Haaren aus, der seine Augen nur auf sein Handy gerichtet hatte und sah Amy fragend an. 

»Der Sinn der ganzen Sache ist, dass du deinen Hintern endlich mal aus deinem Zimmer bewegst und rauskommst, Reeva. Du kannst nicht dein komplettes Leben dort drinnen verbringen. Und außerdem würdest du mir einen riesigen Gefallen tun, mich zu begleiten.« Amy hatte ein großes Talent darin, Menschen um den Finger zu wickeln. Natürlich hatte sie nur ein paar Argumente aufzählen und mich mit ihrem schmollenden Blick ansehen müssen, sodass ich ernsthaft anfing darüber zu grübeln. Ich stieß die hellbraune Holztür zum Bioraum auf und wir gingen zu unseren Plätzen in der zweiten Reihe. 

»Du bist wirklich unmöglich.« , sagte ich lachend, während ich mich langsam auf meinem Stuhl niederließ. Sie verharrte in ihrer Bewegung und sah mich erstaunt und mit offenem Mund an. 

»Wow, das ging schneller als ich erwartet hatte.« , stellte sie fest und lies sich ebenso auf dem Stuhl neben mir nieder. Sie stütze ihre Ellbogen auf die Tischkante und lehnte ihren Kopf gegen die geschlossenen Fäuste. »Weißt du Reeva, ich möchte dich nicht zu etwas zwingen, bei dem du absolut strikt dagegen bist. Ich möchte dich nur etwas unter Leute bringen und einen tollen Abend mit dir haben. Wir waren schon so lange nicht mehr zusammen unterwegs. Süße, das fehlt mir.« , sie lächelte mich an. Ich strich mir eine goldblonde Haarsträhne aus dem Gesicht und sah sie an. 

»Genau deswegen bist du doch auch meine beste Freundin. Weil du es immer schaffst, mich aus meiner Comfort Zone herauszubekommen. Ich gehe gerne mit dir hin. Wirklich. Und wir werden viel Spaß zusammen haben, denn ich kenne niemanden, der dich darin jemals übertreffen könnte.« Die Tür ging auf und Mrs. Griffin legte ihre Unterlagen auf dem Pult im vorderen Teil des Raumes ab.

 »Du bist großartig.« , sagte Amy und zwinkerte mir zu. Dann wendete sie ihre Aufmerksamkeit nach vorne. Ich kramte meinen Block und einen Stift hervor und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Biologie lag mir. Ich war wirklich gut darin, was mich manchmal sehr wunderte. Mir wurde immer wieder gesagt, dass ich sehr kreativ sei, ganz egal ob es um das Zeichnen oder Schreiben gehen würde. Und genau das war der Grund, weswegen ich niemals davon ausgegangen wäre, dass Biologie mir schließlich doch außerordentlich leicht fallen würde. Mrs. Griffin begann eine Mind Map zum Thema »Organe des Menschen« zu zeichnen woraufhin mir ein kleines Lächeln über die Lippen huschte. Auch Amy sah mich lächelnd an. Sie wusste, dass ich dieses Thema lieben würde. Sie knuffte mir in die Seite und wir konzentrierten uns wieder auf den Unterricht.

Nach Schulschluss schlenderte ich die langen Gänge unserer Schule in Richtung Ausgang entlang. Nur noch wenige Schüler legten ihre Bücher in die Spinde zurück und machten sich schließlich auch auf den Weg nach Hause. Ich stieß die große Tür des Haupteingangs auf und tauchte in die warme Frühlingsluft ein. Ein leichter Wind wehte mir durch die Haare und ich roch den Duft des Lavendels am Straßenrand. Von weitem sah ich Amy an meinem weißen Ford SUV lehnen. Auch wenn dieses Auto viel zu groß für mich war, liebten Amy und ich es vom ganzen Herzen. Und da ich diejenige von uns war, die einen Führerschein besaß, konnte sie sich von mir überall durch die Gegend fahren lassen. Sie hatte eine schwarze Sonnenbrille in ihre dunkelbraunen Haare geschoben und sah zum Himmel hinauf. Ich beschleunigte mein Tempo und hüpfte die Treppen zum Parkplatz hinunter. 

Between The LinesWhere stories live. Discover now