Prolog

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»And in a pipe she flies to the Motherland

Or sells love to another man

It's too cold outside

For angels to fly

Angels to fly.«

The A Team - Ed Sheeran


Die Landschaft zog an mir vorbei und das Stimmengewirr der Menschen um mich herum wurde mit jedem Halt der Bahn immer lauter. Ich kramte meine Kopfhörer aus meiner Jackentasche und steckte sie mir in die Ohren. Meine heiß geliebten Kopfhörer, ohne die ich niemals das Haus verließ und ohne die mir schon so oft mein Leben gerettet hatten. Die durch die lauten Stimmen abgedämpfte Musik erfüllte die Welt mit einer Art Ruhe, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt hatte und ich machte sie lauter, um alles andere ausblenden zu können. Ich schloss die Augen und tauchte in eine andere Welt ein. In eine Wunschvorstellung, von der ich wusste, dass sie niemals der Realität entsprechen würde. Leise summte ich den Liedtext von »The A Team« mit, während der blaue Himmel langsam anfing, sich zuzuziehen und kleine Regentropfen gegen die nun immer kälter werdende Fensterscheibe prasselten. Ich genoss die letzten Augenblicke der Ruhe, bis mich die nahezu unverständliche Stimme des Bahnschaffners daran erinnerte, aussteigen zu müssen. ich zog mir die Kapuze meines olivfarbenen Parkas tief in die Stirn und nahm den Kampf gegen den Regen auf mich. Der Weg ins Trockene war nicht besonders weit, jedoch hatte ich keine Chance, gegen das Gewitter anzukommen. Der Bahnhof war voll, voller als erwartet und man sah die menschen mit nassen Schuhen durch die Hallen stapfen. Draußen regnete es in Strömen und der Himmel war schwarz, jedoch verliehen die vielen, bunten Regenschirme, die außerhalb der Glastüren umher tanzten, der Welt wieder ein wenig Farbe. Ich versuchte, mich durch die dichte Menschenmasse hindurchzuquetschen, mit der Intention, rechtzeitig meine Anschlussbahn zu erwischen. Mit meiner Tasche fest an mich gedrückt rannte ich also die große Halle in Richtung Gleis siebzehn entlang, welches natürlich genau am anderen Ende des Bahnhofes lag. Warum müssen Bahnhöfe auch immer ständig so voll sein, dachte ich, während ich in letzter Sekunde einer Frau mit Kinderwagen auswich.

»Tut mir leid«, rief ich ihr nach und rannte weiter in Richtung des Gleises. Die große Uhr des Bahnhofes zeigte an, dass ich noch eine Minute Zeit hatte. Ein letztes mal holte ich tief Luft bevor ich, zwei Stufen auf ein Mal nehmend, die Treppen hochsprintete.


Between The LinesWhere stories live. Discover now