Murphy, du elender Mistkerl - Kapitel 4.1

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Murphy, du elender Mistkerl - 4.1

Ich betrete den Klassenraum und bin froh, dass ich ihn menschenleer vorfinde.

Das Gefühl von Weite und Ruhe gibt Luft zum Atmen.

Durch die hohe Fensterfront fallen wenige Sonnenstrahlen, die sich zwischen den tiefgrauen Wolken hindurchkämpfen. Letzte Regentropfen perlen an der Scheibe ab und ein leichter Wind weht durch den gekippten Fensterflügel.

Im Zimmer sind die Tische in Bahnen angeordnet, was ich sehr angenehm finde, weil so Lila, Isa, Chris und ich zusammen in einer Bankreihe platznehmen können. Auf dem Lehrerpult türmen sich Bücher und daneben ein Heftstapel, der mich auf unangenehme Weise daran erinnert, dass wir gleich unsere Klausur zurückbekommen werden.

Mit einem tiefen Seufzer marschiere ich an meinen Tisch, lasse mich auf den Stuhl fallen, während ich gleichzeitig die Tasche hinknalle und damit beginne, meine Schulsachen auszubreiten.

»Hey, Zara«, sagt Isa, die mich endlich eingeholt hat. Nun lässt sie sich auf den Stuhl neben mir fallen und rückt geräuschvoll näher an meine Seite. Dabei entgeht mir ihr skeptisches Stirnrunzeln keineswegs. »Was ist los? Wieso lässt du dich von dieser Schnepfe so provozieren?«

»Tu ich doch gar nicht«, verteidige ich mich.Isas Brauen wandern in die Höhe.

»Ach«, meint sie, mehr nicht. Schon schmeißen auch Lila und Chris ihre Taschen hin und hocken sich in die Reihe.

»Hast du deine Tage oder was?«, stichelt Chris. »Was bist du denn so überempfindlich?«

»Lasst mich in Ruhe«, murmle ich und vergrabe das Gesicht in meinen Händen. »Ich hab einen echt miesen Tag.« Und das ist nicht mal gelogen.

Ich wundere mich schon, dass kein Kontra kommt, vor allem nicht von Chris, als plötzlich ein Schatten auf meinen Tisch fällt. Meine Freunde verstummen alle auf einen Schlag. Eigentlich hätte ich allein deswegen sofort ahnen müssen, dass etwas nicht stimmt.

Langsam hebe ich mein Gesicht aus den Händen.

Vor mir steht Ben.

»Du bist Zara, nicht?«, möchte er von mir wissen. Ich nicke knapp, während er seinen Hintern unaufgefordert und mit einer unnachahmlichen Coolness auf der Tischkante platziert. Er lächelt, als gäbe es kein Morgen mehr. Doch es ist nicht sein Lachen, was das Flattern in meinem Bauch hervorruft. Zumindest nicht nur. Es ist, als ob seine Augen ...?

Entschlossen reiße ich meinen Blick von ihm los, denn ich will mich nicht darin verlieren, und wende mich stattdessen Isa zu, die mich ebenso entgeistert wie überrascht anstarrt. Fast, als wäre ich irgendein überirdisches Phänomen. Sie fuchtelt nur wild mit den Armen, in der Hoffnung, ich könne ihr erklären, was Bens Auftritt zu bedeuten hat. Ich schaue sie ebenso ratlos an wie sie mich, doch sie deutet noch immer in alle Himmelsrichtungen, kriegt kein Wort heraus und auch die Fragezeichen in ihren Augen scheinen nicht kleiner zu werden.

»Hör mal, Zara«, startet Ben den nächsten Versuch und ich bemerke zum ersten Mal, was für eine tiefe und klangvolle Stimme er eigentlich hat. Seltsam, warum muss ich dabei an laue Sommernächte und Musik denken?

Himmel, was sind denn das für Gedanken?!

Und überhaupt: Was zur Hölle will er von mir? Bin ich seine ultimative Mutprobe, damit er höchst offiziell in der blöden Elitetruppe aufgenommen wird? Das würde zu Cilia passen. Wo steckt die überhaupt?

Er beugt sich etwas vor.

Wow! Er riecht echt unheimlich gut, aber ich kann nicht ausmachen, wonach. Jedenfalls nicht nach einem überdosiert parfümierten Duschgel oder so. Eher wie eine frische Frühlingsbrise, die den zarten Duft von Blüten in sich trägt. Irgendwie männlich und absolut verführerisch ...

Was soll das werden, konzentrier dich, Zara!


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Und mit "Murphy, du elender Mistkerl" kommt auch schon der allererste Teil von Kapitel 4 für euch *-*

Ich hoffe, er gefällt euch und freue mich wieder über eure tollen Kommentare und bedanke mich für all eure Votes. DANKE!!! ❤️❤️❤️

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Stadt der Verborgenen (Die Phoenicrus-Trilogie 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt