Ohne Jacke...? |Thoffi

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Beatpol

Stirnrunzelnd betrachtete Steff den kleinen Saal. Thomas musste Schmunzeln.

"Ich wette die Fans können dich bis draußen denken hören. Was ist los?" Er trat neben sie und versuchte Steffs Blick durch den Raum zu folgen. Ihre Finger spielten mit ihrem Handy, was sie gerade noch genutzt hatte, um eine Story für Instagram hochzuladen.

"Es ist jetzt schon so warm hier. Wie soll das erst heute Abend werden, wenn die ganzen Leute hier drin sind? Das heizt sich doch dann noch mehr auf..."

"Ich glaube nicht, dass wir die Sachen, die wir heute anziehen, morgen nochmal verwenden können. Wir werden klitschnass von der Bühne gehen. Aber das ist nicht das, worüber du dir gerade den Kopf zerbrichst, oder?" Trotz der Hitze, kuschelte Steff sich an ihn.

"Ich muss ohne Jacke auf die Bühne, oder?" Ihre Stimme klang so klein in dem leeren Raum. So unsicher und verletzlich und gar nicht zu vergleichen mit ihrer sonstigen Präsenz, mit der sie es sonst schaffte Arenen auszufüllen.

"Ach Steff", murmelte Thomas und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Jetzt machte ihr reserviertes Verhalten seit dem Soundcheck plötzlich Sinn. Thomas kannte die Selbstzweifel, mit der seine Sängerin immer wieder zu kämpfen hatte, aber diesen Sommer hatte sie die ziemlich gut weggesteckt. Dass sie sie jetzt so mächtig wieder einholten, machte ihm Sorgen.

"Ich möchte nicht, dass du auf der Bühne umkippst, aber ich will auch, dass du dich dort oben wohlfühlst. Deswegen weiß ich gerade nicht, was ich dir raten sollte." Sie schenkte ihm ein sanftes Lächeln.

"Es hilft schon, dass du mir einfach zuhörst und meine Zweifel nicht als lächerlich abtust, ich weiß, dass du dir das gerade denkst."

"Das einzige, was ich gerade gedanklich mache, ist, alle diejenigen auf dieser Welt zu verfluchen, die dafür verantwortlich sind, dass solch wunderschöne Frauen wie du, von solchen Selbstzweifeln und Optimierungszwängen heimgesucht werden."

"Und ich dachte du denkst daran, wie du mich ausziehen kannst, um mir zu zeigen, wie gut ich deiner Meinung nach doch aussehe."

Thomas musste lachen.

"Natürlich. Das ist doch sowieso immer mein erster Gedanke." Er nahm ihr Gesicht in die Hände und beugte sich runter, um sie sanft zu küssen.

"Ich unterbreche euch zwei Turteltauben ja nur ungern, aber so langsam solltet ihr euch mal umziehen, es ist gleich Einlass." Kopfschüttelnd und mit verschränkten Armen, aber ein warmes Lächeln auf dem Gesicht, war Lutz von hinten an sie herangetreten.

Mit roten Wangen löste sich Steff von Thomas und sie gingen eilig in den Backstage Bereich. Selbst nach all der Zeit fühlt es sich irgendwie so an, als wären sie gerade in flagranti von ihrem Vater erwischt worden.

"Steff, kommst du dann endlich? Es ist fünf vor acht."

"Ihr könnt ruhig schon mal vorgehen, ich bin gleich da. Muss nur noch meine Kette ummachen" So sehr wie sie damit gerade herumfriemelte, war klar, dass sie auf Zeit spielte.

"Wir kommen gleich", meinte Thomas nur und schob seinen Bruder aus der Garderobe.

"Aber du sollst ihr beim anziehen helfen, nicht wieder ausziehen!" Bei Hannes und Nowis dumpfen Lachen hinter der Tür, konnte Thomas nur mit den Augen rollen. Er wandte sich zu Steff.

"Immer noch das Jacken-Dilemma?", fragte er sie.

Unschlüssig schaute sie ihn mit der Kette in der Hand an und zuckte mit den Schultern. Es tat Thomas in der Seele wie, sie so verletzlich zu sehen. Mit einem Schritt war er bei ihr und nahm ihr die Kette aus der Hand.

Laut GedachtWhere stories live. Discover now