Das Beste |Thoffi

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Ein unmelodischer Akkord zersprengte die Stille im Raum, gefolgt von einem noch unmelodischeren Fluchen.

"Alles in Ordnung bei dir?" fragte Stefanie leicht amüsiert nach.

"Jaja, alles gut. Ich kriegs bloss einfach nicht hin, die Melodie in meinem Kopf  umzusetzen", gab Thomas frustiert zurück. Er war kurz davor die schwarzen und weißen Tasten vor ihm zu Brennholz zu verarbeiten. Warum musste Keyboard oder Klavier auch nur so schwer sein?!

"Wieso spielst du es nicht auf der Gitarre? Muss es denn unbedingt das Keyboard sein?" Jetzt stand Stefanie auf und trat hinter Thomas, um ihm über die Schultern schauen zu können.

"Ich wollte mal was anderes ausprobieren. Ein bisschen experimentieren und so. Fürs neue Album. Und die Idee funktioniert auf Gitarre leider nicht so gut." Seufzend ließ Thomas sich nach hinten gegen Stefanie fallen. Diese kommentierte das nur mit einem leichten Grinsen.

"Also experimentell klang es auf alle Fälle. Und solche Töne bekommst du auch auf der Gitarre auch nicht hin. Ich würd sagen, du hast dein Ziel erreicht! Nur bezweifle ich, dass Nowi und Johannes deine Begeisterung teilen werden." Lachend wuschelte Stefanie ihm durchs Haar.

"Ha ha. Sehr witzig" Thomas zog einen Schmollmund.

"Na dann lass ich dich mal weiter 'herumexperimentieren'. Wehe, ich muss morgen in der Zeitung lesen, dass es einen Brand hier in der Straße gab, weil du das Keyboard angezündet hast!" Mit einem Lachen verabschiedete sich die Sängerin aus dem Probenraum.

Seufzend widmete Thomas sich wieder dem Schwarz-Weißen Unding vor ihm. So schwer konnte das doch nicht sein. Es war C-Dur verdammt nochmal! Er musste nicht mal die schwarzen Tasten verwenden! Außerdem kannte er die Akkorde. Er wusste, wo er die Finger hinlegen musste. Warum also wollte die Melodie nicht so klingen, wie in seinem Kopf?!

Na solange Stefanie da ist, kannst du dich eh nicht genug konzentrieren.

Hartnäckig ignoriert Thomas die leise Stimme in seinem Hinterkopf die ihm schon seit Wochen von etwas überzeugen wollte, was einfach nicht stimmte. Die schwarzhaarige Sängerin war bestimmt nicht der Grund, warum sein Kopf in den Energiesparmodus überging, sobald sie in der Nähe war. Er hatte einfach nur schlecht geschlafen. Das musste es sein.

Schlecht geschlafen, weil du nur an sie gedacht hast, jaja. Ich wette du hast wunderbar süße Träume gehabt.

Kurz überlegte Thomas, ob er es für heute sein lassen sollte. Sich erstmal auf was anderes konzentrieren und dann morgen in aller Frische nochmal von vorne.

Aber es half nichts. Er wusste ganz genau, dass es ihm keine Ruhe lassen würde, bis er es geschafft hatte die Melodie zu spielen. Und da er nun der Einzige hier war, konnte sich auch keiner über misstönende Klänge beschweren. Auch gewisse Sängerinnen konnten ihn so nicht ablenken. Eine bessere Gelegenheit gab es nicht und zu Hause hatte er nunmal kein Keyboard. Augen zu und durch, wie man so schön sagte.

Schlussendlich dauerte es den kompletten Nachmittag, bis Thomas es schaffte die Melodie einigermaßen fehlerfrei zu spielen. Draußen wurde es bereits dunkel, doch das interessierten den Gitarristen wenig.
Die Melodie saß. Die begleitenden Akkorde auch. Jetzt fehlte nur noch der Text.

Seufzend stand Thomas auf. Für diesen Teil musste er nicht mehr auf dem unbequemen Hocker sitzen. In seinem Kopf herrschte sowieso gähnende Leere, seitdem er die Melodie endlich zu Papier gebracht hatte.

Während er sich streckte und seine schmerzenden Schultern lockerte, dachte er darüber nach, über was der Song handeln könnte. Etwas, was sie bisher noch nicht für die neue Platte bedacht hatten.
Man würde sicherlich auf ein Liebeslied hoffen, doch wie sollte man über die Liebe schreiben, wenn man sie noch nie so wirklich erfahren hatte?

Laut GedachtWhere stories live. Discover now