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By stillwithoutyou

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Zwรถlf Buchstaben. Sieben Konsonanten. Fรผnf Vokale. Hoffender Prinz, der auf die drei verborgenen Worte wartet... More

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By stillwithoutyou

Unsicher faltete ich meine Hände. Es waren fünf Minuten vergangen und ich wusste immer noch nicht, was ich war - wer ich war. Unentwegt geisterte der Einundzwanzigjährige in meinem Kopf herum. Er begrub sinnvolle Überlegungen unter einem Schwall aus Gefühlen. Flatternde Viecher erlaubten es sich, auf meinem Herzen zu tanzen. Kribbelig stupsten sie es an, doch mit jeder Minuten, die verstrich, wurden ihre Flügelschläge schwerer - immer mehr Gewicht lastete auf meinem blutenden Organ. Mit jeder Minute entfernte er sich weiter.

Das war auch dem Fremden bewusst. Ich bin sicher, er nutze diesen Fakt als Absicherung. Ich konnte nicht einfach gehen - das wusste ich, das wusste er und wahrscheinlich auch die Flatterlinge in mir, nur fiel es diesen schwere, es zu akzeptieren.
Gemütlich und ruhig bereitete der großgebaute Mann etwas zu essen vor. Ich hinterfragte lieber nicht, wie lange die Suppenzutaten bereits hier lagerten. Mit der Flamme hatte er eine kleine Feuerstelle entzündet, die die unangenehme Kälte etwas vertrieb.

Ich nutze den Moment, um ihn etwas genauer zu betrachten. Der Mann schien in den späten Dreißigern, obwohl sein Aussehen zu einem anderen Schluss verleiten ließ. Seine Arme waren kräftig und mit trainierten Muskeln versehen, die Wangenknochen spitz und seine Haare frisch und dunkel. Das einzige, was mich sein Alter erraten ließ, war die Art wie er sprach. Er schien resigniert und wahrte stets einen angemessenen Abstand zu mir.

Von der Angst, die ich zum Beginn dieses Tages noch gespürt hatte, war kaum noch etwas übrig. Doch auch der klägliche Rest bezog sich nicht auf den Mann selbst, sondern auf das, was in seinem Gehirn lauerte. Er war harmlos, das hatte ich mittlerweile begriffen und innerlich hatte ich ihm längst mein Vertrauen geschenkt.

Ich erwachte aus meinem Tagtraum, als er mir die Schalle hinhielt, in der eine unbekannte Flüssigkeit schwamm. Zumindest waren darin keine Bestanteile eines Fuchses - vermutlich.
Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich, während er auf den anderen verwies. Doch ich blieb stehen - mitten im Raum, völlig fehl am Platz und hielt mich an dem rundlichen Teller fest. Schlussendlich sank ich auf den Boden und drückte mich an die Wand. Der Fremde seufzte so, als hätte er meine Reaktion bereits vorausgesehen.
„Und du bist dir sicher, dass du es wissen willst?"

Empört blinzelte ich ihn an, bereit von meiner Stimme gebrauch zu machen, doch er kam mir zuvor. „Schon gut. Ich wollte- Ich werde das dann nicht mehr zurücknehmen können und auch ich werde dir nicht alles anvertrauen können. Es wird etwas mit dir machen... sicher das du das willst? Das du bereit bist?"
Böse sah ich ihn an - diesen Fremden, der soviel von seinen Worten hielt. Als wäre ich ihm gefolgt, gäbe es nicht die Aussicht auf Antworten. Lächerlich.
„Ich bin vor zwei Monaten jemand anderes gewesen als jetzt. In drei Jahren, wenn noch lebend, werde ich jemand anderes sein als jetzt. Also..."

Skeptisch sah er mir in die Augen. „Ich möchte es wissen, okay? Vielleicht wird dieses Wissen mich verändern," Meine Augen verdrehten sich. „aber wenn es mir weiterhin vorenthalten wird, drehe ich durch. Das ist mein Leben - kann ich nicht wenigstens darüber mitbestimmen?"
Ich hörte meine Worte erklingen, sie fühlten sich an wie ein Flehen.
„Okay.", meinte der Mann, bevor er verstummte. „Ich bin Jac im Übrigen."
„Taehyung."
„Hast du den irgendwelche Fragen?"

Innerlich gluckste ich. Denn davon gab es genug. „Konkrete Fragen, die du zu Beginn wissen willst, meine ich." Kurz verschwand ich in meinem Kopf, bevor ich einfach die Frage aussprach, die sich zuerst in den Vordergrund drängte. „Wer bin ich?"
„Prinz Taehyung." „Dann kennst du mich?" Mein Kopf legte sich schief. „Du meinst, so wie jeder in diesem und in einem der anderen Königreiche? Ja, ich denke schon." Beschämt wendeten sich meine Augen von seinen ab. „Wieso kennen mich den alle?" „Du hast deine Mutter getötet, sowas spricht sich rum."

Ich zuckte bei seinen Worte zusammen. Ich wusste das, doch schmerzte es weiterhin. „Außerdem war euer Ausbruch legendäre. Aber keine Sorge niemand hat dich je gesehen. Es flattern nur die Gerüchte umher."
„Es sind keine Gerüchte, wenn sie wahr sind.", flüsterte ich mit belegter Stimme. Damit bezog ich mich größtenteils auf meine Mutter. Mitleidig betrachte mich der Ältere.
Schnell sah ich auf und legte mir einen fröhlichen Ausdruck aufs Gesicht, der versuchte den Schatten zu überdecken. „Was bin ich?", fragte ich um vom Thema wegzukommen.

Er schien sich seine Antwort genau zu überlegen, bevor sich seine Lippen spalteten. „Taehyung, deine Mutter ist nicht ganz die, für die du sie hältst." Die dunklen Pupillen meiner Augen weiteten sich, als könnten sie somit die Information aus ihm heraus saugen. Die Pausen, die er nach jedem Satz hinterließ, sorgte dafür, dass ich nervös vor und zurück wippte. Die Suppenschalle lag unberührt in meiner Hand, während ich ungeduldig zusah, wie er sich den Löffel in den Mund schob. Innerlich packte ich die Schalle und donnerte sie gegen die Wand. Äußerlich jedoch versuchte ich mich an einem Lächeln. Es verunstaltete mein Gesicht so dermaßen, dass es innerhalb einer Sekunde wieder zerbrach.

Wie konnte er auch so eine Information in den Raum werfen und anstatt es zu erklären, gemütlich seine Suppe verspeisen?!
Nach dem dritten Versenken des Löffels, richtete ich mich blitzschnell auf. Ich verschüttete Suppe aus meinem Teller und aus seinem, als ich ihm die Schalle aus der Hand nahm. Verdattert sah er mir zu, wie ich die beiden Schallen neben mir auf den Boden abstellte. Anschließend drückte ich mich wieder zurück an die Wand. Meine Augen verbaten ihm auch nur in die Richtung des Essen zu sehen. Sein beleidigtes Murmeln überhörte ich bewusst.
„Warum ist sie das nicht? Was ist mit ihr?"

Wieder Stille, in der ich mit dem Gedanken spielte, ihm den Pott an Suppe einfach über den Kopf zu gießen.
„Was weißt du von dieser Welt, Taehyung?", genervt rollte ich die Augen. Ich war nicht in der Stimmung, Fragen mit Gegenfragen beantwortet zu bekommen. „Was soll ich schon wissen?", grollte ich zurück. Die Luft um mich herum heizte sich auf, so als würden meine wütenden Gedanken sich an ihr vergreifen.
„Weißt du, in welche Königreiche unsere Welt unterteilt wurde? Oder wie deine Mutter deinen Vater traf?"

Perplex schüttelte ich den Kopf. Eigentlich war klar, dass ich es nicht wissen konnte. Mein Bruder vermied alles an allgemein Bildung, was mich irgendwie an seiner Herrschaft hätte zweifeln lassen können. Manchmal erstaunte es mich gar, dass er mir gezeigt hatte, wie man lesen und schreiben konnte. Eins der einzigen Dinge, die mir erlaubt waren, zu tun.

Doch ich kannte die Welt nicht, ich wusste nichts über sie, also fiel mir nie etwas ein, über das ich hätte schreiben können. Weshalb ich mich lieber in Bücher vertiefte. Die Bibliothek war mir nicht erlaubt zu betreten und dies hatte ich in meinen jüngeren Jahren nie hinterfragt, doch Damian hatte mir stattdessen meine eigenen Raum erbauen lassen. Er war kaum entfernt von meinem Zimmer, sodass niemand sehen würde, wenn ich mich herumschlich. Natürlich standen in dieser mini „Bibliothek" lediglich ausgelesenes Zeug, nichts über unsere Welt. Dieser Gedanke zerriss mir das Herz. Die Erinnerungen, die einst mein gesamtes Glück beinhalteten und jetzt so überzogen von Schwärze waren.

Mein Bruder war einmal mein liebster Mensch gewesen. Der einzige, der je mit mir sprechen wollte, abgesehen von Joelina. Es gab Zeiten, da hatte man uns immer zusammen gesehen, ich war Teil seiner kleinen Gruppierung aus Kindern und ich war immer der liebste seiner Brüder. Also hinterfragte ich seine Werte nicht, erst als ich älter wurde, kamen mir Zweifeln.
Einmal hatten wir als kleine Gruppe einen Jungen geärgert, der nach Essen gebettelt hatte. Wir bewaffne ihn mit Steinen und scheuchten ihn vom Hof. Das Lachen, was wir allesamt geteilt hatten, klang noch immer schrill in meinen Ohren nach. Noch heute schmerzte es, daran zu denken.

Wenige Tage später sah ich ihn wieder, er lauerte vor der Küche im Schloss, obwohl es ihm eigentlich verboten war, das Gebäude überhaupt zu betreten. Kaum wollte ich ihn dafür rügen, sprang er auf. Die Angst in seinen Augen war schlimmer als jeder andere Anblick, der mir je begegnet war. Jahre später war sein Gesicht zwar unschärfer geworden, doch dieser Ausdruck in seinem Blick hatte die selbe Wirkung auf mich wie Jahre zuvor.

Er bettelte um Gnade, nicht für sich, für das kleine Mädchen an seiner Hand. Ihm war seine Schwester wichtiger gewesen, als er selbst. Er ging durch die Hölle für sie und erst dann realisierte ich mein Unrecht und die Schandtat, die ich hatte begangen. Und ich schwor mir, nie wieder auf mich selbst zurückblicken zu müssen und mich als Monster zusehen. Also stahl ich kleine Summen für die ausgehungertsten Kinder und grenzte mich von meinem Bruder vollständig ab. Eigentlich tat ich mich gut mit meinem Vorhaben, nie wieder jemanden zu verletzten - bis Jk kam. Bis ich realisierte, dass man manchmal anstatt wegzurennen, hinlaufen sollte.

„Geht es dir gut?", fragte Jac. Schüchtern lächelte ich und nickte ihm zu. Er fasste es als Signal auf, mit seiner Geschichte beginnen zu können. Unsicher, ob ich bereit war, sie zu hören, doch sicher, dass ich nicht bereiter werden würde.
Sein Räuspern stellte meine Nackenhaare auf. Gespannt wartete ich auf seine Worte. „Wir haben vier Königreiche. Gerade befinden wir uns in Traljan, doch gelebt hast du in Teranida. Dann gibt es noch Tadan und Travita."

„Warum beginnen die Länder alle mit T?" „Das liegt daran, dass sie Brüder waren." Entrüstet hob ich die Braue. „Die Länder?" Jac vor mir verfiel in ein kleines Lachen, was mein Selbstbewusstsein nicht unbedingt verbesserte. „Nein nicht die Länder, ihre damaligen Könige. Der Mann, der einst zum König gekürt wurde, ein guter und gerechter Junge, hinterließ seinen vier Söhnen später vier Länder. Ihm gefiel die Idee nicht, dass nur einer seiner Söhne regieren dürfte, weshalb er vier aus einem Land machte. Hätte er gewusst, was er damit anrichtete hatte, würde er sich wahrscheinlich im Grab umdrehen. Der Mann von dem wir sprechen, war ein ausgezeichneter König, doch ein miserabler Vater. Er erzog seine Kinder gieriger den je, gab ihnen alles in Hülle und Fülle und war selbst nicht in der Lage, das zu sehen. Und so sehr, wie das Volk den König feierten, so sehr fürchteten sie die Herrschaft der jüngeren Generation."
Jac seufzte tief und stand auf. Er legte seine Hände auf den kleinen Tisch ab und beugte sich nach vorne. Nervös beobachtete ich ihn. „Und wie ging es weiter?"

Er sah zu mir rüber, jedoch merkte ich, dass er nicht wirklich bei mir war. Seine Gedanken hatten ihn fort getragen.
„Sobald der König verstarb, zogen die jungen Männer in ihre vier Gebiete. Der Vater hatte immer die Verbundenheit seiner Söhne gelobt und gehofft, dass diese Teilung keinen Effekt auf das Volk haben würde, doch natürlich war dies nicht der Fall. Anfänglich trafen sich die Könige regelmässig, um politische Entscheidungen einheitlich zu treffen, aber ihre gierige Art raubte den Bürgern alles. Ihre Entscheidungen war immer zum Nachteil des Volkes, das anfing, sich gegen ihre Herrscher aufzulehnen. Schnell verloren die Brüder den Kontakt und damit auch ihre gegenseitige Zuneigung. Die Länder waren nicht genau gleich groß, was der eine König hasste und der andere ausnutze. Sowas eben."

Wieder seufzte der Mann und schloss die Augen. Die Geschichte schien ihn zu bedrücken. Unabsichtlich begann ich Mitleid zu empfinden. Schüchtern zog ich meine Beine an meinen Körper. Mich schien diese Situation zu überfordern, das merkte ich an dem Zittern meiner Arme. Irgendwie wusste ich, dass dies nicht von der Erschöpfung kam, ich wusste nur schlichtweg nicht, wie ich reagieren sollte.

Die Informationen klangen in dem hinteren Bereich meines Gehirns nach. Die Worte wiederholten und wiederholten sich, doch fanden sie keinen Zusammenhang. Sie schwirrten frei herum ohne Rücksicht auf die anderen Bewohner meines Kopfes zu nehmen. Ich fühlte mich unwissender als zuvor.
„Kannst du bitte was essen?", fragte mich Jac mit einem Schimmern in den Augen. Zu angespannt waren meine Nerven für eine Diskussion, also nahm ich die Schüssel an mich und tauchte den Löffel in die schon fast kalte Suppe. Wollig umfing mein Mangen die Flüssigkeit, während mein Gedächtnis mich an einen völlig anderen Ort trug.

Jks Augen legten sich auf meine, als wir gemeinsam in der Hüte von Dien standen. Ich erinnerte mich an die gesamte Situation. Die Fuchssuppe, die damals so schwer an meinem Hals gekratzt hatte und jetzt meine Lippen zum Lächeln brachte, die anderen, die ich bereits in mein Herz geschlossen hatte und Jk selbst, der nur wenige Meter von mir entfernt saß.
Der Schleier der Erinnerung flog davon und ließ mich abermals klarsehen. Er wurde ersetzt von einem Hauch von Trauer. Sie waren nämlich nicht hier, er war nicht hier. Und langsam schien das auch mein Herz zu begreifen.

Ich stellte meine Schüssel neben mir ab und stand auf. Dann griff ich nach dem anderen Teller, ging auf den Mann vor mir zu und stellte es auf den Tisch ab. Anschließend hüpfte ich zurück auf den Boden, um mich dort gegen die Wand zu drücken, als wäre ich ein scheues Reh.
Und auch wenn mein Gehirn es verweigerte, lächelte mein Herz automatisch mit, als Jac mir den warmen Ausdruck seiner Augen zeigte. Ich wusste nicht, was ich machen würde, nachdem ich die volle Wahrheit erfahren hatte, doch bei ihm zu sein, schien nicht mehr so abwegig. Er würde mir nicht alles erzählen können, meinte er, doch hatte ich bereits mehr Ehrlichkeit von ihm an einem Tag erfahren, als von Jk und seiner Band in Wochen.

Mein Herz blutete bei dem inneren Streit zwischen ihm und meinem Gehirn. Es hatte so sehr an dem Glauben festgehalten, einfach wieder zurückgehen zu können.
Schnell verschwand der Löffel in meinem Mund, bevor die Übelkeit meinen Magen weiter verpestete.
„Sie beneideten sich auch gegenseitig. Ihnen ging es um Land und Macht. Sie zankten und verbrachten Jahre mit hasserfüllten Briefen und Drohungen. Doch dann erfuhr der jüngste König, König Travi, von einer ganz bestimmten Art von Menschen, die unter dem Volk lebten. Sie hatten bestimmte Fähigkeiten, die fernab des Gewohnten waren. Allein am Äußeren waren sie nicht zu erkennen. Die Neuigkeiten blieben nicht lange bei dem Jüngsten, sondern trugen sich auch zu den anderen Königreichen. Was folgte war ein Sturm aus Ausbeutung."
Ich ahnte schlimmes.

„Städte wurden ausgeschlachtet auf der Suche nach diesen Kreaturen. Doch dann traf der Jüngste jemanden ganz besonderes, seine Liebe des Lebens. Sie überzeugte ihm vom Guten in der Welt, weshalb die Gejagten sich allesamt in seinem Königreich zurückzogen. Travita wurde zu dem neuen Heim der Seratravita."
Ich sah seine Augen glitzern, ich sah den Stolz, den Mut und die Freude. Er sprach hier von seinem Land.

Ich wunderte mich nur über den verrückten Namen.
„Und du bist einer von ihnen? Du bist ein Ser-atra-vita?
Das Strahlen von Augen richtete sich auf mich. Kribbelig verteilte sich Adrenalin in meinen Adern, nur leicht - doch stark genug, um mich unruhig werden zu lassen.
„Sera-tra-vita nicht Ser-atra-vita." Er lächelte mich leicht an. „Aber das ist nur die geschriebene Version. Man hat den Namen ihres „Heldens" an den ursprünglichen Ausdruck gehängt, um ihn zu ehren. Doch jeder sagt nur Seratra."

„Äh ja und du bist ein- ein Seratra?" Mir fiel es schwer, das Wort zwischen meine Lippen zu nehmen. Es auszusprechen fühlte sich komisch an.
„Ich, genauso wie du. Es ist unser Land, unsere Heimat."
Entsetz sah ich ihn an. Natürlich hätte ich damit rechnen sollen und doch traf es mich wie ein Schlag. Ich sollte aus einem andern Land kommen? Wie sollte das gehen, wie konnte ich davon nie etwas wissen?
„Deine Mutter war eine von ihnen."

Kleine Stürme durchforsteten mich. Sie schlummerten zuvor und bemächtigten sich nun der Welt meiner Gedanken. Alles war verwirrend und vollgestopft. Mir fehlte der Durchblick, mir fehlte sogar die Kraft richtige Fragen aus diesem Wirrwarr zu formen.
„Und- Und wie- wie soll das-"
„Ein Krieg brach aus und bemächtigte alle vier Länder. Irgendwann, nachdem König Travi die Seratra unter seinen Schutz gebracht hatte, schottete er sein Königreich komplett ab. Er beteiligte sich nicht länger am Krieg. Niemand kam in sein Reich, nicht mit Gewalt und auch nicht mit einer Bitte. Dadurch versuchte er uns best möglich vor seinen Geschwistern zu schützen."

Immer mehr Verwirrung bereitet sich in mir aus.
Jac kam auf mich zu und setzte sich neben mich auf den Boden. Genauso wie ich, drückte er seinen Rücken gegen die Wand, wobei er wesentlich mehr an Platz verbrauchte. Ich fühlte mich schwach neben ihm, doch auch das war kein unbekanntes Gefühl.
„Jahre später, Generationen später, herrschte weiterhin Krieg, auch wenn die militärischen Handlungen mit der Zeit immer abgeschwächter wurden, waren sie schlichtweg noch immer Feinde. So war das zumindest die Jahre zuvor. Doch in den letzten zwei Jahren hatte sich etwas geändert und was auch immer das war, hatte den Krieg neu aufleben lassen. Beide Seiten verlieren immer mehr an Männern, wobei Tadan an den Grenzen des möglichen angekommen ist."

Für mich war es schwer seiner Geschichte zu folgen, die vielen Namen verwirrten mich. Doch bei seinen letzten Worten erinnerte ich mich sofort an etwas. Davon hatte Jungkook gesprochen. Es war schlimmer geworden seit dem - Ein Gedanke ließ mich meine Augen zu ihrer vollen Größe aufreißen. Es war schlimmer geworden, seit dem mein Vater krank wurde, seit dem mein Bruder anfing politische Entscheidungen für ihn zu treffen. Kalt lief es mir den Rücken runter. Es war, als würde das Ende der Welt vor meinen Augen vorbei spazieren.
Doch bisher war er nicht König, bisher durfte er nur minimal eingreifen - bisher konnte man ihn noch aufhalten. Ich verfolgte lieber einen anderen Gedanken, der mir durch den Kopf schoß, um meine Sorgen zu unterdrücken.

„Zwei? Zwei Seiten? Ich dachte es wäre ein Krieg zwischen drei Ländern?"
„Traljan hatte sich irgendwann im Verlauf rausgenommen und ist nun ein unparteiisches Land. Es konnte aus dem Krieg aussteigen, indem es sich ergab und die aufgestellten Ansprüche annahm."
Interessiert suchten meine Augen eine Antwort in seinem Gesicht. Eigentlich war er mit seinen dunklen Augen und hellen Haaren recht ansehnlich.
„Was waren das für Ansprüche?", hakte ich nach, als er nicht den Anschien hegte, von alleine weiterzusprechen.

„Diese Forderungen sind bis heute unerfüllt. Damals wurde ausgemacht, dass der Sieger Traljan ebenfalls zu seinem Land zählen lassen kann. Doch bisher gab es keinen Sieg, keinen Sieger, weshalb Traljan einfach seit Jahren ein Zufluchtsort für jeden bietet. Alle Länder machen Geschäfte mit diesem Land, selbst wenn es verboten ist."
Gemeinsam sahen wir gerade aus. Das Licht der Kerze flatterte und schien anschließend beständig weiter. Kurz hatte ich Angst, dass uns das Licht verlassen würde.
„Und was ist mit meiner Mutter? Und-" Gerade war ich dabei meine zweite Frage zu formulieren, da stoppte mein Gehirn meinen Mundwerk. Automatisch wollte ich nach Jks Bande fragen, aber höchstwahrscheinlich wusste er nichts davon. Vielleicht wäre es bessern, wenn ich kein Wort über Jk und die anderen verlor.

„Dein Vater schickte Spione in das Land, die ersten, die es je soweit geschafft hatten, doch recht schnell flogen sie auf. Diese schnappten sich das erst beste Mädchen und hielten sie als ihre Absicherung, um lebend aus dem Land zu kommen. Man brachte sie dem König, der sich augenblicklich in die Frau verliebte. Dieses Mädchen war deine Mutter."
Überraschte beobachtete ich den Schatten seiner Wimpern, der sich wie ein Kranz unter seine Augen legte.

Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte, geschweige denn denken.
„Er hat sie wirklich geliebt?"
Traurig sah er zu mir, weshalb ich stark schluckte. Der Kranz, die Reflexion seiner Wimpern, ähnelte nun mehr einem Todesurteil. So als würde die Angst persönlich auf seinen Schultern wachen.

„Ich weiß nicht, ob es Liebe war oder mehr Besessenheit. Vielleicht war sie auch einfach nur sein kleines wertvolles Spielzeug, das ihm mehr am Herzen lag, als alles andere. Aber nach ihrem Tod, war er mehr als untröstlich. Seinen zuvor geliebten Söhnen zeigte er die kalte Schulter, ließ sich nur noch einmal im Jahr auf Veranstaltungen blicken und verschwand sonst hinter den Mauern seines Schlosses."

Es schmerzte. Das Wissen. Diese Bestätigung. Es brannte mir die Seele weg. Verätze mein schlagendes Herz und trank von meinem Blut. So hatte ich ihn immer in Erinnerung. Früher hatte ich oft an ihn gedacht. An die vielen Zeiten, wo er nicht da gewesen war. Ich erinnerte mich an drei Treffen mit ihm, die mir nachts jedesmal Monate danach noch Albträume beschert hatten. Und doch, natürlich, wollte ich ihn öfter mal sehen. Auch wenn ich wusste, wie viel Hasse mir dann begegnen würde. Ich war der Mörder seiner Frau. Meine Geschwister hassten mich dafür, mein Vater hasste mich dafür, das Volk hasste mich dafür - selbst ich hasste mich dafür. Kein Wunder das keiner meiner Brüder je Empathie für mich empfunden hatte. Ich stahl ihnen die Mutter und mit ihr auch ihren Vater.
Sanft, kaum zu beachten, tropfte mir etwas vom Kin. Es war nicht zu hören, aber mein Gehirn spiegelte den Ton des Fallens in meinem Kopf wieder. Meine Schwäche realisieren zu müssen, stieß die Tränen an. Sie fielen von mir, wie Regen aus den Wolken, ohne eine Geräusch von sich zu geben.

„Und meine Mutter?", fragte ich darauf hin. „Was war mit ihr? Mochte sie ihn?"
Sobald ich sein Gesicht sah, bereute ich die Frage. Der Ausdruck war Antwort genug.
„Nein. Sie hatte sich bis zum Schluss geweigert, doch er- er hat sich das genommen, was er wollte." Ihm fiel es schwer, ihr Grauen auszudrücken, mir fiel es schwer diesem zuzuhören.
Mir war zum Kotzen. Ich wollte den ganzen seelischen Ballast aus mir kotzen. Den auch wenn mein Herz ruhig schlug und meine Lungen geordnet arbeiteten, hatte ich das Gefüllt, von Innen heraus, zu vergehen.

Ich wusste, was seine Worte wirklich hießen. Er hat sie zu einer Hochzeit gezwungen, in ein Schloss gesperrt und sich an ihr vergriffen. Kurz hatte ich Verständnis für Damian. Mir fiel es schwer zu glaube, dass jemand mit so einem Vater einen gesunden Blick auf die Welt haben konnte. Er war der einzige, den Vater noch in den Jahren danach, etwas Zuneigung gezeigt hatte.

Meine anderen zwei Brüder, Evin und Henry, waren nur Luft. Selbst für einander.
Ob meine Mutter uns gehasst hatte? So schien sie uns nie gewollt zu haben - ich hätte mich wahrscheinlich auch gehasst. Doch ihr Tagebuch hielt immer so viele Träume in sich fest. So viel Verständnis für ein Volk, zu dem sie nicht einmal gehörte. Und so viel Liebe und Glaube an ihre Söhne, trotz dem Fehlen ihrer Zustimmung.
Für Momente herrschte vollständige Stille in dem Raum, bevor ich mich von meinen dunklen Gedanken lösen konnte. Ich versuchte rational zu denken.

„Also sind meine Brüder und ich auch diese Kreaturen? Was was können wir so?"
„Seratra immer noch und ja seid ihr. Obwohl die Fähigkeiten sich nicht bei jedem zeigen. Ist dir schon mal was bei deinen Brüdern aufgefallen?"
Ich dachte nach, doch dann verlor ich mich in sarkastischen Lachen. Es gab nichts, worüber ich viel nachdenken konnte, meine Kindheit verlief größtenteils einsam.
„Nein, ich hab noch nie beobachte, wie Blut durch die Luft geflogen ist, um sich dann in den Arm einer meiner Brüder zu quetschen.", meinte ich giftiger, als es klingen sollte.
„Ich glaube, du hast da was falsch verstanden, Taehyung. Nicht jeder Seratra ist gleich. Und ganz sicher ist auch nicht jeder unsterblich und so mächtig wie du. Es gibt verschiedene Möglichkeiten in welche Richtungen deine Fähigkeiten gehen könnten und wie stark sie schlussendlich sind."

Da kam es mir plötzlich. „Gibt es eine Fähigkeit, die es erlaubt Leute zu manipulieren?"
Er lachte. „Ja klar gibt es die, sie ist eine der gefürchtetsten Fähigkeiten überhaupt. Und am schlimmsten dabei ist, dass sie sich kaum erkennen lässt. Man braucht einen wirklich starken Willen, um diesen Klauen zu entkommen oder muss selbst Seratra sein. Fähigkeiten haben eine abgeschwächte Wirkung bei anderen Nutzern. Weshalb man unnatürlich Manipulation bei manchen Fällen als normal Bürger komplett übersehen mag. Also wenn jemand diese Fähigkeit in einer starken Ausführung hat und auch weiß, wie sie zu benutzen ist, der-"

Er ließ seinen Satz unbeendet und formte stattdessen in einem kurzen Pfiff mit seinem Mund. Ich wusste, was er versuchte zu sagen. Mir schmerzte nur die Gewissheit so sehr. Irgendwie schien mir die Liebe der Menschen zu Damian immer falsch. Wie konnten sie nicht verstehen, was er mit ihnen anstellte? Jetzt wusste ich es und ich würde es am liebsten aus meinem Kopf schneiden.
Plötzlich hörten wir Geräusche von oben. Augenblicklich zuckte ich zusammen. Auch Jac sprang aus seiner gemütlichen Position auf.

Unverkennbar erklang Jungkooks Stimme, sie fuhr mir durch Marg und Bein. Meine erste Intuition war es, die Luke zu öffnen und mich in seine Arme zu schmeißen. Ich sprang auf und näherte mich der Leiter, da hielt mich etwas am Arm fest.
„Taehyung." Jacs Augen bettelten um meine Aufmerksamkeit, mich zog es jedoch zu sehr nach oben, um ihn zu beachten. Auf einmal war der Raum zu stickig, zu dunkel, zu eng - kaum aushaltbar. Ich wollte nach oben. Sofort. „Überleg dir das gut."
Seine Worte trafen mich, also richtete ich meine Augen auf ihn, obwohl mein Herz sich weiterhin nach oben kämpfte.

„Taehyung, ich kann dir zeigen, wie du mit deinen Fähigkeiten umgehen kannst. Ich kann dir beibringen, wie du zu keiner Gefahr wirst und dich kontrollieren kannst. Wenn du jetzt gehst, zurück zu ihnen, wird sich nichts ändern. Du wirst weiterhin nur lästig an ihrem Bein hängen und ständig in Angst lebt, die Kontrolle über sich zu verlieren. Lass mich dir helfen, dann helfe ich dir auch dabei, Jk und den Rest wieder zu finden. Wir bleiben ihn ihrer Nähe. Das ist kein Abschied für immer, nur bitte ich dich, mir die Möglichkeit zu geben."

Ich schloss die Augen. Das Herz in meiner Brust klopfte unentwegt. Es zog standhaft nach oben, doch auch es begann zu realisieren. Würde sich etwas ändern, wenn ich jetzt nach oben ginge? Hatte er nicht recht? Vertraute ich meinem Herzen oder meinem Bauch?
„Wie entschiedest du dich? Kommst du mit mir mit oder folgst du ihm?"


Freigeschaltet „Teranida", „Tadan", „Travita", „Traljan" und „Vorgeschichte der Länder"

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