Als alle wieder heil zu Hause ankamen, rannte June in ihr Zimmer. Für sie war das alles noch ein bisschen zu viel des Guten und in ihren Kopf waren Fragen. Im Auto wurde nur rumdiskutiert, sodass June nun auch verstand, was ihr Vater eigentlich getan hat. Er hat das getan, was June immer wollte. Er hat die Waffenproduktion eingestellt. Aber anstatt glücklich zu sein, war June überfragt. Die letzten Stunden waren für sie noch so surreal. Ihre Gedanken mussten sich erstmal sortieren.
Sie liebte ihren Vater vom ganzen Herzen. Allerdings fühlte es sich so fremd an, dass er wieder da war. Eine Seite wollte ihn einfach umarmen und nie wieder los lassen. Die andere Seite wollte einfach nur so weit weg von ihm wie möglich. Ihre ganzen Pläne, der letzte drei Monate, waren wie weggeblasen. All ihre Emotionen gerieten in Vergessenheit.
,,Darf ich mich hier hinsetzen?" fragte eine Stimme. June schaute auf, als sie uns ihren Gedanken gerissen wurde, und ihre Augen wurden weit, als sie ihren Vater sah. June hat sich zusammengerissen und dann murmelte sie: ,,Sicher."
Tony setzte sich neben sie. June starrte aus dem Fenster, nicht zu wollen, Blickkontakt mit Tony zu machen. Wenn sie das täte, würde sie höchstwahrscheinlich in Tränen ausbrechen.
,,Also..."
,,Warum bist du hier?", fragte June mit leiser Stimme. Es war nicht so, dass sie ihn nicht bei sich haben will. Aber bevor er gegangen ist, bat June ihn, nicht zu gehen. Dennoch tat er es und es verletzte June.
,,Hör mal, Kleine... es tut mir leid." June schaute Tony unter Schock an. Er hat sich entschuldigt?
,,W-was?", fragte June.
,,Willst du mich ernsthaft dazu bringen, es noch einmal zu sagen?", fragte Tony, als er eine Augenbraue hob. June zuckte mit den Schultern und fing an, vom Bett zu steigen, um zu gehen, aber Tony packte ihren Arm.
,,Es tut mir leid, Engel", flüsterte Tony.
,,Was? Tut mir leid, ich konnte dich nicht hören", sagte June, als sie sich näher beugte.
,,Es tut mir leid", sagte Tony mit zusammengebissenen Zähnen. June lächelte und setzte sich wieder hin, als sie sagte: ,,Oh, ich weiß, was du gesagt hast. Ich wollte es nur noch einmal hören."
Tonys Kiefer fiel, als er die Neunjährige anstarrte, die vor ihm war.
,,Was tut dir leid?", fragte June mit einem unschuldigen Lächeln. Sie mochte es, ihren Vater in der Hand zu haben.
,,Nicht drängen, Fräulein", warnte Tony. June zuckte mit den Schultern und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Die Entschuldigung von Tony Stark war genug für sie. Beide gingen Hand in Hand die Treppen runter und June hatte endlich wieder das Gefühl nicht allein zu sein. So nahm die eine Seite die Oberhand.
,,Da seit ihr ja," sagte Pepper und schaute gleichzeitig liebevoll und skeptisch zu den beiden. Sie sah das Lächeln der Kleinen und musste auch sofort Lächeln. Das Lächeln von June war regelrecht ansteckbar. ,,Ich bin froh, dass es dir gut geht", murmelte Pepper. Gerade dann kam Tony die Treppen komplett runter.
,,Ich gehe in mein Labor, also..." Tony verließ sofort den Raum und June starrte ihn an. June folgte dann Pepper, um sicherzugehen, dass es ihr gut ging. Sie ging ins Wohnzimmer und sah, dass Pepper die Nachrichten sah.
,,Pep?", fragte June. Pepper schaute zu June hinüber und seufzte dann.
,,Er geht mir manchmal einfach auf die Nerven", murmelte Pepper.
,,Uns beiden geht er auf die Nerven," stimmte June zu, als sie sich neben Pepper setzte. Die beiden saßen schweigend da, bevor June sagte: ,,Er hat sich entschuldigt." Pepper schaute June schockiert an.
,,Tony hat sich entschuldigt?", fragte Pepper. June nickte.
,,Nun, das ist mal etwas," murmelte Pepper. ,,Hätte nie gedacht, dass ich den Tag erleben würde, an dem Tony Stark erkennt, dass er einen Fehler gemacht hat," sagte Pepper und brachte June zum Lachen.
,,Hey, June." June hörte Tony von der Gegensprechanlage aus fragen.
,,Ja," antwortete June.
,,Wie groß sind deine Hände?", fragte Tony.
,,Was wird das?", fragte June, als sie sich verwirrt die Nase kratzte.
,,K-kannst du einfach herkommen?", fragte Tony. June warf einen Blick auf Pepper, bevor sie aufstand und zum Labor hinunter ging.
,,Dad, ich verstehe nicht, warum. Du willst..." June ließ nach, als sie ihren Vater ohne Hemd auf einem Stuhl mit Metall in der Mitte seiner Brust sitzen sah.
,,Hey," sagte Tony beiläufig.
,,Was ist das?", fragte June, als sie zu ihm eilte. Junes Augen weiten sich, als sie sah, dass es ein Mini-Reaktor war.
,,Wie hast du den Arc-Reaktor so klein gemacht? Warum ist es in deiner Brust?", fragte June erstaunt.
,,Zeig sie mir. Zeig mir deine Hände", sagte Tony. June starrte erstaunt den Reaktor an und reckte ihre Hände aus. ,,Ja, sie sind klein. Wirklich sehr zierlich. Ich wollte nur... uh, brauche deine Hilfe für eine Sekunde," murmelte Tony, als er auf den glühenden Lichtbogenreaktor in seiner Hand starrte.
,,Du hast meine Frage nicht beantwortet. Warum ist ein Arc-Reaktor in deiner Brust?", fragte June. Tony seufzte und sagte: ,,Ich habe Splitter in meiner Brust, und das verhindert, dass sie in mein Herz eindringen."
,,Ach du meine Güte. Das ist die Sache, die dich am Leben hält?", fragte June schockiert.
,,War es, jetzt ist es eine Antiquität", sagte Tony. June sah ihn verwirrt an und Tony hielt den anderen Arc-Reaktor in der Hand. ,,Das ist es, was mich auf absehbare Zeit am Leben halten wird", sagte Tony zu seiner Tochter, als er ihr den Arc-Reaktor übergab.
June hat es genau studiert, und Tony konnte nicht anders als lächeln, als er sah, dass Junes Augen aufleuchten, als sie es ansah. ,,Ich tauschte es für eine Upgrade-Einheit ein und es braucht einfach ein wenig.. . Geschwindigkeitsstoß", sagte Tony dem Mädchen. June hob eine Augenbraue.
,,Kleinen Geschwindigkeitsstoß?", fragte June. ,,Was ist los?"
,,Es ist nichts. Es ist nur ein kleiner Haken. Es ist ein freiliegender Draht unter diesem Gerät und es ist Kontakt mit einer Steckdose Wand und verursacht ein wenig von einem Kurzschluss ", erklärte Tony vor dem Ziehen seiner alten Lichtbogenreaktor aus der Brust . Tony riss den Arc-Reaktor heraus und June zitterte. Das klang schmerzhaft für sie. Sie zerknirschte ihre Nase vor Verwirrung, bevor sie fragte: ,,Und was soll ich damit tun?"
,,Leg das auf den Tisch dort ", sagte Tony zu ihr, als er seiner Tochter den alten Reaktor überreichte und den neuen aus der Hand nahm. ,,Das ist irrelevant", sagte Tony, als June den alten Reaktor auf den Tisch legte.
,,Ich möchte nur, dass du in greifst...und du wirst sanft den Draht herausheben", sagte Tony ruhig.
,,Du willst, dass ich in deine Brust greife", fragte June leicht irritiert.
,,Ich will, dass du in meine Brust greifst. Komm schon, das wird lustig!", erzählte Tony seiner Tochter mit einem Lächeln.
,,Ja, denn das klingt total lustig", murmelte June. Sie starrte auf das Loch, in das der Reaktor gehen sollte und dann oben zu Tony.
,,Ist es sicher?", fragte June.
,,Ja, es sollte in Ordnung sein. Es ist genau wie bei der Bedienung, nur dass sie nicht die Steckdose berühren darf", erklärte Tony.
,,Heb einfach vorsichtig den Draht an", wiederholte Tony.
,,Okay", flüsterte June.
,,Okay? Großartig", sagte Tony. June nahm ihre Hand und steckte sie dann langsam in die Steckdosenwand. Sie zog sich schnell zurück und schüttelte den Kopf.
,,Ich glaube nicht, dass ich dafür qualifiziert bin", sagte June.
,,Es geht dir gut. Du bist die fähigste, qualifizierteste und vertrauenswürdigste Siebenjährige, die ich je kennen gelernt habe", sagte Tony
,,Sieben?" fragte June schockiert. Er dachte, sie sei sieben ?
,,Das habe ich falsch verstanden, nicht wahr? Du bist acht, oder?", fragte Tony.
June schüttelte den Kopf: ,,Ich bin neun."
,,Oh", murmelte Tony.
,,Wie alt bist du? 70?", fragte June. Tony schüttelte den Kopf.
,,Versuch es nochmal", sagte Tony.
,,80?", fragte June. Tony schüttelte erneut den Kopf.
,,100?", fragte June.
,,Okay, warum gehst du nach oben mit den Zahlen?" fragte Tony mit einem gequälten Lächeln.
,,Oh, tut mir leid, ich habe den Arc-Reaktor vergessen", murmelte June, bevor sie wieder in die Steckdosenwand griff.
,,Igitt! Was ist dieses matschige Zeug?", fragte June angewidert.
,,Es ist eine plasmatische Entladung. Sie kommt aus dem Gerät, nicht aus meinem Körper", versicherte Tony June.
,,Es riecht schrecklich!", beschwerte sich die Neunjährige. Tony rollte seine Augen und sagte: ,,Ja, das tut es." June spürte weiterhin den ekelhaften Plasmaabfluss, in dem ihre Hand einen Draht berührte.
,,Hast du es verstanden?", fragte Tony. June nickte als Reaktion.
,,Jetzt fang an, es anzuheben... und lass es nicht die Seite berühren." Tony schwankte ab, als der Draht die Seite der Steckdose Wand berührte. Er zischte vor Schmerzen und June Augen wurden weit, als sie fragte: ,,Habe ich vergessen zu erwähnen, dass ich bei der Operation scheiße bin?"
,,Ja," zischte Tony.
,,Hätte ich das wohl erwähnen sollen, huh?", fragte June.
,,Meinst du?", fragte Tony.
,,Es tut mir leid," flüsterte June.
,,Es ist okay. Es ist okay," versicherte Tony dem Mädchen, das aussah, als sie im Begriff, in Tränen ausbrach. June wollte ihrem Vater nicht wehtun, und sie hatte das Gefühl, alles was sie tat, war, die Sache zu vermasseln.
,,Du schaffst das. Jetzt heb einfach den Draht an", sagte Tony. June nickte und biss sich auf die Lippen, um ihre Tränen zurückzuhalten. Sie hob dann den Draht an, als Tony sagte: ,,Achte darauf, dass du beim Herausziehen des Drahtes den Magneten am Ende nicht herausziehst." June riss an dem Draht und ein Magnet kam heraus. Sowohl ihre als auch Tonys Augen weiteten sich.
,,Das war alles...die...du gerade rausgezogen hast. Oh Gott. Damit habe ich nicht gerechnet", murmelte Tony, als der Computer neben ihm zu piepen begann.
,,Ach du meine Güte. Es tut mir so leid. Was soll ich tun?", fragte June, als sie den Magneten näher an die Steckdosenwand brachte.
,,Nicht wieder rein!", rief Tony aus. June setzte den Draht zur Seite und drehte sich um, um Tony anzusehen, der blass wurde.
,,Was ist denn los?", fragte June.
,,Nichts. Ich gehe gerade in einen Herzstillstand, weil du es herausgerissen hast..." Tony ließ nach, als er sah, wie Junes Augen weit wurden.
,,Was ist das? Ich dachte, du sagtest, das sei sicher!", rief June.
,,Nimm das," sagte Tony June, als er ihr seinen neuen Arc-Reaktor überreichte. June nickte und nahm es, während sie murmelte: ,,Es wird alles gut werden. Du musst das an der Grundplatte berühren und sicherstellen, dass du-" Tony stieß einen kleinen Schrei aus als June den Arc-Reaktor einbaute. Als der Lichtbogenreaktor an Ort und Stelle war, wandte er sich lächelnd an June.
,,Das hat Spaß gemacht, oder?", fragte Tony. June zwang ein Lächeln und murmelte: ,,Als du sagtest, du wolltest neu anfangen, dachte ich nicht, dass du meinst, wir könnten neu anfangen, indem wir eine Leben oder Tod-Situation haben." Tony lachte und June wischte das Plasma-Entladungszeug auf Tonys Hose ab. Tony schaute sie schockiert an.
,,Was ist das?"
,,Es ist deine Plasmaentladung und es ist an deiner Hose. Ich sehe kein Problem damit." June zuckte mit den Schultern. Tony schaute June an und murmelte: ,,Danke." June lächelte und sagte: ,,Lass mich das nie wieder tun."
,,Ich habe sonst niemanden," flüsterte Tony, als er wegschaute. June war zuerst schockiert, aber umarmte ihn dann. Jetzt war Tony an der Reihe, schockiert zu sein. Er warf einen Blick auf June und schlang sie dann umarmte. Tony legte seinen Kopf auf Junes Kopf und flüsterte: ,,Du bist alles, was ich habe."