Brennende Feuer - Dunkle Scha...

Bởi MagdalenaEfrt

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Alles beginnt mit einer außerkörperlichen Erfahrung für Dalerana. Dann steigt die junge Frau hinab in das Rei... Xem Thêm

+ Vorwort +
1) An einem dunklen Ort
2) Späte Reue
3) Antworten, die keine sind
4) Das Tor zur Unterwelt
5) Der Fürst der Finsternis
6) Die Macht der Zerstörung
7) Bilder aus der Hölle
9) Moderne Medien
10) Nomen et Omen
11) Hell's Gate
12) Vorstellungen von der Hölle
13) Lux Eterna
14) Palast der Wünsche
15) Geteiltes Leid
16) Zuflucht
17) Bettgeflüster
18)Gottes Werk - Teufels Beitrag
19) Eine weitere Begegnung
20) Totengericht
21) Über Umwege
22) Das Lichtland
23) Das Gefilde der Binsen
24) Eine Warnung
25) Offenbarungen
26) Konfrontation
27) Fragen und Antworten
28) Nephilim
29) Am Ufer des Styx
30) Zischende Flammen
31) Türsteher
32) An der Weggabelung
33) Die Göttin vieler Dinge
34) Schwarze Schnecken
35) Traumreise
36) Tanz der Toten
37) Kopie und Fälschung
38) Alte Weisheit
39) Der göttliche Plan
40) Rückkehr
41) Die Jagd
42) Die weißen Räume
43) Uneins
44) Die Quelle des Bösen
45) Über die goldene Brücke
46) Unter dem Weltenbaum
47) Gegensätze
48) Der Leichenstrand
49) Abschied und Anfang
50) Nahende Rettung
51) Worte sind Waffen
52) Bruderkampf
53) Der Anfang vom Ende
54) Nemesis
55) Zwei Seiten einer Münze
56) Göttergericht
57) Daleranas Aufgabe
58) Das Buch des Lebens
59) Eine Handvoll Angst
60) Die vier letzten Dinge
61) Erleuchtung
62) Die neue Welt
63) Heimkehr

8) Namenlose Schatten

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Bởi MagdalenaEfrt



Die Bibliothek ist mächtig. Immer wieder orientiere ich mich an der alles überspannenden Kuppel, von der Farbzeichnungen verschiedenster Fratzenköpfe und Dämonenmasken zu mir herab blicken. In dem blutroten Schein der aufgehängten Leuchter wirken sie fast lebendig, bedrohlich. Ich wage immer nur einen kurzen Blick, nur um mich in den weitläufigen Gängen aus Büchern, Drucken und Folianten nicht zu verirren. Die Mitte des Raums liegt irgendwo zu meiner Linken. Auf den breiten, ledernen Buchrücken prangen verschnörkelte Schriftzeichen, die ich kaum entziffern kann. Selbst wenn ich es könnte, wäre ich der lateinischen Sprache, in welcher sie verfasst wurden, nicht mächtig. Dieses Wissen wird mir auf ewig verwehrt bleiben. Ich kann nicht glauben, dass Tenebris dies alles gelesen haben soll. Wie viel Zeit muss man dafür aufwenden? Ich versuche eine grobe Schätzung im Kopf, aber scheitere. Jahrhunderte werden nicht reichen. Der Geruch nach altem Leder und vergilbtem Papier umgibt mich. Es riecht nach Staub und Verfall. Ich biege nach rechts in einen weiteren Gang an und finde mich moderner wirkenden Buchrücken gegenüber. Wenigstens kann ich diese Schrift problemlos lesen. Die 'Chroniken der Unterwelt' reihen sich an 'Die Herren der Unterwelt'. Daneben steht Kings 'Dunkler Turm', Prachetts 'Eric' und eine zerfledderte Ausgabe von 'Es'. Ein modern wirkender Roman namens 'Die Günstlinge der Unterwelt' fällt mir ins Auge, aber meine Finger greifen nach einer unscheinbaren und vergleichsweise schmalen Ausgabe moderner Lyrik. Ich blättere durch die Seiten. Gedichte von Edgar Allan Poe, Heinrich Heine, Robert Browning springen mich an, kommen mir vage bekannt vor. Ich fliege flüchtig über die Verse. Auf der Einbandseite halte ich inne. Jemand hat mit filigranen Lettern etwas notiert. Ich murmele leise die geschriebenen Worte vor mich hin.


Folge dem Weg des dunklen Pfades

tief hinunter in den Hades.

Zwischen rauschenden Flüssen,

wird man dich begrüßen.


Fährmann Charon setzt dich über,

mit dem Floß geht es hinüber.

Du stellst dich dem Totenrichter,

und es löschen sich die Lichter.

Das Metrum des Gedichts gefällt mir. Es ist einfach und leicht zugänglich, erscheint kaum bedrohlich. Ich lasse die Worte auf mich wirken. Pötzlich ertönt eine tiefe männliche Stimme und führt die Strophe fort.

Aus dem Schattenreich der Toten

ist die Rückkehr streng verboten.

Die, die Leben inne hatten,

werden namenlose Schatten.


Lange hallen die Worte nach und keiner von uns beiden spricht etwas.

"Hier steckst du also", sagt Aljan schließlich.

"Ich habe mich ein wenig umgesehen", erkläre ich.

"Und etwas gefunden, das deinen Gefallen erregt?", erkundigt er sich.

Ich klappe das dünne Bändchen zu. "Mit Lyrik kann ich eigentlich weniger anfangen, aber das hier ist ganz nett." Ich stelle das Buch zurück auf seinen Platz zwischen weitaus dickeren Wälzern.

"Wenn du willst, kannst du es gerne mit auf dein Zimmer nehmen. Ich fürchte zwar, alles was du hier findest, ist samt und sonders düstere Lektüre, aber ich kann es dir zumindest anbieten." Ich erkenne den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht. "Dein Zimmer genügt hoffentlich deinen Ansprüchen und du fandest alles zu deiner Zufriedenheit?"

Ich nicke. "Alles bestens. Das Bett ist sehr weich. Aber ich vermisse das Badezimmer."

"Das hätte ich dir vielleicht erklären sollen." Er streicht sich verlegen durch eine Strähne seines dunklen Haares. "Hier erscheint alles, so wie du es benötigst. Wenn dir später nach einem warmen Bad sein sollte, wirst du eines vorfinden. Aber zuerst würde ich dich gerne zum Abendessen begleiten?"

Erst als ich seine Worte höre, merke ich, dass sich ein leeres Gefühl in meinem Magen ausgebreitet hat. Der Gedanke an Essen erscheint mir wirklich verlockend.

"Gut", sage ich und wende mich zum Ausgang der Regalreihe.

"Dalerana? Wo willst du hin?"

Ich drehe mich um und sehe das Schmunzeln auf Aljans ebenmäßigen Gesichtszügen. "Der Ausgang befindet sich dieser Hand." Er hält mir seinen Arm hin und ich hake mich unter.

"Bist du sicher?", frage ich. "Die Kuppel ist doch dort drüben." Ich zeige nach oben auf meinen Fixpunkt.

"Sie wandert mit dem Lauf der Gestirne", erklärt Aljan. "Daran kannst du dich nicht orientieren. Der Eingang befindet sich in dieser Richtung."

Ihm vertrauend, lasse ich mich in besagte Richtung führen und tatsächlich tut sich nach einigen, völlig identisch aussehenden Reihen der Durchgang mit den samtenen Vorhängen vor uns auf. Die Lesesessel sind verlassen. Tenebris muss bereits gegangen sein.

"Ohne dich hätte ich hier nie wieder herausgefunden", bemerke ich ein wenig atemlos. Aljan lacht kurz auf. "Oh doch, das hättest du, da bin ich mir sicher."

Er führt mich auf den Gang mit den Gemälden und wendet sich nach links, weg von dem Teil, der zu meinem Zimmer führt, wenn ich mich dieses Mal nicht irre. Die Leuchter entsenden ein waberndes gelbes Licht.

"Was hat es eigentlich mit diesem Nebel auf sich?", erkundige ich mich.

"Einfache Farbsymbolik", erklärt Aljan und muss meinen fragenden Blick spüren. "Je nach Laune und Gemüt meines Vaters verändern sich die Farben. Du weißt sicher, dass man einzelnen Farben bestimmte Eigenschaften und Motive zuordnet. Eine weitere Spielerei, wenn du so willst."

"Und wofür steht Gelb?"

Aljan mustert die wabernden Lichtfetzen eine Weile. "Gelb ist gut. Aber diese Nuance ist neu. Spontaneität würde ich sagen und-" Er hält inne und durchbohrt mich mit einem forschenden Blick aus seinen tiefblauen Augen "- Hoffnung."

"Er setzt Hoffnung in mich, meinst du."

"Wir setzen alle Hoffnung in dich."

"Mit alle meinst du dich und deinen Vater?"

"So könnte man es sagen." Ich ignoriere die bedrückenden Bilder an den Wänden und konzentriere mich auf seine Worte.

"Aber wieso ausgerechnet ich? Ich bin nichts Besonderes."

Er schaut stur gerade aus. "Das weiß ich auch nicht, aber ich glaube nicht, dass du ein gewöhnliches Mädchen bist." Seine Stimme verflüchtigt sich leise auf dem langen Gang. Dann bleibt er stehen und in diesem Moment sehe ich die geschwungene Flügeltür im Gestein.

"Wie praktisch", stelle ich verblüfft fest, "vor einem Augenblick war hier noch nichts, oder?"

Er drückt die gusseiserne Klinke herunter und lässt mich vor sich eintreten. "Doch. Die Türen sind immer da, du kannst sie nur nicht sehen, wenn du nicht soweit bist."

"Wenn dem so wäre, ich würde mich hoffnunglos verirren."

"Ich würde dir einen Faden mitgeben." Er lacht. "So wie ihn Ariadne Theseus gab. Aber du könntest auch jederzeit nach mir rufen."

Ich schaue ihn an. "Das heißt, du würdest augenblicklich erscheinen, wie ein Dschinn? Hast du nichts zu tun, bei dem ich dich stören könnte?"

Er schüttelt den Kopf und rückt mir einen üppig gepolsterten Lehnstuhl zurecht. "Nichts, wobei du mich stören würdest."

Ich nehme Platz. "Erzähl mir mehr von dem, was ihr hier tut. Was es hiermit auf sich hat." Insgeheim halte ich es noch immer für einen sehr ausgestalteten, abgedrehten Traum, den ich aus irgendeinem Grund bewusst steuern kann und bin gespannt, was mein Unterbewusstsein in Form dieses schönen Mannes antworten wird.

Sogar die Räume sind bis ins kleinste Detail ausgestaltet. Schmuckvolle Ornamente ranken sich über die Tapeten, umrahmen Szenen die mich an griechische Mythologie erinnern, in den Ecken sind geschmackvolle Vorhänge in einem sanften Blauton drapiert. Selbst mein Geruchssinn ist überraschend scharf. Der Blumenstrauß in der antiken Vase verströmt in der Tischmitte einen angenehmen Duft. Weiße und blaue Fresien und Gladiolen. Selbst das Gedeck ist farblich passend in einem zarten Blau gehalten. Alles wirkt friedlich und einladend. Aljan nimmt mir gegenüber Platz.

"Dein Vater isst nicht mit uns?", frage ich und deute auf die beiden Gedecke.

"Nimm es ihm nicht übel. Er arbeitet und er hält diese Veranstaltung hier für unnötiges Theater."

Eigentlich bin ich nicht unglücklich über Tenebris' Abwesenheit. Im Gegenteil, ohne Tenebris lässt sich die Mahlzeit sicher unbeschwerter genießen und ich glaube ohnehin, dass ich mich mit Aljan viel besser unterhalten kann als ich es mit seinem alten Herrn je könnte. Bei dem Gedanken an meine Begegnung mit dem Fürsten der Finsternis schüttelt es mich ein wenig.

Erst als mein Gegenüber nach dem Deckel einer großen Suppenterrine greift, fällt mir das Gefäß überhaupt auf und ich nehme den köstlichen Duft wahr, den es verströmt.

"Darf ich?", fragt er und deutet auf meinen Teller.

Ich reiche ihm den Suppenteller. "Gerne. Ich bin wirklich hungrig." Er lacht, während er mir einschöpft.

"Eigentlich kannst du gar nicht hungrig sein, aber ich dachte, es ist eine höfliche Geste und hilft, dass du dich hier wohlfühlst."

Ich ziehe fragend eine Augenbraue in die Höhe. "Wie meinst du das?"

"Kein Lebender kann die Unterwelt betreten", erklärt er, während er den Deckel wieder auf die Schüssel legt und den Dampf einsperrt.

"Aber ich lebe doch noch?", frage ich entrüstet. "Und ich bin hier, oder?"

Vorsorglich habe ich mich in den Arm gekniffen und mit Erleichterung den Schmerz registriert.

"Ja und ja", erklärt er. "Kein Lebender kann dieses Reich betreten. Du würdest ersticken innerhalb kürzerster Zeit und dem Druck nicht standhalten. Dein Unterbewusstsein hat die Gestalt angenommen, die es kennt. Du bist nicht tot, sondern losgelöst. Du hast doch gesehen, wie dein Körper auf dem Bett liegt? Das was hier ist, ist dein Wesen, das was dich ausmacht. Manche nennen es auch Seele und behaupten, dass es unsterblich sei. Das andere ist nur deine Hülle."

Ich brauche einen Augenblick, um seine Worte zu verdauen.

"Iss", sagt er sanft. "Es wird dich beruhigen. Entschuldige, das war viel auf einmal. Aber du hast keinen Grund zur Sorge. Wenn alles vorüber ist, bringe ich dich zurück."

In meinem Kopf rattert es. Kann ein Traum derart realistisch und rational sein? Ein kindisches Kichern blubbert an die Oberfläche, ich kann es nicht zurückhalten. Hier ist gar nichts realistisch und rational.

"Das ist doch albern."

Jetzt schaut er mich fragend an. "Was meinst du?"

"Naja, dass ausgerechnet ich dazu bestimmt bin, die Unterwelt zu retten. Du musst doch zugeben, das klingt wie aus einem billigen Roman."

"Ganz und gar nicht. Wie oft waren es Menschen, die die Götter gerettet haben? Ganz gewöhnliche Helden."

"Und warum ausgerechnet ich?"

Er schaut mich lange an, hebt einen Löffel an die perfekten Lippen und schluckt, ehe er zu einer Antwort ansetzt.

"Dein Name wurde uns offenbart, Dalerana Jordbarn. So stand es im Buch der sieben Siegel. Nach Jahrtausenden ist es meinem Vater endlich gelungen, es zu öffnen."


+ - + - + - +

[Anm.: Die Auszüge sind aus einem Gedicht von Georg C. Peter]


Na, wie fandet ihr Daleranas Besuch in dieser Bibliothek?

Oder das Essen mit Aljan? Oder diese Offenbarung?

Ihr dürft Euch gerne einbringen: Ich sammle noch immer Input. Welche Bücher fallen Euch ein, die von 'der Hölle', ' der Unterwelt', dem 'Jenseits' oder einer Vorstellung davon handeln?

Gerne auch Mangas, Videospiele and the like.

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