roses are slowly dying

By tee-sorte

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» 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐞𝐬𝐫𝐨𝐦𝐚𝐧. „Frustriert schlief ich ein, die Kälte kaum wahrnehmend, und stetig nur die Kunst i... More

𝐈𝐧𝐡𝐚𝐥𝐭
I. regengeflüster
farbspiel
stillschweigen
II. brillenglas
obstsalat
herzfrequenz
stoppschild
III. menschenmassen
türspalt
lichtbringer
IV. suchtverhalten
bücherregal
spiritus
lichtschlange
V. wandfarbe
wassertropfen
pulsierend
aberglaube
VI. kaltherz
bedreckt
rüschenkleid
geister
VII. löwe
starrheit
pullover
blumenvase
VIII. bedeutungslos
tiefsee
lebendig
gedankensplitter
lust
IX. hoffnungslos
kupferrot
stille
gutmensch
wechselstrom
X. meer
cbd
betrügerisch
mitternacht
XI. jägerin
monster
atem
gebrochen
XII. graukontakt
thron
creolen
blass
imaginationsdenken
XIII. haltestelle
schmerzend
erfüllung
wüstenbrand
XIV. blütenmeer
dämonentanz
schweigsam
kreislauf
XV. pfeilspitze
spielsucht
amen
XVI. rausch
gefühlskalt
sekundentakt
monoton
XVII. nachtsicht
blassblau
schimmergefühl
wind
lebenswert
𝐃𝐚𝐧𝐤𝐬𝐚𝐠𝐮𝐧𝐠
stumme briefe
fragen ?

wolfsjagd

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By tee-sorte

Ein wenig Zeit war vergangen. Sie rauschte wie ein weißes Meer an mir vorbei, ohne sich zu beeilen doch stetig sehr schnell. Ab und zu wurde ich aufgeweckt, und aus diesem Meer hinaus blickend, welches den Ursprung in meinen Gedanken fand, betrachtete ich weiße Wände und ein Gefühl des Unwohlseins und der Einenge stieg in mir auf. Ich fühlte jeden Augenschlag meiner Lider intensiv wie einen schwarzen Vorhang vor diesem weißen Raum. Jede meiner Berührungen wurde widergespiegelt von einem Spiegel aus Tränen, welcher langsam aber sicher austrocknete und somit Sicht auf das Wesentliche gewährte.

Ich erblickte Sam, welche neben mir saß, und beruhigend meine Hand hielt. Sie schien meinen erwachten Geist nicht wahrzunehmen, da sie ein Buch las, doch meine Hand ließ sie die gesamte Zeit über nicht los. Es fühlte sich surreal an, fast wie in einem Traum, dass ich diese Chance bekam, Sam eine lange Zeit anblicken zu können, ohne, dass sie es bemerkte. Ich prägte mir jeden Gesichtszug ihrerseits genauestens ein und bewunderte Millimeter um Millimeter dieser straffen Haut. So gern hätte ich nun einfach meine Hand ausgestreckt und Sam berührt; wäre in ihre Haut eingetaucht und komplett in jener Wärme verschwunden. Mein Blick blieb an ihren Lippen hängen. Ihre innige Berührung sowie der Fakt, dass sie sich soeben konzentriert auf die Lippen biss, warfen mich vollkommen aus dem Konzept.

Sam schaute auf. Unsere Augen trafen sich. Stille; aber dann - der konstante Maschinenton meines Pulses gewinnt an Geschwindigkeit. Ich schließe aus Scham meine Augen, und lasse erneut den Vorhang zu meiner Seele hinunter.

Einen Wimpernschlag später befand ich mich sitzend in einem großen Raum, noch immer sehr geschafft von den vergangenen Stunden und Tagen; kraftlos und sehr verwirrt. Die Richterin steht auf und betrachtet mich aus der Ferne, schenkt mir einen undeutlichen Blick, den ich nicht entwirren kann. Keinerlei Emotion liegt in diesem Raum. Es erscheint mir, als wären die Menschen um mich herum in eine schwarz-weiße Welt getaucht. Sie wirken unfreundlich und abwesend. Ich bin die einzige, welche Gedanken hegt, in dieser grauen Welt.

Durch einen schnippenden Ton werde ich aus meinem Inneren herausgerissen. Verzweifelt versucht ein Mann mich aus meinem starren Blick zu holen. Mit Erfolg. Ich bin vollkommen anwesend, sowohl mein Körper als auch meine Seele. Die Verwirrung war gewichen und aus jenem plötzlichen Erwachen meiner Gedanken war eine gewisse Konzentration hervorgegangen. Ich musterte jeden der anwesenden Personen genau. Auch Sam konnte ich ausmachen, welche in den Reihen hinter mir saß. Sie lächelte mir kurz zu.

»Frau Breckman«

Ich riss den Kopf herum. Es war eine fast endlos erscheinende Zeit vergangen, seitdem mich wieder einmal jemand bei meinem Nachnamen genannt hatte. Dadurch erlangte die Richterin meine vollkommene Aufmerksamkeit.

»Schwören Sie die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit?«

»Ich schwöre«, antwortete ich bestimmt.

»Sie wurden schwer verletzt in einem Hotelbett gefunden. Bitte schildern Sie uns Ihre Situation. Inwiefern sind Sie in die Geschäfte Herrn Connor's involviert? Wir hätten gern Ihre Sicht der Lage.«

Das Blut rauschte mir durch den Körper und verwehrte mir somit den eigentlichen Nutzen meiner Ohren. Mir wurde für kurze Zeit das Hörvermögen geraubt. Herr Connor? Ich kannte keinen Herr Connor. Meine Sicht begann sich gefährlich zu drehen. Mir wurde schlecht. Angestrengt versuchte ich dieses Gefühl zu unterdrücken.

»Lassen Sie sich gern Zeit, Frau Breckman, Ihr Körper ist noch geschwächt!«

Verwirrt wischte ich mir mit meiner Rückhand über die schweißbedeckte Stirn. Dann riss ich mich und meinen Kreislauf zusammen.

»Herr Connor? Ist das.. Jordan?«

»Ja, das ist er. Aber nun berichten Sie uns von sich und ihrem Schicksal.«

Kurz schluckte ich, dann begann ich zu erzählen.

»Mein Name ist Allie Breckman. Ich arbeite bereits seit einigen Jahren für... Jordan.. oder Herrn Connor, wie Sie ihn nennen.«

Kurzzeitige Verwirrung machte sich breit.

Die Richterin bemerkte, wie schwer es mir fiel, eine Aussage zu machen. Jedoch hetzte sie mich keinesfalls sondern blickte mich lediglich ermutigend an, fortzufahren.

»In meiner Jugend führte ich ein Verhältnis zu ihm. Es hatte keinesfalls etwas mit Liebe zu tun. Schon nach kurzer Zeit verlangte er von mir, ihm bei seinen Geschäften zu helfen. Ich war blind und hatte nicht viel zu verlieren. Außerdem dachte ich, es wäre eine einmalige Sache.«

Ich gewährte mir eine Verschnaufpause, in welcher ich mir eine aufkommende Träne von der Backe wischte und mit weiteren jener Tropfen kämpfte, welche unbedingt meinen Augen entkommen wollten. Angestrengt versuchte ich meinen Atem zu regulieren.

»Als es sich wiederholte, immer und immer wieder, wollte ich aussteigen. Aber Jordan war krank, was ich erst dann bemerkte - viel zu spät. Er hatte mich bereits als sein Eigentum angesehen - so als wäre ich ein einfaches Ding, ohne eigenen Willen..«

Nun konnte ich auch die restlichen Tränen nicht weiter davon abhalten, mein Gesicht zu fluten.

Stille im Raum. Alle warteten darauf, dass meine zittrige Stimme fortfahren würde. Ich fasste mir ans Herz und bündelte somit die allerletzten Kräfte, welche darin schlummerten.

»Gottseidank zogen wir um, und ich bekam die Chance, ein neues Leben zu beginnen. Ich war mir zu 100% sicher, dass er mich niemals wieder finden würde. Aber dann..«

Verzweifelt berührte ich meine Schläfe. Mein Kopf dröhnte schmerzhaft. Die erwartungsvolle Stille jener Menschen zerriss mich, als würde man meinen Kopf mit qualvoll lauten Geräuschen fluten - doch in diesem Fall war es das leise Nichts, welche mich langsam zerstörte.

»...dann stand er abermals vor mir, und verlangte, dass ich zurückkommen würde. Als ich ihm seinen Willen verwehrte, wusste ich, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis er sich mit Gewalt das nehmen würde, was er besitzen wollte.«

Stille. Noch immer. Fuck.

Langsam verwandelte sich meine Trauer in blanken Hass. Damit, dass ich mein Leben nochmals so intensiv Revue passieren lassen würde, hätte ich niemals gerechnet. Zum einen schmerzte es fürchterlich, doch ebenfalls das Gefühl, erhört zu werden, ermutigte mich weiterzusprechen.

»Er drohte, meinen Liebsten sowie mir etwas anzutun. Und das tat er auch. Er verwickelte mich in einen Verkehrsunfall und kündigte seine folgende Tat an, wenn ich nicht nachgeben würde.«

Beschämt legte ich meinen Kopf auf den Tisch und verschränkte meine Arme über diesem. Meine Stimme zitterte nun abermals.

»Ich gab nach...«

»..und wurde zu diesem gefühlskargen Menschen, welcher ich ...heute noch bin.«

Meine Stimme brach und ich schnappte nach Luft. Doch der beruhigende Sauerstoff wollte nicht in meine Lungen eindringen. Mein Körper begann unter dem Gewicht meiner Aussage zusammenzuklappen. Ich konnte kaum mehr auf meinem Stuhl sitzen. Zu meinem Glück ergriff die Richterin nun erneut das Wort und lenkte somit die Aufmerksamkeit der Masse auf ihre Gestalt; und von meiner hinweg.

Doch trotz meiner verwirrten Sinne spürte ich noch immer besonders ein Augenpaar auf meiner Person liegen. Ich spürte Sam, wie sie im Geiste an meiner Seite kämpfte, gegen das große Monster in meinem Kopf. Es rang mich zu Boden, doch anstatt mich aufzugeben, berührte Sam mich und half mir auf. Es war, als könnte ich ihre Finger an meinem Körper spüren. Als würde sie mich umarmen, und mir dadurch stützend Kraft schenken, sodass ich nicht zusammen brach. Sie fühlte mit mir, und anstatt, dass Mitleid den Raum beherrschte, so wie es von einigen anwesenden Gesichtern abzulesen war, schenkte sie mir das Gefühl der Geborgenheit und Akzeptanz.

»Ich danke Ihnen für diese Aussage. Zu Ihrer persönlichen Aufklärung werde ich Ihnen nun berichten, was geschehen ist.«

Mein Geist war noch immer ein wenig benebelt von jenen Medikamenten, welche sie mir im Krankenhaus zugeführt hatten. Nun interessierte es mich wirklich, was passiert war. Ich hob den Kopf.

»Ein kleines Team an Elite-Polizisten sowie IT-Fachleuten arbeitet schon länger an dem Fall Connor's. Des Öfteren wurden Sie in Verbindung mit ihm gesehen. Sie wurden beschattet sowie gezielt ausgefragt, doch nie kam man an explizite Informationen zu dem Drogengeschäft. Letzten Endes wurden Sie gefunden, da das Täterauto ausfindig gemacht werden konnte, mit welchem Sie vor einigen Tagen erneut verschleppt wurden. Sie können wirklich von Glück sprechen.«

Nun blickte die Richterin von ihrem Papierstapel auf und beugte sich etwas vor, um mich somit besser betrachten zu können. Meine Gedanken überschlugen sich soeben, und ich wollte lediglich in ein warmes Bett fallen, um meine Träume die neu dazu gewonnenen Informationen überarbeiten zu lassen. Mit letzter Kraft zwang ich mein Unterbewusstsein dazu, anwesend zu bleiben.

»Sie mögen ein ungünstig verwickeltes Opfer in diesem Szenario sein, doch um eine Strafe kommen sie tatsächlich nicht herum. Sie werden eine Geldstrafe von fünftausend Euro abzahlen müssen. Außerdem gilt für Sie ein einjähriges Alkohol- als auch Drogenverbot, welches sie monatlich nachweisen müssen. Ihnen ist es vorgeschrieben, in maximal drei Wochen eine feste Anstellung zu finden.«

Meine Freude bildete sich in Form eines leichten Schmunzelns ab. Ich war der Haftstrafe entflohen. Damn, tat das gut. Jordan würde endlich seine gerechte Strafe bekommen, ich war diesem Scheiß entflohen, und hatte tatsächlich die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen.

»Da ihre Beziehung zu Elite-Polizistin Smith nicht unbemerkt blieb, wird diese als ihr persönlicher Personenschutz eingeteilt werden. Sie werden vorübergehend bei ihr Leben und sich nicht aus ihrem Umkreis entfernen, haben Sie das verstanden? Herr Connor ist noch immer nicht geschnappt, weshalb Sie auf sich aufpassen müssen; vor allem nach jener getätigten Aussage!«

Ich blinzelte überrascht, sowie sehr überfordert. Jordan war noch nicht hinter Gittern? Und.. Smith? War das etwa Sam?

Ich drehte mich auf meinem Stuhl, damit ich Sam in die Augen blicken konnte. Diese waren vor Schock weit geöffnet und sie blickte mich unsicher an. Ihr war, ebenso wie mir, die Überforderung ins Gesicht geschrieben. Nun wusste ich klar und deutlich, wer Frau Smith war. Ich würde Personenschutz von Sam erhalten. Nicht, dass es mir nicht gefiel, doch tatsächlich kam diese Nachricht überraschender als erwartet. Und ebenso der Fakt, dass Jordan noch immer eine Bedrohung darstellte, verunsicherte mich sehr.

Soeben hatte ich noch von Freiheit geträumt, und gehofft, mein Leben neu beginnen zu dürfen. Doch nun war eine erneute Unsicherheit geschaffen. Jordan auf freiem Fuß, und Sam in direkter Gefahr, falls er mich zurückforderte. Hatte ich nicht all die Jahre versucht, Sam sowie meine Familie vor ihm zu beschützen? Und nun, von einem Tag auf den anderen, war ich zu einem schwachen Lämmchen mutiert, welches beschützt werden musste. Super.

★? Danke!

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