roses are slowly dying

By tee-sorte

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» 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐞𝐬𝐫𝐨𝐦𝐚𝐧. „Frustriert schlief ich ein, die Kälte kaum wahrnehmend, und stetig nur die Kunst i... More

𝐈𝐧𝐡𝐚𝐥𝐭
I. regengeflüster
farbspiel
stillschweigen
II. brillenglas
obstsalat
herzfrequenz
stoppschild
III. menschenmassen
türspalt
lichtbringer
IV. suchtverhalten
bücherregal
spiritus
lichtschlange
V. wandfarbe
wassertropfen
pulsierend
aberglaube
VI. kaltherz
bedreckt
rüschenkleid
geister
VII. löwe
starrheit
pullover
blumenvase
VIII. bedeutungslos
tiefsee
lebendig
gedankensplitter
lust
IX. hoffnungslos
kupferrot
stille
gutmensch
wechselstrom
X. meer
cbd
betrügerisch
mitternacht
XI. jägerin
monster
atem
gebrochen
XII. graukontakt
thron
creolen
imaginationsdenken
XIII. haltestelle
schmerzend
erfüllung
wüstenbrand
XIV. blütenmeer
dämonentanz
schweigsam
kreislauf
XV. pfeilspitze
spielsucht
amen
wolfsjagd
XVI. rausch
gefühlskalt
sekundentakt
monoton
XVII. nachtsicht
blassblau
schimmergefühl
wind
lebenswert
𝐃𝐚𝐧𝐤𝐬𝐚𝐠𝐮𝐧𝐠
stumme briefe
fragen ?

blass

758 93 17
By tee-sorte

Dies war er gewesen. Der Ort meiner Verzweiflung in dem verlassenen Leben, welches mir Gott aufgezwungen hatte.

Langsam und noch immer recht ungläubig streckte ich eine Hand nach vorne aus, um meine Finger sanft über den kalten Stein fahren zu lassen. Wunderschöne Strukturen spiegelten sich dort ab. Ein einziges Trauerspiel, welches ich in einer der ersten Nächte ertrinkend in dieser verlorenen Stadt, im Alkohol ertrinkend und trauernd über den Schmerz, welcher sich in mir breit machte, als Kunst an die Wand brachte um somit mein Leid zu stillen.

Mir kam es vor, als hätte man mir soeben mit einem Messer in den Bauch gestochen, um den Schmerz hinter meine blassen Augen zu treiben.

Doch anstatt des Blutes, welches an dieser Stelle entweichen sollte, bahnten sich bunte Ranken und Blumen ihren Weg aus meinem Innersten hinaus, und ergänzten das verlassene Bild in dieser Gasse.

Glück machte sich in mir breit, als meine Gedanken mir solch einen Streich spielten, diese Kunst lebhaft und lieblich wirken zu lassen. Denn das war sie keinesfalls.

Sie spiegelte die Angst meinerseits wieder, der vergangenen Tage. Die Angst, meine Vergangenheit zu vergessen.

In jenem Moment fasste ich mir an den Kopf, denn die Schwärze durchzuckte ihn. Tränen kullerten in Strömen an meiner Wange entlang, und meine Hand, welche sich nun leiten ließ von der Scham, wischte Marionettenartig den Fluss hinfort und versuchte den Kummer zu stillen.

Meine damalige Angst hatte sich in die Realität umgesetzt. Sie war zur Wirklichkeit geworden, doch ohne Verlust hatte ich ihr entgegengestrebt.

Ja, ich ganz allein war dafür verantwortlich, dass ich die Vergangenheit verzweifelt versuchte zu verdrängen. Mein eigener Geisteszustand hatte mir den letzten Hoffnungsschimmer geraubt, um den Funken an Erinnerungen aus meinem Leben zu sperren.

Doch nun zwang mich dieses Bildnis der Vergangenheit erneut in die verzweifelte Situation, mich erinnern zu wollen, und mich verloren nach Unerreichbarem zu sehnen. Unerreichbarer Zuneigung.

Einige Minuten stand ich nun schon, mit einem Arm an dieser kahlen Wand abgestützt, das Kunstwerk direkt vor meinem verschwommenen Sichtfeld.

Surreal erschien es mir.

Und so berührte ich abermals das dunkle Gemälde der Vergänglichkeit. Das damalig rot schimmernde Blut, war nun braun und verdreckt. Es klebte wie ein verlorener Fleck an dieser schäbigen Wand, ohne einen genauen Sinn darzustellen. Keine Menschenseele hatte sich diesem Blut angenommen, es zu entfernen oder wenigstens wahrzunehmen.

Mein junges Ich, verzweifelt in den Tatsachen ertrinkend, durchlief damals einige düstere Gassen, ohne ein gewisses Ziel vor Augen. Ich wollte an jedem Ort der Welt lieber sein, als hier in dieser trostlosen Stadt an Jordans Seite.

Verzweifelt ertrank ich meinen Geist in Unmengen an Alkohol, auf dass ich auf der Stelle umkippen und nie wieder aufwachen würde.

Doch diese Taten zerrten mich nur noch mehr in ein dunkles Loch aus Scham vor meiner selbst, weshalb ich wütend sowie verletzt von den Umständen, wild auf die unschuldige Wand einschlug. Ich spürte den Schmerz damals nicht, da er mich bereits vollkommen ausfüllte. Einen Blutfleck hinterließ ich seitdem an der Wand vor mir. Und möge es Zufall sein oder nicht, dieser Blutfleck wurde auf magische Weise ergänzt durch einen leichten Riss in der Wand.

An diesem Abend sah ich es abermals.

Die Rose, welche wie ein Spiegel wirkte um meine Emotionen festzuhalten und zu reflektieren. Die Rose, welche mich an Zärtlichkeit erinnert, welche ich jedoch schon längst aufgegeben hatte, erneut zu finden.

Dieses Kunstwerk, von meinem Gefühlsausbruch damals selbst erschaffen, fand ich nun durch Zufall wieder, in jener dunklen Nacht. An diesem Ort würde ich mein Nachtlager aufschlagen, auf dass meine Träume endlich einmal losgerissen werden würden, von der Dunkelheit und des Schmerzes, somit sie mir endgültig Hoffnung und Erinnerungen spenden.

Frustriert schlief ich ein, die Kälte kaum wahrnehmend, und stetig nur die Kunst in meinen Augen, durch dort verweilende Tränen spiegelglatt schimmernd. Ich driftete ab in realitätsnahe Träume des letzten Abends mit Sam an meiner Seite.

Die Kunst ihres Körpers warm neben dem meinigen, gleichend einer ruhigen Landschaft in einsam getränkter Schwärze der Nacht. In diesen Stunden hatte ich gewusst, dass dies mein Moment des Abschiedes war, während sie von alle dem nichts ahnte. Ich würde sie verlassen müssen, genau zu jener Zeit, in welcher es mir am schwersten fiel, da mein Kopf ihr spätestens an diesem Abend - ihre liebliche Gestalt in meiner innigen Umarmung ruhend - nicht länger wiederstehen konnte. Denken, immer nur an sie denken. Dies mein gesamtes Leben lang, ob als gebrochene Frau allein oder sicher an ihrer Seite. Mit salzig getränkten Wangen verabschiedete ich mich still.

Ich schluchzte.

Die Nacht war lang und einige Male wurde ich von betrunken torkelnden und wild schreienden Männern geweckt, welche jedoch glücklicherweise ohne mich jemals zu bemerken an mir vorbei liefen.

Solange sie mich nicht belästigten oder sich dazu entschieden, ihren Magen genau in dieser Gasse zu entleeren, hatte ich kein direktes Problem mit deren Präsenz.

Soeben war ich dabei, erneut nach solch einem Vorfall in das Land der Träume zu entfliehen, welche in dieser Nacht unlesbar schienen, als sich ein streunender Hund an meinem Karton zu schaffen machte. Bevor ich ihn davon abhalten konnte, hatte er den Großteil meines Essvorrates zu seinem Eigen erklärt.

Gierig verschlang er die Nahrung ein paar Meter von mir entfernt. Ich war zu schwach und erschöpft, als dass ich ihn davon abgehalten hätte.

Außerdem gönnte ich ihm dieses bisschen Essen, nachdem ich einen Blick auf seinen mageren Körper erhascht hatte. Die Rippen waren klar erkennbar und sein Fell hatte schon lang keine Pflege mehr gesehen.

Als er jeglichen Vorrat aus meinem Karton verspeist hatte, suchte er verzweifelt nach weiteren Nahrungsquellen. Ungewiss trafen sich unsere Augen. Er schien nicht eingeschüchtert zu sein, doch allgemein ging er recht vorsichtig vor.

Langsam streckte ich meine Hand in seine Richtung aus, und redete ihm gut zu. Aus meiner Hosentasche kramte ich währenddessen eine kleine Tüte von zerbröselten Chips und streute einige vor mir aus, sodass er sich dort bedienen konnte, ohne mir zu nahe zu kommen. Lächelnd schaute ich ihm folgend zu, wie er sich mir annäherte und schlussendlich sogar meine Hand berührte. Als ich diese in sein Fell gleiten ließ, zuckte er leicht, doch wich nicht zurück oder wehrte sich immens.

Herzlich streichelte ich ihm über den Rücken, bis er sich zu mir legte und allem Anschein nach das Vertrauen in mir gefunden hatte. Dies erwärmte mein Herz für einen Augenblick. Glücklich schlief ich ein, ohne eine wärmende Decke über mir, da ich diese dem mageren Hund übergelegt hatte.

Einige Nächte ging dies so, dass ich billiges Essen erwarb und es in der Nacht an den Hund, welchen ich inzwischen lieb gewonnen hatte, verfütterte.

Auch der Gedanke an meine Zukunft ließ mich nicht los, da mein Restgeld nicht ewig für diese karge Zweisamkeit reichen würde. Langsam musste ich mich wirklich einmal von diesem Ort losreißen und mir eine anständige Arbeit suchen. Schon einige Zeit hatte ich hier verbracht.

Doch meine Gedanken über Zukunftspläne waren noch sehr verstrickt ineinander, sodass ich kaum im Stande dazu war, diese zu lesen und Schlussfolgerungen für mein Leben zu treffen.

Ohne nützliche Gedanken schlief ich in jener Nacht ein. Nach einigen Stunden nahm ich in meinem Unterbewusstsein der nächtlichen Träume weit entfernt scheinende Geräusche wahr. Als ich müde mit meinen Augen blinzelte, bemerkte ich, dass jene Geräusche doch näher waren, als sie in der ersten Wahrnehmung schienen.

Eine Person stand zu dieser späten Stunde vor meinem kleinen Schlaflager. Nur die Füße konnte ich aus meinem Sichtwinkel erblicken.

Aufgrund der Dunkelheit und meiner Trägheit ließen die Umstände in diesem Moment nicht mehr Einsicht zu. Uninteressiert schloss ich erneut meine Augen, um mir den Schlaf aufzuzwingen, welchen ich dringend benötigte.

Als mir wenige Minuten später dünner Zigarettenrauch in die Nase stieg, öffnete ich abermals meine Augen und blickte mich verwirrt um.

Eine zierliche Person saß zu meinen Füßen auf dem kalten Boden, und rauchte dort eine Zigarette. Die Dunkelheit ließ keinen Lichtblick zu, bis plötzlich aus dem Nichts ein Auto an der Gasse vorüber fuhr, dessen Scheinwerfer für eine Millisekunde meinem Geist eine liebliche Halluzination schenkten.

In meinem Traum saß Sam an meiner Seite, verlassen mit dem Tod des Zigarettenstummels spielend und mich träumerisch betrachtend.

Ich wünschte mir so sehr, dies würde Wirklichkeit werden.

★? Danke!

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