Einmal Ana, immer Ana.

By Tanja_the_Cat

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Sahra, ein durchschnittliches Mädchen von einer Sekundarschule, das keine größeren Probleme, als das Bewältig... More

Liebe Ana, Wie alles begann
Erste Recherchen
Hallo Ana
Schule und ein Nutella Brötchen
Anas Erstes Gebot
Anas Zweites Gebot
Anas Drittes Gebot
Sport, Sport, Sport!
Wo bist du?
Die Stimme in ihrem Kopf
Anas Viertes Gebot
Verlangen
Rückschlag
Ihre beste Freundin
Anas Fünftes Gebot
Fast vergessene Hausaufgaben
Kaloriengrenze
Perfektion
Anas Sechstes Gebot
Der Drang zu essen
„Sie haben ihr Ziel erreicht"
Anas Siebtes Gebot
Ein Schritt näher
Entscheide dich
Kino
„Lass uns tanzen"
VERGESSENE Hausaufgaben
Kein Frühstück und schlechte Witze
Das Korallenriff
Filmabend
„Schreib es auf"
Anas Achtes Gebot
Bummeln durch die Stadt
Anas Neuntes Gebot
Fressanfall
Gegenmaßnahmen
Kalt, so kalt
Neues Ziel
„Hunger hurts but starving works"
Die Waage
Gezwungen
Herr Bahlea schöpft Verdacht
Wieder Sport
Außer Haus
Okay
Der Termin
Was die Waage zeigt
Anas Zehntes Gebot
Der Brief ist beendet
Zurück im Alltag
Nachwort/Danke
Schamlose Eigenwerbung

Vorbereitungen

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By Tanja_the_Cat

„Neunundzwanzig, Dreißig", stöhnte Sahra und ließ sich erschöpft zurück auf die Couch fallen.
„Sehr gut", sagte Ana und lächelte sie an. Freitagabend, nach dem Abendessen. Sie machte Sport um Kalorien zu verbrennen. Gerade war sie mit Sit Ups beschäftigt gewesen, doch brauchte sie jetzt erst einmal eine Pause. Keuchend lag sie da und spürte ihr Herz in ihrer Brust hämmern. Schweiß rann ihr über die Stirn und sie fühlte sich in den Sportklamotten unangenehm heiß. Sie hustete. Durch ihre schnelle Atmung hatte sie einen ganz trockenen Hals bekommen, also raffte sie sich auf und griff nach ihrer Trinkflasche. Ein paar Schlucke Leitungswasser und es ging ihr besser. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
„Komm schon Sahra", sagte Ana hinter ihr. Sie drehte sich um. „Du schaffst noch was. Eine Runde geht noch." Immer noch schwer atmend sagte sie: „Okay, aber gib mir noch eine Sekunde. Ich brauch eine Pause." Ana sah sie mit harter Miene an. „Gut, bitte. Wenn du unbedingt willst, dass sich die ganzen Kalorien an deinem Bauch und deinen Oberschenkeln festsetzen, dann klar, mach nur Pause. Mach Pause so lange du willst du Faules Stück. Wenn du morgen im Schwimmbad unbedingt dick sein willst, dann mach du nur", giftete sie und funkelte Sahra an. Diese schaute betreten auf den Boden. Nein, sie wollte morgen nicht dick aussehen. Sie würde vor Scham im Boden versinken, wenn die anderen im Schwimmbad über ihren dicken Körper tuschelten und lachten. Das wollte sie nicht! Allein der Gedanke daran, dass sie halbnackt, nur im Bikini, vor Dutzenden anderen Leuten aufträte, ließ Unbehagen in ihr aufkommen. Warum hatte sie Lailas Vorschlag auch zugestimmt? Warum hatte sie nicht daran gedacht, dass sie ihren Körper so unzähligen fremden Menschen präsentieren würde. Warum hatte sie so leichtfertig zugesagt?
Wortlos stellte sie die Flasche zurück auf ihren Schreibtisch und fing wieder an mit Kniebeugen. Fünfundzwanzig Stück. Danach Liegestütze, Zehn Stück (wobei sie eigentlich nur Frauenliegestütze machte, denn die anderen bekam sie einfach nicht hin). Es würden Einhundert Hampelmänner folgen und zum Schluss Dreißig Sit Ups. Erst wenn sie das geschafft hätte würde sie Pause machen. Sie musste versuchen für morgen so schlank wie nur irgendwie möglich auszusehen. Damit sie vor Scham nicht sterben würde. Ihr lief erneut ein Schauder den Rücken hinunter, als sie daran dachte, dass so viele Menschen ihren schwabbelnden Bauch sehen würden.
„Sahra?", erklang Anas Stimme wieder und sie hörte mit ihrer Übung auf und wandte sich ihr zu. „Ja?"
„Ich weiß, du fühlst dich unwohl bei dem Gedanken an morgen. Ich weiß, du schämst dich für deinen dicken Körper und ich weiß, dass du sogar ein wenig Angst davor hast, was die anderen Leute über dich denken werden. Aber versuche dich auf eine Sache zu konzentrieren: Versuche so viel wie möglich zu schwimmen, so aktiv wie möglich zu sein und so gut es nur geht Kalorien zu verbrennen. Scheiß auf die anderen Menschen die dich womöglich sehen werden, konzentriere dich auf die Kalorien. Denn wenn du viel verbrennst wirst du abnehmen. Dann hast du es all den Personen gezeigt, die sich vor deinem vielen Fett geekelte haben, dann hast du ihnen gezeigt, was für ein schlankes Mädchen doch in dir steckt. Dann musst du dich nie wieder für deinen Körper schämen und kannst stolz auf dich sein. Denn dann wirst du endlich perfekt sein."

Perfekt

Sahra nickte. Ja, sie hatte tatsächlich Angst. Aber Ana hatte recht. Sie musste sich auf das Abnehmen konzentrieren und wenn sie schon so eine gute Gelegenheit dazu bekam, dann sollte sie diese auch nutzen. Dann musste sie die auch nutzen. Ja, die vielen Menschen werden sie auslachen, werden über sie lästern, werden sich vor ihr ekeln, aber sie konnte etwas dagegen tun. Sie würde dünn werden und dann könnte sie unbeschwert baden gehen und ihren Körper zeigen, wie sie lustig war. Aber...
„Aber was werden Laila und Maria nur über mich denken, wenn sie mich sehen?", fragte sie niedergeschlagen und blickte zu Boden, vorbei an ihrem Bauch. Er war rund und sie konnte nur gerade so ihre Zehen sehen, der Rest der Füße wurde verdeckt.
Ana nahm ihre Hände und strich beruhigend mit dem Daumen darüber.
„Soll ich ehrlich sein? Ich vermute, dass sie dich in ihren Gedanken auslachen werden. Sie werden hinter deinem Rücken über dich und deinen dicken Körper tuscheln und sich gegenseitig sagen, wie abgeneigt sie doch von dir sind. Aber, und das ist das wirklich perfide daran, sie werden kein Wort davon zu dir sagen. Sie werden dir nicht sagen, dass du dick bist, sie werden nicht zugeben, dass sie dich widerlich finden. Sie werden lügen und sagen du seist nicht dick. Aber das stimmt nicht! Du bist dick. Sie sagen das nur, weil sie deine „Freundinnen"" — sie setzte mit den Fingern das Wort „Freundinnen" in Anführungszeichen — „sind und werden so tun, als würden sie dich nicht abstoßend finden. Aber glaub mir, sie lügen dir eiskalt ins Gesicht. Richtige Freunde würden dir die Wahrheit sagen, falsche Freunde werden dir Honig um den Mund schmieren und dir auf keinen Fall sagen, was sie in Wirklichkeit über dich denken." Anas Hände waren zu Sahras Schultern gewandert und packten fest zu. „Aber du wirst es ihnen zeigen Sahra, du wirst es allen zeigen! Du wirst abnehmen, du wirst dünn werden, du wirst perfekt werden! Das schaffen wir. Gemeinsam machen wir aus dir ein perfektes Mädchen, ja?"
Sie blickte auf und erschrak kurz. Auf Anas Gesicht hatte sich ein leicht wahnsinniges Grinsen abgebildet und in ihren Augen loderte Feuer. Sie jagte ihr ein wenig Angst ein.
„J-ja", stotterte sie und Ana ließ sie los. Das Grinsen war verschwunden und wurde durch ein liebevolles Lächeln ersetzt und ihre Augen wurden auch wieder normal.
„Sehr gut", sagte sie, „sehr gut. Also dann, hopp hopp, weiter gehts mit Sport."

Also machte sie Sport. Eine Runde noch, ehe sie sich eine richtige Pause gönnte. Mit labbrigen Muskeln und geschlossenen Augen lag sie rücklings auf der Couch und versuchte ihre Atmung zu beruhigen. Ana klatschte. „Sehr gut gemacht Sahra, sehr gut." Sie setzte sich auf die Armlehne und ließ ihren Zeigefinger auf Sahras schweißnasser Stirn kreisen. „So, jetzt gehst du noch duschen und danach machst du dir einen schönen restlichen Abend." Sahra atmete erleichtert auf. Wenn selbst Ana ihr sagte, sie könnte mit Sport aufhören und sich entspannen, dann hatte sie sich wohl wirklich genug ausgepowert. Sie öffnete die Augen und richtete sich langsam auf. Ana war weg. Aber das war okay. Mit noch zitternden Beinen stand sie auf und zog ihre Sportklamotten aus. Diese würde sie gleich in die Wäsche packen, wenn sie ins Bad ging. Ihre anderen Sachen warf sie sich einfach kurz über und machte sich dann auf den Weg ins Badezimmer. Sie schmiss die Sportklamotten in den Wäschekorb und ihre jetzigen Sachen wanderten direkt hinterher. Sie löste den Pferdeschwanz, zu dem sie ihre Haare drapiert hatte, der zwar schon ziemlich zerzaust war und einige Strähnen hingen heraus, aber er hatte seinen Nutzen erfüllt. Ihre Haare sollten sie beim Sport nicht stören und das hatten sie auch nicht.
Sie legte sich ihr Handtuch bereit. Kurz warf sie noch einen Blick in den Spiegel. Gesicht rot, wie eine Zombie-Tomate, Haare struppig wie ein Vogelnest, Stirn und Wangen schweißnass und ein dicker Körper. Sie wandte schnell den Blick ab und stieg in die Kabine. Das wird morgen unangenehm werden. Sehr unangenehm. Ihr mit Fett bedeckter Körper zwischen all den schlanken Menschen. Alle werden sie anstarren, alle werden sich vor ihr ekeln, alle werden sie auslachen. Aber sie musste da durch. Sie musste, um viel zu schwimmen, damit sie viel verbrannte. Dann würde sie abnehmen und niemand würde sich mehr über sie lustig machen. Sie drehte das Wasser auf und stellte die Temperatur ein.
Einmal den Körper einseifen (wenn sie dünn wäre bräuchte sie auch weniger Duschbad für ihre Haut, also noch ein guter Grund), Haare waschen und Spülung draufmachen und dann kam das Ätzendste: rasieren. Unter den Armen ging schnell, doch die Beine waren so mühselig und beanspruchten viel Zeit. Vor allem, wenn man dachte, man sei endlich fertig, aber dann fand man doch noch eine vergessene Stelle.
Als sie damit dann auch endlich durch war drehte sie das Wasser ab und trat aus der Dusche. Schnell wickelte sie ihr Handtuch um sich und trocknete sich ab. Der Spiegel war beschlagen, so musste sie ihren Körper nicht noch einmal betrachten und zog sich ihren Schlafanzug an. Es war zwar noch nicht sonderlich spät, aber so musste sie es nachher nicht mehr machen.
Zurück in ihrem Zimmer öffnete sie erst einmal das Fenster um frische Luft in den stickigen Raum zu lassen. Dann kuschelte sie sich auf der Couch ein und schaltete ihren Laptop ein.
„Eine Sache noch Sahra", kam es von links. Diesmal zuckte sie nicht zusammen. Sie war mittlerweile daran gewöhnt, dass Ana wie aus dem Nichts an ihrer Seite auftauchte und sie voll laberte. Sie drehte sich zur Seite und schaute Ana aufmerksam an. „Ja?"
„Es wäre von Vorteil, wenn du das Frühstück morgen ausfallen lassen würdest." Sahra war verwundert. „Warum?" Ana seufzte. „Damit dein Bauch morgen im Schwimmbad nicht so kugelrund aussieht, verstehst du? Du willst so dünn wie möglich aussehen? Dann iss nichts, so befindet sich nichts in deinem Magen was dich dick aussehen lassen würde."
Sie nickte langsam. Ja, das konnte sie nachvollziehen. Immer wenn sie etwas, und sei es auch nur eine Kleinigkeit, gegessen hatte, sah sie, wie sich ihr Bauch aufblähte und ihr den Blick auf den Fußboden versperrte.
„Also, wenn ich morgen nichts frühstücke werde ich im Korallenriff dünn aussehen?", fragte sie hoffnungslos.
„Naja, nicht dünn, aber auch nicht unendlich dick", sagte Ana und lächelte sie an. Sie lächelte zurück. Wenn es eine Möglichkeit gab morgen dünner als sonst auszusehen, dann musste sie das unbedingt nutzen. Doch einen Haken hatte die Sache.
„Mama wird mir aber bestimmt Frühstück vorsetzen. Ich glaube nicht, dass sie mich ohne aus dem Haus lässt." Ana lächelte weiter. „Denk mal nach Sahra. Wie könntest du wohl das Essen sausen lassen? Was für Ideen fallen dir da so ein?"
„Äh...", sagte sie und überlegte angestrengt. Gott, Ana stellte Fragen, woher sollte sie denn eine gute Taktik kennen, wie man das Essen überspringen könnte? „Äh... Ich... ich könnte...", stammelte sie planlos. „Äh ich könnte... sagen, dass ich keinen Hunger habe?", sagte sie unsicher. Ana kicherte. „Nun, prinzipiell könntest du das machen, aber denkst du, dass Marlene das so einfach durchgehen lassen würde?" Sahra schüttelte den Kopf. Nein, ihre Mutter würde das wahrscheinlich nicht durchgehen lassen, vor allem nicht morgens. „Außerdem", sprach Ana weiter, „wenn du diese Ausrede zu oft benutzt, könnte sie misstrauisch werden und das wollen wir doch nicht, oder?" Sie nickte. „Also äh... ich könnte...", überlegte sie weiter doch ihr fiel partout nichts ein.
„Ich habe keine Ahnung."
„Na dann helfe ich dir mal ein wenig auf die Sprünge", sagte Ana noch immer lächelnd. „Also, überleg mal, wobei kannst du nichts essen, ohne dass Marlene misstrauisch wird?" In Sahras Kopf herrschte Leere. Sie hatte absolut keine Ahnung, was Ana meinen könnte. Über ihr schwebte ein großes Fragezeichen. „Ich... ich weiß nicht", sagte sie. „Das ist doch ganz einfach,", kicherte Ana, „schlafen! Wenn du schläfst kannst du nichts essen und deine Mutter kann dich auch nicht dazu zwingen. Also tust du morgen einfach so, als würdest du verschlafen, dann musst du nichts essen. Ist doch genial, oder?"
Doch Sahra war noch nicht ganz überzeugt. „Aber was ist, wenn sie mich weckt, weil sie gemeinsam mit mir essen will?"
„Dann tu so als würdest du nicht aufwachen."
„Und wenn sie total laut wird, so dass man unmöglich nicht geweckt werden kann?" Ana lachte.
„Für wie realistisch hältst du das denn? Ich glaube, sie wird dich schlafen lassen. Sollte es aus irgendeinem Grund doch passieren, dann sag einfach du bist zu müde und tu so als würdest du weiterschlafen." Sie überlegte. Ja, das könnte sie ausprobieren. Wenn sie so das Frühstück überspringen könnte, dann würde sie das definitiv versuchen.
„Okay, ich mach es", sagte sie.
„Sehr gut", Ana zeigte ihr einen Daumen hoch. „So, ich werd dann mal wieder, dir noch einen schönen Abend und gute Nacht."
Ana löste sich in Luft auf. Sahra wandte sich wieder ihrem Laptop zu und öffnete YouTube. Kurz schaute sie in ihrer Abobox nach, ob sie von den neueren Uploads etwas gucken wollte, entschied sich dann aber für ein schon etwas älteres Let's Play.

Als Sie das nächste Mal auf die Uhr schaute war es schon kurz nach Mitternacht. Schnell klappt sie ihren Laptop zu und wechselte von der Couch ins Bett. Verdammt, eigentlich wollte sie gar nicht so lange aufbleiben, sie war morgen ja verplant. Andererseits könnte sie jetzt vielleicht wirklich verschlafen und würde das Frühstück verpassen und musste nicht nur so tun. Sie schloss die Augen und versuchte so schnell wie möglich einzuschlafen.

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