Beca P.O.V.
Unruhig saß ich am Esstisch und knetete aufgeregt meine Hände. Nachdem Mom mir eine Moralpredigt über sicheres Fahren gehalten hatte, fuhr sie meinen Wagen zur Werkstatt und kam bis jetzt noch nicht zurück. Ich hoffe, dass ich nicht die Rechnung bezahlen muss, sonst wäre bestimmt mein ganzes Erspartes weg. Endlich klingelte es, und ich sprang wie von der Tarantel gestochen auf, um gleich danach zur Haustür zu stürmen. Ich bin zwar nicht wirklich auf Ärger mit Mom aus, doch ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Außerdem möchte ich wirklich gerne wissen, wie groß der Schaden an meinem Auto wirklich ist. Hier musste ich zugeben, dass es in diesem Fall mal gut war, dass ich keinen Bugatti oder sonstige utopisch teuren Wagen hatte. Denn wenn ich so eine Pracht geschrottet hätte, hätte ich mir das niemals verziehen. Im Hausflur angekommen, griff ich nach der Türklinke und ließ mir schon einmal eine plausible Erklärung einfallen. Das ich Ryan beobachtet hatte, konnte ich ihr ja wohl schlecht sagen. Ich öffnete die Tür, und sah nicht wie erwartet in Moms, sondern Ryans Gesicht. Oh nein, was will er denn schon wieder? Da habe ich es schon endlich eingesehen, dass das mit uns anscheinend niemals klappen wird, und jetzt dackelt er mir die ganze Zeit hinterher. Macht er das mit Absicht? Will er mich extra quälen? Manchmal kommt es mir wirklich so vor...
„Hey...“ Begrüßte er mich und lächelte mich unsicher an. Ich starrte ihn einfach weiterhin nur an, und verzog keine Miene. Was erwartete er denn? Soll ich mich etwa freuen, dass er zu mir kommt nachdem er Tony „für mich“ verprügelt hatte?
„Hör zu, ich weiß das ich echt Mist gebaut hatte in dem letzten halben Jahr, und ich bin auch der Meinung das du etwas besseres als mich verdient hast, aber ich möchte mich bessern! Ich möchte alles wieder gut machen, damit wir irgendwann vielleicht wieder zusammen finden können und... Ich...“ Sagte er das gerade wirklich? Glaubte er wirklich alles wieder gut machen zu können?
„Ich... Ach, verdammt! Beca, ich will dich einfach wieder Mein nennen können!“ Gestand er mir und funkelte mich mit seinen braunen Augen an, sodass ich fast in Ohnmacht gefallen wäre. Er spielt hier echt mit unfairen Mitteln! Doch nein, so leicht werde ich nicht wieder weich. Ich habe aus meinen Fehlern, ihm immer und zu jeder Zeit alles zu verzeihen, gelernt und werde sie nicht noch einmal machen. Jetzt ist er mal derjenige, der leiden muss und nicht ich.
„Ryan, ich weiß echt nicht was du dir vormachen willst. Du hattest mich verlassen und nicht ich dich. Jetzt musst du auch mal mit deinen Entscheidungen leben!“ Keifte ich zurück und zog meine Augenbrauen zusammen. Doch plötzlich wurde meine Wut von einem Schmerz in meiner Brust unterbrochen. Jetzt hast du die Chance, ihn zurück zu bekommen, und lehnst ihn ab. Aber hätte ich ihn dann wirklich zurück? Nachdem er mich wegen der Gang verlassen hatte würde er doch jetzt auch nicht wegen mir aufhören. Aber wieso kommt er dann immer und immer wieder zu mir, und versucht alles zu erklären? Ich werde aus diesem Jungen einfach nicht schlau... Aus dem Jungen, den ich liebe.
„Ich möchte wirklich um dich kämpfen, aber das kann ich nicht, wenn du mich nicht lässt! Also bitte, gib mir eine zweite Chance.“ Bettelte er und sah mich flehend an. Empört lachte ich auf. Ein schlechter Scherz. Ein verdammt schlechter!
„Nun ja, die hatte ich dir bereits einem Monat nachdem wir zusammen gekommen sind gegeben. Und dann nach der Sache mit dem Kind folgte die nächste Chance. Und nachdem du mir diesen Mist gebeichtet hattest hättest du dich nur für mich entscheiden müssen. Also wäre das jetzt die 5. Chance, die ich dir geben sollte. Tut mir leid, aber irgendwann habe selbst ich keine Lust mehr.“ Stellte ich bissig klar und machte eine abfällige Handgeste. „Eine zweite Chance“... Die hatte ich ihm schon so oft gegeben.
„Aber...“ Weiter sprach er nicht, und ich sah in abwartend an. Da weiß er selber nicht mehr, wie er sich da raus reden soll, nicht? Aber das konnte er auch gar nicht, denn ich hatte wie in letzter Zeit so oft einfach Recht.
„Ich denke es wurde alles gesagt, nicht?“ Fragte ich und schloss ohne auf eine Antwort zu warten die Tür. Ich atmete einmal tief ein, um mich innerlich zu beruhigen. Eigentlich wollte er sich entschuldigen, doch ich konnte ihm im Moment keine Chance geben. Jetzt waren auch meine Nerven mal am Ende, und das musste er akzeptieren. Gerade wollte ich wieder zurück ins Wohnzimmer laufen, als die Haustür wieder aufgerissen wurde, und ich mich erschrocken umdrehte. Als ich Moms Gesicht erblickte, entspannte ich mich gleich wieder. Ich dachte schon, es wäre Tony... Nach der Aktion auf dem Schulparkplatz, traue ich ihm alles zu!
„War Ryan gerade hier bei dir? Ich hab ihn eben noch ganz aufgelöst in sein Haus gehen sehen.“ Mom sah mich neugierig an und ich nickte leicht. Kein Vortrag über den Unfall mehr? Mir soll es Recht sein...
„Was wollte er? Seid ihr wieder zusammen?“ Durchlöcherte mich Mom und zog sich nebenbei die Schuhe aus. Ich lachte leicht auf und schüttelte den Kopf.
„Nein, ich bitte dich. Er war 4 Monate lang verschwunden, Mom! Er... hatte mich um eine zweite Chance gebeten, aber ich habe ihn abserviert.“ Meinte ich und war irgendwie auch ein bisschen stolz auf mich, dass ich es geschafft habe ihn abzuweisen. Ich lief ins Wohnzimmer, und setzte mich dort auf die Couch, gefolgt von Mom. Mit gerunzelter Stirn musterte sie mich.
„Meinst du das war das Richtige?“ Fragte sie mich und sah mich durch dringlich an. Verwirrt erwiderte ich ihren Blick und nickte unsicher.
„Ja, oder meinst du nicht?“ Jetzt hatte sie mich verunsichert. Sollte ich ihn etwa wieder gleich fröhlich in die Arme schließen? Nachdem was er mir angetan hatte?! Mom zuckte mit den Schultern, wobei ihre braunen Haare kurz auf und ab wippten.
„Das kannst nur du wissen, Spätzchen. Ich will nur nicht, das du es später bereust. Weißt du, ich hatte das Gefühl das er dir wirklich wichtig ist, und du ihn nicht verlieren willst. Im Moment ist er noch dabei, zu versuchen dich zu überreden. Aber er wird nicht ewig kämpfen und auf dich warten, das musst du im Hinterkopf behalten!“ Ermahnte sie mich und setzte sich etwas bequemer hin. Das hatte ich noch gar nicht bedacht...
„Sollte ich etwa gar nicht auf ihn sauer sein, und so tun als wäre er nie abgehauen?“ Sofort schüttelte sie den Kopf und lächelte mich dann an.
„Gott, nein! Ich meine ja nur...“ Okay, zuerst sagt sie mir lass ihn nicht so lange warten, und jetzt? Sie spricht wirklich in Rätseln. Ich seufzte und lief nach oben in mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett sinken ließ. Plötzlich vibrierte mein Handy, und ich sah sofort drauf.
Nachricht von Ryan <3
Ich hatte ihn immer noch nicht anders eingespeichert...
>>Bitte lass uns nochmal reden, ich will das nicht so stehen lassen! Ich brauche dich und will alles besser machen, also bitte gib mir eine Chance. ~Ryan<<
Sollte ich? Aber er hatte mich so verletzt! Und außerdem, was war mit Grace? Ich dachte er wäre jetzt mit ihr zusammen. Würde er dich sonst so umgarnen, wenn sie zusammen wären?! Wahrscheinlich nicht. Er hat gesagt er will alles besser machen, meinte er damit auch das Dealen? Würde er aufhören? So viele Fragen, und nur Ryan kennt die Antworten. Also, sollte ich ihm eine Chance geben? Er wird nicht ewig kämpfen...
>>Komm morgen nach der Schule zu mir, dann können wir reden.<<
Ich hatte diese SMS schon abgeschickt, bevor ich noch einmal darüber nachdenken konnte. Wahrscheinlich war es besser so, denn sonst hätte ich bestimmt einfach gar nicht zurück geschrieben. Hoffentlich war es die richtige Entscheidung...
Es tut mir soo leid! Ihr musstet echt lange auf dieses Kapi warten, ich weiß, aber die Schule killt meine Freizeit :( Ich werde versuchen das nächste Kapitel schneller zu schreiben, versprechen kann ich aber leider nichts.
Ich hoffe euch hat das Kapi trotzdem gefallen! :)
~bluerose68