Rivers of anger

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„W-wer ist das?“ Fragte ich erschrocken, und musterte den großen, blonden Mann neben meiner Mutter. Kurz danach fiel mir auf, dass ich hier gerade nur in einem Handtuch stand,und sofort schoss mir die Röte ins Gesicht. Hätte sie mir nicht sagen können, das wir Besuch haben? Mom holte Luft um etwas zu sagen, doch es kam nicht mehr als ein Räuspern heraus. Der Unbekannte starrte mich ununterbrochen an, sodass ich mich immer unwohler fühlte. Zudem war niemand von uns bereit, diese peinliche Stille zu brechen. Langsam legte ich den Rückwärtsgang ein und wollte wieder die Treppe hinauf flüchten, doch da stoppte mich Mom.

„Also eigentlich wollte ich dir gerade Michael vorstellen, aber anscheinend... Um Gottes Willen Beca, was ist das?!“ Rief sie auf einmal hysterisch und zeigte auf mein Auge. Mist, ich hatte mein Aussehen vergessen. Nervös lächelte und hob dann beruhigend die Hand.

„Ach das? Das ist nichts.“ Murmelte ich und sah abwechselnd von diesem Michael zu Mom. Diese schüttelte den Kopf und musterte den Rest meines Körpers. Anscheinend fiel ihr bei ihren Scannerblick auch mein Knie auf. Laut schnappte sie nach Luft und hielt sich eine Hand an die Stirn.

„Beca, du sagst mir jetzt sofort woher das kommt! Wenn du dich geprügelt hast, dann-“

„Oh Mom, bitte! Ich? Niemals. U-und ich möchte jetzt auch nicht weiter darüber diskutieren. Immerhin stehe ich hier gerade vor einem fremden Mann, wohlgemerkt nur in einem Handtuch!“ Meckerte ich herum und lief dabei schnell die Treppen hoch. Oben angekommen, schloss ich mich wieder im Bad ein und zog mir zunächst etwas an. Das war definitiv einer der peinlichsten Momente in meinem Leben! Meine Haare föhnte ich trocken, und stylte sie extra so, dass sie möglichst in mein Gesicht fielen. Als ich fertig war, ging ich vorsichtig und langsam wieder nach unten, um zu gucken ob der Mann weg war.

„Mom? Ist der komische Typ jetzt weg?“ Fragte ich, während ich in die Küche lief, wo sie auch schon am Herd stand. Verärgert schüttelte sie den Kopf und schmiss den Kochlöffel in einen der Töpfe.

„Das war nicht irgendein komischer Typ, Beca! Das war... mein neuer Freund.“ Gestand sie und sah mich erwartungsvoll an. Abrupt kniff ich meine Augen zu Schlitzen zusammen und zeigte mit einem Finger auf sie.

„Ein neuer Freund, oder ein neuer fester Freund?“ Fragte ich misstrauisch. Ich konnte nur hoffen, dass es das erste war. Wenn Mom jetzt einen neuen Lebenspartner hätte... nein, damit wäre ich nicht einverstanden. Dad war gerade mal fast seit 2 Monaten weg und sie angelt sich einen neuen?! Das wäre absolut zu früh.

„Ein neuer fester Freund.“ Sagte sie mit fester Stimme und stütze sich einen Arm in die Hüfte. Wie eine Verrückte schüttelte ich den Kopf. Hatte sie denn nie etwas für Dad empfunden? Die beiden waren seit über zwei Jahrzehnte verheiratet und nun nach ein paar Wochen der Trennung hatte sie einen neuen Mann? Nein, das ist nicht akzeptabel.

„Mom! Das kann nicht dein Ernst sein!“ Schrie ich und ging mit schnellen Schritten aus der Küche. Jedoch stapfte sie mir direkt hinterher und stellte sich wieder vor mich.

„Hey, ich habe das gute Recht darauf nicht alleine zu bleiben.“ Verteidigte sie sich und wusste anscheinend nicht, wie sehr sie mich damit verletzt hatte. Sie war alleine? Aber ich war doch da.

„Du bist also alleine? Gut zu wissen. Aber Mom, nicht nach zwei Monaten, das ist viel, viel, viel zu früh! Hast du Dad etwa nie geliebt? Hat er dir nie etwas bedeutet?!“ Brüllte ich weiter und fuchtelte dabei aufgeregt mit meinen Händen herum. Gestresst rieb sie sich die Schläfen und holte Luft um etwas zu sagen, doch ihr fiel anscheinend nichts ein, denn kurz darauf schloss sie ihren Mund wieder. Spöttisch lachte ich auf und sah sie durchdringend an. Nach einer Weile der Stille, in denen wir uns einfach nur so gegenüber standen, zeigte sie endlich wieder eine Regung.

Victims of Love **Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt