Inked

By WritingForMyMind

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Es gibt Dinge, Zweifel, die jeder Mensch hat, mit denen man sich einfach identifizieren kann und die manchmal... More

Inked - Prolog
Inked - Chapter 1
Inked - Chapter 2
Inked - Chapter 3
Inked - chapter 4
Inked - Chapter 5
Inked - Chapter 6
Inked - Chapter 7
Inked - Chapter 8
Inked - Chapter 10

Inked - Chapter 9

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By WritingForMyMind

Alles um mich herum ist schwarz. Ich falle. Eine Welle der Panik erfüllt, ausgehend von meinem Brustkorb, meinen gesamten Körper.

Sobald ich meine Augen öffne setze ich mich auf, die Hände vor der Brust in mein Oberteil gekrallt. So gut ich kann, versuche ich ruhig zu atmen, um mein wild klopfendes Herz zu beruhigen.

In dem Wissen, dass Jaemin auf meiner rechten Seite liegt, taste ich in der Dunkelheit nach seinem Arm und klammere mich regelrecht daran. „Hyuckie...?" höre ich ihn leise murmeln. Ich möchte antworten, doch mein Hals ist auf einmal so trocken, dass ich kein Wort herausbekomme. Dass ich nicht reagiere scheint Jaemin wacher zu machen und er setzt sich auf.

„Wie schlimm war es?" fragt er leise, seine Hände instinktiv die meinen findend, doch der Schock ist mir noch immer nicht gänzlich aus den Knochen gewichen und mein Hals scheint noch immer zu trocken zu sein, weshalb ich mich von ihm losmache und mit zittrigen Händen nach der nächsten Flasche greife, die ich erreichen kann.

Unter Jaemins besorgten Blick leere ich diese und bemerke dabei nicht mal, dass mehr als nur ein paar Tropfen den Weg auf mein Shirt finden. Erst als ich Jaemin ansehe bemerke ich, dass mir die Tränen in den Augen stehen. Noch bevor die erste Träne fallen kann, hat er mich schon in seine Arme geschlossen und ich vergrabe mein Gesicht in seinem Nacken.

"Ich weiß nicht was los ist...ich erinnere mich an nichts...ich weiß nicht um was es ging und trotzdem...Nana...ich dachte ich ersticke..." erkläre ich, gerade laut genug, dass Jaemin mich verstehen kann.

Umgeben von Jaemins Wärme, seinem bekannten Geruch, gelingt es mir, mich ein wenig zu beruhigen und als ich endlich nicht mehr das Gefühl habe, dass mein Blut brennt und mir das Herz aus der Brust springt, bemerke ich auch, dass nicht mehr nur Jaemin und ich wach sind.

Mir ist, als hätte ich seine Wärme schon gespürt, bevor er sich bemerkbar gemacht hat. „Hyuck" flüstert er, als wäre ich ein junges Reh, das er nicht erschrecken will. Beim Klang von Jenos Stimme, versuche ich ihm ein kleines Lächeln zu schenken, ich möchte ihn nicht noch mehr beunruhigen, als ohnehin schon. Sanft legt er mir seine Hand an die Wange und trocknet dabei die Spur, die meine Tränen hinterlassen haben. Seine Berührung fühlt sich auf meiner überhitzten Haut angenehm kühl an.

Nachdem ich mich noch ein paar Minuten von den beiden beruhigen ließ, sitze ich zwischen Jaemin und Jeno, den Kopf auf Jenos Schulter und Jaemins Hand in meiner.

Es ist Jeno, der die Stille durchbricht: „Meinst du, dass du noch mal einschlafen kannst? Wir können natürlich auch mit dir wach bleiben, wenn du nicht schlafen möchtest, nicht wahr Nana?" Jaemin nickt bestätigend, doch obwohl ich den beiden dankbar bin weiß ich, dass es nicht besser wird, wenn ich nicht schlafe. Ich weiß zwar nicht was in meinem Traum passiert ist, aber ob ich von meinen Träumen oder der Stimme in meinem Kopf gequält werde, macht keinen großen Unterschied.

„Bleibst du hier?" fragt Nana und er braucht nicht erklären was er damit meint, denn ich weiß direkt worauf er anspielt.

Meine Alpträume sind nichts neues und gehören für manche Zeiträume sogar zur Tagesordnung. Bevor Mark sich unserer Gruppe angeschlossen hat ist es mehr oder weniger Tradition geworden, dass Jaemin, Jeno und ich die Nächte zusammengekuschelt verbringen. Meistens ist Jaemin derjenige, der schneller wach wird, wenn ich mal wieder mit einem Alptraum zu kämpfen habe.

Es ist nicht so, als würde ich mich dafür schämen, dass wir drei uns so nahestehen, doch wenn ich darüber nachdenke, dass Mark direkt neben uns schläft finde ich den Gedanken daran in Jenos Armen und mit Jaemins Hand in meiner zu schlafen etwas unangenehm. Zu wissen, dass ich die beiden brauche, um gut schlafen zu können sorgt dafür, dass ich mich kindisch fühle und auch wenn ich natürlich nicht wissen kann, was Mark darüber denken würde, finde ich den Gedanken daran unangenehm. Es würde Aufmerksamkeit auf mich lenken und das möchte ich nicht.

Mit einem dankbaren Lächeln und einem kurzen Blick auf Marks schlafende Figur erkläre ich den beiden, dass ich ihnen zwar dankbar bin, aber die Nacht wohl auch so überstehen werde. „Ich kann euch ja nicht jede Nacht beanspruchen" erkläre ich und versuche so die Situation etwas aufzulockern. „Ich weiß zwar nicht wie ich es meinen Eltern erklären würde, aber wenn nötig würden wir auch bei dir einziehen" antwortet Jeno und auch wenn er es als Scherz gesagt hat weiß ich, dass mehr als nur ein Funken Wahrheit in seinen Worten liegt.

„Und mach dir wegen Mark keine Gedanken. Du musst dich nicht dafür schämen wer du bist und wenn er dir das Gefühl gibt du müsstest es, dann verdient er es nicht ein Teil unseres Lebens zu sein. Falls er irgendwas Dummes sagt, jage ich ihn für dich zum Teufel" ergänzt Jaemin mit einem Tonfall, der zeigt, dass er kampfbereit ist sollte Mark mich jemals verletzen.

Mit einem enormen Gefühl der Zuneigung erfüllt, schließe ich meine besten Freunde in die Arme. „Ich liebe euch, wusstet ihr das?" sage ich erlaube es mir selbst, mich vor den beiden, wenn auch nur für einen kurzen Moment, verletzlich zu zeigen. „Wissen wir Hyuck" „Wir lieben dich auch" antworten die beiden und wir genießen noch ein paar Sekunden länger unsere Gruppenumarmung, bevor ich mich wieder auf meinen alten Platz zwischen Jaemin und Mark lege und wir alle versuchen wieder einzuschlafen.

Trotz meiner vorherigen Worte, lässt Jaemin es sich nicht nehmen seinen kleinen Finger um meinen zu schließen und es dauert nicht lang bis mir die Augen zufallen und ich erneut spüre wie ich abdrifte...

Es ist alles wie immer.

Jaemin, Jeno, Mark und ich treffen uns vor der Schule. Wir gehen zusammen in die Stadt, um Materialien für eine Gruppenarbeit zu kaufen, die Mark und ich zusammen machen müssen. Alles ist wie immer. Wir sind nicht zum ersten Mal zu viert unterwegs...doch in meinem Magen breitet sich ein immer stärker werdendes Gefühl der Unruhe aus. Die Vorahnung, dass irgendetwas nicht stimmt...

„Hyuck ist alles okay?" dringt Jaemins besorgte Stimme zu mir durch und ich versuche ihm ein Lächeln zu schenken, um ihm zu zeigen, dass es mir gut geht, doch als meine Augen die von Jaemin treffen, gefriert mir das Blut in den Adern.

Jaemins Augen sind leer von jeglicher Emotion...als wäre er eine Puppe...in seinem gesamten Gesicht ist nicht eine Gefühlsregung zu erkennen... „Hyuck?" fragt er erneut. Ich sehe, dass sein Mund sich bewegt, seine Stimme klingt so warm wie immer, doch ansonsten verzieht er keine Miene.

Schockiert versuche ich die anderen auf mich aufmerksam zu machen, doch Jeno und Mark laufen weiter, sie hören nicht mal auf sich zu unterhalten, fast als hätten sie mich nicht gehört. Ich rufe sie ein weiteres Mal und in diesem Moment bemerke ich, dass kein einziger Ton über meine Lippen kommt. „Hyuckie?" fragt er erneut mit dieser Stimme, die mir so bekannt ist und mir nun doch einen kalten Schauer über den Rücken jagt.

Erneut versuche ich nach Jeno und Mark zu rufen, die sich in der Zwischenzeit immer weiter von uns entfernen, doch noch immer kommt mir kein Ton über die Lippen.

„Dann eben anders" denke ich mir und sprinte los. Wenn ich sie so nicht auf mich aufmerksam machen kann, dann muss ich es eben auf eine andere Art versuchen.

So schnell ich kann, sprinte ich hinter den beiden her. Jeno ist der erste, der in Reichweite ist, also greife ich nach seiner Schulter und drehe ihn zu mir um, sodass er gezwungen ist mich anzusehen. Ich versuche ihm irgendwie klar zu machen, dass mit Jaemin etwas nicht stimmt, doch das ist schwerer als gedacht, wenn man nicht sprechen kann. Ich fange an wie wild zu gestikulieren, doch Jeno scheint mich gar nicht verstehen zu wollen.

Das ist untypisch für Jeno...erst jetzt komme ich auf die Idee ihn mir genauer anzuschauen. Auf den ersten Blick scheint er wie immer zu sein. Er hört sich an wie immer, in seinem Gesicht trägt er dasselbe Lächeln, das schon so vielen den Kopf verdreht hat, doch wenn man ihn genauer ansieht erkennt man, dass das Lächeln seine Augen nicht erreicht. Ähnlich wie Jaemin scheint auch Jeno vollkommen ausdruckslose Augen zu haben, nicht eine Empfindung spiegelt sich in ihnen wider...

Obwohl ich schon ahne was mich erwartet, richte ich meinen Blick nun hilfesuchend auf Mark. In Gedanken bete ich dafür, dass, was immer das hier ist, ihn nicht auch erwischt hat. Mit zitternden Händen greife ich nach seinem Arm und spüre dabei, wie sich alles in mir anspannt.

Die Zeit, die Mark braucht, um sich umzudrehen, fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Ich hoffe so sehr, dass er noch er selbst ist...Nur mit viel Mühe kann ich die Angst in mir unterdrücken, mich überwinden ihm in die Augen zu sehen, doch als es mir gelingt und ich in Marks Augen aufrichtige Sorge erkennen kann, fällt mir ein Stein von Herzen.

Noch bevor ich registrieren kann, was geschieht, hat Mark mich auch schon an seine Brust gezogen und schützend die Arme um mich geschlossen. Nur für ein paar Sekunden, für einen kurzen Moment, erlaube ich es mir Schwäche zu zeigen, mich von Mark halten zu lassen und kurz zu verschnaufen.

Ich spüre es, noch bevor ich es höre...Mark lacht...

er lacht?

Mit einem Schlag wird mir bewusst, dass ich zu unvorsichtig war, dass ich es hätte ahnen müssen. Bevor er es bemerkt, versuche ich mich aus seiner Umarmung zu winden, doch ich bin nicht schnell genug, denn Mark hat seinen Griff schon fest um meine Schultern geschlossen.

So sehr ich es auch versuche, es gelingt mir einfach nicht mich von ihm zu lösen, also bleibt mir nichts anderes übrig als aufzugeben. Etwas sagt mir, dass es mir ohnehin nicht gelungen wäre mich zu befreien, dass es sinnlos ist es überhaupt zu versuchen.

„Hyuck" höre ich seine Stimme sagen. Ein winziger Funken Hoffnung glüht in mir auf. In Marks Augen liegen noch immer Sorge und freundschaftliche Zuneigung, selbst seine Stimme klingt normal...

„Das meinst du doch selbst nicht oder, lächerlich" schnaubt Mark verächtlich, fast als wüsste er was ich gerade gedacht habe. Ein sadistisch klingendes Lachen findet den Weg über seine Lippen und doch ändert sich der Ausdruck in seinem Gesicht nicht. Der Kontrast ist so stark wie der zwischen Tag und Nacht.

Hektisch lasse ich meinen Blick umherschweifen, versuche irgendeinen Ausweg zu finden. Erfolglos. Alles in meiner Nähe scheint seinen Fokus zu verlieren. Ich kann weder Jaemin noch Jeno sehen, als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Ich kann nur noch Mark sehen, meine gesamte Aufmerksamkeit liegt auf ihm und das ohne, dass ich etwas dagegen tun kann.

Am Liebsten würde ich wegrennen...vor der Situation fliehen oder zumindest wegsehen und mir die Ohren zuhalten, um zu verhindern, dass ich diese Version von Mark etwas sagen höre, das ich nicht ertragen kann.

Und erneut ist es, als könnte er meine Gedanken lesen, denn von dem Moment an hört Mark gar nicht mehr auf zu reden. Mit seinem herzlichen Lächeln im Gesicht beginnt er zu sprechen und ich weiß von der ersten Sekunde an, dass seine Worte mir das Herz zerreißen werden, dass er mich damit absichtlich verletzen will.

Ohne jegliches Mitgefühl zählt Mark all die Eigenschaften auf, die ich an mir selbst hasse und als wäre das nicht genug, um mich an meine eigene Schwäche zu erinnern, spricht er meine größten Ängste aus. Dass ich den Menschen um mich herum nur zur Last falle, dass Jaemin und Jeno sich nur aus Mitleid mit mir abgeben, mich als eine Art Wohltätigkeitsprojekt ansehen, um sich selbst zu beweisen was für nette Menschen sie sind. Dass sich keiner freiwillig mit mir abgeben würde und mich selbst meine Familie verstößt, weil ich ein von Grund auf fehlerhaftes Wesen bin...dass es niemanden stören würde, wenn ich einfach verschwinden würde...dass ich für alle ohnehin nur ein Sonderling bin, den sie lediglich im ihren Reihen tolerieren.

Als wäre das nicht schon genug, kann ich durch meine verschwommenen Augen über Marks Schulter hinweg die Gesichter meiner zwei besten Freunden sehen, die Mark zustimmen und bestätigen, dass ich ihnen nur eine Last bin, dass ich ihnen mit meinen ständigen Problemen auf die Nerven gehe und sie darauf verzichten können sich weiterhin um jemanden wie mich zu kümmern.

Ich weiß nicht was mehr schmerzt, dass ich über alles davon bereits nachgedacht habe und die Worte alle einen Funken Wahrheit enthalten oder die Tatsache, dass die Menschen, denen ich am Nächsten mich soeben zurückgewiesen haben...

Niemals hätte ich erwartet diese Worte aus Jeno oder Jaemins Mund kommen zu hören...auch wenn es vielleicht töricht ist, sehe ich die beiden in gewisser Weise als meine Lebensretter an und auch wenn mir bewusst ist, dass es unrealistisch, für manche auch kindisch, ist, ich hatte trotzdem irgendwie immer darauf gesetzt, dass wir drei für immer Freunde bleiben...

Mit einem riesigen Kloß im Hals versuche ich mich auf meine Atmung zu konzentrieren, die viel zu schnell geht. Marks Griff um meine Arme ist verschwunden. Wie ein Kind versuche ich mich zusammenzukauern, mich so klein zu machen wie möglich. Die Hände um meine Beine geschlungen versuche ich genug Druck zu erzeugen, dass ich nicht mehr das Gefühl habe jede Sekunde auseinanderzufallen. Inzwischen schluchze ich laut. Die Tränen laufen mir in heißen Bahnen über die Wangen und es wird immer schwerer zu atmen...

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