Inked - Chapter 5

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Wie so oft liege ich auch in dieser Nacht wach. Der einzige Unterschied zu jedem anderen Tag ist, dass ich heute nicht in die Dunkelheit starre...Stattdessen liegt mein Blick auf den Wolken, die ich durch mein Fenster sehen kann und ich bin vollkommen fasziniert vom Spiel der Natur...

Ich höre den Donner, der noch weit weg zu sein scheint und ich sehe, wie die dunklen Wolken von Blitzen erhellt werden, doch vom angekündigten Regen ist nichts zu sehen. 

Nach einer Ewigkeit, oder auch nur ein paar Minuten, fängt es dann langsam an...Ich höre vereinzelte Tropfen, die laut ein mein Fenster prasseln, bis es leicht zu Regnen beginnt. Wie ein Vorhang, der über die ganze kleine Stadt nieder fällt. 

Es ist beruhigend...dem Regen zuzuhören, wie er die Stadt immer mehr bedeckt, sodass kein Platz trocken bleibt, begleitet von vereinzeltem, fern klingenden, Donnern. Es beruhigt mich und legt ein zugleich unregelmäßiges und doch gleichbleibendes Rauschen über meine Gedanken, hält mich davon ab in diesem Chaos, das sich mein Kopf nennt, zu überleben...

Der Regen sorgt dafür, dass mein Kopf leer ist, dass ich mich das erste Mal seit langer Zeit richtig entspannen kann, nicht nur körperlich, sondern vor Allem geistig. Dankbar nehme ich dieses Geschenk der Natur an und betrachte weiterhin von meinem Bett aus wie die Welt da draußen mehr und mehr von der natürlichen Nässe überzogen wird. 

Erst durch das leise Vibrieren meines Handys wird meine Aufmerksamkeit von dem Treiben der Natur abgelenkt. Als ich das Gerät entsperre, werden mir zwei neue Nachrichten in einer Gruppe angezeigt.

JeNoFun:
"Es regnet"

NaNa:
"Was du nicht sagst"

Obwohl ich nicht erklären kann wieso, überkommt mich in diesem Moment das Verlangen raus zu gehen, den Regen auf meiner Haut zu spüren, die frische Luft einzuatmen, einfach das Wetter zu genießen, und bevor ich genauer darüber nachgedacht habe, ist die Nachricht schon geschrieben und abgeschickt. 

Hyuck: 
"Will sich jemand mit mir treffen und den Regen genießen?"

Nana:
"Draußen?!"

Hyuck:
"Nein drinnen du Genie"

JeNoFun:
"Hört sich schon gut an... :)"

Nana:
"Ihr...ist das euer Ernst??"
"Heult euch bloß nicht bei mir aus wenn ihr krank werdet"
"Ich kümmer mich dann sicherlich nicht um euch"

Lächelnd setze ich mich in meinem Bett auf. Mir hätte klar sein müssen, dass Jaemin so reagieren wird, doch es amüsiert mich trotzdem, denn ich weiß ganz genau, dass er sich ohnehin um uns kümmern würde sollten wir krank werden. Gleichzeitig ist mir aber auch bewusst, dass Jeno seine Antwort zwar ernst gemeint hat, jedoch niemals wirklich bei solch einem Wetter aus dem Haus gehen würde, da seine Eltern ihn wohl lynchen würden wenn sie das erfahren sollten.

Da es nicht so interessant ist alleine raus zu gehen, habe ich schon fast mit der Idee abgeschlossen, aber nur bis mein Handy erneut vibriert und mir eine neue Nachricht anzeigt, die dieses mal nicht aus dem Gruppenchat ist.

MarkLee:
"Wenn du wirklich raus willst...ich wäre dabei"
"Natürlich nur wenn du Lust hast dich mit mir zu treffen, immerhin bin ich nicht Jaemin oder Jeno und du sollst dich nicht unwohl fühlen"

Erst in diesem Moment wird mir klar, dass die Nachrichten davor gar nicht aus der Gruppe von Jaemin, Jeno und mir kamen, sondern aus der, die Jaemin neulich erstellt hat. Ich habe nicht bedacht, dass Mark auch in der Gruppe ist und doch muss ich zugeben, dass ich mich irgendwie darüber freue, dass er mir geschrieben hat, auch wenn ich das nicht laut aussprechen würde.

In den letzten paar Wochen habe ich, dank Jaemin, relativ viel Zeit mit Mark verbracht, da er von Nana regelmäßig eingeladen wurde wenn wir uns mit Jeno getroffen haben. Irgendwann wurde dann diese Gruppe gebildet und inzwischen gehört Mark schon mehr oder weniger offiziell zu uns, was ich gar nicht mehr so schlimm finde wie zu Beginn...Man könnte beinahe sagen ich habe mich an Mark gewöhnt...Jaemin und Jeno ziehen mich zwar zwischenzeitlich damit auf, dass ich Mark mögen würde und er mich auch, doch das kann ich gekonnt ignorieren. Davon abgesehen kennen sie die Grenzen und wissen, dass ich ihm gegenüber nur durch ihre Anwesenheit so, für meine Verhältnisse, locker sein kann.

Auch wenn ich mich bei dem Gedanken mit Mark alleine zu sein ein Gefühl der Unsicherheit überkommt, überwiegt mein Wunsch diesen Regen mit einer anderen Person zu erleben, weshalb ich ihm nach kurzem Zögern antworte und wir abmachen wann und wo wir uns treffen.
Das Einzige was ich tun muss bevor ich am Treffpunkt bin ist, meinen dunkelgrünen Lieblingshoodie über zu ziehen, mein Fahrrad plus Schloss zu schnappen und mich auf den Weg zu machen.

Wir treffen uns ganz in der Nähe, schon nach ein paar Minuten bin ich da. Überrascht stelle ich fest, dass Mark bereits am Eingang des Parks ist, an eine kleine Mauer gelehnt und mit geschlossenen Augen den Regen auf sich herunter prasseln lassend. Bei seinem Anblick fällt mir ein Stein vom Herzen, von dessen Existenz ich bis eben nichts wusste. Ohne es mir selbst einzugestehen hatte ich wohl Angst Mark würde nicht auftauchen...

"Donghyuck...ich hab mir schon Gedanken um dich gemacht" begrüßt er mich mit seinem typischen Lächeln und ich antworte, wobei ich nur minimal über ein paar Wörter stolpere. "Ich...wegen dem Regen wollte ich vorsichtiger fahren, also hat es etwas länger gedauert" erkläre ich und werde beim letzten Part etwas leiser als zuvor, was Mark jedoch nicht im Geringsten zu stören scheint, falls er es denn bemerkt. 

"Lass uns die Räder hier lassen und durch den Park laufen" schlägt Mark vor und es scheint, als würde er sich schon tierisch auf den nächtlichen Spaziergang im Regen freuen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht nein sagen wenn ich ihn so fröhlich sehe, denn ich könnte mir selbst nicht verzeihen wenn ich die Person wäre, die sein Lächeln zerstört. 

InkedWhere stories live. Discover now