Anti-Normkonform [pausiert]

By Zhiveya

12.1K 1.5K 2.2K

Freiheit ist etwas, das man sich nehmen kann. Jannis vermeidet Regeln und vermeidet es Dinge zu müssen. Konse... More

Vorwort
1
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33

2

658 68 138
By Zhiveya

gehen wir nach der schule in park?, kritzelte Jannis mit Bleistift auf die letzte Seite in seinem Collegeblock. Er schob den Block nach links, wo Lesz saß. Der las kurz, hörte auf, sich mit dem Kuli gegen die Unterlippe zu tippen, drückte die Miene raus und schrieb.

bin dabei

Jannis zog den Block zurück und warf einen kurzen Blick zur Tafel, wo Herr Pohl ihm den Rücken zukehrte und etwas an die Tafel schrieb. Er riss die Ecke des Blatts ab, knüllte sie zusammen und warf das Bällchen nach vorne. Zwei Reihen vor ihm saß Vroni, aber das Papierkügelchen landete eine Armlänge weiter rechts neben Marvins Fuß.

„Ey", zischte Jannis.

Marvin reagierte genauso wenig wie der Lehrer.

„Marvin", rief er lauter.

Diesmal drehten sich beide zu ihm um.

Der Pohl suchte mit seinem Blick nach dem Störenfried und Jannis senkte schnell den Blick. Er griff seinen Bleistift und hielt ihn mit der Spitze über sein Blatt.

Der Lehrer drehte sich wieder nach vorne und das Geräusch von Kreide auf Tafel erklang.

„Pst", machte Jannis wieder und diesmal reagierte Marvin. Jannis deutete auf den Boden und nach kurzer Suche fand sein Klassenkamerad das Zettelchen. Jannis zeigte auf Vroni und Marvin reichte die Nachricht weiter. Jannis schenkte ihm ein dankbares Lächeln.


„Endlich", sagte Jannis, als er die Schultüren aufstieß und in die Freiheit trat. Die Sonne schien ihm ins Gesicht und er kniff die Augen zusammen.

„Die Kraus hatte es heute echt auf dich abgesehen", lachte Vroni. Sie zog eine Packung Taschentücher aus ihrem Rucksack und zupfte ein Taschentuch heraus. Sie putzte sich die Nase.

„Die hat's immer auf mich abgesehen", erwiderte Jannis.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckte er Leo, der mit ein paar Leuten aus seinen alten Stufen zusammenstand und rauchte.

„Bin gleich wieder da", sagte er zu Vroni und Leszek und überquerte nach einem kurzen Blick nach rechts und links die Straße.

„Was geht?", begrüßte er Leo mit einem Lächeln. Er stellte sich neben ihn mit in den Kreis von Kerlen, die alle mindestens einen Kopf größer waren als er selbst. Jeder von ihnen hatte eine brennende Zigarette zwischen den Fingern klemmen.

„Haben die Lehrer nach mir gefragt?", erwiderte Leo und zog seinen Tabakbeutel aus seiner Kutte. Mit einem Grinsen in seinem Mundwinkel hielt er ihn Jannis hin.

„Ja, beide."

Jannis nahm den Tabak entgegen und lächelte Leo an, dann öffnete er das Tütchen und nahm die Packung Papes heraus. Er zupfte eines raus und hielt es in der rechten Hand, während er in der linken weiter den Tabakbeutel hielt. Er hielt inne.

„Was hast du gesagt?", fragte Leo und zog an seiner Zigarette.

„Nichts", murmelte Jannis, den Blick konzentriert auf seine Hände gerichtet. Er hatte eindeutig eine Hand zu wenig.

Leo nahm ihm den Tabak aus der Hand und gab ihn ihm in die rechte Hand.

„So is' besser", erklärte er und Jannis lachte, ehe er ein wenig Tabak aus der Packung nahm und auf das Blättchen krümelte. Er ließ ein wenig Platz am linken Rand.

„Wo sind deine Filter?", fragte er.

„Ach ja." Leo reichte sie ihm.

Einhändig schob Jannis einen Filter durch die Tüte bis zu dem kleinen Loch und zog ihn dann mit seinen Lippen raus, weil die andere Hand mit Pape und Tabak belegt war. Die Filtertüte steckte er sich in die hintere Hosentasche und legte den Filter dann auf sein Blättchen. Er verschloss den Tabakbeutel und steckte auch ihn ein, dann rollte er die Zigarette, leckte sie an und verschloss sie dann.

„Das sah echt anstrengend aus", lachte einer von Leos Kumpels.

„Ist seine zweite", erklärte Leo. Er nahm Tabak und Filter von Jannis entgegen und verstaute sie wieder in seiner Weste.

„Dafür war's echt nicht schlecht."

„Meine dritte. Aber danke", lächelte Jannis. Er steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie mit seinem Feuerzeug an.

„Jannis", erklang Martis Stimme.

Er drehte den Kopf nach links und entdeckte ihn auf sein Fahrrad gestützt bei Leszek und Vroni.

„Wir sehen uns", sagte er zu Leo und berührte ihn kurz mit der Kippenhand am Arm, dann ging er wieder auf die Straße zu.

„Hau rein", sagte Leo und führte seinen Kippenstummel an den Mund, um ein letztes Mal dran zu ziehen.

Auf dem Weg zum Park gingen die vier noch an einem Kiosk vorbei, wo sie Chips und zwei Flaschen Cola kauften. Marti ließ in der Zeit, in der der Verkäufer mit den anderen drei beschäftigt war, eine Bravo in seinem Rucksack verschwinden.

Sie betraten den Park, liefen am Springbrunnen vorbei und suchten sich einen Platz auf der Wiese in der Nähe einiger Bäume. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel auf sie herab und die sommerlichen Temperaturen zogen viele Leute in den Park. In kleinen Gruppen oder allein saßen sie auf Picknickdecken oder dem Gras, unterhielten sich und aßen mitgebrachte Snacks.

Marti zog die Bravo aus seinem Rucksack und warf sie grinsend in die Mitte. Vroni betrachtete sie, während sie ihr gebrauchtes Taschentuch aus der Hosentasche holte und sich die verstopfte Nase putzte.

„Wo hast du die denn her?", fragte Lesz. Er riss die Chipstüte auf und nahm eine Hand voll raus, ehe er sie neben die Bravo legte.

„Geklaut", grinste Marti.

„Was sollen wir damit?"

Jannis drehte eine der Cola-Flaschen auf und trank einen Schluck.

„Lesen, was sonst?", erwiderte Marti. Er griff die Zeitschrift wieder und schlug die erste Seite auf.

„Verbrennen", schlug Jannis vor. Er drehte die Flasche wieder zu und legte sie in die Mitte, ehe er sich ausstreckte und seinen Kopf auf Leszs Schoß ablegte. Seine Gedanken schweiften ab, während Marti die anderen mit dem neuesten Klatsch versorgte. Er bekam noch mit wie er zu Dr. Sommers Sextips überging, dann verwandelte sich der Park in eine Wolkenlandschaft und die dumpfen Stimmen verschwanden zwischen den Gewitterwolken.


Die Freunde verließen den Park erst wieder, als die Dunkelheit schon einbrach. Marti schwang sich auf sein Fahrrad und fuhr in Richtung Westen davon, während Leszek, Vroni und Jannis in den Osten der Stadt liefen. Sie kamen wieder am Brunnen vorbei, am Kiosk und an ihrer Schule. Die Straßenlaternen beleuchteten die Bürgersteige und hinter den Fenstern der Häuser waren die Lampen eingeschaltet. Zuerst erreichten sie das Einfamilienhaus, in dem Jannis wohnte.

„Wir sehen uns morgen", sagte er und umarmte erst Vroni, dann Leszek.

„Bis morgen", sagte Vroni. „Schlaf nachher gut."

„Ihr auch."

Er klopfte Lesz nochmal auf die Schulter, dann durchquerte er den Vorgarten und wandte sich der Haustür zu, während seine Freunde weitergingen.

Schon durch die Tür konnte Jannis die Stimmen seiner Eltern hören. Eigentlich nur die Stimme seiner Mutter, die damit beschäftigt war rumzubrüllen, während von seinem Vater nur ab und an ein Brummen zu hören war.

Mit seinem Schlüssel öffnete er die Tür, zog seine Schuhe aus und schmiss die Tür dann lautstark hinter sich zu. Das Streitgespräch im Wohnzimmer verstummte.

„Jannis", rief seine Mutter stattdessen ihn. Sie hatte eine unangenehme Stimme, wenn sie laut wurde. Hoch, irgendwie schrill.

Sie tauchte im Flur auf. Jannis hielt auf der ersten Treppenstufe inne und schaute sie an.

„Jannis, hast du mal auf die Uhr geguckt?"

„Nein", erwiderte Jannis.

Ein vorwurfsvoller Blick.

„Du hast doch bestimmt noch Hausaufgaben zu machen."

„Nee."

Sie hob die Augenbrauen.

„Ich hab nur Kunst und so. Da gibt's keine Hausaufgaben."

„Du hast doch auch Englisch, oder?"

Jannis seufzte und griff an den Schulterriemen seines Rucksacks.

„Ja, aber das hab ich schon gemacht."

Seine Mutter schaute ihn noch einen Moment lang prüfend an, dann nickte sie.

„In der Küche ist noch was vom Mittagessen, falls du Hunger hast", sagte sie.

„Ne", erwiderte Jannis, wandte sich ab und ging die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Er warf die Tür hinter sich zu und suchte sich eine CD aus seinem Regal.

Normahl – Blumen im Müll

Er legte sie in seinen CD-Spieler ein, drehte die Lautstärke hoch bis er die Stimmen seiner Eltern nicht mehr hörte und warf sich auf sein Bett.

Continue Reading

You'll Also Like

5.7K 258 31
Eine Nolin Fanfiction Sie spielt ab Folge 1064 Noah versucht sich seine Gefühle einzugestehen und bekommt unerwartete Hilfe. Mit dem, was dann passie...
16.8K 788 76
(Deutsch) 》Strong as ice, dangerous as fire. 《 》Trotzt dieser Leere, die mich in diesem Moment und seit Jahren beschrieb, konnte man die Spannung und...
6.8K 284 15
Sofia ist 12 Jahre alt und lebt bei ihrer Mutter. Keine Zuneigung oder das Gefühl je eine Familie zu haben außer ihrer Nachbarin Marie, die für Sofia...
Machoboy By rabeey5

Teen Fiction

1.4M 33.9K 100
Er war neu aus dem Knast raus und etwas anders. Nicht so wie jeder sondern voller Geheimnisse. Etwas wie ein Psycho, doch heisst das das ich Angst ha...