Ich und Draco

By Dostejgmxnet

6.1K 497 15

Hermine wird aus dem Aurorentraining geworfen, weil sie, immer wenn sie einem Todesser gegenübersteht, erstar... More

1 - Todesser Ron
2 - Mut und schlingernde Zimmer
3 - Doch St. Mungo?
4 - Doch St. Mungo!
5 - Ein Lichtblick
6 - Eine Reise besteht aus 1000 Schritten
7 - Verfolgung
8 - Nachtgespräch
9 - Ein erster Schritt
10 - Schritte und eine Hand
11 - Gemeinsame Zeit
12 - Besuch
13 - Himmel und Hölle
14 - Der richtige Weg ist meistens der Schwerste
15 - Auf den lichten Tag folgt die dunkle Nacht
16 - Den Tag lieben und die Nacht nicht hassen
17 - Neue Aufgabe
18 - Im Fuchsbau
19 - Test
21 - Unannehmlichkeiten
22 - Seltsame Begegnungen (1)
23 - Seltsame Begegnungen (2)
24 - Nachwuchs
25 - Chaos
26 - Probleme
27 - Entführt
28 - Eine Woche
29 - Liebe
30 - Briefe
31 - Wallace Grombourggh
32 - Auris agitare lyncas
33 - Vertrautheit
34 - Der nächste Schritt
35 - Crucio
36 - Kampf
37 - Aufräumen
38 - Glorreicher Sieg oder schmähliche Niederlage!
39 - Wendepunkt
40 - Fortunade Lestrange
41 -Malfoy Manor
42 - Veränderungen
43 - Mach's gut
44 - Schmerzhafte Erkenntnis
45 - Komplikationen
46 - Erfolg und Glück sind zwei verschiedene Dinge
47 - Einladungen
48 - Das Richtige tun
49 - Die neue alte Hermine
50 - Zukunftsplanung
51 - Eine klare Entscheidung
52 - Unüberlegte Handlungen
53 - Aussichtloser Kampf
54 - Schicksalhafte Begegnungen
55 - Killing Spree
56 - Verzweiflung
57 - Abschied nehmen
58 - Unglaublich
59 - Ich und Du
60 - Epilog

20 - Verwandlung

120 6 0
By Dostejgmxnet

„Hermine, geht es dir wirklich gut?" Ginny hielt ihren Eistee fest und schaute mich an. Selbst hier, hinter dem Fuchsbau, im Schatten von dem Apfelbaum, war es warm, um nicht zu sagen heiss.

„Ja, bestens."antwortete ich ihr zum bestimmt schon dritten Mal, trotzdem schien sie mir nicht recht zu glauben. Wie als Bestätigung sah Ginny mich zweifelnd an und schüttelte dann den Kopf. „Wenn du im Ministerium so herumläufst, verstehe ich das ja, naja... zumindest etwas... Dad hat gesagt, sie nennen dich den Eisernen Besen."

Ich grinste. „Der Name gefällt mir." gestand ich. „Er macht vieles einfacher."

„Aber so?" sie musterte nochmals meinen Hut und den Umhang, den ich als neustes Accessoire hinzugefügt hatte. Tiefdunkelgrün, fast schwarz. Er hatte etwas von Snape an sich. Das Grün sah man nur an den Falten, wenn sich das Licht darin brach, es machte ihn geheimnisvoll, fand ich. Ich mochte ihn. Oder vielleicht mehr die Reaktion, die er bei anderen hervorrief. Seit ich den Mantel hatte, verstand ich, warum Könige immer so einen Umhang anhatten. So etwas hat eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf andere.

„Er ist mysteriös."gestand ich Ginny. Sie sah mich skeptisch an: „Das klingt ja, als wenn du darauf stolz wärst." Ich seufzte innerlich und lächelte äusserlich. Ginny machte sich schon genug Sorgen um mich, kein Grund sie noch mehr zu verunsichern. Ich bemühte mich um eine lockere Stimme, was nicht ganz so einfach war, wenn man es sich davor antrainiert hatte, seine Stimme kalt und etwas überheblich klingen zu lassen und dann, wenn man es endlich geschafft hatte, dass es praktisch von allein ging, hatte ich plötzlich Mühe, freundlich zu klingen. Ich gab mein Bestes: „Doch, ja, irgendwie schon. Eigentlich ist überhaupt der Sinn der ganzen Sache - Eindruck machen. Ich bin jetzt seit einigen Wochen im Ministerium und laufe seit etwas mehr als drei Wochen so herum. Du wirst es nicht glauben, aber seitdem ich so gekleidet bin, scheine ich in den Augen der anderen eine andere Person zu sein."

Ginny seufzte. „Aber warum dann auch, wenn du nicht im Dienst bist." Ihr missfiel es sichtlich, wie ich mich neuerdings kleidete. Selbst ihre Grossmutter hatte sich nie so angezogen, war ihr erster Kommentar gewesen.

„Gewohnheit, Faulheit und – du wirst auch das nicht glauben – die Sachen sind erstaunlich bequem."versuchte ich es ihr zu erklären, aber an ihrem Gesicht konnte man sehen, wie wenig sie es glaubte. Was sollte ich ihr sonst sagen? Das es andere Leute fern hielt, wenn man sich so anzog? Das das einer der Gründe war, warum ich auch ausserhalb des Ministeriums so herumlief? Weil selbst Ron sich dann nicht wirklich traute, näher zu kommen.Nicht das ich Ron wirklich fern halten wollte. Ich wusste nur nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Ich wollte es nicht wieder in den Sand setzen und solange erschien es mir das Beste, es damit heraus zu zögern.

„Bist du sicher, dass das der Grund ist?" fragte sie nach. Wir hatten uns seit dem letzten Treffen im Fuchsbau nur drei Wochen nicht gesehen und Ginny machte so eine Sache daraus? Ich verstand es nicht ganz. Ich seufzte innerlich. Schon wieder. Vielleicht sollte ich mir anfangen Sorgen zu machen, es kam in letzter Zeit ziemlich häufig vor. Wenn ich nicht aufpasste war ich bald wirklich so eine alte Hexe, die vor sich hin seufzte und dann noch leise vor sich in murmelte. Ich seufzte... ertappte mich dabei und ärgerte mich über mich selbst. Etwas gereizter als gewollt sah ich Ginny an: „Was ist los Ginny? Wollen wir wirklich die ganze Zeit über mein Aussehen reden?"

Sie zog ein Gesicht. „Es ist nur so... ich weiss auch nicht... so sieht wie meine Ur-Grossmutter auf alten Bildern aus." beschwerte sie sich. Die Grossmutter hatte also nicht gereicht, nun wurde ich also schon mit der Urgrossmutter verglichen.

„So wie es aussieht, werde ich das nicht werden." sagte ich spitz und biss mir auf die Zunge. Ich sollte aufpassen, was ich für Bemerkungen von mir gebe. Es klang schon wie eine alte Jungfer. Passt zu deinem Aussehen. Ich seufzte innerlich. Ich war wirklich pathetisch. Einen langen Moment war es still, dann setzte Ginny etwas unsicher an und sagte etwas stockend: „Ich weiss nicht, wie ich es sagen soll, Hermine, aber ich mache mir Sorgen um dich. Ehrlich gesagt... du siehst schrecklich aus. Und ich meine jetzt nicht deinen Kleidungsstil. Du hast Ringe unter den Augen, siehst müde und erschöpft aus und im Gesicht bist du beinahe hager geworden." sagte Ginny dann vorsichtig. Ich seufzte – schon wieder – während ich überlegte, was ich nun machen sollte. Sie hatte recht. Irgendwie. Ich hatte mich in der letzten Zeit mit meinen Fressorgien etwas gebremst, aber ich bin immer noch am Zunehmen. Und das mit den Ringen unter den Augen... Kunststück, wenn man Nachts kaum schlafen kann, weil man weiss, dass es am Morgen so losgeht wie immer. Zuerst dreht sich einem der Magen um und wenn man sich dann doch endlich ins Ministerium geschleppt hat, geht es endlich etwas besser. Nur hat man dort wenig Zeit was zu essen oder sich zu entspannen, also stopfte ich am Abend rein, was ging, weil ich Hunger wie ein Wolf hatte. Und dann mit zu vollem Bauch ins Bett und das Ganze ging von Neuem los. Ich entschloss mich, Ginny nicht noch mehr Sorgen zu machen und so wiegelte ich ab, erzählte ihr etwas von dem Stress und das es schon besser gehen würde, bis ihre Bedenken weit genug zerstreut waren. Ich fühlte mich zwar nicht so gut dabei, aber das nahm ich in Kauf. Nach dem schweren Thema entstand eine Schweigepause, während ich nach einem unverfänglichen Thema suchte. Aber bevor ich eines gefunden hatte, begann Ginny schon: „Ron ist gestern gekommen... er weiss nicht, was mit dir los ist. Er ist... verwirrt." kam sie dann zu den interessanten Punkten unseres Gesprächs. Ich hatte schon gewartet, wann sie endlich zu dem Grund ihrer Einladung kommen würde, wobei ich insgeheim gehofft hatte, dass es mein Aussehen und mein Zustand gewesen wäre.

„Mit Ron ist es... kompliziert." gestand ich. Und das war es wirklich. Ich mochte ihn - irgendwie - aber nach der... Trennung im Drei Besen war so etwas wie eine unsichtbare Wand zwischen uns. Er bemühte sich irgendwie und ich versuchte es auch... irgendwie zumindest, aber es ist bei dem kurzen Versuch des Händehaltens geblieben. Es war komisch...irgendwie anders als davor. Ich seufzte innerlich, bemerkte es und meine Laune nahm rapide ab. Die ganze Situation war mühsam... dazu kam, das es mich ärgerte, dass ich es mühsam empfand, was es noch mühsamer machte, was mich noch ärgerlicher machte... wie gesagt... komplizierte Situation... Ich holte tief Luft und redete einfach los: „Wir sind dran... aber ist jedes mal eine komische Sache. Er erzählt von der Ausbildung und ich aus dem Ministerium und danach fängt es an peinlich zu werden. An Quidditch hat mich hauptsächlich unsere Hausmannschaft interessiert und sonst... es ist einfach so, dass es kaum etwas gibt, was uns beide interessiert." Die Hitze war schlimm, ich war schon ganz verschwitzt... am liebsten wäre ich jetzt im Ministerium an meinem Schreibtisch. Dort war es jahrein jahraus immer gleich warm. Ich sah Ginny an und meine Gedanken schwenkten wieder zu Ron und unserem Gespräch.... das ich mich jedes Mal überwinden musste, mich mit Ron zu treffen, sagte ich ihr lieber nicht. Und das ich ab und zu zusammenzuckte, wenn er sich schnell bewegte, liess ich auch lieber aus. Ginny hat zugehört und genickt. „Ich glaube ich weiss was du meinst, im letzten halben Jahr hat er sich verändert."

„Ich glaube er wird ein guter Auror." sagte ich ausweichend. Ich wollte Ginny ihren Bruder nicht schlecht machten, nahm nebenbei meinen Zauberstab aus dem Ärmel und zog einen Kreis über meinem Kopf damit. „Aer frigidior thracam". Der Zauberstab hinterliess eine weissliche Spur und als der Kreis geschlossen war, bildete sich für einen Moment ein weisser Nebel, in dem die Feuchtigkeit der Luft sogar gefror, bevor er sich schnell wieder in der Augusthitze auflöst. Immerhin machte er die Luft darunter für einige Minuten erträglicher.
"Verrückte Hitze." nickte Ginny und sah zu, wie sich der weisse Nebel auflöste. "Was war das für ein Zauber?"
"Ein Bürozauber." zuckte ich mit den Schultern. Ginny schaute mit gross Augen an und ich musste lachen. Ich hatte erwartet, dass sie zumindest das Wort schon mal gehört hatte, nachdem Arthur im Ministerium arbeitete. Ich lächelte - bemühte mich es fröhlich aussehen zu lassen und meinte dann: "Tatsache. Es gibt sogar ein kleines Büchlein, dass im Ministerium kursiert, in dem eine ganze Menge solcher Zauber drin sind. Das meiste sind irgendwelche Haushaltszauber, ein paar etwas anders. Sie erleichtern das Organisieren der Papiere, kühlen oder wärmen das Büro.. so Zeug eben." erklärte ich, froh eine Möglichkeit gefunden zu haben, nicht mehr über Ron reden zu müssen.
Ginny schaute nachdenklich und hielt dann ihre Hand an die Stelle, wo der Nebel gerade gewesen war. "Das ist ja richtig kalt." staunte sie.
"Ja, aber hier draussen nützt es nicht so viel." beschwerte ich mich. Bei wem eigentlich?
"Besser als gar nichts. Kannst du mir den zeigen?" fragte Ginny interessiert. Froh, nun wirklich ein anderes Thema gefunden zu haben, willigte ich begeistert ein: "Sicher." nickte ich und fing an, ihr die Handbewegung zu zeigen. "Je exakter der Kreis, desto kühler wird es." erklärte ich ihr, als ihre ersten Versuche kaum Wirkung zeigten. Sie probierte es eine Zeitlang, bis sie einen kleinen Nebel erzeugen konnte.

"Das ist mühsamer als es aussieht." meinte sie dann, während sie zwei „Aer frigidior thracam" hintereinander über sich zauberte und sich dann entspannt zurücklehnte. "Das braucht ewig, bis man den Kreis perfekt machen kann." lamentierte sie.
"Deswegen heissen sie auch Bürozauber." sagte ich und versuchte ernst zu bleiben. Das war eine Art Insiderwitz im Ministerium.
Ginny schaut mich fragend an und ich muss nun doch lachen - diesmal sogar ohne mich zu bemühen. "Es heisst, der faulste Mitarbeiter ist der Meister der Bürozauber." Ginny verstand und lachte: „Wieso kannst du den Zauber dann schon so gut?" neckte sie.

„Reines Talent." erwiderte ich, froh ein unproblematisches Thema gefunden zu haben. Ginny probierte es noch ein paar Mal und dann überlegten wir laut, wer der Meister der Bürozauber sein könnte und mussten bei der Vorstellung, eine "Bürozauber-Meisterschaft" im Ministerium abzuhalten und dann den Gewinner zu feuern, laut loslachen. Es tat gut, einer der selteneren Momente mit Ginny in der letzten Zeit, so unbeschwert... nicht nur mit Ginny... einer der selteneren Momente überhaupt... Ich versuchte mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal unbeschwert gelacht hatte. Ich konnte mich nicht erinnern. Es musste vor dem Krieg gewesen sein.
Nach einer Weile war das Thema aber dann leider durch und wir sassen da, erneuerten gerade die „Aer frigidior thracam", als Molly kam und uns eine neue Kanne Eistee brachte. "Angenehm kühl habt ihr es hier." sagte sie und wir kamen so nochmals auf den „Aer frigidior thracam" zu sprechen, gingen über zu Haushaltszauber im Allgemeinen und Mollys Spezialitäten im Speziellen. Als sie ging, sagte Ginny. "Es würde ihr das Herz brechen... du gehörst für sie praktisch schon zur Familie." Augenblicklich wurde die Atmosphäre schwer, was nicht nur darauf zurückzuführen war, dass sie Zauber langsam ihre Wirkung verloren.
"Ich weiss. Es ist auch ein bisschen wie Zuhause hier." Ich seufzte, diesmal hörbar.
Ginny schaute bedrückt, zwang sich dann zu einem Lächeln und versuchte die Stimmung aufzulockern: "Notfalls muss du eben Georg..." sie grinste. Ich ging darauf ein, froh um die Auflockerung: "Warum nicht gleich Percy?"
"Stimmt, warum nicht Percy?" lachte Ginny und spann den Gedanken weiter: "Ihr habt so viel gemeinsam. Ihr arbeitet im Ministerium... ihr könnt euch über die besten Bürozauber austauschen und..." sie schaute meine Kleidung an "...wahrscheinlich würde ihm dein neuer Stil sogar gefallen. Er mag das Strenge, Ordentliche." Ich hatte aber den vagen Eindruck, dass sie damit vielleicht sogar recht haben könnte. "Haha." sagte ich trocken und gespielt ernst und dann lachten wir beide. Es tat gut mit Ginny zusammen zu sein. Ein kleiner Lichtblick, eine Ablenkung in meinem aktuell ansonsten eher deprimierenden Dasein.
Ich seufzte - schon wieder. „Ich glaube, ich bin nicht für Beziehungen gemacht." sagte ich dann zögernd. Ginny sah mich an und verzog dann ihre Stirn. „Hast du einen anderen?" sie hatte wirklich ein zu gutes Gespür. Für einen Moment zögerte ich. Einerseits wollte ich sie nicht mit meinem Müll belasten, andererseits würde es gut tun, mit jemandem darüber zu reden. Ich entschloss mich: „Ich will ehrlich sein, aber behalte das bitte für dich, ok? Nicht Ron, Harry ist ok." Sie zögerte kurz, dann nickte sie.
„Als Ron mit mir Schluss gemacht hatte war ich am Boden. Es kam auch das mit dem Aurorentraining dazu. Ich hatte bisher alles in meinem Leben immer gut geschafft und dann kam das. In dem Moment schien es mir, als hätte ich in allem versagt. Im St.Mungo hab ich wochenlang einfach dagesessen, selbst zum Essen mussten sie mich immer wieder auffordern. Erst als einer von den Patienten dort anfing, Blumen zu sammeln und den Raum unter dem Glasdach in eine Art Gartenzoo zu verwandeln, ging es aufwärts. Es war eigentlich ein dummer Zufall... er hat mich aufgefangen als ich ein Kätzchen – er hatte sie auch mitgebracht – zurücklegen wollte und er hielt mich, damit ich nicht stürzte. Das war der Moment. Jemand hielt mich. Ich habe das damals nicht verstanden, aber ich habe jemand gebraucht, der mir Halt gibt. Für ihn war es nichts. Er hat sich um alle anderen auch gekümmert, bis ich ihn dann mit Beschlag belegt habe. Ich bin völlig ausgetickt, wenn die Hand nicht mehr da war. Er hat es einfach gemacht. Hat sich neben mein Bett gesetzt und die ganze Nacht meine Hand gehalten. Und dann den Tag über und... eigentlich immerzu." Ich muss es ja nicht so deutlich machen, dass ich ihn auch mit auf die Toilette genommen hätte am Anfang. Das ist zu peinlich.
„Und?" fragte Ginny irritiert.
„Und? Miss... eine Heilerin dort hat es mir später erklärt... es passiert wohl sehr oft, dass man sich in den verliebt, der einem hilft. Und das ist mir wohl auch passiert."
Ginny schaut mich auffordernd an und so rede ich weiter. „Naja, es kam wie es kommen musste. Als es mir dann wieder besser ging, habe ich es ihm gesagt – auf eine unmögliche Art. Er hat mir gesagt, dass es eine rein einseitige Sache war und ist gegangen."
„Gegangen?" Ihr Gesicht hatte mehr Fragezeichen als was anderes. Vermutlich würde es mir auch so gehen, wenn ich das einfach so hören würde. Vermutlich kann man auch nicht verstehen, wenn man es nicht selbst erlebt hat.
„Verschwunden. Weg. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Vertrieben." Ich habe ihn eigentlich nie gesehen, wenn ich ehrlich war.
Ginny schaut mich an und man sieht ihr an, dass sie nachdachte. „Hast du versucht, ihn zu finden?"
„Er ist nicht zu finden." antwortete ich schnell und es klang ziemlich deprimiert.
„Woher weisst du das? Hast du es versucht?" insistierte Ginny.
„Wir hatten nur Nummern. Ich habe die im St.Mungo gefragt, wollte seinen Namen. Aber sie haben ein unbrechbares Versprechen abgegeben, dass sie nie die Identität eines Patienten verraten." Sackgasse. Ende des Weges. Aussichtsloses Unterfangen. Ich versuchte mich selbst nochmal davon zu überzeugen, dass es keinen Sinn hatte.
„Und sonst?" wollte Ginny wissen. Ich weiss, was sie meinte, auf was sie anspielte.
„Nichts. Er war ein schwarzer Umhang mit einer Zahl darauf und eine Hand. Nichts mehr."
„Und Ron?"
Uh, waren wir doch wieder dort gelandet. „Es ist anders... ich glaube, ich bin wirklich nicht für so was geeignet. Sie laufen immer weg." Etwas in meiner Stimme liess sie aufhorchen.
„Du solltest es Ron sagen." meinte sie dann.
"Was... das mit dem St. Mungo? Das weiss er doch. Er hat mich sogar mit euch zusammen besucht."
"Das mit dem Anderen..." deutete Ginny an.
"Da war nichts. Was sollte ich ihm sagen? Es war so wie wenn man ein Medikament einnimmt. Da war nichts weiter." wiegelte ich ab. Das war so ziemlich das letzte, was ich mir vorstellen konnte. Mit Ignoranz-Ron darüber reden... das würde in einem Fiasko enden. Nein danke, es war schon schwierig genug mit Ron ohne das. Da musste ich es nicht wegen einer Unwichtigkeit unnötig verkomplizieren.
"Was willst du dann machen... ich meine du und Ron..."
"Ehrlich gesagt... ich habe im Moment keine Idee. Das im Ministerium ist ziemlich anstrengend. Ich falle am Abend praktisch tot ins Bett. Ich hatte noch keine Zeit, mir wirklich Gedanken darüber zu machen."
Ginny sah skeptisch zu mir herüber.
"Für mich klingt das so, als würdest du Ausreden suchen, weil du noch an den anderen denkst."
„Was?!... Nein... ich... ich denke nicht... also ok, ja manchmal... aber ich weiss, dass das nur so eine Schwärmerei war. Ich glaube nicht, dass das im Alltag klappen würde, selbst wenn ich ihn finden würde. Er hat es mir sehr deutlich gesagt und als ob das nicht genug wäre, ist er auch noch gegangen. Er hat sich nicht einmal verabschiedet. Ich denke nicht, dass es mich überhaupt leiden kann. Ich war wohl ziemlich lästig." wehrte ich ab und gleichzeitig... wer weiss... vielleicht... Ich unterbrach meine Gedanken, sie bereiteten nur unnötig Schmerzen.
„Du scheinst aber noch sehr oft an ihn zu denken." Ginny blieb hartnäckig.
„Ja, wie gesagt... Aber nicht so. Er hat mir wirklich geholfen, ich schulde ihm was. Und das Andere... es ist eher hart so mitgeteilt zu bekommen, dass man sich Illusionen gemacht hat und dabei die ganze Zeit auf einem völlig anderen Stern war."

Ginny nickte und nach einer Weile Schweigen fragte ich wie es mit Harry lief und den Rest vom Nachmittag schaffte ich es, nicht mehr auf das Thema Ron zurück zu kommen.

***

„Master 17, Kun hat...."

„Master 17, wo soll Lossy...."

„Master 17, Teg hat..."

Seit einer Woche bin ich hauptsächlich damit beschäftigt, die drei Hauselfen, die sich darum reissen, zu helfen, zu beschäftigen und dann entweder in der Bibliothek zu verschwinden, um in den Büchern zu stöbern oder mich aufzumachen, die verschiedenen Pflanzen und Wesen zu finden, die wir in dem neuen Anbau setzen wollen und andere, die sich mit den Pflanzen im ursprünglichen Gewächshaus gut vertrugen. Das Gewächshaus fing langsam an, wieder zu klein zu werden, vor allem auch, weil die drei Hauselfen sich Mühe gaben, alles gut zu versorgen und so alles recht gewachsen war. Tur drängte sich gurrend an mich und wollte gekrault werden. Tar, auf der rechten Seite, tat es ihm gleich. Es wunderte mich, dass Tur nun Tar auf meiner Schulter duldete. Vielleicht tat ihm Tar leid, weil er niemanden mehr hatte, den ihr kraulte, seitdem ich aus dem St. Mungo weg war.
„Lossy, ich werde für ein paar Tage weg sein. Könntest du dich darum kümmern, dass die tänzelnden Schmetterlingsflügel nicht von den Feenbienen ganz zerrissen werden. Kun, du könntest dir überlegen, wie wir das Haus erweitern könnten. Der Bereich für die tropischen Pflanzen ist schon wieder zu klein. Und Teg, könntest du dich um die Kurgeln kümmern. Sie sind noch scheu, sie müssen oft gestreichelt werden."
Alle drei Hauselfen nicken mit strahlenden Augen und ich laufe mit zwiespältigen Gefühlen zur Apparationsgrenze um mich auf die Suche nach Sandwürmern zu machen, die in dem Gebiet der Gobi zu finden sein sollen. Es werden immer mehr Hauselfen, die mithelfen wollen. So viele, dass ich nicht einmal genau ihre Zahl weiss. Was sie machen, weiss ich noch weniger und woher sie die ganzen Sachen nehmen.. ich glaube es ist besser, wenn ich es nicht weiss. Zumindest scheinen in Hogwarts noch alle Fenster ihre Gläser zu haben.

***

Als ich das Gewächshaus sah... wobei... der Begriff Gewächshaus erschien ungeeignet, dieses Ding auch nur annähernd passend zu beschreiben... hatte ich den Impuls, mich einfach umzudrehen und zu gehen. Wenn ich geahnt hätte, was er im Sinn hatte, als er nur ein Gewächshaus wollte, hätte ich ihn rausgeworfen. Gewächspalast trifft es wohl eher. Wobei... Zoopalast wäre auch nicht unpassend. Letztlich gab es wohl keinen Begriff, der dem Ding irgendwie gerecht werden könnte. Was mich aber am meisten interessierte war die Frage, wo er die ganzen Hauselfen her hatte. Es waren allein fünf, die gerade dabei waren, einen Turm an das Ding anzubauen, der einem der Zuschauertürme am Quidditchfeld nahe kommt. Und alles aus Glas. Woher hatte er allein das ganze Glas her? Und das Hauselfen so etwas konnten, war mir auch neu.
Als ich das Ding betrat, musste ich schlucken. Die Luft war heiss und feucht, sodass einem sofort das Wasser den Rücken herunterlief. Im Inneren waren bestimmt zehn weitere Hauselfen damit beschäftigt, die Unzahl an Blumen zu giessen, vertrocknete Blüten abzuzupfen oder sich um eines der vielen Wesen zu kümmern, die umherfliegen, - krabbeln oder schweben. Die Hitze schien sie nicht zu stören. Ich war mir sicher, dass ich auch einen Jobberknoll gesehen hatte. Es war ein heilloses Chaos auf den erste Blick, aber sehr anziehend fürs Auge. Und je länger ich schaute, desto mehr bekam das Chaos einen Rhythmus. Farben gingen ineinander über, bildeten Farbkleckse in dem satten Grün.
Nach einer Weile musste ich mich gewaltsam von dem Anblick losreissen und entdeckte noch etwa fünf weitere Hauselfen, die bewegungslos einfach dastanden und irgendetwas beobachteten. Ich wandte mich an einen der Elfen, der gerade die Arme voller kleiner weisser Fellkugeln herumtrug. „Wo ist Mister Malfoy?"
„Master 17 ist vor einer Woche gegangen, es braucht noch Drachenknochenmehl und Springgrass für die Drachenhasen, Miss Schulleiterin" sagte der Elf routiniert, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich schnell wieder los haben wollte, als würde ich ihn bei etwas stören.
Ah ja, er heisst ja jetzt Mister... Master 17. Ich liess meinen Blick noch mal über alles hier schweifen und zählte die Hauselfen. Das sind weit mehr als 17. Also die Theorie, wieso sie ihn Master 17 nennen scheint nicht zu stimmen. Mein Blick bleibt an einer Pflanze hängen, die ein paar Schritte neben dem Eingang hoch aufragt. „Ah, und noch etwas... ist das eine Alihotsi?" frage ich den Hauself, bevor der mit ein paar Fellkugeln auf den Armen zwischen ein paar dichten Blättern verschwinden konnte.
„Ja, Miss Schulleiterin." antwortete der Hauself sofort. Diesmal klang seine Stimme anders... begeistert? "Es braucht die Blätter des Alihotsi für die Kniesel, die damit die Gnome vertreiben." erklärte er und verschwand in dem dichten Grün. Kniesel hatte es auch hier? Ich fragte mich, woher er die Bewilligung zur Haltung von Kniesel hatte, als eine Horde Minimuffs zwischen meinen Füssen hindurch rannte. Nun gut, dann werde ich noch eine Woche warten müssen, dachte ich. Als ich mich umdrehte um zu gehen, musste ich drei Hauselfen ausweichen, die mich nicht sahen, da sie ein grosses Gestrüpp hereinschleiften. War das eine Abessinische Schrumpelfeige?
Ich wusste nicht genau, was hier vor sich ging, aber es war seltsam. Es gab hier einige potente Zaubertrankzutaten und andere Pflanzen und Tiere... für was brauchte er die?

„Manchmal ist es besser, nicht zu viel zu wissen", sagte Professor Everard und Basil Fronsac kam aus seinem Gemälde herüber und nickte. „Das ist, wie Hogwarts das geworden ist, was es heute ist."
„Was meinst du damit genau?" fragte ich den ehemaligen Schulleiter. Er war ein belesener Mann.
„Ich meine, dass es immer so war, dass jemand einfach angefangen hat, etwas zu machen und dann gehörte es zu Hogwarts. Das war zu meiner Zeit der Raum der Wünsche, der auf Professor Zabasi zurückgeht. Es hatte damit angefangen, dass er seine Zaubertrankutensilien nie fand, wenn er sie brauchte. Also begann er, seinen Lagerraum mit Zauberei zu verändern, dass immer wenn er hineinging, genau das auf dem Tisch lag, was es brauchte. Das ging eine Zeitlang gut, bis der Raum anfing, sich selbstständig zu machen..."
Ich war skeptisch. „Du meinst, ich sollte es einfach ignorieren?"
„Ich habe einem Hauself aufgetragen, das Portrait von Sir Cadogan aus dem siebten Stock nach draussen zu tragen, um es mir anzuschauen. Ich denke das Grünhaus sollte bleiben." mischte sich Fronsac überzeugt ein. „Es passt gut zu Hogwarts. Es hat etwas Spezielles."
„Na dann." sagte ich ohne wirkliche Begeisterung.
„Kopf hoch, Miss McGonnagal" versuchte Professor Everard mich aufzumuntern. Ich nickte, fand aber immer noch nicht meine Begeisterung.
„Es erinnert mich an die Sandburgen, die ich als Kind immer am Strand gebaut habe." redete Fronsac weiter und ich begann mich zu fragen, ob Fronsac nicht schon etwas zu lange in seinem Bild war. Immerhin liess mir das Wegschauen etwas mehr Zeit für die tagtäglichen Angelegenheiten.
Ich setzte mich an den Schreibtisch und fing mit den Anträgen an. Der erste war von der Schülervertretung, die die Qualität und Menge der Essen bemängelte. Es gab immer öfter zu wenig auf den Tischen und es waren auch oft nur Brot zum Essen da. Ich legte den Brief weg und erinnerte mich an die Hauselfen in dem Grünhaus. Ein unangenehmer Verdacht beschlich mich.

***

Als Harry Potter unvermittelt wieder im St.Mungo auftauchte, musste ich zuerst an die Heilerprüfung denken, die ich vor drei Tagen abgelegt hatte. Wieso sonst sollten sie einen Auror hier her schicken? Er kam auf mich zu und nickte kurz.

„Kann ich mich setzen?" fragte er förmlich.

„Sicher, es hat genug Platz. Wollen sie etwas trinken? Wie haben aber nur Wasser hier." bot ich ihm beinahe automatisch an. Er schüttelte den Kopf. Dann sahen wir uns einfach an, bis es langsam peinlich wurde. Er zuckte kaum merklich zusammen, als ich mich räusperte, er holte tief Luft und griff in seinen Umhang. Zog er jetzt seinen Zauberstab? War er gekommen, um mich zu inhaftieren? Gut möglich, wobei ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wieso. Da ich es nichts ändern konnte, blieb ich ruhig sitzen und wartete, was er machen würde. Zu meinem Erstaunen holte er ein Buch hervor, eines der Schulbücher, die wir in Hogwarts im letzten Jahr gebraucht hatten. Zaubertränke. Ich sah ihn fragend an. Er hielt das Buch einen Moment unschlüssig fest, dann streckte er es mir beinahe abrupt hin. „Weisst du noch, im Zaubertrankunterricht... als ich auf einmal Klassenbester war? Das war wegen dem Buch hier. Wusstest du, dass Snapes Spitzname früher Halbblutprinz war?" Ich wusste nicht genau, auf was er hinaus wollte und den Spitznamen hatte ich nie gehört. Ich nahm das Buch und sah es mir an. Es war schon älter und ziemlich abgegriffen. Als ich ihn wieder ansah, nickte er mir zu. „Es gehört Severus, ich habe es durch Zufall bekommen. Es hat bei praktisch allen Zaubertränken Anmerkungen von ihm dabei... er hatte wirklich eine Begabung für Zaubertränke... ich hatte einfach nur den Eindruck, dass es nicht meines ist und es besser bei dir aufgehoben wäre. Vielleicht kannst du damit was anfangen?! Als Heiler macht ihr eine Menge Tränke, oder?"

Ich staunte, dann nickte ich. Als ich zufällig eine Seite aufschlug, sah ich was er meinte. Bei dem Rezept waren verschiedene Änderungen und Anmerkungen in Snapes eigener, etwas krakeligen Schrift. „Danke..." sagte ich, immer noch unsicher, wie er dazu kam, mir das Buch zu bringen. „Ich schätze ich schulde dir nun noch etwas." Potter winkte ab und wollte gerade wieder aufstehen, als er innehielt und sich wieder mir zuwandte. „Kann ich dich etwas fragen? Nicht als Auror, nicht als dein Feind... einfach aus Neugier. Es hat keine anderen Hintergedanken..." er sah mich mit einem zögernden Blick an, unsicher wie es schien. Ich nickte. „Sicher. Frag."

„Warum machst du das?"

„Was meinst du genau? Das mit dem Heiler hier?"

„Hm. Ich verstehe es nicht." nickte Potter.

„Ehrlich gesagt... ich verstehe es auch nicht wirklich." begann ich und augenblicklich erschien eine abweisende Miene auf seinem Gesicht. „Ich habe den Eindruck, dass es nicht einfach so rational zu erklären ist. Ein Teil ist sicherlich der Krieg gewesen und – glaub es oder nicht – was meine verrückte Tante mit Miss Granger gemacht hat. Ich mache mich danach dafür geschämt, dass ich einfach nur feige daneben gestanden bin. Ich denke das war der Anfang. Und dann kam ein langer Weg, auf dem ich immer noch bin, zu lernen mit den, der ich bin, zu leben. Auf dem Weg wurde mir gesagt, dass ich ein Talent als Heiler hätte. Ich habe es am Anfang selbst nicht geglaubt, aber es scheint zu stimmen. Wenigstens ist es so, dass mir auch fortgeschrittenen Heilzauber keine Schwierigkeiten machen. Ich denke es scheint also was dran zu sein, an der Sache mit dem Talent. Der Rest war dann einfach eine Entscheidung, etwas zu machen, um vielleicht einen Teil von dem wieder gut zu machen. Es ist wohl eine ziemlich egoistische Entscheidung. Ich weiss nicht, ob ich anderen wirklich helfen kann damit, aber zumindest hilft es mir, besser mit mir zu leben."

Stille. Potter sah mich ausdruckslos an, dann nickte er nur kurz, stand auf und ging. Ich sah ihm eine Weile hinterher, auch als er schon gegangen war und versuchte zu verstehen, was er eigentlich wollte, warum er mir Snapes Buch gebracht hatte. Nachdem ich erwartungsgemäss keine Antwort darauf fand, wand ich mich dem Geschenk zu.

Es war spannend zu sehen, was Snape alles bei den verschiedenen Tränken angepasst hatte. Manches schien Sinn zu machen, anderes weniger. Ich war gespannt darauf, mit seinen Rezepten herumzuprobieren.

Continue Reading

You'll Also Like

7.8K 1.9K 21
»οиgοιиg« Es ist ein heißer Sommer und das Ende der 1970er in Korea. Jimins Eltern haben einen Freund der Familie für besagten Sommer aufgenommen, da...
18.6K 310 117
Eigentlich dachte Mira immer sie würde auf nette, freundliche und romantische Typen stehen. Sie dachte es... Bis Tom Riddle ihr eines Tages zu nahe k...
6.4K 122 14
Heyy, dies ist eine Geschichte über Florian Wirtz dem berühmten Deutschen Fußballer und ein Mädchen Namens Kyra Bakker, die ein einfaches normales Le...
16.2K 504 56
Maisie Alatore hatte alles: ein unbeschwertes Leben, ein gut bezahlten Job und einen liebenswerten Freund. Als sie eines Tages einen schweren Fehler...