21 - Unannehmlichkeiten

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Als ich aufwachte, ging es mir nicht gut. Ich hatte wieder geträumt, es war wieder der gleiche Traum wie meistens. Ich renne und schaffe es doch nicht, ihn einzuholen und dann verschwindet er in einem Meer aus Blumen. Mir ist übel, mein Kopf dröhnt und ich fühle mich, als wäre ich nicht im Traum , sondern wirklich stundenlang gerannt. Mein Magen rebellierte – auch wie immer. Wahrscheinlich nur eine Grippe. Von der Zeit her passt es... naja, die grosse Grippewelle ist eigentlich im März schon vorbei gewesen, wir hatten jetzt fast schon September. „Selbst die Viren nehmen mich nur als letzte Möglichkeit." beschwerte ich mich bei mir selbst, zog mich an und schleppte mich durch den Kamin in mein Büro. Ich war immer noch im Amt für die Neuzuteilung von Hauselfen, oder besser gesagt wieder, nachdem Miss Abigall krank geworden war. Shacklebold hatte mir gestern Abend noch eine Eule geschickt und mich gebeten, einige dringende Anfragen heute zu erledigen, morgen könnte ich dann wieder zurück in die Behörde für Tierwesen.

Auf dem Schreibtisch lag ein ganzer Stapel an Anträgen, die alle gleich aussahen. Der erste kam aus Hogwarts und es ging um einen Hauself für die Küche. In der Begründung stand, dass die Hauselfen es nicht mehr schafften, alles Essen zuzubereiten und es schon mehrmals hungrige Schüler gab. Ich verstand auf einmal, warum Shacklebold mir die Eule geschickt hatte. Ich gab dem Antrag statt und nahm den nächsten. Wieder Hogwarts, noch ein Hauself für die Küche. Ok. Der dritte: Hogwarts. Küche. Misstrauisch nahm ich den Stapel Anträge und schaute sie durch. Es waren 48 Anträge, alle von Minerva McGonagall unterschrieben, in denen sie Hauselfen für die Küche beantragte.

48?! Meine Güte, was war da passiert, dass so viele Hauselfen...

„Ughhh..." mein Magen rebellierte und beinahe hätte er sich umgedreht. Eigentlich sollte es um die Zeit schon besser sein. Ich überlegte, was ich gestern gegessen hatte, aber es war nichts Heikles dabei gewesen. Vermutlich war es nur etwas zu viel und zu ungesund gewesen. Also vielleicht ist es doch die Grippe. Muss wohl. Kurz entschlossen nahm ich die Anträge, ging nach oben in die Halle und durch einen der Kamine nach Hogwarts.

Als ich in McGonagalls Büro sass, schaute sie mich skeptisch über den Rand ihrer Brille an. Ich tat es ihr gleich. Beinahe so, als ob wie Spiegelbilder wären. Nach einem Moment sagte ich dann „Miss McGonagall , vielen Dank, dass sie sich die Zeit nehmen, mir zu helfen, die Fragen zu klären, wegen denen ich gekommen bin." Wie umständlich formuliert, scheinbar färbte das Ministerium mehr auf mich ab als ich gedacht hatte. Ich sah wie sie die Stirn runzelte und fuhr ungerührt fort. „Ich hatte heute morgen 48 Anträge auf die Zuteilung eines Hauselfen für die Küche auf dem Schreibtisch. Das sind beinahe die Hälfte aller Hauselfen, die Hogwarts in der Küche beschäftigt und ich habe mich gefragt, was passiert ist." Ohne dass ich mich anstrengen musste, klang ich routiniert kühl und distanziert. Eiserner Besen... ich hatte bisher nicht herausgefunden, wer auf diesen Namen gekommen war, aber er gefiel mir immer besser. Er gab neben der Kleidung und dem Verhalten ein drittes Element, das bestimmte, wie andere auf einem selbst reagierten. Die ersten beiden hatte ich mittlerweile recht gut im Griff. Und das dritte, der Ruf, der einem vorauseilt, verbreitete sich von allein und war fast noch besser als die Kleidung.
Ihr Mund wurde schmal und sie zog ihren linken Mundwinkel zur Seite, ein Zeichen, dass sie etwas störte. Dann stand sie resolut auf, trat ans Fenster und schaute hinaus. Ich wollte gerade ansetzen, diese Unhöflichkeit anzusprechen - das brachte die Leute meistens dazu, auf spätere Vorschläge kooperativer zu reagieren - als sie mit dem Finger nach draussen deutete. „Sehen sie selbst."
Verwundert stand ich auf, nicht den Schimmer einer Vorstellung, was sie mir zeigen wollte. Sie deutete auf einen schlanken, schmalen Turm, der hinter den Schlossmauern emporragte, der eindeutig vor einem Jahr noch nicht da war. Hatten sie den zusammen mit dem Schloss auch aufgebaut? Sie sah mich mit einem Da-sehen-sie-es-Blick an, der sich in ein überraschtes Staunen verwandelte, als sie mich von Nahem sah. „Miss Granger?!"
„Ja?" antwortete ich abgelenkt, als ob sie etwas von mir wollte. Sie sah mich nachdenklich an und schüttelte den Kopf. „Ich muss ihnen sagen, sie haben sich verändert." Ah, das war es...

Ich und DracoWhere stories live. Discover now