Aya -Tochter der Drachen (Wir...

Door Yvantira

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*Wird überarbeitet* (Kapitel werden mit einem * versehen, die überarbeitet wurden) Wo einst nur eine karge Wü... Meer

Aya*
Zweifel*
Aufbruch*
Kairus
Harte Prüfungen
Der Orden
Der Lehrmeister und sein zynischer Drache
Das spezielle Training
Eine unerwartete Freundschaft
Mischlinge
Seltsame Ereignisse
Der Drachenhort
Das Turnier
Dracheneier
Das Ende des Schweigens
Erwachen
Shruikan
Flugstunde
Veränderungen
Ausflug mit Folgen
Das Armenviertel
Das Anwesen
Die Flugstaffel
Der Meisterschmied
Elfen, Sättel & Drachen
Chrome
Die rufende Stimme
Flugmanöver für Fortgeschrittene
Rachewunsch
Hafenstadt Ragnorr
Die Wahrheit tut weh (1)
Die Wahrheit tut weh (2)
Gerüchte
Der letzte Atemzug
Die Bestie im Berg
Gebot
Das Volk der Westwinde
Der Eid der Drachenritter
Ein Aufbruch in fremde Gebiete
Böcke und Irrlichter
Eine magische Aura
Der Anfang vom Ende

Bekanntschaften

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Door Yvantira

Letzte Nacht verbrachte ich noch in meiner Höhle. Dort packte ich mein restliches Hab und Gut ein und sammelte mich für die anstehende lange Reise.

In einem Lederbeutel aus Marderfell tat ich mein Erspartes, die Pergamente und das Buch von Rubies. Dann schnallte ich mir den alten Dolch noch an meiner Hose mit einem dünnen, ledernen Gürtel fest, den ich hier gelagerte hatte.

Seine Klinge war bereits stumpf vom zahlreichen Schlagen gegen Äste und Baumstämme, doch er taugte zum groben ausnehmen von erjagten Tieren, sowie zum Üben.

Ich tat mich schwer dabei zu entscheiden, ob ich meine geliebte Felljacke aus Schneehasen-Fell tragen sollte, oder den Umhang von Didi. Für beides war es bereits zu warm für den jetzigen Spät-Frühling.

Schlussendlich faltete ich meine Felljacke sorgfältig zusammen und steckte sie in meine große Umhängetasche.

Den letzten Abend hatte ich komplett damit verbracht meine Reise weiter zu planen. Auf der Karte hatte ich mögliche Wege eingezeichnet und entschied mich letztlich für den Kürzesten, doch wohl beschwerlichsten. Da ich aber kein Reittier hatte, war es für mich viel leichter die Bergpassagen zu durchqueren. Dann könnte ich etwas Zeit wieder gut machen.


Nun war also der Zeitpunkt da, nun brach ich endgültig auf.

Voll bepackt trat ich aus der Höhle hinaus und murmelte einen kleinen Abschied zu ihr. Mit diesem Ort verband ich schließlich viele schöne Kindheitserinnerungen.

Die Trittsteine überquerend und den langen Trampelpfad beschreitend, fing ich an ein Lied zu pfeifen.

Meine Laune war so gut wie nie zuvor, trotz der Abschiede.

Ich verließ meinen alten Pfad und marschierte einen nahe gelegenen Hügel hinauf. Dort verharrend beobachtete ich, wie die ersten Bewohner ihre Kienspäne in den Straßenlaternen nach und nach erloschen. Das morgendliche Sonnenlicht übernahm nun ihre Aufgabe den Leuten Licht zu spenden.

,,Man sieht sich," murmelte ich zu mir selbst und drehte mich auf dem Absatz um.




Laut der Karte, die ich mal durch Zufall auf dem Markt als Schnäppchen erstanden hatte, musste ich in der Nähe der Berge entlang wandern. Dahinter befand sich, in einem kleinen Tal, ähnlich wie unseres, ein Dorf namens Schwalbenberge. Dort wollte ich meine Vorräte aufstocken und mich gegebenenfalls etwas ausruhen nach dem Marsch.

Von diesem Dorf aus musste ich die Anhöhen der Berge verlassen und hinab nach Norden wandern, durch eine breite Steppe und einigen weiteren Tälern und Ortschaften. Am Ende einer riesigen Passage zweier Mündungen des Sylvermeers, welche in der Karte auch als 'Zwillings-Mündung' verzeichnet war, wartete am Ende meiner Reise die Hauptstadt, Adamas.

Die Vögel zwitscherten unaufhörlich über meinem Kopf, beinahe übertrumpften sie mit ihrer Lautstärke den breiten Flusslauf neben mir.

Ich wanderte am Vale entlang, da dieser der perferkte Führer zwischen den dichten, fast gleich aussehenden Bergen war. So wusste ich tagein und tagaus immer in welche Richtung es geht.

Somit betrachtete ich während der Wanderung die Natur und bahnte mir meinen Weg, vorbei an hoch gewachsenen Lärchen und Schachtelhalmen, die nahe am Ufer wuchsen.

Kleine Wald-Veilchen und roter Mohn bedeckten die gräsernen Flächen um mich herum, streckten ihre offenen Blüten der Sonne entgegen.

Insekten schwirrten in der Luft, flogen zu jeder Blume und veranstalteten dabei eine regelrechte Symphonie an Gebrumme.

Der süße Duft, der wohl von den Blüten stammte, kitzelte meine Nase unangenehm und ich musste niesen.

Der Frühling hatte ihre schönen Seiten, aber zu meinem Leid musste ich in dieser Zeit oft unerklärlich niesen. Da es nicht so oft vorkam und es sich auf das Geniese beließ, dachte ich mir nix dabei.

Schniefend ging ich weiter.

Ein starker Wind kam plötzlich auf und ich zog rasch meinen Umhang von Dianna enger um mich.

Meine Gedanken glitten wieder ins Jetzt und ich schaute mich kurz um.

Die Berge hatten mich bereits von allen Seiten umringt und natürlich war es hier viel windiger als unten im Tal.

Ich wunderte mich, dass ich es so schnell geschafft hatte das Tal zu verlassen.

Früher als Kind hatte ich oft versucht außerhalb der mir bekannten Wälder und des Tals zu gelangen. Doch meine kleinen Beine trugen mich nicht weit und ich gab immer auf.

Als ich älter wurde hatte ich dann andere Sorgen, als die endlosen Weiten der Welt.

Noch motivierter als vorher, legte ich an Tempo zu und betrat nun einen schmaleren Weg, weg vom Flussbett. Der Fluss würde eine kurze Biegung um einen tiefen Hang machen, dies hatte ich von der Karte ablesen können. Wenn ich also nur weiter den Weg folgen würde, sollte ich wieder auf den Fluss treffen.

Nach einiger Zeit des marschierens traten die ersten Ermüdungserscheinungen bei mir auf. Meine Waden protestierten, je höher ich ging und mein Rücken tat vom Tragen der Taschen weh. Es fühlte sich mittlerweile mehr danach an, als ob ich einen Sack voller Zahnräder und Schrauben schleppte, wie auf Arbeit...

Die Arbeit!

Bei all der Aufregung und der Planung habe ich völlig vergessen Rubies Bescheid zu geben!

Ich gefror in meiner Bewegung.

Ein schlechtes Gewissen breitete sich in mir aus.

Nach all der Zeit habe ich mich nicht mal verabschiedet...

Zögerlich blickte ich zurück.

Nein.

Ich konnte nicht mehr zurückkehren.

Hoffend, dass irgendjemand ihm schon Bescheid geben wird, stapfte ich weiter.

Er wird schon verstehen.






Bei einem kleinen Fels unter einer Erle machte ich Halt und setzte mich auf den kalten Stein.

Ich blickte noch unregelmäßig atmend zurück auf meinen bisherigen Weg. Mein Tal war bereits seit geraumer Zeit nicht mehr zu sehen, die Berge hatten sich davor geschoben, wie riesige Haufen aus Gestein und Erde.

Nach einer kurzen Pause ging es für mich weiter den steinigen Bergpfad entlang. Oft wurde er so schmal, dass nur noch 2 Füße nebeneinander stehen konnten. Einmal verlor ich sogar den Halt und wäre fast den Abhang runtergefallen, doch ich konnte mich gerade noch mit dem Gewicht der Taschen auf die andere Seite verlagern.

Als es dunkel wurde nächtigte ich in einer großen Einkerbung im Berg. Mein bescheidenes Nachtlager bestand aus einer Decke für den Boden und dem Umhang als Decke zum zudecken. Die Felljacke stellte sich als gutes Kofkissen heraus.

Dennoch machte ich kaum ein Auge zu. Die erste Nacht komplett fern vom Tal birgte etwas unheimliches... Vor allem weil meine einzige Lichtquelle der Mond war. Die mit eingesteckte Kienspäne wollte ich noch nicht verbrauchen.

Am nächsten Morgen hatte ich blaue Flecke vom unbequemen liegen und war noch genauso erschöpft wie vorher... So ging die Wanderung weiter, meine Laune um einiges schlechter als am Vortag.




Knapp nachdem die zweite Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, erreichte ich dann endlich das Nachbardorf.

Meine Beine brannten wie Feuer und ich hatte bereits zahlreiche Blasen an den Füßen, die stark bluteten.

Die neuen Schuhe mit dem noch zu festen Leder waren keine gute Idee gewesen...

Ich hatte den Weg völlig unterschätzt. Tatsächlich hatte ich geplant lange vor der Senkung der zweiten roten Sonne bereits hier zu sein.

Wohlmöglich verlor ich an Zeit, da ich bergauf und bergab gegangen war...

Diese Erkenntnis musste ich unbedingt in meine weitere Weg-Planung mit einschließen.

Auch hatte ich heute auf meinem Pfad einen unvorhersehbaren Vorfall mit einem Dornenbusch, der mir meine Klamotten und die Haut an einigen Stellen aufgerissen hatte...

Mehr Pech konnte man echt nicht haben.

Müde und erschöpft betrat ich gerade ein Gasthaus.

Es war rustikal eingerichtet, mit hölzernen Möbeln und so einigen munter gestimmten Gästen. Es schien somit vertrauenswürdig und ich bezahlte für die günstigste Unterbringung, die man dort anbot plus Abendessen. Gerade mal 4 Silbermünzen musste ich dafür nur zahlen. Da konnte man echt nicht meckern.

Beim Essen hörte ich den Gesprächen meiner Mitmenschen im Raum zu. Es waren einige reisende Händler unter ihnen, aber auch Bewohner die hier wohl gerne aßen.

Als ich mir gerade ein Stück des zarten Honig-Schinkens in den Mund stopfte, schnappte ich eine interessante Unterhaltung von zwei Männern hinter mir auf. Bisher hatten sie sich nur leise unterhalten, doch nach einer Weile und nach einigen Krügen Met, grölten sie ihre Worte fast schon durch das ganze Gasthaus.

,,Ich sag'sch dir! Er war mindestens zehn Fuß hoch!"

,,Schwachsinn. Du laberst scheiße!" grölte einer von ihnen.

,,Wenn isch's doch sag', es gibt sie! Gunnar hatte einen auch letztens gesehen und niemand hat ihm geglaubt," erwiderte der andere.

,,Weil Gunnar Stroh im Kopf hat und auf einem Auge blind ist! Der würde nichtmal den Unterschied zwischen einer Nymphe und einem Ochsen sehen."

,,Ach, halt's Maul! Ich hab den Troll gesehen!"

Lachen erschallte im Gasthaus.

,,Trolle gibt's nur im Märchen," erklang es in der Runde.

,,Der hat zu viel gesoffen," lachte ein anderer.

Der Wirt kam und knallte einen weiteren Krug hinter mir auf dem Tisch der beiden streitenden Männer.

,,Nur weil der ehemalige Name unseres Ortes Trollhain war, kommen Taugenichtse wie ihr hier her und denkt gleich bei jedem Bären, der ihm über den Weg läuft gleich ein Troll gesehen zu haben," meinte er kopfschüttelnd und ging wieder hinter die Theke.

Wieder erschallte Lachen im Raum.

,,Verärgert den Wirt nicht, sonst schlaft ihr bei den Schweinen," lachten sie, doch ich war mit meinen Gedanken längst woanders.

Gibt es wirklich noch Trolle? Ich wusste durch die Erzählungen meines Vaters, dass sie vor langer Zeit von den Drachenrittern ausgerottet wurden. Grund war wohl, dass sie aggressive, gewalttätige Wesen waren, die gerne Dörfer überfielen. Die Vorstellung einem zu begegnen weckte Angst, wie auch Aufregung in mir. Ich verstand es also, dass Reisende anscheinend extra hier her reisten, um vielleicht einen zu sichten.

Ich fragte mich auch, warum sie den Namen des Ortes geänderten hatten. Es war ja eigentlich ein super Lockmittel, um Menschen anzulocken.

Nach dem Essen machte ich mich auf in mein Zimmer. Ich fiel direkt ins Bett, meine Klamotten halbwegs von mir strampelnd. Sobald meine Augen sich schlossen entglitt ich in einen tiefen Schlaf und träumte von Trollen und Rittern.

Am nächsten Morgen kaufte ich mir beim nächsten ortigen Markt Proviant für die Weiterreise ein. Ein Händler bot sogar Schuhe an und da meine bereits völlig durchlaufen und mit Löchern versehen war, entschied ich mich kurzum für ein neues Paar Stiefel. Diese waren aus dickem, gegerbten Wildleder mit einer hoch gesetzten Schnur. Meine alten Schuhe hatte er sich kurz angesehen und mir geraten sie lieber wegzuwerfen. Keiner würde sie mir hier abkaufen wollen. Allerhöchstens zur Entwertung des Leders.

So ging ich zu einem kleinen Stand, dessen Verkäufer verschiedene Sachen aus Leder anbot. Dieser war von meinem Angebot mit den löchrigen Schuhen zunächst höchst amüsiert, doch nach längerem Abwegen und Begutachten gefiel ihm das Leder doch noch recht gut zum weiteren verwerten und er bot mir zum Tausch überraschenderweise einen neuen Gürtel an, den er wohl nicht gut verkaufen konnte. Er verlangte aber noch zusätzlich auch meinen alten Gürtel, den er des öfteren in unserem Gespräch gemustert hatte.

Ich wollte mich nicht so gerne von ihm trennen. Schließlich hatte ich mir vor einigen Jahren viel Mühe gemacht ihn selbst zu fertigen. Auf dem dunklen Leder waren filigrane, blumige Stickmuster zu sehen. Nur die metallische Schnalle war recht unansehnlich, bereits rostig. Doch sicher hatte er vor diese einfach auszuwechseln.

Ich überlegte etwas bevor ich mich dazu entschied den Handel einzugehen.

So nahm ich den neuen Gürtel und wechselte ihn mit meinem alten aus.

Der neue Gürtel wirkte recht schlicht. Zwar aus neuem, gut gegerbten Leder und ohne jegliche Blessuren wie mein vorheriger, aber er hatte keine bestickten Muster oder sonst irgendwelche Ausschmückungen. So wirkte er nackt und unfertig. Vielleicht konnte ich ihn später etwas schöner gestalten, wenn mir wieder Mittel dazu zur Verfügung stehen.

Ich bedankte mich und ging meines Weges.

Mit einem neuen Paar Stiefel und dem Gürtel fühlte ich mich gleich viel gewappneter für den nächsten Marsch. Und dieser hatte es in sich. Da ich nun die Berge und weitere mögliche Hindernisse berücksichtigte, würde ich wohl mehrere Tage in der Wildnis verbringen, ehe ich die nächste Ortschaft erreichen würde.

Und da war ein großes Problem, was mir Sorgen bereitete. Der Fluss verläuft nicht mal den halben Weg meiner Strecke, eher er abzweigt und in ein anderes Tal mündet. Eine weitere Wasserquelle würde ich dann mit Glück finden müssen.

Ich setzte mich an einem nahen Brunnen und breitete die Karte aus. So oft wie ich sie schon angesehen hatte, konnte ich sie eigentlich auswendig im Kopf abrufen. Dennoch hoffte ich immer wieder etwas übersehen zu haben und wie durch ein Wunder Anzeichen eines Sees oder dergleichen auf dem Papier zu sehen.

Grübelnd bemerkte ich gar nicht, wie eine Schar von Kindern in der Nähe anfingen mit einem Reifen zu spielen. Immer wieder spielten sie sich ihn zu, bis ein Junge seine Bewegung ungenau ausübte und der Reifen genau in meine Richtung schoss.

Meine Instinkte reagierten, ehe ich überhaupt die Situation verstehen konnte. Mit einer Handbewegung griff ich direkt nach dem heran eilenden Spielzeug und stoppte ihn mit bloßer Hand.

Erst dann hob ich meinen Blick.

Die Kinder staunten nicht schlecht und eilten herbei.

,,Er hat ihn mit bloßer Hand aufgehalten!" riefen sie.

,,Tat das gar nicht weh?" fragte ein Schwarzhaariger Junge.

,,Hmm," meinte ich und begutachtete meine Hand.

Gespannt sahen sie mir dabei zu, neugierig ob ich verletzt war.

Ich zeigte ihnen meine Hand und grinste.

,,Nichts passiert. Aber macht das nicht nach, verstanden? Für Erwachsene ist es leichter etwas abzufangen."

,,Aber bist du denn schon erwachsen? Du siehst auch sehr jung aus," meinte wieder der Schwarzhaarige.

,,Nun ich bin jedenfalls nächer am Erwachsen sein als du," streckte ich die Zunge heraus.

Sie lachten.

Diese Kinder schienen sehr anders zu sein, als die in meinem Dorf.

Sie wirkten Fremden gegenüber offener und zeigten keine Scheu mit mir rumzualbern.

Da fiel mir ein, das ich ja aussah wie ein gewöhnlicher Junge. Wäre ich ich selbst würden sie wohl anders mit mir reden, oder gar nicht.






Mit der Zeit wurde mir langweilig.

Wandern war nicht wirklich das Spannendste im Leben. Ich begann irgendwann einen Kieselstein vor mir her zu kicken.

Er war perfekt dafür. Seine Größe nicht zu groß, dass das ständige Treten mir selbst weh tat und auch nicht zu klein, sodass ich ihn immer traf.

Als ich zu viel Kraft einsetzte und ihn somit in ein Gebüsch kickte, machte es plötzlich:

,, Aua!"

Ich erschrak.

Kurz inne haltend wusste ich erst nicht, was ich tun sollte

,,Halloo?"

Vorsichtig trat ich näher ans Gebüsch und schob einige Zweige weg.

Etwas glänzendes blendete mich kurzzeitig. So erhob ich eine Hand, um meine Augen zu schützen und trat aus dem Gebüsch.

Ein groß gewachsener Mann in voller Rüstung saß auf einem kleinen Felsen und rieb sich murrend seinen Kopf.

,,Verdammig noch eins, woher kam der Stein! Warte... vielleicht war es ja ein Zeichen der Götter! Oder einfach nur eine rotzfreche Elster." murmelte der sonderbare Mann vor sich hin.

Ich wollte schnell flüchten und ging ruckartig rückwärts.

Männern in Rüstungen sollte man nicht verärgern. Sie konnten einer Garde eines Adelige angehören, oder gefährliche Söldner sein.

Leider trat ich auf einen knackenden Ast und machte natürlich Lärm. Und wie sollte es anders sein, der Mann drehte sich ruckartig um und entdeckte mich, wie ich vergeblich versuchte mich noch hinter dem Gebüsch zu verstecken.

,,Hey, Bursche. Hast du mich etwa mit dem Stein abgeworfen?" fragte er verärgert.

Bursche? Ach ja, ich trug bereits diese kratzende Perücke. Sicher ist sicher.

,,'T-tut mir leid. Ich hatte Langeweile und-" räusperte ich mich.

Erst jetzt betrachtete ich den Mann genauer.

Er hatte eine glänzende silberne Rüstung an, war kräftig gebaut und hatten eine Narbe, die durch seine rechte Augenbraue ging. Braunes Haar, die bereits einzelne graue Strähnen vorwiesen, lagen gepflegt und ordentlich zurückgekämmt.

Seine grauen Augen schauten mich misstrauisch an.

,,Hm, nur Spaß ja? Naja, ich war auch so, als ich so jung war wie du. Tapfer und immer bereit eine Tracht Prügel von meinem alten Herrn einzuheimsen, wenn ich doch nur "etwas Spaß" hatte," schwelgte der Mann in Rüstung nostalgisch in Erinnerungen.

Ich hob eine Augenbraue hoch.

Der hat sie doch nicht mehr alle...

,,Du, Bursche, was machst du eigentlich hier? Ganz allein ist es hier gefährlich. Sumpftrolle wurde vor kurzem hier gesichtet und Raubtiere schleichen hier auch rum.

Sumpftrolle?

Ich räusperte mich kurz.

,,Bin nur auf der Durchreise. Ich will zur Hauptstadt."

Er kniff seine Augenbrauen irritiert zusammen.

,,Ganz schön langer Weg, den du vor dir hast, junges Bürschlein. Was hast du denn so wichtiges dort zu erledigen?"

,,Ich werde zum Drachenritter ausgebildet," sagte ich, dabei schwelgte Stolz in meiner Stimme und ich richtete mich aus Reflex etwas auf.

Der Mann musterte mich.

,,Hm, besonders kräftig bist du nicht gerade. Naja, wenn du die Prüfungen die dir dort auferlegt werden meisterst, dann frag nach einem Rodrik, der bin nämlich ich. Ich wäre echt überrascht wenn du es schaffst," lachte er.

Ich wurde wütend.

,,Unterschätzen Sie mich nicht, das sagen nur die Dummen. Und außerdem-...warte. Ihr meintet, ich soll nach einem Rodrik dort fragen. Wo dort? Meint ihr den Orden? Seid...seid ihr etwa..." kam ich ungläubig ins stottern.

,,...Ein Drachenritter? Hm, joa. Überrascht dich das? Ich meine sieh' mich an. Glänzende Rüstung. Auffälliges Schwert. Klingelt da was?"

Ich wollte gerade etwas bissiges antworten, als er mir dazwischen redete.

,,Es ist schon Mittag und ich glaube du hast genauso einen Mordshunger wie ich. Ich wollte gerade essen, als dein Stein mich traf. Was dagegen, wenn ich mich meinem Essen wieder widme?"

Ich schüttelte nur den Kopf und ging mit zu seinem Lagerplatz.

Er hatte auf einem Lagerfeuer einen Spieß mit einem totem Feldhasen. Er widmete sich voll und ganz dem Grillen seines Essen, während ich mir was von meinem Proviant auspackte.

Ich hatte in einem Tuch ein Laib Brot und Käse eingewickelt. Ich riss ein kleines Stück aus jedem heraus und aß es langsam. Schließlich musste ich mir das Essen noch einteilen.

Rodrik hatte derweil seinen Hase gegrillt und war dabei ihn zu verspeisen.

,,Hey, du hast aber nicht nur das Brot da und den Käse als dein einziges Proviant, oder?"

,,Naja, was anderes wäre schnell verderblich."

,,Hier du Hungerhaken. Damit du etwas kräftiger wirst."

Er überreichte mir eine kleine Keule.

,,Danke," sagte ich kurz überrascht über die Geste.

Als Dank schenkte ich ihm etwas vom Apfelmost meiner Mutter ein. Ich hatte ein Glas mitgehen lassen und eigentlich wollte ich es mir noch aufheben. Aber wann sonst bekam man eine Gelegenheit mit einem Drachenritter zu trinken.

Wobei ich bei dieser Sache immer noch unsicher war. Was machte jemand wie er dann hier? Und wo ist sein Drache?

,,Wow, das Zeug schmeckt erstklassig," meinte er mit weit aufgerissenen Augen.

,,Danke. Meine Mutter macht ihn immer."

,,Mhm, deine Mutter sollte in den Handel gehen. Ich kenn' da so einige die ganz verrückz danach wären," lachte er wieder.

Er lachte viel, bemerkte ich. Vielleicht war er einer dieser Menschen, der über alles lachen konnte.

Beneidenswert.

Als wir mit unserer Mahlzeit fertig waren, verdauten wir in Ruhe und legten uns in die pralle Sonne.

,,Wie wäre es, wenn ich dich mit zur Hauptstadt nehme. Ich kann dich armen Jungen nicht mit dem Wissen zurücklassen, dass du nur so spärlich Proviant hast. Essen ist sehr wichtig für die junge Entwicklung."

So wie er aussah, glaubte ich das aufs Wort.

,,Nicht doch, aber wie wollt Ihr denn schneller sein? Ich sehe kein Pferd?" fragte ich ihn verwirrt.

,,Oh, wir werden reiten."

Mit diesem Satz stand er auf. Grinsend.

,,Du vergisst, dass ich ein Drachenritter bin. Was wäre ein Drachenritter ohne sein-"

Abrupt legte er seinen Kopf in den Nacken und blickte gen Himmel.

Verwirrt starrte ich Rodrik an. Der hatte sie echt nicht mehr alle...

Ich erschrak als man plötzlich ein lautes Brüllen hörte und dann ein Schatten sah, der dicht über den Baumwipfeln entlang schnellte.

Die Erde erbebte unter unseren Füßen, als etwas riesiges vor uns landete.

Stolz trat Rodrik vor das Wesen.

,,Das ist Gujo. Wie du sicher jetzt bemerkt hast, bin ich wahrlich ein Drachenritter, auch wenn du mir wohl nicht so Recht geglaubt hast, was? Vielleicht glaubtest du sogar ich hätte einen Schuss weg. Naja. Vergeben und Vergessen. Ritt gefällig?"

Ungläubig und erfreut zugleich starrte ich den Drachen an.

Er war um die fünfzehn Fuß groß, aber sein Aussehen schüchterte mich am meisten ein.

Seine Schuppen blitzten grünlich auf, während sein Rumpf etwas geblicher ausfiel.

Die Nüstern weiteten sich, als er meinen Geruch witterte.

Er senkte seinen mit einem Geweih-ähnlich bestückten, riesigen Kopf zu mir herab und schaute mich direkt an.

Giftgrüne Augen musterten mich.

Seine Seele spiegelte sich darin inne und ich bekam Gänsehaut, als er mich leicht anpustete.

Dies war eindeutig ein Erddrache.

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