Anima - I - Harry Potter Fan...

By alienor

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| Du und ich. Wir sind eins. | Emily hat keine Ahnung, dass sie besonders ist. Als sie erfährt, dass sie ei... More

2. Alles ändert sich
3. Fuchsbau
4. Sommer
5. Auf nach Hogwarts
6. Der Sprechende Hut
7. Leo Lestrange
8. Eine denkwürdige Flugstunde
9. Halloween und ein Troll
10. Gryffindor gegen Slytherin
11. Familiengeheimnisse
12. Brüderchen und Schwesterchen
13. Ein Drachenei
14. Harry in Gefahr
15. Durch die Falltür
16. Erklärungen und ein Fest
17. Dobby
18. Der fliegende Ford Anglia
19. In der Winkelgasse
20. Hogwartsexpress
21. Neue Bekanntschaften
22. Schlammblut
23. Die Schrift an der Wand
24. Die Karte des Rumtreibers
25. Die nächsten Angriffe
26. Weihnachten, Valentinstag und ein Tagebuch
27. Der letzte Angriff
28. Ein Traum

1. Im Waisenhaus

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By alienor

1. Im Waisenhaus


Ein Strahl aus grünem Licht. Ein Schrei. Ein kaltes, grausames Lachen. Eine Explosion. Lärm. Schreie. Eine Ratte.

Keuchend fuhr Emily aus dem Schlaf hoch. Ihre Brust hob und senkte sich schnell, ihr schmaler Körper war mit kaltem Schweiß bedeckt. Ihr Kopf hämmerte und sie zitterte. Wieder einmal hatte sie so seltsam geträumt. Immer wieder in den letzten zehn Jahren, seitdem sie im Waisenhaus lebte, hatte sie das geträumt. Sie konnte sich, dass alles nicht erklären. Ihre Träume waren nie deutlich genug um etwas zu erkennen.

Ob die Frau wohl ihre Mutter war? Emily wusste es nicht und würde es wahrscheinlich auch nie erfahren, denn die erste Regel im Waisenhaus war: Stell keine Fragen über deine Vergangenheit. Einmal hatte Emily es gewagt zu fragen, danach nie wieder. Sie hatte sowieso keine Antwort bekommen.

Emily seufzte und sah aus dem Fenster. Am Horizont ging langsam die Sonne auf. Ein neuer Tag hatte begonnen. Leise stand sie auf und ging hinüber zu dem Waschbecken in ihrem kleinen Zimmer auf dem Dachboden, dass sie sich noch mit Linus teilte. Linus war erst seit ein paar Wochen im Waisenhaus seit seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren.

Sie blickte in den Spiegel und ein blasses, schmales Gesicht sah ihr entgegen. Ihre roten Haaren umrahmten es wild. Die langen Locken waren nicht leicht zu bändigen und Mrs Cole, die Heimleiterin, hatte es schon oft abgeschnitten, aber irgendwie war es immer innerhalb von ein paar Tagen nachgewachsen, sehr zu Emilys Freude. Sie wusch sich hastig und zog irgendwelche Klamotten aus der altersschwachen Kommode die zwischen den beiden Betten stand.

Dann weckte sie Linus und half ihm beim Anziehen. Er war erst drei Jahre alt und hatte noch nicht ganz verstanden, dass seine Eltern nicht wieder kommen würden. Er schrie und weinte viel und rief nach seiner Mutter. Emily wurde das Herz schwer wenn sie in die verheulten blauen Augen sehen musste und ihm sagte, dass seine Mutter nicht wieder kam. Niemand aus dem Waisenhaus wollte sich um Linus kümmern, eben weil er soviel schrie, und so hatte Emily die Aufgabe übernommen.

Emily nahm Linus an der Hand und gemeinsam stiegen sie die Treppe hinunter. Im Erdgeschoss war der große Saal in dem alle Waisenkinder zu Essen bekamen. Die Tür war noch verschlossen und so wartete ein Großteil der Kinder schon davor. Die Kinder sahen abfällig zu ihr hinüber und ein paar Nasen krümmten sich in Abscheu. Emily war so etwas wie der Freak im Waisenhaus. Ihr schienen immer die ungewöhnlichsten Sachen zu passieren. Wenn sie im Raum war, konnte es durchaus schon mal passieren, dass ohne ihr Zutun Sachen zu Bruch gingen oder durch die Luft flogen. Seitdem hielten die meisten Kinder Abstand von ihr.

Aber eben nur die meisten.

Edwin, Mark, Kevin und Chantal. Die vier waren die Lieblinge von Mrs Cole und kamen mit allem durch. Und das nutzten sie auch weidlich aus. Emily hatte schon viel Zeit damit verbracht den vieren zu entwischen. Sie waren die einzigen die keine Bestrafung zu fürchten hatten. Alle anderen Kinder lebten in der Angst vor Mrs Coles Rohrstock, den sie ständig mit sich herum trug. Bei dem kleinsten Fehler zischte der Rohrstock durch die Luft, hinab auf die Hände der Kinder. Mrs Cole war erbarmungslos, schließlich war sie der Meinung, dass dies eine Lektion war, die sie auf das spätere Leben vorbereitete und ein gründlicher Klaps hätte noch nie jemanden geschadet.

Emily konnte darüber nur bitter lachen. Sie hatte Mrs Coles Rohrstock schon oft gespürt, eben weil ihr so oft so seltsame Sachen passierten. Der andere Grund war, dass sie es nicht mit ansehen konnte wenn jemand anderes geschlagen wurde. Sie trat dazwischen und erntete dafür selbst die Schläge. Sie brach damit auch gleich die zweite Regel des Waisenhauses: Kümmere dich nur um deine eigenen Sachen.

Aber sie konnte einfach nicht zulassen, dass jemand ungerechterweise bestraft wurde, vor allem die kleineren Kinder, wie Linus. Und Mrs Cole hatte es bisher nicht geschafft Emily zu brechen. Tief in Emily steckte ein Mut, der sie selbst meist überraschte. Das verwirrte die Kinder im Waisenhaus, einerseits war Emily der Freak, andererseits aber auch ein Engel. Sie wussten nicht was sie von ihr halten sollten, Emily passte in kein Schema.

Endlich wurde die Tür geöffnet und die Kinder strömten in den Saal. Wie jeden Tag gab es ein paar dünne Scheiben Toast zum Frühstück. Nach dem Essen ging Emily wieder hoch in ihr Zimmer. Es waren Ferien und es war schlechtes Wetter. So konnte Emily noch nicht mal nach draußen gehen. Sie war lieber draußen, dort fühlte sie sich nicht so eingesperrt wie in ihrem kleinem Zimmer. Außerdem hasste Edwin es draußen zu sein. Warum auch immer hatte er eine panische Angst vor Insekten. Emily erinnerte sich daran, dass sie mit sechs Jahren ihm einmal ein paar Raupen ins Bett gelegt hatte, als Rache dafür, dass er eins der jüngeren Kinder geschlagen hatte. Es war nicht unbedingt ihre beste Idee gewesen, denn Edwin hatte sich seinerseits gerächt, aber sie war ja auch erst sechs gewesen.

Linus setze sich neben Emily auf das Bett und sah sie bittend an. "Liest du mir eine Geschichte vor? Eine mit Zauberern, ja?"

Emily lächelte und holte aus der Schublade ein altes Buch hervor. Der Einband zeigte deutliche Spuren des Gebrauchs und die goldenen Lettern des Titels "Die Märchen von Beedle dem Barden"waren schon lange zu einem faden Gelb verblasst. Aber es gehörte zu den wenigen Besitztümern von Emily. Auf der ersten Seite stand Für Emily von Mo. Der Rest der Seite war wahrscheinlich herausgerissen worden, genauso wie ein paar der anderen Seiten. Sie wusste nicht wer Mo war, aber sie dankte ihm für das Buch.

Vorsichtig schlug sie das Buch auf und begann zu lesen. In der Mitte des Märchens schlief Linus ein und Emily deckte ihn sanft zu. Sie legte das Buch wieder zurück und holte ihren Zeichenblock und einen Bleistift hervor. Diese Sachen hatte sie aus der Schule mitgenommen und hier versteckt. Sie setzte sich wieder und begann mit ruhigen Strichen den schlafenden Jungen neben ihr zu zeichnen. Die braunen Locken, die Stirn, die sich im Schlaf runzelte, als ob er träumte, die dünnen Ärmchen, die sich an der Decke festgekrallt hatten.


Es war ein ruhiger Morgen und sie war dankbar dafür. Edwin und die anderen schienen sie ausnahmsweise mal in Ruhe zu lassen. Währenddessen hatte es angefangen zu regnen und dicke Tropfen klatschten gegen das Fenster. Passend zu ihrer Stimmung, dachte Emily deprimiert. Sie wäre lieber in der Schule. So komisch es auch klang, sie fand es in der Schule besser als im Waisenhaus. In der Schule hatte sie Ruhe vor den anderen Kindern und sie wusste, dass je besser sie in der Schule war, desto besser würde ihre Zukunft aussehen. Und sie wollte eine glückliche Zukunft.

Aber im Moment sah es nicht so aus. Aus dem Gang ertönte ein Schrei und Emily zuckte zusammen. Wahrscheinlich hatte Edwin wieder jemanden aufgelauert oder Mrs Cole bestrafte jemanden. Sie wandte sich wieder ihrer Zeichnung zu, es war nicht ihre Angelegenheit, sie musste sich nicht darum kümmern, versuchte sie sich einzureden. Eigentlich sollte man meinen, dass sie ihre Lektion gelernt hatte. Aber sie konnte nicht.

Sie legte ihren Zeichenblock auf das Bett und warf einen letzten Blick auf Linus, der immer noch friedlich schlief, dann trat sie auf den Gang vor ihrem Zimmer. In einer dunklen Ecke standen Edwin, Chantal, Mark und Kevin mit dem Rücken zu ihr.

"Habt ihr euch mal wieder wen ausgesucht, der kleiner ist als ihr?", sagte Emily laut und verfluchte sich gleichzeitig dafür. Manchmal redete sie einfach schneller als sie dachte. Vor allem wenn es sich um Edwin und seine Kumpanen handelte. Eigentlich hatte sie sich geschworen, dass sie aufpassen würde, denn es hatte sie schon öfters in Schwierigkeiten gebracht.

Die vier fuhren abrupt herum und starrten Emily an. Emily sah hinter ihnen eins von den jüngeren Mädchen sitzen, ein langer Striemen zog sich über das Gesicht. Emily bedeutete ihr so unauffällig wie möglich zu verschwinden, was das Mädchen auch tat.

"Möchtest du uns etwas sagen?", fragte Edwin. Sein teigiges Gesicht hatte eine rosa Färbung angenommen.

"Schaffst du es nur Mädchen und kleine Kinder zu schlagen?", antwortete Emily. Sie sah in seinen wässerigen Augen, dass sich seine Wut jetzt auf sie richtete und dass er sie nicht so leicht davon kommen lassen würde. In den vier Jahren die Edwin jetzt im Waisenhaus lebte, hatte Emily es immer geschafft ihm aus dem Weg zu gehen und nie Schläge zu kassieren, doch jetzt schien schien ihre Glückstähne vorbei sein. Sie hatte Edwin einmal zu oft geärgert.

"Sag das nochmal, du Gör", stieß Edwin hervor und Chantal kicherte.

"Schaffst du es nur Mädchen und kleine Kinder zu schlagen?", wiederholte Emily ruhig. Sie war selber erstaunt, dass sie so ruhig blieb.

"Du Gör. Du Teufelskind!", rief Edwin. "Dir werde ich es zeigen!"

"Besser Teufelskind als so sein wie du", erwiderte Emily und das brachte das Fass zum Überlaufen bei Edwin.

"Dann komm näher wenn du so mutig bist", bellte Edwin, dessen Gesicht jetzt rot anlief. Er hob seinen Rohrstock und kam gefährlich nahe.

Plötzlich schoss rote, heiße Wut durch Emily. Normalerweise zügelte sie so gut es ging jeden Funken Wut um sich wenigstens einmal nicht noch mehr Ärger einzuhandeln, aber es klappte nicht immer. Aber sie war noch nie so wütend gewesen wie in diesem Moment. Was bildete Edwin sich eigentlich ein? Nur weil er stärker und größer war als alle anderen? Nur weil er Mrs Coles Lieblingskind war?

Mit einem Mal spürte sie den Rohrstock auf ihrer Wange und warmes Blut lief über ihr Gesicht. Das war der letze Funke, den es gebraucht hatte um das Feuer zu entzünden. Wortwörtlich. Denn der Rohrstock brannte rapide und Edwin ließ ihn schreiend fallen.

Emily stolperte erschrocken zurück und fiel rücklings auf den Boden, was passierte hier? Jetzt schrie auch Chantal, der Stock den sie in der Hand hielt, fing ebenfalls Feuer. Sie hielt die verbrannten Hände vor die Brust und rannte weinend weg. Mark und Dennis sahen sich panisch an und folgten Chantal.

"Was hast du getan?", fragte Edwin bedrohlich. "Das wirst du büßen, Teufelskind." Dann drehte er sich um und floh genauso wie seine Kumpanen. Emily hörte seine schweren Schritte auf der Treppe und dann verstummten sie langsam. Sie rappelte sich wieder auf und ging in ihr Zimmer zurück. Linus war wieder wach und sah sie besorgt an.

"Emily, aua gemacht?", piepste der Dreijährige.

"Nur ein bisschen", sagte Emily beruhigend und wischte energisch das Blut weg. "Alles halb so schlimm."

"Soll ich pusten?", fragte Linus. Emily lächelte und kniete sich hin. Sanft strich Linus Atem über die verletzte Haut und Emily wuschelte ihm durchs Haar. "Danke schon viel besser."

Sie ging zum Waschbecken hinüber. Über ihre Wange zog sich eine schmale Wunde und sie hatte das Blut quer über ihr Gesicht geschmiert. Sie sah zum Fürchten aus. Ihr unbändiges Haar hatte sich aus dem Zopf gelöst und umrahmte ihr Gesicht wie eine lodernde Flamme. Ihre Augen, die von einem leuchtenden Grün waren, glühten unnatürlich hell auf. Kurz fragte Emily sich ob sie verrückt würde. Dann drehte sie den Wasserhahn auf und wusch sich das Blut aus dem Gesicht.

Sie ließ sich auf das Bett fallen und starrte an die Decke. Was war los mit ihr? Warum passierten so seltsame Dinge mit ihr? Woher kam das Feuer? Vielleicht war sie doch verrückt. Ihre Gedanken wanderten wieder zu Edwin. Er würde sich rächen, Emily hatte ihn gekränkt. Das bedeutete, dass sie doppelt vorsichtig sein musste.

Aber warum musste sie sich auch immer um die anderen kümmern? Es war nicht ihr Leben. Ihr Leben würde so viel einfacher sein. Einfacher ja, aber es war nicht richtig. Die Kinder waren alle schwächer als Edwin. Sie konnten sich nicht wehren. Emily konnte einfach nicht anders als zu helfen, auch wenn sie dafür die Schläge in Kauf nahm.

Manchmal wünschte sie sich, dass sie wenigstens etwas größer wäre. Sie war immer ungefähr einen Kopf kleiner als die anderen Zehnjährigen und um einiges schmaler. Es wäre so viel einfacher wenn sie sich ordentlich verteidigen könnte. Trotzdem würde sie nicht aufgeben. Edwin würde sie nicht klein kriegen. Sie gehörte nur sich selbst.

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So das ist das erste Kapitel zu meiner Fanfiction zu Harry Potter. Es ist ein bisschen deprimierend, aber es wird besser :)

Ich hoffe es hat euch gefallen!

Alle Rechte an Harry Potter liegen bei J.K. Rowling. Mir gehören lediglich Emily, alle weiteren Personen, die ich entworfen habe und die Situationen und Ideen, die nicht aus den Büchern stammen.

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