Keepers of Fate [abgeschlosse...

By Dumai94

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Sarah ist überglücklich nach vielen Jahren wieder nach Hawaii zu fliegen, um ihren Onkel wiederzusehen. Ent... More

Vorwort
Prolog: Nathan
1. Kapitel: Sarah
2. Kapitel: Nathan
3. Kapitel: Sarah
4. Kapitel: Nathan
5. Kapitel: Sarah
6. Kapitel: Nathan
7. Kapitel: Sarah
8. Kapitel: Nathan
9. Kapitel: Sarah
10. Kapitel: Nathan
11. Kapitel: Sarah - Teil 1
11. Kapitel: Sarah - Teil 2
11. Kapitel: Sarah - Teil 3
11. Kapitel: Sarah - Teil 4
12. Kapitel: Sarah & Nathan - Teil 1
12. Kapitel: Sarah & Nathan - Teil 2
13. Kapitel: Sarah
14. Kapitel: Nathan
15. Kapitel: Sarah
16. Kapitel: Nathan
17. Kapitel: Sarah
18. Kapitel: Nathan - Teil 1
18. Kapitel: Nathan - Teil 2
19. Kapitel: Sarah
20. Kapitel: Nathan
21. Kapitel: Sarah
22. Kapitel: Sarah & Nathan - Teil 1
23. Kapitel: Sarah
Epilog

22. Kapitel: Sarah & Nathan - Teil 2

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By Dumai94


„Nate! Wenn du so weitermachst, tötest du ihn, verstehst du das? Willst du es wirklich aufs Spiel setzen, mich auf ein Neues so weit von dir zu stoßen, dass du nie mehr eine Chance haben wirst von mir Vergebung zu erlangen? Glaubst du etwa wirklich, dass ich dich jemals wieder ansehen könnte, ohne daran zu denken, was du ihm angetan hast, wenn du das wirklich tust?", sagte ich laut und deutlich und möglichst so, dass ich ihm direkt ins Gewissen reden konnte, bei dem ich mir nach der Nummer im Haus eigentlich ziemlich sicher war, dass es immer noch da war – die Frage war lediglich, ob es sich noch rechtzeitig durchsetzen konnte und das machte mir Angst.

Zu meiner großen Überraschung hielt Nate sogar kurz inne, sah mich dabei aber nicht an – er schien aktiv zu überlegen, nachzudenken über das, was ich ihm gerade an den Kopf geworfen hatte, doch offensichtlich hatte ich es nicht geschafft ihn zu überzeugen.

„Nein", knurrte er erneut mit dieser Stimme, die ich glücklicherweise bisher nur sehr selten von ihm gehört hatte bisher – es brach mir das Herz mit ansehen zu müssen, wie das alte Muster wieder die Oberhand über ihn zu gewinnen schien.

Unbehelligt machte er weiter. Ich flehte ihn am Ende nur noch an, endlich damit aufzuhören, doch er hörte nicht. Jetzt kam die panische Angst zurück, dass ich es nicht schaffen würde, ihn wieder runter zu bringen. Dass ich versagen würde – mein ganzes Selbstvertrauen war von jetzt auf gleich wie weggewischt und eine gewisse Leere machte sich in mir breit, die mich immer mehr verzweifeln ließ. Egal wie, ich musste es verhindern. Aktuell war ich mir auch nicht mehr sicher, ob Kaden überhaupt noch bei Bewusstsein war oder ob Nate ihn bereits gut genug bearbeitet hatte. Das musste aufhören, jetzt, sofort. Mir würde Nate schon nicht wehtun und selbst wenn: Es wäre mir egal. Ohne noch länger zu zögern sprang ich auf ihn zu und packte ihn am Arm, um in zurückzuhalten – keine Ahnung, ob das eine gute oder sau dumme Idee gewesen war, aber einen Versuch war es wert. Ich schrie und schlug dabei parallel auf ihn ein und wartete darauf, dass ihn diese radikale Aktion endlich von Kaden abbringen würde.

Diese fesselnde Wut, die Rage, der Zorn... Es gab keine Möglichkeit für mich daraus auszubrechen. Ich kannte dieses Gefühl nur allzu gut, wusste, dass sie sich an mir rächen wollte, indem ich diesem Jungen das Leben nahm, um so einen riesigen Keil zwischen mich und meine Nichte zu treiben, dass es für uns in Zukunft keine Hoffnung mehr geben würde. Das war exakt das, was Sarah mir gerade auch gesagt hatte. Ich verstand sie, hörte ihre Worte, mir wurde schlecht dabei, wenn ich daran dachte, dass ich es gerade erst geschafft hatte, sie einigermaßen wieder für mich zu gewinnen und sie möglicherweise schon wieder zumindest etwas angefangen hatte mir zu vertrauen, doch all das würde ich auf einen Schlag wieder zunichtemachen und ich konnte rein gar nichts daran ändern, so sehr ich es auch wollte. Ich hatte schon wieder aufgegeben, bevor es so richtig begonnen hatte – für diese Feigheit könnte ich mich bis in alle Ewigkeit selbst verprügeln, aber das Wissen, dass es rein gar nichts geändert hätte, lähmte mich.

„Komm schon! Lass es sein! Du musst dagegen ankämpfen! Tu es für mich, bitte! Nate!", bettelte mich meine süße Nichte an, während sie wie wild an mir herumzerrte, doch ich schüttelte sie ohne Probleme von mir ab und beförderte sie zurück in den Dreck – es war wie ein Impuls, der nur das ausführte, was mir diese sehr präsente Stimme im Kopf sagte.

„Sarah, es... tut mir so leid ich... komme nicht dagegen an", stammelte ich beinahe, als ich es endlich schaffte, meine eigene Stimme für einen kurzen hellen Moment sprechen zu lassen – mir war bewusst, dass es das nicht besser machen würde, aber auf eine seltsame Art und Weise verschaffte mir das ein befreiendes Gefühl, zumindest ansatzweise.

„Du musst! Versuch es! Du kannst es schaffen!", meldete sich jetzt eine weitere Stimme zu Wort – die von Sam.

Ich hatte innigst gehofft, dass sie das nicht auch noch mitansehen musste, aber das war wohl törichtes Wunschdenken gewesen.

„Geh wieder rein, das geht dich nichts an!", schrie ich wütend, während die Flamme in mir wieder begann aufzulodern. „Ihr könnt mich nicht aufhalten, kapiert das endlich! Gegen solch eine Macht hat keiner eine Chance", sprudelte es aus mir heraus und ich wusste nicht, woher diese Worte so plötzlich gekommen waren.

„Und du kannst mich nicht aufhalten und jetzt verlierst du alles, was du jemals glaubst gehabt zu haben und am Ende wirst du verstehen, dass ich das einzige Zuhause bin, was du noch hast und jemals haben wirst", mischte sich der Junge unter mir ein, allerdings nicht mit der Stimme, die er üblicherweise hatte – noch drastischer herauskristallisiert, als das Mal davor, als er gesprochen hatte.

„Wer redet denn mit dir, Arschloch?", giftete ich ihn prompt an und verpasste ihm einen heftigen Tritt in die Seite, doch Kaden lachte nur hämisch.

„Verstehst du denn nicht? Bist du tatsächlich so schwer von Begriff?", entgegnete Kaden trocken und zuckte nicht einmal mit der Wimper, als ich ihm auf ein Neues trat – diesmal noch härter und erbarmungsloser, als all die Male davor.

„Wovon zum Teufel sprichst du?", fragte ich und versuchte dabei beiläufig zu klingen, aber wenn ich ehrlich war, interessierte es mich doch sehr, was genau der hawaiianische Teenager eigentlich damit meinte.

„Nathan!", funkte Sam nun auch noch dazwischen und indem sie meinen vollen Vornamen nutzte, wusste ich, dass sie es ernst meinte – sie war sauer.

„Ihr beiden haltet euch da jetzt verdammt nochmal raus, klar?", schoss ich aufgebracht zurück, jedoch ohne mich von ihm abzuwenden und ich hatte das Gefühl, dass Sarah wieder auf mich stürzen wollte, doch Sam schien sie zurückzuhalten – ich hörte nur ihr Schluchzen, was mir beinahe das Herz zerriss, doch selbst das ließ mich aktuell noch auf eine Art und Weise kalt, die mich innerlich zutiefst verunsicherte.

„Jetzt beende es schon, los! Finde es selbst heraus, wenn du es nicht schon längst hast! Na los, tu es!", feuerte Kaden mich weiterhin an, der immer noch völlig bewegungslos unter mir lag, sich überhaupt nicht wehrte und wenn ich es nicht besser wüsste sich sogar noch auf das Ende seines Lebens zu freuen schien – die beiden Frauen vollends ignorierend.

„Nein, Nate! Lass es sein! Hier ist etwas faul, merkst du das etwa nicht? Sie ist es, die dich dazu zwingen will!", versuchte Samantha weiter auf mich einzureden, doch ihre Stimme schien plötzlich nur noch ein ganz leises Flüstern zu sein, fast wie nur noch ein zerbrechlicher Fluss an Worten, die kaum richtig an meine Ohren vorzudringen schienen und deren Sinn ich nur sehr schwer erfassen konnte.

„Ich weiß... aber ich... kann einfach nicht... Ich...", begann ich erneut zu stammeln, doch der Drang dazu es nicht zu tun war einfach viel zu schwach, um mich davon abzuhalten, auch wenn ich mir nicht wirklich erklären konnte wieso.

„Ich sehe dir doch an, wie du dich nach meinem Blut sehnst. Fast schon wie ein Vampir. Na los, tu es endlich!", beharrte Kaden auch weiterhin. „Du bist ein richtiger Mann, ein Keeper oder etwa nicht? Bist du wirklich so ein Feigling? Traust du es dich nicht? Worauf wartest...", setzte er unbekümmert weiter an, als ich zögerte und schließlich nur noch unklar seine Hetztirade wahrnahm.

Ich kämpfte gegen diese Stimmen in meinem Kopf, versuchte jetzt alles menschenmögliche, um noch einen klaren Gedanken zu fassen, um meine eigene Entscheidung zu treffen. Mehr als jemals zuvor wollte ich nicht das tun, wozu sie mich zwingen wollte, doch das Gewicht auf meiner Seele, meinem Geist war so niederringend, zwang mich so sehr in die Knie, dass ich nicht das Gefühl hatte, dass irgendjemand meine Stimme hörte, mit der ich zumindest in meinem Inneren schrie.

Doch dann unterbrach ich diesen Bastard einfach im Satz, kniete mich auf seinen Oberkörper und legte meine großen Hände um seine Kehle und drückte dann so fest ich nur konnte zu. Ich konnte dieses unsägliche Geplapper einfach nicht länger ertragen, es machte mich wahnsinnig.

Als ich begann energisch seine Kehle zuzudrücken, fühlte es sich irgendwie befreiend an, zu gleichen Teilen aber auch völlig falsch, allerdings schoben nun diese Stimmen in meinem Kopf diese besondere Empfindung einfach kurzerhand beiseite.

Plötzlich rüttelte wieder ein paar Hände an mir. Erst eins, dann noch eins, doch das nahm ich nur wie in Zeitlupe wahr, es spielte keine Rolle, sie konnte mich nicht mehr aufhalten. Ich hatte nur noch Augen für ihn, obwohl sich mir ein gar komplett anderes Bild bot als für gewöhnlich, wenn ich zu diesem Punkt gelangte. Keine Gegenwehr, keine Furcht in den Augen, keine ausbrechende Panik, lediglich dieser bedauernswerte Blick, der mich wie mein Opfer davor bemitleidete, aber dennoch war es diesmal etwas gänzlich Anderes.

Es kam noch viel dreister. Er lächelte mich selbst unter diesen Umständen noch frech an, in den letzten Sekunden seines bedauerlichen Lebens. So, als ob er mir sagen wollte, dass er gewonnen hatte und das selbst noch im Angesicht des Todes.

Da machte es auf einmal Klick in meinem Kopf und ich begriff – spürte, was der wahre Grund hinter Kadens Verhalten war. In dem Moment, in welchem ich es endlich verstanden hatte, als ich bemerkte, wie diese seltsame Aura rund um den Jungen erlosch, welche ich so in diesem Ausmaß zuvor noch nie gespürt hatte und sich das Gesicht von Kaden schlagartig änderte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

„Nauk", keuchte ich mit vor Schreck geweiteten Augen und ich löste mich so schnell ich nur konnte von dem unschuldigen Jungen, doch anhand dem plötzlich so friedlichen Gesichtsausdruck, dem beiseite gekippten Kopf und den offensichtlich erschlafften Muskeln wurde mir rasch klar, dass es längst zu spät war. Er atmete nicht mehr. Ich hatte ihn bereits umgebracht.

„Du wirst für immer dieses Monster bleiben!", brüllte Sarah, als sie zu begreifen schien, was gerade vor ihren Augen wirklich passiert war – dass ich ihren Freund umgebracht hatte.

Als ich es begriff, als ich auf seinen Brustkorb achtete, seine Augenlider, irgendetwas, was mir noch hätte sagen können, dass er doch noch lebte, dabei aber kläglich enttäuscht wurde, stand ich auf und wich langsam von ihm zurück. Dabei starrte ich durchgehend auf meine Hände, die voller Blut waren, was sich teils noch durch meine Haare an den Unterarmen und Händen seinen Weg bahnte und teils schon auf meiner Haut getrocknet und verkrustet war.

„Was habe ich getan", murmelte ich fassungslos, als die Stimmen in meinem Kopf von einer Sekunde auf die nächste wie weggewischt waren – in dem Augenblick, indem der Junge zu meinen Füßen seinen letzten Atem ausgehaucht hatte, war ich befreit von ihrem Einfluss.

Ich zweifelte daran, dass das von längerer Dauer sein würde – vermutlich tat sie dies nur, um mir zu zeigen, was ich falsch gemacht hatte. Damit sie genießen konnte, wie schön und brav ich in ihrem kleinen immerwährenden Spiel mitgespielt hatte.

Verzweifelt gab ich mir einen Ruck und drehte mich um zu Sarah, die nun unmittelbar neben mir stand und weinend auf den toten und blutüberströmten Körper von Kaden starrte. Sie beachtete mich nicht.

„Sarah, ich...", begann ich panisch vor Wut auf mich selbst und rasend vor Angst, dass ich sie schlussendlich doch noch für immer verlieren würde und sich all das, wovor Nauk mich gewarnt hatte und von dem was sie sagte was geschehen würde, zur Wirklichkeit werden würde.

„Nein, bloß nicht! Sprich mich nie wieder an!", knurrte Sarah so bösartig, wie ich es noch nie erlebt hatte und als sie ihren Blick energisch hob, um mir doch tatsächlich direkt in die Augen zu sehen, traf es mich wie einen Schlag.

Jetzt hatte ich sie endgültig, für immer und unwiderruflich auf alle Zeit verloren. Meine kleine süße Nicht Sarah, die für mich immer wie eine Tochter gewesen war, die ich selbst niemals gehabt hatte. Diese nun dunklen, traurigen, hass- und wuterfüllten Augen versetzten mir so einen Schlag, dass ich beinahe vor ihren Füßen zusammengebrochen wäre, doch ich war so gelähmt und nicht im Stande mich auch nur einen Millimeter zu bewegen, dass ich meinen Körper überhaupt nicht mehr unter Kontrolle hatte.

„Du musst mir verzeihen, Sarah, ich flehe dich an! Das war nicht ich! Das weißt du doch. Du weißt es, richtig?", versuchte ich innständig an sie zu appellieren und ihr klarzumachen, dass wenn ich ganz alleine in meinem Kopf gewesen wäre, es niemals hätte so weit kommen lassen, doch ich selbst merkte schon, dass diese Argumentation zu nichts führen würde.

Kaden war tot. Er starb durch meine Hand. Ich hätte sagen können was ich wollte und selbst wenn Sarah die Wahrheit kannte: Es geschah durch mich, ich war schuld, ich verdiente keine Vergebung.

„Verschwinde, ich will dich nie wieder sehen. Wag es nicht dich jemals wieder in meinem Leben blicken zu lassen und lass dich bloß nie wieder bei Mum blicken!", warf sie mir so zornig entgegen, dass mir bei der Art wie sie mir die Worte vor die Füße spuckte schlecht wurde.

„Sarah...", bettelte ich und sank dabei dann doch auf meine Knie, um sie förmlich anzubetteln.

„Komm bloß keinen Schritt näher, du Ungeheuer!", brüllte sie hysterisch, als ich Anstalten machte, auch nur einen Fuß weiter vor und damit in ihre Richtung zu setzen.

„Ich... Sarah...", keuchte ich, wobei mir mein Herz bis zum Hals schlug und ich mir wirklich Mühe geben musste, nicht die erneut über mich hereinbrechende Gefühlswellen zuzulassen und vor ihr in Tränen auszubrechen.

Es war wirklich seltsam, ich verstand mich selbst nicht mehr. Jetzt plötzlich waren sie wieder da, all diese merkwürdigen Gefühle, Empfindungen, Emotionen – es war zum wahnsinnig werden.

„Geh nicht, tu mir das nicht an, bitte. Ich brauche dich", jammerte ich verzweifelt, versuchte wieder etwas in ihre Nähe zu kommen, doch sie wich sofort auf die Sekunde von mir und schaute mich abfällig und verachtend von unten bis oben an.

„Sarah, es tut mir so wahnsinnig leid, ich war nicht früh genug da. Ich dachte er würde... es schaffen", mischte Samantha sich wieder ein und erst jetzt sah ich, dass sie unmittelbar hinter Sarah stand und ihr beruhigend die Hände auf die Schultern legte.

„Lass mich bloß in Ruhe. Ihr beide! Ich will nie wieder etwas mit euch und eurer kranken Welt zu tun haben, ihr könnt mich alle mal, ich will weg von hier!", fuhr sie so sauer und wütend, wie ich sie in ihrem gesamten Leben noch nie erlebt hatte auch Samantha an und riss sich wütend von ihr los, um sie schnell wieder auf Distanz zu bringen.

„Beruhige dich doch erstmal, Sarah", redete sie sanft auf meine Nichte ein, aber diese schüttelte nur hastig den Kopf.

Beruhigen? Wie soll ich mich denn einfach beruhigen? Ihr seid doch krank! Ich gehe zum Flughafen und wenn ich laufen muss", giftete sie, drehte sich um und ging.

„Sarah warte! Lass mich dich wenigstens fahren", schlug Sam unmittelbar vor und Sarah blieb tatsächlich kurz stehen.

„Nein", kam es hart von ihr und doch zögerte sie.

„Komm schon, es ist sehr weit zum Flughafen. Lass mich dich fahren. Ich will sichergehen, dass du wohlbehalten dort ankommst und dann lasse ich dich in Ruhe wenn du es dir bis dahin nicht anders überlegt hast, versprochen. Danach siehst du mich nicht wieder, wenn du das nicht willst", schlug Sam vor und als ich wieder aufsah merkte ich nur leicht, wie Sarah schwach nickte, doch Sam hatte es wohl gemerkt.

„In Ordnung, lass uns fahren, aber halt bloß deine Klappe. Ein Wort von dir und ich steige aus – und ich sitze hinten", legte Sarah fest, setzte sich wieder in Bewegung und ging vor zu Samanthas Wagen – ohne auch nur einen Blick zurück zu werfe.

Zu allem Überfluss fing es nun auch noch an zu regnen, woher auch immer diese starke Wetterveränderung nun auch hergekommen war. Ich saß oder besser gesagt kauerte immer noch bebend auf dem Boden, neben Kadens leblosen Körper, während der immer noch stärker werdende Regen mein Haar an der Stirn festkleben ließ und meine Sicht verschleierte. Meine Kleidung war in kürzester Zeit so sehr an meinem Körper angehaftet, dass ich begann zu zittern, obwohl der Regen eigentlich warm war. In der Ferne hörte ich es donnern und die ausnahmslos geschlossene, dunkle Wolkendecke spiegelte genau das wider, was ich gerade über mein Leben dachte – mein restliches, verwirktes Leben.

„Du solltest reingehen", bemerkte Sam und ich zuckte bei dem Klang ihrer Stimme zusammen – ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie überhaupt noch hier war.

„Wozu? Mein Leben ist verwirkt", brummte ich hoffnungslos nach einigen verstrichenen Sekunden, in denen ich einfach nur meinen dunklen Gedanken nachgehangen war und die Matschlache, die sich zu meinen Füßen langsam bildete, gemustert hatte.

„Nate, komm schon. Ich habe jetzt keine Zeit, ich muss mich um Sarah kümmern. Warte auf mich, ich bin bald wieder zurück", versuchte sie mich zu beruhigen, so wie zuvor auch Sarah, doch diesmal war ich es, die den Kopf schüttelte.

„Tu dir keinen Zwang an, du musst dich nicht um mich kümmern. Niemand braucht sich um mich zu kümmern, ich habe keine Bedeutung für irgendjemanden. Ich verdiene es nicht", schloss ich, stand nun auf und drehte mich in Richtung Straße.

„Nate, hör auf", hauchte Sam nur, doch obwohl ich ihre gebrochene Stimme bemerkte, drang das einfach nicht an mein Gehirn vor.

Ich wusste, dass es vorbei war. Ich hatte Sarah verloren und auch wenn Sam mir aktuell halbherzig das Gegenteil versuchte zu beweisen, wusste ich längst, dass auch sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Ich hatte mein Leben verwirkt, alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Sarah würde nie wieder mit mir reden oder mich gar je wiedersehen wollen. Meine Schwester würde aus meinem Leben verschwinden, Samantha würde nichts mehr mit mir zu tun haben wollten. Am Ende würde ich ganz alleine sein. Allein mit den Stimmen in meinem Kopf, die mich Tag und Nacht quälten und zu Dingen zwingen würden, die ich noch mehr verabscheuen würde, als jemals zuvor – mit dem gravierenden Unterschied, dass ich ab sofort für immer mit dieser Bürde alleine sein würde, dieser Last und es niemals mehr einen Ausweg dafür geben würde und niemals mehr sich jemand um mich scheren würde. Ich war es nicht wert, dass sich jemand um mich sorgte, ich verdiente es nicht.

Ich begann einfach zu laufen, ohne mich noch einmal umzusehen. Hinter mir erscholl die Stimme von Sam, die immer noch versuchte mich aufzuhalten, aber ich verstand ihre Worte nicht – meine Entscheidung war gefallen, also ignorierte ich sie einfach.

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