schwarze Löcher

By MarilynsMoon

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Sie war hübsch, doch unscheinbar. Niemand bemerkte sie, niemand kannte sie. Sie war allein. Lange war es her... More

I.
III.
IV.
V.

II.

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By MarilynsMoon

Am nächsten Morgen wachte sie in ihrem Bett auf. Die Sonne strahlte warm in ihr Zimmer. Trotzdem fühlte sie sich nicht wohl. Seit einiger Zeit konnte sie einfach nicht einfach nur rumsitzen, ohne sich dabei schlecht zu fühlen, was allerdings mit ihren ewigen Hochs- und Tiefs kompliziert war, da es so einige Tage gab, an denen sie sich keinen Zentimeter aus ihrem Bett herausbewegte.

Heute war es anders. Sie musste etwas finden, womit sie sich beschäftigen konnte. Sport, heute wollte sie joggen gehen. Sie suchte sich aus einem riesigen Berg Klamotten ihre Sportsachen heraus, seit Tagen hatte sie ihre Wäsche nicht gewaschen, nicht staubgesaugt oder war einkaufen.

Das Haus war ein einziges, riesiges Chaos. Es gab die Räume ihrer Eltern, die seit Jahren komplett oder zumindest größtenteils leer standen, ihr Schlafzimmer, das Wohnzimmer und die Küche. In der Küche hatte sich das Geschirr gestapelt, welches noch gespült werden musste, das Wohnzimmer hatte sie lang nicht mehr betreten, aber hier waren noch ihre Malsachen, als sie eine künstlerische Phase hatte und ihr Schlafzimmer war mit Abstand das chaotischste: Hier lag über den gesamten Boden verteilt Kleidung herum und auf ihrem Nachtschränkchen türmte sich auch dreckiges Geschirr.

In Sportsachen umgezogen ging sie die Treppe zur Küche hinunter. Ihre Laufschuhe vermutete sie unten, wenn sie es auch nicht mehr genau wusste. Bestimmt ein Jahr war es her, dass sie das letzte Mal joggen gegangen war. Da spürte sie ihren Kater zum ersten Mal. Ihr war übel und sie entschied sich dagegen, laufen zu gehen. Stattdessen würde sie sich in den mittlerweile verwilderten Garten setzen und ein weiteres Bild malen.

Sie strich sich über den Arm und bemerkte, dass sie neue Schnitte hatte. Wann sie diese gemacht hatte, wusste sie nicht mehr. Der gesamte letzte Abend war wie aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Sie konnte sich nur noch an die Schlägerei vorm Club erinnern, und, dass sie heftig angeflirtet wurde. Sie konnte sich nicht mehr an das One-Night-Stand erinnern und sich ihre blauen Flecken an den Knien ebenfalls nicht erklären.

Ihr war übel und sie fühlte sich schlecht, weil sie zu viel getrunken hatte, aber gleichzeitig hatte sie Hunger. Sie war hungrig und ihr war übel zugleich. Eine unangenehme Kombination. Dazu wusste sie haargenau, dass ihr Kühlschrank leer war. In der Verfassung, in der sie momentan war, wollte sie ungern das Haus verlassen.

Sie öffnete die Küchentür und Sonnenlicht strahlte ihr entgegen. Normalerweise hielt sie die Rollläden geschlossen, damit man nicht von der Straße aus auf ihr ungespültes Geschirr gucken konnte. Denn insgeheim schämte sie sich. Sie schämte sich so sehr dafür, dass sie ihr Leben nicht selbst hinbekam, dass sie sich vor Scham nicht einmal traute, sich Hilfe zu suchen.

Erst im zweiten Moment bemerkte sie es. Die Küche war aufgeräumt. Jemand hatte gespült, alles ordentlich in die Schränke gestellt, den Müll hinausgebracht und die Rollläden hochgezogen. Doch wer war dies gewesen? Sie zweifelte daran, gestern Nacht betrunken angefangen zu haben, ihr Haus zu putzen.

Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Hier in ihrem Haus war jemand gewesen. Wenn diese Person nicht immer noch da war. Was, wenn sie ihr etwas antun würde?
Sie musste auflachen. Es wäre ihr vermutlich ziemlich egal. Es gab keinen, der sie vermisste. Von ihren Eltern hatte sie ewig nichts gehört und nur eine Adresse, an der sie vor fünf Jahren mal gelebt haben. Ob sie immer noch stimmte, wusste sie nicht. Doch sich jetzt noch zu melden fand sie für zu spät. Diese zwei Menschen spielten jetzt einfach keine Rolle mehr in ihrem Leben. Ansonsten Bekannte oder Freunde hatte sie nicht wirklich. Sie hatte keinen Job, da sie zu regelmäßig so tief fiel, nicht zeitnah wieder hinaufzukommen und ziemlich viele Fehlzeiten hatte. Sie ging oft in Clubs, hatte kurze Bekanntschaften, an die sie sich meist am Tag darauf nicht mehr erinnerte. Nummern schrieb sie aus Prinzip schon nicht an. Ihr Leben war zu kompliziert und zu kaputt, um Menschen einzuweihen. Sie konnte das einfach nicht. Also warum sollte sie Angst haben? Sie schaute ja nicht mal nach Autos, wenn sie über die Straße ging.

Sie öffnete das Fenster um ein wenig frische Luft in den verstaubten Raum zu lassen. Sie atmete die frische Luft tief ein. Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Sie fand sich selbst so grässlich. Hässlich, blass, kraftlos und müde. Sie sah aus, als wäre sie schon halb tot. Innerlich war sie das ja bereits.

Das Knallen der Tür durch den Durchzug ließ sie hochschrecken. Sie schloss das Fenster und nahm sich ein Glas mit Wasser. Würde ihrem Kater wohl guttun.

„Hey. Du bist ja endlich wachgeworden."

Ihr entwich ein schriller Schrei und sie ließ ihr Glas fallen.

Ein junger Mann mit blonden Locken stand ihr gegenüber: „Ich wollte dich nicht erschrecken. Tut mir leid. Wie geht's dir? Du warst gestern ja nicht in einer so guten Verfassung... Aber ich habe Frühstück gemacht.", sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.

„Wer bist du?", fragte sie.

„Maximilian. Sag mal, an wie viel kannst du dich denn noch erinnern?", lachte er.

„Ehm.. Ich war im Club und es gab eine Schlägerei, wo ich danach war, was zwischen uns gelaufen ist, wie ich hierhin gekommen bin und warum ich wen mitgenommen habe, keine Ahnung, weil eigentlich nehme ich niemanden mit zu mir musst du verstehen... Wenn dann, bin ich bei denen...", stammelte sie, „also vielleicht solltest du wieder gehen... Tut mir leid."

„Ich glaube, es wäre besser, wenn wir erstmal frühstücken.", erwiderte er, keine Anstalten machend, jetzt zu gehen.

„Na wenn du darauf bestehst."
„Das tu' ich."

Wir gingen zusammen ins Wohnzimmer, wo die Terassentüren weit geöffnet waren und man einen schönen Blick in den verwilderten Garten hatte. Der Tisch war mit verschiedenen Früchten gedeckt, dort lagen Melonenstücke, Trauben, Äpfel und Birnen. Dazu warteten zwei leere Teller darauf, dass von ihnen gegessen würde.

„Setz dich doch.", sagte er und verwies mit einer Geste auf einen freien Stuhl.

„Danke.", murmelte sie.
„Nichts zu danken. Ich mag diesen Garten. Er hat so etwas Verwunschenes.", schwärmte er.
„Ach. Ich hab mich einfach nicht drum gekümmert, das ist alles.", lachte sie ironisch.
„Dir geht es nicht besonders gut, oder?"
„Warum?"

Er schwieg.

Sie biss in ein Stück Melone und kaute es genüsslich, während die Vögel zwitscherten. Es war so idyllisch, beinahe schon romantisch, wäre es ein Date gewesen und wüsste sie, woher er kam.

„Warum bist du hier geblieben?", fragte sie nun.
„Deine Aura.", meinte er kurz und kalt.

Sie fühlte sich unwohl zurückgewiesen. Da war er, räumte für sie auf, machte ihr Frühstück und dann war er so kalt. Wie immer, dachte sie sich. Der Funken Hoffnung wurde wie immer so schmerzhaft gelöscht, da sie von allen zurück gewiesen wurde. Warum sollte es mit ihm anders sein?

„Wo haben wir uns eigentlich getroffen?", fragte sie.
„S-Bahn.", erwiderte er kurz. Er atmete laut hörbar ein.

Sie wollte nicht weiter mit ihm reden. Es war ihm unangenehm, jemanden neben sich sitzen zu haben, im eigenen Haus, den sie nicht kannte und er offensichtlich nichts mit ihr zu tun haben wollte.

Eine Stille zwischen ihnen entstand. Sie aß weiter, während er in den Garten schaute und den Vögeln lauschte.

„Das Ganze ist ziemlich kompliziert, wenn du dich an nichts mehr erinnern kannst, aber, irgendwie mag ich dich...", sie musste ironisch lachen, als er anfing, dies zu sagen, „warum lachst du?"

„Irgendwie mag ich dich. Also du wirst mich nicht mögen, gib dir keine Mühe. Entschuldige, aber mit mir hält es wirklich niemand wirklich lange aus."

„Naja, nun mal irgendwie konnte ich das gestern nicht einfach so passieren lassen.", sprach er bedacht.

„Was passieren lassen? Was habe ich gemacht?"

„Du hast mich angestarrt in der S-Bahn.", sagte er und schaute ihr direkt in die Augen. Und da erkannte sie diese Augen wieder. Dieses blau, das hatte sie gestern schon gesehen.

„Ich kann mich an deine Augen erinnern. Die sind echt verdammt hübsch.", meinte sie.

„Danke. Jedenfalls habe ich mich nicht weiter drum gekümmert. Schließlich warst du betrunken. Irgendwann habe ich gesehen, dass du geweint hast. Aber nicht dieses Heulen Weinen, sondern dieses verzweifelte heimliche Weinen. Du warst komplett still, bis du eine Klinge geholt hast. Und dann ging es mir zu weit.", erklärte er.

„Du hast mich...dabei gesehen?", fragte sie erschrocken.

„Du warst in der S-Bahn... Das ist ziemlich öffentlich. Und es lag wohl eher an dir, mmh?", lächelte er sie an.

Sie schaute bedrückt zu Boden: „Weißt du, das ist mir echt unangenehm. Also ich habe das schon so oft offen gezeigt und niemand hat es gemerkt oder mich darauf angesprochen, weil ich einfach nicht existent bin. Und du... Hast du hier übernachtet?"

„Ja habe ich. Ich wollte nicht, dass du dir betrunken was antust. Scheinst ja deine Hemmschwelle ziemlich herunter gesetzt zu haben.", meinte er flapsig.

„Findest du das auch noch witzig? Du bist sonst irgendwer der mich besoffen aufgegabelt hat, dann bei mir geschlafen, woher will ich wissen, dass du mich hier nicht vergiften willst, hä?"

„Das tust du doch selbst schon. So viel wie du getrunken hast. Nein, aber jetzt ernsthaft. Wir haben uns über so banale Dinge unterhalten. Ich fand das echt nett, da wollte ich dich nicht alleine lassen."

„Danke, aber ganz ehrlich, ich brauche keine Hilfe. Ich habe das die ganze Zeit schon alleine geregelt. Da brauche ich deine Hilfe jetzt nicht."

„Ist okay. Du hast gestern gesagt, das Haus gehört deinen Eltern. Wo sind die denn?", versuchte er das Thema zu ändern.

„Du. Schlechter Themenwechsel, sorry.", gab sie offen zu.

„Tut mir leid. Es ist nur so, ich bräuchte wohl ein neues Zimmer, in dem ich unterkommen könnte... Meine WG löst sich nämlich auf und dieses Haus ist ja ziemlich groß. Und du würdest sogar Miete für die nicht benutzten Zimmer bekommen. Es sei denn, da wohnt schon jemand. Ich würde auch den Haushalt schmeißen, ehrlich.", fiel er mit der Tür ins Haus.

„Halt, halt, halt. Du bist ein bisschen schnell. Ich kann da nicht ja zu sagen. Ich kenne dich nicht. Du könntest sonst wer sein und mich ausrauben wollen oder sowas und das wäre ziemlicher Mist.", lehnte sie seine Frage mit einer hochgezogenen Augenbraue ab.

„Bist du dir da sicher? Ich hab dir ziemlich viel gestern Nacht über mich gesagt.", erwiderte er neckisch.

„Wow toll.", meinte sie genervt, „ich glaube, ich gehe jetzt wieder rein. Mir ist es hier zu fröhlich. Und du solltest gehen."

„Okay. Danke für deine Anwesenheit, es hat mich echt gefreut, dich kennenzulernen.", bedankte er sich lächelnd bei ihr.

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