Engelsgleich

By Just_1_Daydreamer

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Sky wird als Schutzengel in unsere Welt geschickt, doch als Jonah bedroht wird, lässt sie ihre Deckung fallen... More

Prolog
Der große Saal
Jonah

Die Entscheidung

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By Just_1_Daydreamer


Nach dem Gespräch mit Akira war ich sofort zu Alex gerannt und hatte ihm alles erzählt. Erst war er total begeistert gewesen und hatte sich richtig für mich gefreut, aber dann habe ich ihm von dem damit verbundenem Risiko und er war total still und nachdenklich geworden.

Akira hatte mir noch einen Tag Bedenkzeit gegeben, bevor ich zu- oder absagte. Ich blieb die ganze Nacht über wach und dachte nach, wobei ich immer zwischen „Ja, ich schaffe das schon. Irgendjemand muss es ja machen und falls es doch gefährlich ist, bin ich wenigstens nicht daran Schuld, dass jemandem anderem etwas passiert Außerdem wollte ich doch schon immer auf die Erde..." und „Mute ich mir da ein bisschen viel zu? Es gibt genug Geschichten über Leute, die sich für besser hielten, als sie in Wirklichkeit waren und dafür bitter bezahlen mussten. Will ich da wirklich noch meine eigene Geschichte dieser Kategorie hinzufügen? Vielleicht ist diese Job ja auch die ganz große Chance einer anderen Person und was wenn ich meinen Schützling nicht gut genug beschützen kann?" Und dann kam immer wieder das „Aber..." So steckte ich die ganze Nacht in diesem Teufelskreis fest, was sich am nächstem Tag auch sofort in Form von tiefen Augenringen und Müdigkeit zeigte.

Als ich Alex für den Schulweg abholte, warf er mir einen mitfühlenden Blick zu, verkniff sich aber netterweise ein Kommentar.

Im Unterricht passte ich mal wieder nicht richtig auf. Allerdings heute aus anderen Gründen, ich versank nicht in Tagträumen, sondern vielmehr überlegte ich weiter, wie ich mich entscheiden sollte. Das Tick-Tack der Uhr lies mich deutlich fühlen, wie mir die Zeit wie feiner Sand durch die Finger rann.

Soll ich gehen?

Tick. Tack.

Oder lieber bleiben?

Tick. Tack. Tick tack. Ticktack.

Es machte mich schier verrückt!

Glücklicherweise schienen die Lehrer informiert zu sein und so wurde ich kein einziges Mal aufgerufen oder zu Aufmerksamkeit ermahnt.

In der Mittagspause kamen Mariella und Sona wie immer zu uns an den Tisch. Mariella und Sona waren die eineiige Zwillinge, mit denen ich mein Zimmer teilte. Sie hatten beide rotbraune Haare und aufgeweckte braune Augen. Trotz ihrer äußeren Ähnlichkeit, waren ihre Charakter sehr verschieden. Das spiegelte sich auch in ihrer Kleidung wieder, wofür ich anfangs sehr dankbar gewesen war, denn das hatte mir mehrmals peinlichen Verwechslungen erspart. Mariella war eher etwas zurückhaltend und hatte nichts dagegen im Schatten ihrer abenteuerliebenden Schwester zu stehen. Während Mariella eine Vorliebe für verspielte Blusen, Kleider, Ballerinas, Schleifchen und Röcke hatte, band Sona ihre Haare meistens zu einem Pferdeschwanz zurück, damit sie sie nicht störten, falls sie mal wieder irgendeine Mauer oder einen sonstiges Hindernis erklomm. –Das Ganze tat sie natürlich nur dem Risiko zuliebe, sie könnte auch einfach fliegen. Normalerweise trug sie daher auch praktische eng anliegende Jeans, die meistens schon Spuren ihrer Klettertouren zeigten. Dazu ein schlichtes Oberteil und das war's. Niemals Schmuck, bis auf das schwarze Lederarmband, an dem sie die Anhänger sammelte, die wir alle zum Zaubern brauchten.

„Hi!", grüßten die beiden, als sie sich einen Weg durch die Schüler zu uns durchbahnten. „Hi.", grüßte ich mit einem verkrampften Lächeln zurück. „Was ist denn los?", fragte Mariella besorgt, während mich Sona mit ebenso besorgter Miene musterte. Alex erklärte ihnen alles, wofür ich ihm einen dankbaren Blick zuwarf.

Während Alex erklärte, lies ich meine Gedanken wieder zu dem altbekanntem Thema abschweifen, bis ich merkte, dass mich die anderen anstarrten. Anscheinend hatten sie etwas gesagt.

„Das ist doch super!", wiederholte Sona ihre Worte „Genau, was du dir immer gewünscht hast!" Sie strahlte mich an.

„Na ja, ich weiß nicht...", lenkte Mariella ein „Sie hat sich ganz sicher keine Angriffe auf ihren zukünftigen Schützling gewünscht. Was wenn ihr etwas passiert?"

Gegen meinen Willen musste ich lachen. „Ihr seid genau die zwei Stimmen, die sich in meinem Kopf die ganze Zeit streiten!"

Jetzt mussten auch die anderen Lachen.

„Sag der Coolen Stimme in deinem Kopf viele Grüße!", meinte Sona.

„Willst du nicht eher deine eigene Stimme Grüßen?", neckte sie Mariella.

„Nein, das ist ja die supercoole!", konterte Sona woraufhin Mariella ihr scherzhaft die Zunge rausstreckte.

Während die anderen redeten, stocherte ich lustlos in meinem Essen herum und schob mir schließlich unter Alex besorgten Blicken ein paar Bissen in den Mund. Allerdings war mein Mund vor Nervosität so trocken, dass ich sie mit einer Menge Wasser hinunterspülen musste.

Unter der Last der vergangenen unruhigen Nacht, schleppte ich mich von einer Stunde zur nächsten. Mir blieb immer weniger Zeit bis zu meiner Entscheidung. Entweder ich beließ alles beim Alten. Oder ich stellte von heute auf morgen mein gesamtes Leben auf den Kopf.

Erst später fiel mir auf, dass Mariella „zukünftiger Schützling" gesagt hatte. Meine Freunde gingen wohl alle davon aus, dass ich mich egal trotz welcher Risiken für das Unbekannte entscheiden würde.

Als schließlich die Schulglocke zur letzten Stunde klingelte, war mir schmerzhaft bewusst, dass ich jetzt nur noch weniger als einen Tag Zeit hatte um mich zu entscheiden.

Jetzt saßen Alex und ich in seinem Zimmer rum und überlegten. Ich war vollkommen verwirrt. Wieso musste alles Gute auch immer eine schlechte Seite haben.

„Also", meldete sich Alex zu Wort nachdem er ungefähr tausendmal hin und her gelaufen war und seine schwarzen Haare zerzaust hatte. Auch unter seinen blauen Augen waren leichte Augenringe zu erkennen, ich fragte mich, warum mir das nicht früher aufgefallen war. Weil du die ganze Zeit nur an dich gedacht hast., flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Beschämt blickte ich zu Boden. Was hatte ich in Alex doch für einen tollen Freund. Er war wie ein richtiger Bruder für mich. Konnte ich ihn wirklich als Dank für das Alles hier zurücklassen?

Auch an seinen nächsten Worten bemerkte ich, wie viele Gedanken er sich schon zu dem Thema gemacht hatte: „Zählen wir doch einmal die positiven und die negativen Seiten auf. Ok, positiv wäre: 1. Du würdest endlich deine geliebte Erde sehen." Allein der Gedanke brachte in mir schon Träumereien auf.

„Nicht Tagträumen!", unterbrach er mich sofort „2. Du möchtest unbedingt Schutzengel werden und das ist deine Chance zu zeigen, was du drauf hast. 3. Das Ganze ist dein größter Wunsch und er würde endlich in Erfüllung gehen!" Er schaute mich vielsagend an ehe er fortfuhr: „Negativ wäre, dass dieser Junge einmal wahrscheinlich aus Versehen von irgendwelchen Kreaturen angegriffen wurde, auch wenn niemand das genau weiß, weil es ganz einfach niemand außer dem Jungen, dem man ja schlecht einfach so erscheinen und ihn danach fragen könnte mitbekommen hat. Ganz abgesehen davon, dass das Ganze sicher nur ein ziemlich blödes Versehen war und diese „Monster" sicher nie wiederkommen werden. Welche Seite klingt für dich überzeugender?" „Also, wenn man es so sieht... Natürlich die positive.", entgegnete ich irgendwie erleichtert. „Danke Alex! Tausend Dank, du bist so ein toller Freund! Ich bring dir auf jeden Fall etwas Tolles von der Erde mit!" „Das brauchst du wirklich nicht!", lehnte Alex ab. Aber na also, dann hätten wir das geklärt.", meinte er und schwang sich aus dem Fenster „Und, Lust auf einen Ausflug?" „Aber immer doch!", meinte ich, froh endlich etwas anderes als Rumsitzen und nachdenken zu tun. Ich breitete die Flügel aus und sprang hinterher.

Doch als ich abends im Bett lag und wieder Zeit zum Gedanken machen hatte, fragte ich mich zum ersten Mal, nun da die Frage ob ich gehen würde oder nicht geklärt war, warum ausgerechnet eine Persapientin gekommen war um mir das Ganze zu erzählen. Ich meine, sooo wichtig war es jetzt auch wieder nicht.

Am nächsten Morgen wurde ich noch einmal in den großen Saal gerufen um zu erzählen, wie meine Entscheidung ausgefallen war. Shi war sehr erfreut über meine Zusage, während Akira sich ein etwas gequältes Lächeln abrang. Vielleichthatte das aber auch gar nichts mit mir zu tun. Ich wurde auf mein Zimmer geschickt, um sofort das Nötigste für meinen Aufenthalt auf der Erde einzupacken. Ich war etwas überrumpelt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so schnell gehen musste. Ich nahm eine Handtasche, die durch einen Zauber so verändert war, dass unendlich viel hineinpasste (oder besser gesagt, so viel, wie ich tragen konnte) und steckte als erstes mein Lieblingsbuch ein. Es war vom vielem Lesen schon etwas zerfleddert, aber wenn ich es nicht dabei hätte, würde ich mich, das wusste ich, auf der Erde kaum wohl fühlen. Es war so etwas wie ein Teil von mir. Vielleicht lag es auch daran, dass es einer meiner wenigen persönlichen Besitztümer war, das ich nicht unbedingt brauchte und es nur deshalb besaß, weil ich es wollte. Alex hätte mir bei diesem Geständnis sofort wieder gesagt, wie durchgedreht ich doch war, aber ich wusste ja, dass er es nicht böse meinte. Auf dem Tisch lag noch ein Foto von Alex und mir vom Schulwandertag. Alex streckte die Zunge heraus und ich zog eine komische Grimasse. Hinter unseren Köpfen schimmerten hell unsere weißen Flügel. Ich steckte es auch ein. Ich seufzte. Ich würde Alex vermissen. Wir waren schon seit ich denken kann die besten Freunde und hatten uns immer täglich gesehen. –Das würde sich jetzt wohl ändern. Unter dem Foto von Alex und mir lag noch ein anderes Foto. Eins von meinen Eltern mit mir als Baby im Arm. Wir Engel lernten unsere Eltern nie wirklich kennen. Wir lebten eine kurze Zeitlang, vielleicht ein Jahr, bei ihnen und danach kamen wir in ein Internat, in dem wir die nächsten Jahre, bis wir unseren Beruf antraten, verbrachten. Alles was wir in dieser Zeit von unseren Eltern übrig hatten, war eine kleine Erinnerung, wie ein Bild oder etwas in diese Art. Ich zögerte und war mir nicht sicher, ob ich das Foto einstecken sollte. Auch wenn ich das wahrscheinlich sollte, fühlte ich keinerlei Verbundenheit zu diesem Bild und den zwei freundlich lächelnden Leuten darauf. Meine Mum hatte glatte blonde Haare und ein fransiges Pony, mein Dad hatte etwas dunklere Haare und trug eine dünne Brille. Beide blickten auf das Baby in ihren Armen, als sei es ein unglaublicher Schatz. Als würde es ihnen niemals genommen werden. Es waren einfach Fremde. Zwar ganz sympathisch, aber mehr auch nicht. Ich konnte sie einfach nicht als einen Teil von mir ansehen. Noch nicht einmal in dem Baby konnte ich mich wieder erkennen. Es hatte zwar auch blonde Haare und blaue Augen, so wie ich, aber das war es dann aus. Ich starrte das Foto eine Weile an, bis ich es kurzerhand in meine Tasche legte. –Schließlich waren es meine Eltern.

Dem Foto folgten noch: Ein Schutzengelratgeber (immerhin hatte ich ja meine Ausbildung noch nicht abgeschlossen), ein Hilfsbuch für das Zaubern, ein Lexikon von der Erde, Heilcreme (man weis ja nie) und der Rest war Kleidung.

Ich hatte gerade alles in meiner Tasche verstaut, da klopfte es auch schon an der Tür. Es war Akira. „Bist du soweit?", fragte sie. Ich nickte und ging so schnell wie möglich mit ihr aus meinem Zimmer –ich wünschte, ich hätte vorher aufgeräumt, schließlich kommt nicht jeden Tag ein Ratsoberhaupt zu Besuch.

„Gehe ich jetzt sofort?", fragte ich. Akira nickte. „Ja, aber erst möchte ich dir noch kurz etwas erklären und dir was geben."

„Kann ich mich vorher noch von meinen Freunden verabschieden?", fragte ich erschrocken. „Ich fürchte nein", sagte sie mit einem aufrichtig bedauernden Lächeln. „Wa.." Doch sie unterbrach mich: „Es tut mir leid, aber wir können den Jungen nicht noch länger ohne Schutzengel lassen." Das verstand ich und nickte widerwillig.

Akira schaute sich kurz um, dann drückte sie mir etwas in die Hand. Es war klein, rund und kalt. Ich wollte meine Hand öffnen, aber sie hielt sie fest umschlossen. „Ich hoffe, du wirst es nicht brauchen.", meinte sie traurig.

„Was ist das?", wollte ich wissen. Doch Akira legte nur einen Zeigefinger an ihre Lippen.

„Ich darf dir das eigentlich gar nicht geben. Ich habe schon viel zu viel getan."

„Wieso helfen Sie mir überhaupt?"

„Das gehört zu den Dingen über die ich nicht mit dir reden darf."

Ich ließ nicht locker. „Sie sind eine Persapientin, wer kann Ihnen etwas verbieten?"

Sie verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln. „Verschiedene Umstände fordern verschiedene Maßnahmen. Ich habe hier nicht alleine das Sagen. Das wollte ich auch gar nicht. Nur, weil ich Macht habe, bin ich noch lange nicht allmächtig."

Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte und so liefen wir den Rest schweigend, bis wir das Ü-Schiff erreichten, das mich zur Erde bringen sollte. Normalerweise durften nur sehr wichtige Leute mit dem Ü-Schiff fahren. Ich betrachtete es ehrfürchtig. Es war die schnellstmögliche Art der Fortbewegung hier oben im Himmel. Es sah aus, wie eine Mischung aus einem U-Boot und einem Flugzeug. Schiff wurde es genannt, weil es manchmal, wenn es über die Wolken flog, wie ein Schiff auf dem Meer aussah. Und ich wusste auch, dass es mit einem Zauber belegt war, so dass nur Engel es sehen konnten. Somit war es ideal für meine Reise zur Erde. Ich hatte nicht erwartet jemals mit so etwas fahren zu dürfen. „Jetzt geh schon!", meinte Shi und schob mich vorwärts. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt. Mit einem Blick zurück über meine Schulter merkte ich, dass noch mehr Leute hier zu meiner Abfahrt versammelt waren. Hinter mir standen auch noch die Sekretärin, die Frau des Direktors und meine Klassenlehrerin. Alle lächelten mich aufmunternd an. Mehr konnte ich nicht sehen, denn dann wurde ich auch schon in das Ü-Schiff geschoben. Bevor sich die Türen schlossen, meinte ich noch von Akira ein leise gewispertes „Viel Glück!" zu hören.

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