Delirium

Por InVivereVeritas

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„Also, nur damit wir uns beide richtig verstehen: Ich besorge deinem Vater den Job und als Gegenleistung gehö... Más

1. Kapitel *
2. Kapitel
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IV
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XXXIII
34. Kapitel
35. Kapitel
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XL
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XLIV
XLV
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47. Kapitel
XLVIII
XLIX
50. Kapitel
LII
LIII
54. Kapitel
Danke

51. Kapitel

377 34 14
Por InVivereVeritas

Man merke: einer Frau indirekt zu sagen, dass sie dick werden könnte, konnte einer Todsünde gleichgesetzt werden. Es war erstaunlich wie unterschiedlich die Geschlechter darauf reagierten, denn während Dave und Mr. Hastings lauthals lachten, funkelten mich die Schwestern so böse an, dass ich mich fragte, warum ich noch nicht explodiert war. „Was hast du gesagt?", fragte Ava in dieser unheimlichen Tonlage, die mir Gänsehaut bereiten konnte.

Ihr Vater lachte immer noch. „Du hast ihn doch gehört. Hätte er dich anlügen sollen?" Ich glaube das war der Moment, wo ich wusste: ihr Vater hatte mich akzeptiert. Zwar war ich der Feind, als potenzieller Schwiegersohn, aber in diesem wunderbaren Augenblick der Einigkeit merkte ich, wie er mich trotzdem mochte. Es war ein sehr schönes Gefühl und ich hätte mich sicher noch mehr darüber gefreut, wenn die Damen am Tisch nicht plötzlich in so einer unfassbar hohen Tonlage das Schreien angefangen hatten. Es entstand eine hitzige Diskussion, die zu einem Brand entfachte. Zwei Fronten kämpften gegen einander, keiner bereit auch nur einen Millimeter nachzugeben. Erst das Klingeln meines Handy führte zu einer kurzweiligen Feuerpause. Ich zog es aus der Tasche und sah verdutzt auf Dads Bild. 

„Mein Vater.", erklärte ich unnötigerweise, bevor ich mit einem letzten Blick auf Ava aufstand. Sie nickte mir aufmunternd zu und ich ging nach Draußen zum Telefonieren. „Hey Dad, was gibt's?"

„Hast du eine Ahnung, was für Sorgen wir uns gemacht haben? Du bist fast zwei Tage weg und hast es nicht einmal für nötig gehalten, uns bescheid zu geben, wo du bist?" Dad's Stimme dröhnte durch den Hörer, sodass ich ihn von meinem Ohr weghielt. „Nicht einmal deine Freunde wussten wo du warst! Noah meinte nur, dass ihr Streit hattet und du abgehauen bist! Wäre es wirklich zu viel verlangt gewesen einmal anzurufen oder eine Nachricht zu senden? Du hängst doch sonst auch immer davor!"

„Dad, es-"

Und ich dachte wirklich, dass du langsam erwachsener geworden bist! Aber nein, mein Sohn betrinkt sich lieber wieder und schläft bei irgendeiner dieser leichten Mädchen! Deine Mutter war außer sich! Ich-„

„Wow, wow, wow, Dad, komm mal wieder runter. Ich habe-"

Hör mir gefälligst zu!", schrie er in den Hörer und ich hatte ihn noch nie so außer sich erlebt.

Dann setzte etwas bei mir aus. „Nein Dad, du hörst jetzt mal mir zu! Es ist euch Jahrelang egal gewesen wo ich war und was ich gemacht habe, Hauptsache in der Öffentlichkeit stehen wir als die super Familie dar." Dad gab einen Laut von sich, doch ich war noch lange nicht fertig. „Also versuch erst gar nicht mir wieder die Schuld in die Schuhe zu schieben, wie du es sonst immer machst. Tu mir den gefallen und tu nicht so, als ob es dich interessieren würde, wo ich war oder was ich gemacht habe, das Theater können wir uns sparen." Ich atmete tief durch und versuchte die Wut in mir unter Kontrolle zu bringen. „ Ich bin gerade bei den Hastings und komme nachher nach Hause."

Eine Zeit lang war es ruhig und fast hätte ich gedacht, dass er nicht mehr dran gewesen wäre, als die Stimme meiner Mutter erklang. „Wie kommst du darauf, es würde uns nicht interessieren?" Ihre Stimme klang so fassungslos traurig, dass ich normalerweise ein schlechtes Gewissen gehabt hätte. Hatte ich aber nicht.

„Mum, lass es einfach gut sein." Ich verabschiedete mich und legte auf, ohne auf eine Antwort zu warten. Mein Herz schlug hart gegen meine Brust. Was hatte ich da bloß gesagt? Fuck, warum musste mir das gerade jetzt rausrutschen? Regungslos verharrte ich im Vorgarten, unfähig irgendetwas zu denken oder zu planen. Meine Gedanken kreisten einzig und alleine um das unumgehbare Gespräch was ich mit meinen Eltern führen musste. Fuck, wie konnte ich bloß so sehr meine Fassung verlieren? Aber da war diese Wut in mir die sich über all die Jahre aufgestaut hatte und ich hatte endlich genügend Rückgrat um zu sagen, was ich vor so langer Zeit schon hätte sagen müssen. Das dringende Bedürfnis auf irgendwas einzuschlagen wurde schier übermächtig, dennoch war ich Profi genug einzuatmen und ein lächeln aufzusetzen, ehe ich zurück zu den anderen ging. Die Frage ob sie mich gehört hatten oder nicht, erübrigte sich. Schweigend sahen sie mich alle an, während ich mich setzte. Erst als Ava's sanfte Hand sich um meine schloss, merkte ich wie angespannt mein Körper war. Langsam atmete ich aus, versuchte die Anspannung zu lösen. Ihr Daumen fuhr kleine Kreise über meinen Handrücken und allmählich wurde mein Herzschlag wieder ruhiger.

„Soll ich nachher mitkommen um das Trikot zu holen?", fragte Ava. Ich wusste, dass es ihr nicht um dieses blöde Trikot ging. Ich wusste, dass sie mitkommen wollte um für mich da zu sein, falls es eskalieren würde. Ich wusste das. Und ich hätte sie in diesem Moment nicht lieber küssen wollen. „Danke.", sagte ich lautlos, doch sie nickte nur wissend. Dann aß sie weiter und wir anderen taten es ihr nach.

*

„Also muss ich um halb Vier an der Schule sein?"

„Ja."

„Und in Trainingskleidung oder wie?"

„Jaha."

„Und wie kommen wir dann dahin?"

Ich stöhnte auf. „Mit dem Bus, das habe ich dir doch bereits gesagt."

„Ach ja stimmt. Und was muss ich alles mitnehmen?" Ava stand ähnlich genervt wie ich in der Tür, sagte aber nichts. Dave schien das leider auch nicht zu bemerken, denn seit dem wir aufgestanden waren um zu mir zu fahren, schien ihm wieder eingefallen zu sein, dass heute ja sein erstes Spiel anstand.

„Sportsachen, Duschsachen, was zu trinken, Klebeband."

Dave nickte eifrig und flüsterte die Liste vor sich her. „Aber warum brauch ich denn Klebeband?" Verwirrt sah er zu mir und ich grinste diabolisch.

„Damit wir dir den Mund zu kleben können, wenn wir dich auf den Bus binden.", sagte ich, als sei es das normalste der Welt.

Es wirkte. Dave schluckte und musterte mich ängstlich, dann lachte er nervös. „Das meinst du doch nicht ernst oder? Ihr würdet mich doch nicht auf dem Bus schnüren oder?"

„Ich würde dir empfehlen, vorher auf Toilette zu gehen. Zur den Westhigh's sind es mehrere Stunden Fahrt und wir halten sicher nicht." Ich wandte mich zum gehen und hielt kurz vor der Tür inne. „Oh und pass auf, dass du nicht runterfällst, den letzten haben wir auf dem Highway verloren, haben ihn nicht wiedergefunden den Guten." Damit verließ ich ihn, während er im Hintergrund Ava ängstlich fragte, ob ich dass Ernst meinen würde. Doch wer Geschwister hatte, der brauchte keine Feinde mehr und sie überlegte laut, ob Mitchel Cleves nicht eine Stufe unter uns gewesen war, bevor er so tragischerweise verschwand. Die Haustür fiel zu und wir fingen synchron an zu lachen.

Doch das Lachen versiegte, als wir im Auto saßen um zu mir nach Hause zu fahren. Nervös griffen meine Hände fester um das Lenkrad, zeitgleich ging mein Kopf jegliche Szenarien durch, die mich zu Hause erwarteten konnten. Vielleicht hätte ich nochmal anrufen sollen und mich damit rausreden, dass ich auf Drogen oder so was gewesen wäre. Oder ich doch ein Autounfall gehabt hätte und eine Gehirnerschütterung hatte. Vielleicht hatten mich auch Aliens entführt, aber das würden sie sich nicht glauben. „Kannst auf aufhören so nervös zu trommeln? Das macht einen ja Wahnsinnig."

„Was soll ich machen? Ich mache mir eben Sorgen wegen meinen Eltern."

Sie atmete genervt aus und hielt mir ihre Hand hin. „Na los, Patschehändchen her." Ich legte meine in ihre und sie tätschelte sie nachlässig mit der anderen Hand. „Wenn sie dich rauswerfen, wird Dave sicher sein Zimmer mit dir teilen." Ich schnaubte verächtlich und sagte nichts mehr. Warum musste sie alles auch immer so ins lächerliche ziehen und dabei noch so Ernst bleiben? „Nein, im Ernst, wenn es hart auf hart kommen sollte, was ich nicht glaube und nicht von ausgehe, dann stehen wir hinter dir." Unmittelbare Dankbarkeit durchfloss mich und der Stein um mein Herz wurde beträchtlich kleiner mit ihren Worten. Ich suchte nach den passenden Wörtern, aber mir fielen keine ein. Das einzige, was ich denken konnte war, dass es hoffentlich nicht soweit kommen würde. Ihr schien mein Schweigen nichts auszumachen und jeder hing seinen Gedanken nach.

*

Beklommen sah ich auf das immer größer erscheinende Haus. Wollte ich das wirklich? Oder vielmehr sollte ich das wirklich? Aber abzuhauen war keine Alternative mehr, denn die Haustür hatte sich bereits geöffnet und meine Eltern standen Arm in Arm davor. Auch Ava sah zu den beiden und drückte meine Hand, während ich die letzten Meter fuhr. Sie wartete auch auf mich, als ich den Wagen umrundete. „Alles wird gut."

„Bleibst du bei mir?", fragte ich beklommen.

„Die ganze Zeit." Ihre Stimme klang so fest, dass ich ihr nur glauben konnte. Es war schon erstaunlich, dass sie mir so viel Halt geben konnte, wo wir doch nur ‚Freunde' waren. Blödes Wort. Mit ihr in meinem Rücken fühlte ich mich deutlich selbstbewusster. Ich konnte meinen Vater ansehen ohne dieses Gefühl in meiner Brust, nicht genug zu sein und auch der Anblick meiner Mutter machte mir nichts aus. Es war mir mit einem Mal egal, weil ich wusste, ich war nicht alleine.

„Sohn."

„Vater.", erwiderte ich, ohne den Augenkontakt zu unterbrechen.

„Wer ist dieses Mädchen?", unterbrach meine Mutter unseren Starrkampf.

Ava drängte sich vor und hielt ihr die Hand hin. „Ava Hastings." Zögerlich nahm meine Mutter ihre Hand. Nur wer sie kannte merkte, wie sie Ava innerhalb von drei Sekunden begutachtete und beurteilte. Ihre Meinung blieb aber hinter ihrer Fassade verborgen, ähnlich wie die von Ava. Stattdessen begrüßte sie Dad, ehe sie sich neben mir erneut aufrichtete.

„Nun, Ava, ich denke nicht, dass deine Anwesenheit bei diesem Gespräch nötig sein wird. Ich bin sicher deine Intentionen sind ehrenhaft, aber dies ist eine Familienangelegenheit und mein Sohn braucht dich dabei nicht, das verstehst du doch sicher." Meine Mutter lächelte ihr falsch-freundliches Lächeln, doch da kannte sie Ava nicht.

Mein Mädchen legte den Kopf zur Seite und musterte sie kühl. „Mit Verlaub, Mrs. Jefferson, ich denke Ihr Sohn kann selbst entscheiden was er möchte und braucht Ihre Hilfe hierbei nicht. Wenn er will, dass ich bleibe, dann bleibe ich, das verstehen Sie sicher doch."

Das Augenlid von Mum zuckte verdächtig. „Was erlaubst du dir?", fragte sie, sichtbar irritiert von ihrer Schlagfertigkeit. Sie war es nicht gewohnt, dass Menschen in ihrer Umgebung frei heraus die Wahrheit sagten und schien nicht zu wissen wie sie damit umgehen sollte.

„Sie hat Recht Mutter. Also wenn ihr reden wollt, dann redet. Ansonsten können wir uns dieses Theater hier auch sparen." Meine Arme verschränkten sich vor meiner Brust und in diesem Moment fühlte ich mich größer. Arthur Jefferson musterte mich mit geübten Kalkül, dann trat er zur Seite und deutete uns voran in das Haus zu gehen.

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