Delirium

By InVivereVeritas

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„Also, nur damit wir uns beide richtig verstehen: Ich besorge deinem Vater den Job und als Gegenleistung gehö... More

1. Kapitel *
2. Kapitel
3. Kapitel *
IV
V
6. Kapitel *
7. Kapitel
VIII
IX
10. Kapitel
11. Kapitel *
XII
XIII
14. Kapitel
15. Kapitel *
XVI
XVII
18. Kapitel
19. Kapitel *
XX
XXI
23. Kapitel
XXIV
XXV
26. Kapitel
27. Kapitel
XXVIII
XXIX
30. Kapitel
31. Kapitel
XXXII
XXXIII
34. Kapitel
35. Kapitel
XXXVI
XXXVII
38. Kapitel
39. Kapitel
XL
XLI
42. Kapitel *
43. Kapitel *
XLIV
XLV
46. Kapitel
47. Kapitel
XLVIII
XLIX
50. Kapitel
51. Kapitel
LII
LIII
54. Kapitel
Danke

22. Kapitel

516 37 33
By InVivereVeritas

Dieses Biest.

So wie sie zu dem Haus ging, war ich geneigt noch einmal auszusteigen und sie gleich auf der Motorhaube zu nehmen. Entgegen meines Wunsches, ließ ich den Motor an und fuhr nach Hause. Gott, ich brauchte definitiv mehr Schlaf, wenn ich das heute Nachmittag irgendwie überstehen wollte. Vielleicht konnte ich mich krank stellen, aber Mum würde das sicher nicht durchgehen lassen. Ich griff fester um das Lenkrad, sodass meine Fingerknöchel hervortraten. Woher kam plötzlich diese Wut in mir? Ich meine es war ja nichts neues das Mum unser Ansehen wichtiger war als mein Befinden. Lag es an Avas Verhalten? Aber was hatte ich denn erwartet?

Der Wagen parkte am Straßenrand und ehe ich mich versah schrie ich und schlug auf das Lenkrad. Was war in letzter Zeit los mit mir? Alles ging irgendwie schief, in der Schule versagte ich, ich begann meine Freunde zu hinterfragen und beim Football lief es schlechter als jemals zu vor. Alles glitt mir irgendwie aus den Händen, aber ich hatte keine Ahnung wie ich das wieder in Griff kriegen konnte. Meine Chance auf ein Footballstipendium sank und obwohl ich keins brauchte, wollte ich Dad beweisen, dass ich auch etwas alleine schaffen konnte. Klar würde ich nie auf eine Uni wie Harvard, Yale oder gar Princeton kommen, aber unter Southern California wäre nicht annehmbar. Um da angenommen zu werden, brauchte ich aber mindestens ein GPA von 3.7, also überall ein A-. Momentan stand ich aber bei 2.7, also durchschnittlich B-. Keine Ahnung wie ich das hinbekommen sollte. Selbst mit Ava's Hilfe würde es schwierig werden, dass musste ich mir eingestehen.

Nur was wäre dann? Auf die Frage fand ich keine Antwort und ich bezweifelte, dass sich das sobald ändern würde. Vielleicht sollte ich einmal mit Dad reden. Höhnisch lachte ich auf. Sicher, bestimmt würde er seine Termine verschieben und mir ohne Probleme seine Hilfe anbieten. Nein, mit ihm zu reden war keine Alternative. Mum konnte ich da eh vergessen. Ich musste akzeptieren, dass ich alleine war, geklaute Stunden mit Ava würden nichts daran ändern.

Nun ja, so kam ich auf jeden Fall auch nicht weiter. Ich startete das Auto und setzte meinen Weg fort. In unserer Küche brannte bereits Licht, so früh konnte nur Dad wieder auf sein. Ich öffnete die Tür und ließ sie hinter mir in Schloss fallen. Mir fehlte die Geduld möglichst leise zu sein und mich in meinem Haus in mein Zimmer zu schleichen, nur damit ich ihm aus dem Weg gehen konnte. „Guten morgen Liam. Kommst du jetzt erst nach Hause? Ich dachte ihr hättet heute ein wichtiges Spiel.", begrüßte mich Dad trocken, als ich in die Küche kam und mir ein Apfel nahm. Arthur Jefferson saß über sein Tablett gebeugt und sah sich die Börse an. Er sah nicht einmal auf während er sprach. Warum auch? Es war ja nur seine größte Enttäuschung. Fick dich Dad.

„Nein Dad, das war gestern und wir haben verloren.", antwortete ich ihm.

„So so, wenn du solange um die Häuser ziehst, wird das heute aber nichts mit einem Sieg. Trotzdem viel Erfolg, vielleicht schauen wir nach dem Essen vorbei." Ich schluckte, versuchte mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen. So viel zum Thema zuhören. Meine Eltern waren einmal bei einem Spiel und ich spielte seit ich 5 Jahre alt war. Ich wollte ihm das Tablett wegnehmen, ihn anschreien, dass er mir zuhören soll. Ihm sagen, dass ich mich gefreut hätte wenn sie da gewesen wären. Ihm sagen dass ich auch wichtig war. Bitte sieh mich, fehlte ich stumm

Doch das alles sagte ich nicht. „Das wäre nett.", war das was ich sagte, er würde es eh wieder vergessen, so wie immer eben. „Ich habe jetzt Nachhilfe in Biologie." Dad hob kurz seinen Blick.

„Das ist gut. Du brauchst jemand Professionelles der dir dabei hilft. Hauptsache sehen wir auch bald Ergebnisse, Geld wächst nicht auf Bäumen." Warum hatte ich das überhaupt gesagt?

„Sie macht es freiwillig und ich denke es läuft ganz gut." Siehe da, schon hatte ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit, es musste nur ums Geld gehen.

„Sie? Eine Schülerin?" Sein Tonfall klang missbilligend und ich wusste was er sagen wollte. Trotzdem, ich hatte das angefangen, also musste ich das Gespräch auch durchziehen. Irgendwann würde er auf Ava treffen, besser er war vorbereitet.

„Ja, sie heißt Ava und geht in meine Stufe. GPA 3,7 und sie kann das wirklich gut.", versuchte ich mich zu rechtfertigen. Was Unsinn war, denn warum musste ich mich dafür Rechtfertigen? Er wollte das doch. Dad sah mich abschätzend an, dann sah er sich weiter die Börsengänge an.

„Dann wollen wir hoffen, dass dir noch zu helfen ist. Wenigstens verschwendest du kein Geld damit." Ich schürzte die Lippen und verließ die Küche. Den Apfel schmiss ich in den Mülleimer, denn mir war der Appetit vergangen. Die Flasche Wein von gestern stand noch auf der Kommode und ich war geneigt sie leer zu trinken. Normalerweise würde ich auf eine Party gehen, mich betrinken und irgendein Mädel auf der Toilette vögeln, aber leider gab es um diese Uhrzeit nichts, wo ich hin konnte und irgendwie musste ich dieses Gefühl in mir betäuben, wenn meine üblichen Methoden nicht angewandt werden konnten. Doch das würde mich auch nicht weiter bringen und sie würden sich noch mehr aufregen wenn ich heute mit einer Fahne zum Essen ging. Mit Bedauern nahm ich einen Schluck aus der Flasche, ehe ich den Rest im Waschbecken runter spülte. Abgestumpft trugen mich meine Beine  ins Bett und ich schlief mit dem Gefühl nicht genug zu sein ein.

„Liam Schatz, du musst aufstehen, in einer Stunde ist das Essen. Oh und Arthur meinte, dass wir heute dein Spiel sehen wollten, das geht leider nicht, wir können ja nicht vorzeitig das Essen verlassen. Das verstehst du doch bestimmt." Stöhnend drehte ich mich im Bett und sah meine Mum an. Die Augen hatte ich von ihr, aber alles andere ist mir Gott sei Dank nicht vererbt worden. Ihr Gesicht sah dank Botox und diversen anderen Eingriffen wie eine Maske aus, ihr Lächeln wirkte stets gestellt. Merkwürdigerweise erinnerte ich mich aber nicht mehr an ein anderes.

„Das Spiel war gestern", teilte ich ihr mit, während ich blinzelte.

„Ah, wunderbar, dann kannst du heute ja auch länger bleiben, Isabella wollte auch kommen meine ich." Fing das schon wieder an. Mum schien es sich zum erklärten Ziel gemacht zu haben mir eine feste Freundin zu besorgen, eine die ‚unseren Stand gerecht wurde'. Also eine repräsentative Funktion hatte. Isabella war ein Jahr jünger und die Tochter eines Geschäftskollegen meines Vaters. Ich weiß nicht ob Mum einfach jedes Zeichen der  Abneigung ignorierte oder sie der Einstellung war, dass jede Beziehung wie ihre ohne Gefühle laufen kann, aber immer wieder kam sie damit an. Und wenn nicht mit ihr, dann mit Ashley, Samantha oder wie sie alle hießen. Aber dabei waren sie doch alle so toll und ihre Eltern hatten wirklich sehr viel Einfluss. Und überhaupt wussten sie wenigstens wie man sich zu Benehmen hatte. Eine ganz tolle Wahl, wirklich. Und für die Firma wäre so eine Verbindung auch wirklich gut. Bla. Bla. Bla.

Statt einer Antwort hob ich nur meine Daumen und ließ mein Kopf zurück ins Kissen fallen. Aus Erfahrung wusste ich, dass Diskutieren Schwachsinn war, also sparte ich mir die Nerven und tat was sie verlangte. Aber zum Glück war ich nicht der einzige mit so passionierten Eltern.  Josh hatte ebenfalls regelmäßig das Vergnügen und Noah sogar noch mehr, da seine Mutter nicht wahr haben wollte, dass Noah nicht an dem weiblichen Geschlecht interessiert war. Für uns war das kein Problem, wir kannten Noah schon seit dem Kindergarten, aber seine Eltern bildeten da einen krassen Gegensatz. Um ihm zu helfen streuten wir immer wieder hier und da Gerüchte um eine Freundin, damit er zumindest in der Schule seine Ruhe hatte.

Kyle bildete mit seinen Eltern eine Ausnahme in der Runde. Ihnen wäre es egal wer die Freundin oder der Freund wäre, solange er damit glücklich wäre, beneidenswert, aber wie gesagt, eine Ausnahme. Früher hab ich mir immer vorgestellt wie es wäre wenn sie meinen Eltern wären, während ich von einer Nanny ins Bett gebracht wurde weil meine Eltern nicht die Zeit hatten. 

Im Endeffekt hielt es aber keinen von uns ab, zu holen was wir wollten. Mum ignorierte dies, solange ich mich in ‚unseren' Kreisen anständig benahm. Anständig hieß, dass ich geduscht, rasiert, in einem Smoking und gegeelten Haaren freundlich ältere Damen zu ihrem Tisch begleitete, wir eine perfekte Familie darstellte und steif über unlustige Witze lachten. Dabei tranken wir überteuerten Champagner und kleine Häppchen aßen, die nicht schmeckten, geschweige denn satt machten. Mum würde Dad und mich voller Stolz ansehen und immer wieder verkünden, wie gesegnet sie mit so einer Familie sei, während Dad und ich, in seltener Eintracht, schwiegen.

Krawatte oder Fliege?- Josh

Fliege.- Noah

Fliege.- Jeff

Fliege.- Liam

Habe mich mit der Prüfung in Mathe rausgeredet, Jogginghose ;) -Kyle

Einige Beleidigungen und Verwünschungen folgten, mein Handy vibrierte immer wieder während ich zum Schrank ging und eine Fliege suchte. Kyle schaffte es aber auch immer wieder dieser Sack. Zwanzig Minuten später saß ich fertig angezogen auf dem Sofa neben Dad. Wir beide trugen einen Marineblauen Smoking, da Mum meinte, dass wir dann besser zusammen auf den Bildern aussehen würden. Mum selbst zog sich noch einmal um, da ihr Kleid nicht mit dem Hemd von Dad harmonierte (oder so ähnlich, ich hatte nicht zugehört) und anscheinend war so etwas gleichzusetzten mit einer Katastrophe. „Wie habt ihr gespielt?", fragte Dad und richtete seine Krawatte.

Ich machte meine Manschettenknöpfe um. „Verloren, wie läuft es in der Firma?"

„Gut, Umsatzsteigerung von 5%, hast du eine Freundin?"

„Nein, ich konzentriere mich auf Football und Schule. Fahren wir in Urlaub oder wart ihr?" Dad schnaubte während er sein Einstecktuch faltete. Dumme Frage, als würden wir zusammen in den Urlaub fahren.

„Karibik, zwei Wochen, war sehr schön." Ich nickte bestätigend und bot ihn Hilfe bei dem Tuch an, die er ablehnte. Mum kam die Treppe herunter gewirbelt, dieses mal in einem creme farbenden Kleid.

„Können wir los? Liam, deine Fliege sitzt schief und Arthur, das Tuch... Ach komm, gib schon her. Wunderbar, dann nichts wie los, ich will mir nicht nachher wieder anhören müssen, dass die Smith vor uns da waren. Oh Liam Schatz, gibt es irgendetwas neues was wir wissen müssen?" Ich schüttelte den Kopf. „Gut." Damit stolzierte sie aus der Tür und wir folgten ihr wie dressierte Hunde. Lasset die Spiele beginnen, dachte ich zynisch. Wer hätte ich ohne meine Elternkomplexen sein können?


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