Delirium

By InVivereVeritas

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„Also, nur damit wir uns beide richtig verstehen: Ich besorge deinem Vater den Job und als Gegenleistung gehö... More

1. Kapitel *
2. Kapitel
3. Kapitel *
IV
V
6. Kapitel *
7. Kapitel
VIII
IX
10. Kapitel
11. Kapitel *
XII
XIII
14. Kapitel
15. Kapitel *
XVI
XVII
18. Kapitel
19. Kapitel *
XX
22. Kapitel
23. Kapitel
XXIV
XXV
26. Kapitel
27. Kapitel
XXVIII
XXIX
30. Kapitel
31. Kapitel
XXXII
XXXIII
34. Kapitel
35. Kapitel
XXXVI
XXXVII
38. Kapitel
39. Kapitel
XL
XLI
42. Kapitel *
43. Kapitel *
XLIV
XLV
46. Kapitel
47. Kapitel
XLVIII
XLIX
50. Kapitel
51. Kapitel
LII
LIII
54. Kapitel
Danke

XXI

508 39 47
By InVivereVeritas

Der Wagen kam zum stehen, während die Sonne langsam hinter unserem Haus aufstieg. Liam stellte den Motor ab und drehte sich zu mir. „Ich melde mich bei dir." Regungslos sah ich ihn an, dank der Diva in mir war ich in theatralischer Laune, beinahe kampfeslustig. Liam schien es auch aufzufallen und zu nerven. Er griff hinter meinen Kopf und küsste mich mehr oder weniger zärtlich, kein Spur mehr von der gestrigen Zärtlichkeit. Sobald er von mir abließ schnallte ich den Gurt ab und stieg aus dem Auto aus. Mit der Tür in der rechten Hand beugte ich mich in den Innenraum.

„Lass dir Zeit.", sagte ich, bedacht einen Hauch Erotik in meine Stimme zu legen. Die Nachricht kam an, aber statt einer Antwort warf ich die Tür zu und ging auf unser Haus zu. Vor der Tür blieb ich kurz stehen um mich zu sammeln. Im Hintergrund ging der Motor an und Liam fuhr weg. Gott sei Dank.

Gut Ava, wird Zeit deine Schauspielerischen Fähigkeiten erneut unter Beweis zu stellen. Zunächst Konzentration das Schloss beim ersten Versuch zu treffen. Wunderbar. So leise aufmachen, sehr gut, ah die Schuhe zieh besser vorher auf, das wäre ein Potenzielles Risiko. Sehr schön, Tür leise schließen und dann nichts wie ab zur Treppe. Perfekt! „Ava?", ertönte die tiefe Stimme von Dad auf dem Sofa. Nicht perfekt. Scheiße.

„Hm?" Genau, nicht reden, wer nicht redet konnte nicht lallen.

„Warst du solange arbeiten?" Es kam mir eine Ewigkeit vor, dass ich arbeiten war. Es fühlte sich an, als wäre das in einem anderen Leben gewesen. Ich fuhr mir über die Augen und gähnte.

„Ja, war ganz schön was los, ich bin ziemlich kaputt." Dad nickte verständnisvoll und Sorge breitete sich in seinem Gesicht aus.

„Wenn ich erstmal länger arbeite, musste du da nicht mehr so oft hin, dann hast du auch mal ein bisschen mehr Zeit für dich." Müdigkeit breitete sich in meinen gliedern aus und ich wollte nur noch ins Bett, statt hier zu stehen und zu diskutieren.

„Ich bin gerne da. Und dann kann ich mir vielleicht Geld für das Collage beiseite legen oder mir mal neue Kleidung kaufen."

„An deiner Kleidung gibt es doch nichts auszusetzen!" Ja das du als Dad das so siehst wundert mich nicht.

„Dad, ich bin total erledigt" Vom Sex mit dem Typen der dir ein Job besorgt hat. „und echt müde ich will einfach nur noch ins Bett."

„Ja natürlich mein Schatz, Schlaf gut und ich hab dich lieb." Ich hörte Dads Besorgnis, aber es fehlte mir an Kraft mich damit auseinander zu setzen.  Eine Erwiderung murmelnd stieg ich die Treppe rauf zu dem was ich dringend brauchte: meinem Bett und Ruhe. Doch kaum das ich im Bett lag, fiel meine Fassade zusammen. Meine Hände fingen an zu zittern während  ich über meine Arme rieb. Hätte ich doch eben noch geduscht. Seine Hände auf meinem Körper, in meinem Körper. Überall war er gewesen. Ich musste ihn abwaschen und mit ihm diese ganze Nacht, musste diesen Dreck abrubbeln und hoffen das ich mich danach nicht mehr so schmutzig fühlen würde, auch wenn ich wusste, dass es nichts bringen konnte.

Trotzdem meinte ich noch den Nachhall seiner Lippen zu spüren, seine Hand an meiner Brust, überhaupt seinen Berührungen. Übelkeit überkam mich und ich schaffte es gerade noch zur Toilette bevor ich erbrach. Der bittere Geschmack der Galle unterstrich mein Gefühl des Ekels noch mehr. Bilder von seinem Gesicht als er in mir eindrang tauchten vor meinem Geistigen Auge auf und wieder musste ich erbrechen. Ich hustete und das Zittern breitete sich auf meinen Körper aus. Fahrig versuchte ich meine Haare nach hinten zu binden, doch immer wieder fielen sie aus meiner Hand. Kleine Hände berührten meine Schultern, ehe sie meine Haare zu einem Zopf banden. Amber legte eine Decke um mich und rieb meine Arme, doch Tränen liefen ohne dass ich sie aufhalten konnte. Ehe ich mich versah hatte ich mich zu einer Kugel gerollte und schluchzte, während Amber zum Waschbecken ging und einen Becher holte, den sie mir reichte. Leider  verschluckte ich mich, hustete zeitgleich zum weinen und erbrach auf den Boden. Meine kleine Schwester versuchte mich aufzurichten und schlang ihre Arme um mich. Sie strich über meine Haare und legte ihren Kopf an meiner Schulter ab. Mein Schluchzend wurde weniger, aber das Zittern blieb und mir war so kalt. Das Gefühl von Leere kroch in meine Glieder und diese Leere, sie fühlte sich willkommen an. In dieser Leere war mir alles Gleichgültig. War das der wirkliche Preis den ich zahlen musste?

Ich bekam kaum mit wie Amber Wasser in die Badewanne ließ und Pulver hinein mischte. Normalerweise hätte ich sie aufgehalten und ins Bett geschickt, aber es war mir egal. Alles was ich wollte war alleine zu sein um mich der Leere vollkommen hinzugeben. Anscheinend hatte Amber irgendwann das Badezimmer verlassen, denn als sich erneut die Tür öffnete, kam sie in Begleitung wieder.

„Sie sitzt schon die ganze Zeit so dar und starrt vor sich hin. Was soll ich machen Davie?" Mein Bruder antwortete etwas, aber die Worte drangen nicht zu mir durch. Schließlich berührte er meine Stirn und tastete mein Gesicht ab.

„Du bist ganz kalt Ava, wäre es nicht schön wenn du in die Badewanne gehen würdest? Komm, ich helf dir beim aufstehen." Er griff unter meine Arme, Amber nahm meine Hände. Gemeinsam zogen sie mich hoch und setzen mich auf den Beckenrand. Teilnahmslos ließ ich es geschehen. „Ich hole Dad." Dave lief aus dem Zimmer und kam kurz darauf mit Dad wieder. Er überblickte kurz über die Lage, dann schickte er meine Geschwister raus. 

Sobald wir alleine waren, schob er die Tür zu und schloss mich in die Arme. Hemmungslos fing ich das weinen an, ich versuchte zu reden, aber ich konnte nicht einmal mehr Wörter formen. Dad schaukelte mich leicht hin und her, ertrug meine Tränen und küsste mein Scheitel, während ich sein Shirt  ruinierte. Doch auch als ich mich beruhigte, blieb ich leer. Dad löste sich von mir und sah mich das erste Mal seit sehr langer Zeit ernst an, während er mich an meinen Schultern hielt, fast so als habe er Angst, dass ich sonst zusammenfallen könnte. „Du gehst jetzt baden, dann legst du dich in Dave's Bett und schläfst. Und morgen werden wir reden." Stumm nickte ich und schaltete einfach ab. Ich wurde gebadet, mein Erbrochenes entfernt, wurde abgetrocknet und angezogen ohne das ich von einen dieser Dinge etwas mitbekam.

Später im Bett sah ich träge aus dem Fenster. Zwar war ich sauber, aber besser fühlte ich mich nicht. Meine Hände zitterten immer noch leicht und die Kälte schien sich tief in mich rein gefressen zu haben. Die Zimmertür öffnete sich und kleine Füße kamen herein. „Dad sagt, dass du ganz ausgepowert bist, weil du die ganze Zeit so viel zu tun hast und dass du jetzt ganz viel Ruhe und Wärme brauchst. Hier." Sie legte mir Mr. Bear an meinen Kopf und ich versuchte sie anzulächeln. Dave tauchte im Türrahmen auf, in der Hand eine Wärmflasche und Decken, die er über den Arm geworfen hatte. Beides legte er über mich ab, dann fasste er Amber an die Schultern und schob sie leicht in Richtung Tür. Amber beugte sich über mich und ihre schmatzigen kleinen Lippen drückten sich auf die Wange. Leise verabschiedete sie sich, während Dave die dritte Decke über mich glatt strich.

„Danke.", hauchte ich matt und schüchtern nickte er, ehe er zur Tür verschwand. Zurück blieben ich und Mr. Bear in stummer Eintracht. Während die Sonne draußen ihre Strahlen verbreitete, wurde es auch in mir wärmer. Es gab einen Grund warum ich all dies tat, und egal was kommen würde, das Leben meiner Familie würde es nun mal Wert sein. Daran zu denken half, denn irgendwo in mir flammte ein kleines Licht auf und spendete Wärme. Überwältigt von den Ereignissen fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Die Sonne schien tief in Daves Zimmer als ich aufwachte. Im Haus war es ruhig und ich genoss diese Stille, saugte sie auf wie die Wüste bei Regen. Leben kehrte in meine Glieder zurück. Die vergangenen vierundzwanzig Stunden wirkten nicht mehr so beängstigend wie heute Nacht. Ich richtete mich auf und streckte meine Arme aus. Wenn der Wecker richtig ging, dann war es jetzt 6 Uhr Abends. Ich hatte beinahe zwölf Stunden am Stück geschlafen. Allerhöchste Zeit aufzustehen, denn für die Schule morgen musste noch alles vorbereitet werden und die beiden hatten bestimmt ihre Hausaufgaben noch nicht erledigt und um 8 musste ich wieder im Sage sein. Amber musste auch noch für den Chor üben, diese Woche würde sich dafür vorsingen. Ich krabbelte aus dem Deckenberg, machte mich kurz im Badezimmer frisch und ging nach unten. Automatisch wollte ich schon anfangen zu sprechen, als ich meine Geschwister und Dad in einem aufgeräumten Wohnzimmer auf dem Sofa sitzen sah. Verdächtig. Ich sah zu Küche, aber auch die wirkte deutlich sauberer als gestern.

„Hallo?", fragte ich skeptisch, man weiß nie ob seine Familie nicht durch Aliens ausgewechselt wurde. Besorgt sahen mich meine Familienmitglieder an, Amber winkte leicht. „Ähm, habt ihr eure Hausaufgaben schon gemacht?" Sie nickten. „Und aufgeräumt habt ihr anscheinend auch. Gut dann mache ich schon mal das Essen für morgen fertig." Ich begab mich Richtung Küche.

„Brauchst du nicht", rief Dad von hinten. „Wir haben schon gekocht und die Brote geschmiert. Geputzt haben wir auch und die Wäsche ist gewaschen und getrocknet in die Schranke sortiert."

Was zur Hölle war hier los? Unsicher ging ich zu den dreien und ließ mich auf den Sessel nieder. Dave stand auf und lief zur Küche. Während er dort hantierte, kam Amber zu mir und legte mir eine Decke über die Beine. „Brauchst du noch ein Kissen?", fragte sie und lief zu dem Sofa.

„Nein danke.", antwortete ich, während sie fünf Stück gestapelt vor sich her trug. Sie sah enttäuscht aus und ich beeilte mich ihr zu sagen, dass ich doch gerne zwei Stück hätte. Begeistert schüttelte sie die auf und ich konnte sie gerade noch davon abhalten, sie mir nicht in den Rücken zu stecken. Kaum hatte ich also eine bequeme Lage gefunden, kam Dave mit einer Tasse dampfenden Kakao's zu mir und drückte ihn in meine Hand. Ich probierte langsam, ließ die andern aber nicht außer Augen. „Nun, was ist hier los?", fragte ich und stellte die Tasse zur Seite.

„Ich denke es wird Zeit, dass wir uns um den Haushalt kümmern und du mehr Zeit für dich hast. Wir haben heute einen Plan erstellt, wer hier welche Aufgaben zukünftig übernehmen wird. Hier." Dad reichte mir ein Bogen auf dem unsere Namen und diversen Aufgaben gelistet waren.

„Das ist wirklich sehr nett von euch." Ich würde ein Teufel tun und sagen, dass mir das ganze Nichts ausmachen würde. Amber strahlte mich an und ich erwiderte ihr Lächeln. Was ich tat war nicht umsonst.

Und die kleine Flamme in mir wuchs weiter.

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