Delirium

By InVivereVeritas

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„Also, nur damit wir uns beide richtig verstehen: Ich besorge deinem Vater den Job und als Gegenleistung gehö... More

1. Kapitel *
2. Kapitel
3. Kapitel *
IV
V
6. Kapitel *
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VIII
IX
10. Kapitel
11. Kapitel *
XII
XIII
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XVI
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XX
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23. Kapitel
XXIV
XXV
26. Kapitel
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XXVIII
XXIX
30. Kapitel
31. Kapitel
XXXII
XXXIII
34. Kapitel
35. Kapitel
XXXVI
XXXVII
38. Kapitel
39. Kapitel
XL
XLI
42. Kapitel *
43. Kapitel *
XLIV
XLV
46. Kapitel
47. Kapitel
XLVIII
XLIX
50. Kapitel
51. Kapitel
LII
LIII
54. Kapitel
Danke

14. Kapitel

536 36 32
By InVivereVeritas



Ava stand noch genau so da, wie ich sie verlassen hatte.

„Was machst du noch hier?" Meine Stimme klang nicht freundlich und sie zuckte zusammen, fast so, als hätte sie mich vergessen. Ihre Augen wurden klar und fixierten mich.

„Jefferson, nur um das klarzustellen: Das ganze hier" sie verzog das Gesicht während sie auf uns beiden deutete „läuft erst, wenn mein Dad den Job hat." Ich nickte, das war mir eigentlich schon klar gewesen. Man zahlte ja auch nicht im Voraus für Essen, was man erst in 2 Monaten holte.

„Gut." Damit drehte sie sich um und verließ den Raum. Ich schüttelte kurz den Kopf, folgte ihr aber die Treppe hoch. Was war verkehrt mit diesem Mädchen? Und warum lenkte mich ihr Arsch so ab? Das er mir vorher noch nicht aufgefallen war. Normalerweise hatte ich für so etwas ein Radar. Beinahe wäre ich in Ava reingelaufen, denn abrupt blieb sie stehen. Leider musste ich meinem Blick von ihrer entzückenden Kehrseite abwenden und stattdessen in Kyle's Gesicht blicken, welcher mich wiederum nicht sah.

„Hey Ava, alles gut?" Ah kein Wunder, offensichtlich war er betrunken.

„Hi Kyle, danke es geht und bei dir?" Na nu, was ging denn hier ab? Hatte Ava etwa auch getrunken? „Danke nochmal.", sagte sie und Kyle nahm sie wortlos in den Arm. Irgendetwas passierte hier ohne dass ich davon Kenntnis hatte und normalerweise wusste ich über alles bescheid.

„Kyle man, trink mal weniger." Er schien mich erst jetzt bemerkt zu haben und Verwirrung huschte über sein Gesicht. Doch er fasste sich so schnell, dass ich mir nicht einmal mehr sicher war ihn gesehen zu haben.

„Hab mich schon gefragt wo du steckst, Abigail sagte du musstest weg und sie wäre bereit für eine zweite Runde.", sagte er in einmal merkwürdigen Tonfall und irgendwie störte es mich die Art wie er so offen über Abigail sprach wenn Ava dabei war. Wow Moment, irgendwas lief hier verkehrt. Eigentlich dachte ich, ich hätte gar nicht so viel getrunken,  aber warum sollte mich das denn sonst stören? Ich schüttelte mich. Ava schien relativ unbeeindruckt zu sein, denn sie legte ihre Hand auf Kyle's Arm und lächelte ihn freundlich an.

„Viel Spaß noch", wünschte sie ihm und warf mir einen letzten Blick zu den ich nicht deuten konnte ehe sie sich umdrehte und Richtung Haustür lief.

Kyle blickte ihr nach und ich fixierte ihn stumm. „Was war das denn?", fragte ich.

„Das könnte ich dich auch fragen, hatte kurz Angst, dass du mir eine reinschlägst so wie du mich angesehen hast. Was wollte Ava von dir?"

„Wüsste nicht, was dich das angeht wenn du mir nicht mal sagen kannst, warum ihr beiden euch unterhaltet als wärt ihr Freunde. Du weißt schon das sie Ava war? Die Verrückte? Die, die uns seit Jahren runtermacht?" Kyle zeigte mir ein Vogel.

„Du spinnst ja, trink mal lieber Wasser, vielleicht kommst du dann von deinen Trip runter."

„Was ist denn jetzt dein Problem?", fuhr ich ihn an und trat ein Schritt auf ihn zu.

„Du bist mein Problem. Tust so als wärst du der König von allem und würdest über alles stehen. Checkst du da oben noch alles?" Die Dinge entzogen sich langsam jeglicher Kontrolle. Noch nie hatte Kyle so mit mir gesprochen und wir hatten schon oft kleinere Dispute gehabt. Ich meine, er war doch genau so, also was war denn sein Problem? Der Teufel predigte ja auch nicht in der Kirche. „Weißt du was, scheiß drauf, ich bin raus." Er drückte mir seinen Becher in die Hand und einen Moment später war er weg.

Sprachlos sah ich auf den Becher und probierte vorsichtshalber einen Schluck, aber es war nur Cola. Noch verwirrter als zu vor starrte ich auf den Punkt wo er verschwunden war. Jetzt konnte ich gar nichts mehr verstehen. Mit dem Becher in der Hand ging ich hoch in mein Zimmer. Die Tür schloss sich geräuschlos und ich drehte den Schlüssel um. Auf dem Weg in mein angrenzendes Badezimmer zog ich die Fenster zu. Nur noch der Bass drang durch die Wände und ließ den Boden vibrieren. 

Im Bad zog ich mir die Badehose aus, stellte mich unter die Dusche und drehte das Wasser auf kalt. Es half mir wieder klar zu denken, dennoch konnte ich mir meine Gedanken bezüglich Kyles und Ava's Vertrautheit nicht abschalten. Warum konnte sie ihn so anlächeln und mich nicht? Und warum nagte das an meinem Selbstbewusstsein? Der Alkohol machte mich melancholisch, ganz klar. Aber trotzdem, Kyle's Verhalten konnte ich mir einfach nicht erklären. Der Becher stand noch auf der Kommode als ich aus der Dusche trat und während ich zu meinem Kleiderschrank ging um mir eine neue Shorts anzuziehen, trank ich ihn leer. Vielleicht hatte Kyle Recht und ich hätte zwischen durch Wasser trinken sollen.

Der Bildschirm meines Handy leuchtete auf weil in der Gruppe wieder irgendwer irgendwas dummes schrieb. Ich wischte die Benachrichtigung weg und starrte auf das Datum. Natürlich. Fuck war ich dumm. Wie konnte ich das vergessen? Mein Körper wurde mit einmal eiskalt, kälter als kurz zuvor in der Dusche und mein Herz schlug beinahe schmerzhaft gegen meine Brust. Schnell sammelte ich alles wichtige ein, rannte zur Küche und schnappte mir zwei Dosen Cola. Ich war so dumm.

„Wo willst du denn hin?" Noah sah mich fragend an, ignorierte dabei völlig den Typen neben ihm der nicht so begeistert davon wirkte. Ich antwortete ihm nicht sondern suchte meinen Weg durch die Menge zur Tür.

Die Kühle Nachtluft stand im starken Kontrast zu der verbrauchten, verschwitzten Luft im Haus. Sie umhüllte mich wie Wasser, tauchte mich unter und ich genoss dieses Gefühl einen kurzen Moment, dann lief ich los. Der Weg war durch spärliche Laternen beleuchtet während der Wolkenlose Himmel sein übriges tat. Die Häuser an denen ich vorbei lief waren alle samt in einem Höheren Standard. Man roch förmlich das Geld was hier zu Hause war. Vor dem weißen Haus mit den schwarzen Fensterläden und dem blauen BMW M4 blieb ich stehen. Es war mein zweites Zu Hause, eines was ich Zuhause nennen konnte weil es die Menschen darin, im Gegensatz zu meinen, zu einem machten. Die Dosen verschwanden in meinen Taschen, dann kletterte ich den hohen, alten Baum neben der Garage hoch und schwang mich auf Dach von eben jener. Die Garage grenzte am Haus an, somit musste ich nur ein paar Schritte gehen um das Fenster hinter dem Licht brannte zu erreichen. Vorsichtig klopfte ich zwei mal an bevor ich wieder ein Schritt zurück trat. Ein Schatten tauchte im Rahmen auf und kam näher.

„Was willst du denn hier?", fragte Kyle als er das Fenster öffnete. Ich zog die beiden Dosen hervor und zeigte sie ihm. Kyle sah mich ungläubig an bevor er sich aus dem Fenster schwang und lautlos vor mir landete. Vorsichtig setzten wir uns am äußeren Rand hin, über uns noch immer der Nachthimmel und bis auf das Rascheln der Bäume war es angenehm still.

„Es tut mir leid, ich hab nicht daran gedacht." 

„Ich wünschte, ich könnte es auch.", sprach er nach einer Weile und nahm einen Schluck aus der Cola. Für Außenstehende schien das unauffällig, ich aber wusste dass er versuchte den Kloß in seinem Hals runterzuspülen. Wortlos klopfte ich ihm auf die Schulter weil keine Wörter angebracht waren, zumal sie nicht ausdrücken konnten was ich sagen wollte. Um mich zu beschäftigen spielte ich mit der Lasche der Dose und wartete darauf, dass er weiter sprach. Es dauerte einen Weile bis er die Wörter wieder fand. „Weißt du, jedes Jahr denke ich, dass alles ok ist. Und dann kommt diese verkackte Zeit..." Seine Worte verloren sich im Wind, aber er musste nicht weiter sprechen, denn ich wusste was er meinte.

„Jungs, wenn ihre morgen erkältet seit werde ich kein Mitleid haben. Also wirklich, ihr seid doch alt genug um euch in Räumen aufzuhalten oder nicht? " Olivias Kopf tauchte im Fenster auf, ihr Morgenmantel fest um sie geschlungen.

„Ja Mum.", antworteten wir synchron und grinsten uns an. Olivia war eine fantastische Frau, die Mutter von Kyle und irgendwie auch meine. Sie war es, die auch mich bei den Spielen anfeuerte und die an meinem ersten Schultag bei mir war weil ich mich nicht traute in die Klasse zu gehen. William, ihr Ehemann, brachte uns damals das Autofahren bei und wegen ihm hatte ich überhaupt angefangen Football zu spielen weil er immer mit uns spielte. Ich hatte es Kyle nie erzählt, aber ich ging davon aus das er wusste wie neidisch ich manchmal auf ihn wegen seinen Eltern war.

Im Zimmer erwarteten uns zwei dampfende Tassen Kakao mit Sahne. Man sollte meinen, dass wir mittlerweile aus dem Alter raus waren, aber für diesen Kakao würde ich niemals zu alt sein. Kyles Zimmer glich meinen mit dem Unterschied, dass viele Bilder von seiner Schwester an der Wand hingen. Auf einem saßen sie in der Badewanne, auf dem anderen schubste Kyle's Bruder sie auf der Schaukel an, auf wieder einem anderen saß sie unter dem Weihnachtsbaum und packte Geschenke aus. Ihre Goldblonden wurden von diesem Hässlichen grünen Haarreif zurückgehalten, den sie damals nie ablegen wollte. Ich erinnerte mich gut an dieses Weihnachten, denn meine Eltern waren nicht da und hatten keine Geschenke besorgt. Olivia hatte sie damals nur für mich noch organisiert, aber das erfuhr ich erst Jahre später als Dad sich beschwerte, dass sie mir damals meinen ersten Football geschenkt hatten und das seiner Meinung nach der Anfang vom Ende war. Es war ein besonderes Weihnachten gewesen und das letzte mit Sophia, die kurz darauf an Leukämie verstarb. Damals waren wir Dreizehn gewesen und obwohl sich ihr Todestag nun zum fünften Mal jähren würde, war es für Kyle immer noch eine schwierige Zeit in der er sich oft von uns abkapselte. Keiner machte es ihm zu einem Vorwurf, weil niemand seinen Schmerz nachvollziehen konnte oder wollte. 

Wir sprachen nicht über das, was heute vorgefallen war, unser Streit war vergessen. Stattdessen tranken wir unseren Kakao,

in stillen Gedanken an Sophia.


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