born to die ✘ the hunger game...

By TheDarkFlame

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BORN TO DIE. ❝BUT WHAT IF THE MONSTERS COME?❞ i used to ask my sister, when i was a little girl. she lo... More

Cαтo & Clove - Borɴ To Dιe.
PROLOG: Lιɢнт Iɴ Tнe Dαrĸɴeѕѕ.
♯Cнαpтer O2 ~ Welcoмe To My Lιғe.
♯Cнαpтer O3 ~ Tнe Deαdly Decιѕιoɴ.
♯Cнαpтer O4 ~ Beιɴɢ Hυɴтed Aт Nιɢнт.
♯Cнαpтer O5 ~ Tнe Gιrl Iɴ Tнe Mιrror.
♯Cнαpтer O6 ~ Tнe Reαpιɴɢ Dαy.
♯Cнαpтer O7 ~ Oɴ Tнe Edɢe Oғ Teαrѕ.
♯Cнαpтer O8 ~ New Allιeѕ Aɴd New Eɴeмιeѕ.
♯Cнαpтer O9 ~ Toмorrow Wιll Be Kιɴder.
♯Cнαpтer 1O ~ All We Hαd Iѕ Tαĸeɴ Awαy Froм Uѕ.
♯Cнαpтer 11 ~ Eɴтerιɴɢ Tнe Cαpιтol.
♯Cнαpтer 12 ~ Tнe вoy wнo αlwαyѕ lαυɢнed.
♯Cнαpтer 13 ~ Soмe ѕмαll dιѕpυтeѕ wιтн yoυr ғrιeɴdѕ.
♯Cнαpтer 14 ~ Lιĸe A Grecιαɴ Goddeѕѕ.
♯Cнαpтer 15 ~ Tнe Deer Wιтн Tнe Goldeɴ Aɴтlerѕ.
♯Cнαpтer 16 ~ Welcoмe тo тнe Freαĸѕнow.
♯Cнαpтer 17 ~ Mαy Tнe Oddѕ Be Ever Iɴ Yoυr Fαvor.
♯Cнαpтer 18 ~ Tнere Wιll Be Hope Aѕ Loɴɢ Aѕ Yoυ Sтιll Dreαмιɴɢ.
♯Cнαpтer 19 ~ See Yoυ Jυѕт Tнe Wαy Yoυ Reαlly Are.
♯Cнαpтer 2O ~ Tнe Sтαr Croѕѕed Loverѕ Froм Dιѕтrιcт Two I
♯Cнαpтer 21 ~ Tнe Sтαr Croѕѕed Loverѕ Froм Dιѕтrιcт Two II
♯Cнαpтer 22 ~ Dreαм Awαy Froм Tнe Preѕeɴт.
♯Cнαpтer 23 ~ Plαyιɴɢ Hιde αɴd Seeĸ.
♯Cнαpтer 24 ~ Helpғυl Advιceѕ Aɴd Lαѕт Iɴѕтrυcтιoɴѕ.
♯Cнαpтer 25 ~ Trαιɴιɴɢ Hoυrѕ Aɴd Dιғғιcυlт Iмpedιмeɴтѕ I
♯Cнαpтer 26 ~ Trαιɴιɴɢ Hoυrѕ Aɴd Dιғғιcυlт Iмpedιмeɴтѕ II
♯Cнαpтer 27 ~ Tнe Uɴeхpecтed Iɴтerroɢαтιoɴ.
♯Cнαpтer 28 ~ Wнeɴ Teαrdropѕ Tυrɴ To Aѕнeѕ I
♯Cнαpтer 29 ~ Wнeɴ Teαrdropѕ Tυrɴ To Aѕнeѕ II
♯Cнαpтer 3O ~ Wнeɴ Teαrdropѕ Tυrɴ To Sɴowғlαĸeѕ.
♯Cнαpтer 31 ~ I Doɴ'т Wαɴт To Dιe So Yoυɴɢ.
♯Cнαpтer 32 ~ Soмeтнιɴɢ Sтrαɴɢe Iѕ Goιɴɢ Oɴ Here.
♯Cнαpтer 33 ~ We Are A Teαм.
♯Cнαpтer 34 ~ Trιcĸѕ Aɴd Tнreαтѕ.
♯Cнαpтer 35 ~ Fυɴ Iɴ Gαмeѕ.
♯Cнαpтer 36 ~ Heαrтғelт Syмpαтнy.
♯Cнαpтer 37 ~ Iт'ѕ Sυcн A Crυel World, Iѕɴ'т Iт?
♯Cнαpтer 38 ~ Teαrѕ, Cнrιѕтмαѕ αɴd Uɴιcorɴ Cαĸe.
♯Cнαpтer 39 ~ Oɴe Moмeɴт ιɴ Tιмe.
♯Cнαpтer 4O ~ Tнαт Tнιɴɢ αвoυт New Yeαrѕ Eve.
♯Cнαpтer 41 ~ Reαl ... Or Noт Reαl?
♯Cнαpтer 42 ~ Solvιɴɢ Tнe Pυzzle.
♯Cнαpтer 43 ~ Mιdɴιɢнт Coɴverѕαтιoɴѕ.
♯Cнαpтer 44 ~ Trυѕт Aɴd Dιѕтrυѕт.
| 45. COUNTDOWN
| 46. DEMONS
| 47. PRIVATE SESSIONS
| 48. DRESSES AND SCORES
| 49. HOW TO BE MYSELF
| 50. THE GIRL ON FIRE
| 51. UNTIL MIDNIGHT
| 52. STAY WITH ME
STRANGE LANDS.
| 53. ALMOST LOVER
| 54. SIXTY SECONDS
| 55. FIRST KILLS
| 56. LITTLE BIRD
| 57. FAKE LOVE
| 58. ALLIES
| 59. SILENT NIGHT
| 60. LAST CHRISTMAS
| 61. KINGDOM OF ISOLATION
| 62. LOVERBOY
| 63. THE CAREERS
| 64. FIRE AND BLOOD
| 65. DEADLY SMOKE
| 66. ALIVE AND WELL
| 67. GOLDEN CAGE
| 68. MIDNIGHT TERRORS
| 69. SILK HEART
| 70. THE HUNT
| 71. MIDNIGHT MEMORIES
| 72. TRACKER JACKERS
| 73. HALLUCINATIONS
| 74. FROZEN
| 75. SHATTER ME
| 76. LET IT GO

♯Cнαpтer O1 ~ Oɴce Upoɴ A Tιмe.

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By TheDarkFlame

Hᴀʟʟᴏ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!

Wow! Ich hatte ehrlich nicht erwartet, dass diese Geschichte schon nach dem Prolog sechzig Reads, sechs Votes und sieben Kommentare haben würde! Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle an Lini26 und CloveundClato für die allerersten lieben Reviews!

Ich habe mich wirklich wahnsinnig darüber gefreut! Hier habe ich nun also das erste Kapitel für Euch, vom dem ich natürlich hoffe, dass es Euch ebenso gefällt wie der Prolog. Wie immer freue ich mich natürlich auf Eure Kommentare und Eure Meinungen dazu.

So, jetzt hab ich aber genug geredet!

Vιel Spαß вeιм Leѕeɴ! wϋɴѕcнт Eυcн, Eυre Zoey <3

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♯Cнαpтer O1 ~ Oɴce Upoɴ A Tιмe.

#Distrikt zwei, Panem
#Sommer 4O5O, Cloves fünftes Lebensjahr

Sometimes we smile in order not to cry. Sometimes we are violent in order not to despair. And sometimes ... sometimes we want to kill somebody we actually love.

Es war ein ganz normaler Tag, als es geschah.

Um das Klischee zu verwenden, hätte man sagen können, die Sonne schien gleißend hell am enzianblauen Himmel und die Vögel zwitscherten vergnügt, als ich hastig mein kleines Zimmer verließ und nach unten in den großen Wohnraum tappte. Sofort stachen mir die feuerroten Haare meiner Mutter entgegen, welche genau die gleiche Farbe besaßen, wie die meiner kleinen Schwester Tamara - von allen stets Tammy genannt.

»Guten Morgen, mein Liebling«, begrüßte mich meine Mutter mit einem kleinen Lächeln auf den vollen Lippen und küsste mich liebevoll auf die Wange. Ich umarmte sie freudig.

»Morgen, Mommy«, krähte ich vergnügt und ließ mich auf die alte Holzeckbank fallen.

»Ist Frühstück schon fertig?«

Meine Mutter lachte.

»Aber sicher. Ich hab dir dein Lieblingsgericht gemacht. Pfannkuchen mit Marmelade«, sagte sie zu mir und stellte mir dann einen großen Teller voll dampfender Pfannkuchen vor die Nase. Gerade als ich mir den ersten Bissen in den Mund geschoben hatte, kam mein Vater die Treppenstufen hinunter gepoltert. Ohne meiner Mutter einen Guten Morgen zu wünschen, schnappte er sich die Tageszeitung und ließ sich mit einem hörbaren Krachen auf den alten Eichenholzstuhl fallen. Meine Mutter schenkte ihm einen missbilligenden Blick, sagte jedoch nichts dazu. In einer Ecke des dunklen Wohnzimmers spielte Tammy einsam und allein auf dem Boden mit ihren alten, verblichenen Puppen.

Ich erinnere mich nicht mehr an viel.

In meinem Kopf ist der ganze Vorfall heute ziemlich verschwommen.

Ich weiß nur noch, dass Mom und Dad auf einmal einen Streit hatten.

Und zwar einen schlimmen Streit.

Mein Vater war damit beschäftigt, zusätzlich zu seiner Tageszeitung sich zeitgleich auch noch ein Brot vorzubereiten. Während er heftig diskutierte, hielt er deswegen ein scharfes Messer in der Hand, was eigentlich zum Schmieren und Schneiden seines Brotes gedacht war, heute jedoch auch noch zu einem anderen Zweck genutzt wurde.

Doch meine Mutter sah die drohende Gefahr nicht.

Sie bemerkte nicht den Wahnsinn, der in den blassbraunen Augen meines Vaters lauerte.

Nein, sie schrie ihn wütend an, woraufhin er verärgert zurückbrüllte.

Ich glaube, bei ihrem Streit ging es um Tammy und mich.

Unser Essen war seit jeher immer knapp gewesen und Dad war schon immer der Meinung, dass er für zwei Kinder nicht sorgen konnte, insbesondere da meine kleine Schwester nicht einmal ein Wunschkind gewesen war. Mein Vater sagte, er könne uns doch einfach im Wald aussetzen. Keiner würde etwas bemerken, und wenn doch, dann wären wir schon längst verhungert. Damals fragte ich mich, wie man so grausam sein konnte. So kalt.Regelrecht gefühllos. Meine Mutter jedoch, die jedes kleine Wesen, und sei es noch so unnütz abgöttisch liebte, war strikt dagegen und protestierte entrüstet.

Sie stritten sich heftiger.

Alles ging ganz schnell.

Ich sah das entsetzte Gesicht meines Vaters; sah den Unglauben in seinen Augen.

Er wollte nicht wahrhaben, was er soeben getan hatte.

Und ich ebenfalls nicht.

Doch einem Impuls nach, den ich schon immer verabscheut hatte, konnte ich nicht anders, als zuzuschauen. Meine Mutter war zu Füßen meines noch immer geschockten Vaters zusammengeklappt; in ihrer Brust steckte das blutverschmierte Küchenmesser. Sie röchelte verzweifelt, wie um noch ein paar letzte Worte hervorzubringen, doch nach nur zehn Sekunden verwandelte sich ihr Röcheln in ein schmerzerfülltes Keuchen ...

Und dann ... hörte ich gar nichts mehr. Die hilflos ausgestreckte Hand meiner Mutter fiel mit einem lauten, ekelerregendem Geräusch auf die harten Fliesen.

Ich hörte ein leises Knacken, als ob ihr Handgelenk brach, während ihre wunderschönen blauen Augen blicklos wurden, mich jedoch noch immer eindringlich anstarrten.

Ein lauter Knall ließ mich aufschrecken und das Gesicht von meiner Mutter abwenden.

Tammy hatte ihre Puppen aus den Händen fallen lassen.
Sie schrie nicht, doch ihre Augen waren stark geweitet, als sie unsere tote Mom unter dem liebevoll gedeckten Frühstückstisch erblickte. Sie war erst drei Jahre alt.

So jung.

Zu jung.

Sie verstand nicht.

Ich dagegen schon.

Entschlossen nahm ich meine kleine Schwester bei der Hand.

Obwohl der Verlust meiner Mutter mich in einer seltsamen Schockstarre zurückgelassen hatte, so wusste ich doch, dass ich hier nicht mehr bleiben konnte. Auf gar keinen Fall.

Ich musste aus diesem Haus flüchten, da ich es nun nicht länger mein Zuhause nennen durfte. Ich hatte bereits einen Schritt auf die alte Holztür zugemacht, als sich plötzlich ein schweres Gewicht von hinten auf mich warf und mich eisern an den Beinen festhielt.

Verwundert drehte ich mein Gesicht und starrte direkt in das meines Vaters, was nun einen wilden und kaum noch menschlichen Ausdruck angenommen hatte. Ich keuchte.

Die Ader an der Schläfe meines Vaters pochte stetig und seine Augen fixierten mich aus Schlitzen, als wäre er ein Jäger und ich seine Beute. Obwohl ich nicht wusste, was ich nun tun sollte, da er noch immer auf meinem Rücken lag, versuchte ich, Tammy so gut wie mir eben möglich mit meinem Körper zu schützen, damit er sie nicht entdeckte.

Doch da hatte ich die Rechnung ohne meinen Vater gemacht; dem ehemaligen obersten Friedenswächter von Distrikt zwei. Wie ein Blitz rappelte er sich plötzlich auf und zerrte mich an meinem dünnen Hemdchen nach oben. Ich schrie und wehrte mich aufgrund der unsensiblen Behandlung, doch mein Vater ignorierte meine Schreie einfach.

Meine dünnen Beine, die ich mir den Tag zuvor beim Spielen mit den anderen Kindern aufgeschürft hatte, schmerzten, und die Wunden rissen erneut auf, als mein Vater mich achtlos über den rauen Holzboden schleifte. Ich brüllte vor Schmerz und konnte gleichzeitig auch einfach nicht so recht begreifen, das das alles wirklich geschah.

Aus irgendeinem Grund konnte ich Tammys Hand nicht loslassen, und so wurde sie hinter mir hergezogen. Als wir ungefähr in der Mitte des Wohnzimmers standen, schnaufte mein Dad kurz und stieß mich brutal in die nächste Ecke. Dann stapfte er schwerfällig auf Tammy zu, die wie versteinert am Boden kniete, direkt an der Stelle, an der ich sie losgelassen hatte. Angsterfüllt starrte sie in die wilden Augen meines Vaters.

Sie schrie nicht.

Auch dann nicht, als mein Vater mit seinem rechten Arm weit ausholte ...

und ihr mitten in das zarte Gesichtchen schlug.

Ich war diejenige die schrie.

Die ihn anbrüllte und ihm Beschimpfungen an den Kopf warf, die ich aufgeschnappt hatte, als die Erwachsenen sich früher einmal zum Kartenspielen getroffen hatten.

Ich war diejenige, die wie am Spieß schrie, als mein Vater meine kleine Schwester am Arm packte und sie mit Schwung durch das große Wohnzimmer warf, als wäre sie auch nur eine der willenlosen Spielzeugpuppen, mit denen sie immer gespielt hatte.

Ich war es, deren schrilles Schreien sich schließlich in ein ohrenbetäubenes Heulen verwandelte, als meine kleine Schwester an dem schweren Couchtisch aus Ebenholz abprallte und ihr Genick mit einem ohrenbetäubenen Knacken entzwei brach.

Ich war diejenige, deren laute Schreie schließlich verstummte, als ich beobachten musste, wie Tammys angsterfüllte Augen schlussendlich blicklos wurden. Minuten lang saß ich in der schmutzigen Ecke und sah auf meine kleine Schwester herab, die winzig und einsam vor dem großen und übermäßig gewaltig erscheinenden Couchtisch lag.

Ich hätte sie noch ewig angestarrt, wie sie da lag.

Das rote Haar, welches die gleiche Farbe besaß wie das meiner Mutter, die vor dem Küchentisch lag; die blauen Augen genau wie die ihren weit aufgerissen und blicklos.
Solange, bis mein Vater mich grob am Kinn packte und zu sich nach oben zog.

Ich hatte ihn nicht kommen hören, anderseits stand ich ja auch gewaltig unter Schock.

Innerhalb von Minuten hatte ich meine Mutter und meine Schwester verloren.

Ich konnte es noch immer nicht begreifen.

Wie hatte es nur so weit kommen können?
Verängstigt und gleichzeitig wütend blickte ich in die braunen Augen meines Vaters, in denen sich gleichermaßen Erschrecken und Wut widerspiegelte. Er schwitzte heftig.

»Clove, du musst mir jetzt zuhören. Du darfst niemandem erzählen, was hier passiert ist, hast du mich verstanden?«, sagte er gehetzt und seine Stimme begann zu zittern.

Vielleicht hätte ich Mitleid mit ihm haben sollen ...

Doch ich empfand keines.

Ich empfand nicht einmal mehr Wut.
Ich war ... vollkommen leer.

Verloren. Und doch pochte in meinem Herzen ein stetiger Hass, der immer stärker wurde, je länger ich in die schrecklich verzweifelten Augen meines Vaters blickte ...

Ich hatte noch nie jemanden geschlagen.

Noch nie auch nur versucht, meine Hand gegen jemanden zu erheben.

Ich hatte die Spötteleien der anderen Kinder in der Schule tagtäglich über mich ergehen lassen, ohne mich zu wehren. Ich war ein braves, kleines Mädchen gewesen ...

Wie meine Mutter es mich gelehrt hatte.

Doch jetzt ... war sie tot.
Mein Vater hatte mir alles genommen, was mir je etwas bedeutet hatte.
Meine Schwester. Meine Mutter. Meine Unschuld.

Meine Hand bewegte sich wie von selbst.

Und als sie schließlich gegen den Kiefer meines Vaters krachte ...

Empfand ich zum ersten Mal an diesem Tag etwas wie ... Genugtuung.

Er hatte es verdient.

Er hatte es verdient, auf diese Weise mit seinen Schmerzen fertig zu werden.

Er hatte es verdient, ebenso zu leiden, wie ich es gerade tat.

Doch diese kleine Handbewegung änderte alles.

Wo mein Vater vorher vielleicht noch ein wenig von seiner Menschlichkeit hätte behalten können, wenn ich nur versprochen hätte, zu schweigen, so verwandelte er sich jetzt vor meinen Augen erneut in dieses tödliche Monster, welches mich aus glühenden Augen wütend fixierte. Au weia. Ich wusste nur zu gut, was unweigerlich gleich folgen würde.

»Du wirst niemandem davon erzählen, hast du mich verstanden, Clove?!«, brüllte er mich an, wobei winzige Spucketröpfchen auf mein Gesicht fielen und meine Haut zeichneten, während mein eigener Vater schmerzhaft an meinen kurzen braunen Haaren zerrte.

»Hast du mich verstanden?«

Er wartete meine Antwort gar nicht mehr ab, sondern ließ meinen Kopf einfach immer wieder auf den harten Boden knallen. Ich schrie auf, was er jedoch ignorierte. Es schien beinahe so, als ob es ihm von nun an egal wäre, ob ich lebte, oder starb. Ich schluchzte.

Mir war schwindlig und Sterne tauchten vor meinem inneren Augen auf.

»Ich werde nichts sagen! Ich werde nichts erzählen! Du ... du hast mein Wort«, schrie ich immer wieder, doch ich bezweifelte stark, dass mein Vater mich verstanden hatte. Er prügelte einfach weiter schmerzhaft auf mich ein, als wäre er in einem Rausch gefangen.

Und irgendwann verlor ich endlich das Bewusstsein.


Danach wachte ich ein paar Tage später in meinem weichen Bett mit den dünnen Laken auf. Die Sonne schien durch die kleinen, schmutzigen Fenster meines Zimmers wie jeden Morgen und die Vögel zwitscherten vergnügt wie am Tag, als es geschehen war.

Es war ein ganz normaler Morgen.

Oder er hätte es zumindest sein können.

Denn sobald ich mich in dem kleinen Bett aufrichtete, spürte ich bereits, wie meine Knochen schmerzhaft gegen diese harmlose Bewegung protestierten. Ich fuhr mit einer Hand meine aufgeschürfte Wange entlang, zuckte jedoch sofort zurück, als ich plötzlich einen schmerzhaften Stich verspürte. Eine einzelne Träne lief mir übers Gesicht.

Sie brannte an meinen Wunden, erinnerte mich so schmerzhaft an den Tod meiner Mutter und Schwester, und versiegte schließlich in meinen dichten braunen Haaren.

Von nun an war ich also gezeichnet. Ich hatte an einem einzigen Tag mehr durchmachen müssen, als es für meine jungen Jahre angemessen war. Mehr als ich verkraften konnte.

Vielleicht war es deswegen - aber ich brachte es nicht über mich, an diesem Tag in den Spiegel zu sehen. Erst ein paar Wochen später traute ich mich endlich in die glanzlose Scheibe zu blicken, doch das, was ich dort sah, war nicht das, was ich erwartet hatte.

Nicht mal in meinen schlimmsten Albträumen.

Mein Gesicht war mit blauen Flecken und Blutergüssen übersät, meine Augen waren stark geschwollen, meine Lippe dick. Auch an meinem restlichen Körper konnte ich böse Schnittwunden, Blessuren und Prellungen entdecken. Doch mein Schock über meinen verunstalteten Körper war nichts im Gegensatz zu den seelischen und körperlichen Qualen, die ich erleiden musste. Nachdem ich die ganze Nacht vor Schmerzen geheult hatte, ging ich zwei Woche lang nicht mehr aus dem Haus und schwänzte die Schule.
Als mein Vater das mitbekam, versuchte er mich wieder zu schlagen, doch ich hielt mutig dagegen, dass ich, wenn er es noch einmal wagte, mich dermaßen zu verletzten, wieder nicht zur Schule gehen würde. Und das würde er doch nicht wollen ... oder etwa doch?
Er beließ es bei einer einfachen, jedoch wirkungsvollen Ohrfeige.

Von diesem Tag an war ich nie mehr dieselbe.

Ich war nicht mehr unschuldig.
Ich hatte den Mord an meiner Mutter und Schwester miterleben müssen.
Ich war kein kleines Mädchen mehr.
Ich war darüber hinaus der einzige Mensch, der die Wahrheit ans Licht bringen konnte.

Doch ich tat es nicht.

Stattdessen sah ich teilnahmslos zu, wie beide wenige Tage danach beerdigt wurden.

Dad heuchelte ein paar Tränen - ob er wirklich weinte, wusste ich nicht.

Von diesem Tag an, lernte ich verschlossen zu sein.

Geheimniskrämerisch. Blass. Naiv.

Als ich eine Woche nach der Beerdigung schließlich endlich wieder die Schule besuchte, waren die üblen Flecken, Blessuren und Prellungen immer noch nicht verschwunden.

Doch wen sollte das schon kümmern?

Ich war immer eine Außenseiterin gewesen.

Das stille Mädchen, mit dem keiner etwas zu tun haben wollte.

Wenn mich aller Wahrscheinlichkeit zum trotz doch noch jemand darauf ansprechen würde, so würde ich die Ausrede benutzen, ich wäre von einer hohen Mauer gesprungen und gestürzt. Meine Mitschüler würden es dann dabei belassen, dass wusste ich genau.

Ich war schon immer für meine wagemutigen, jedoch meist auch dummen Taten bekannt gewesen. Es gab nicht mal eine Woche, wo ich nicht mit Blessuren und Schürfwunden im Unterricht auftauchte. Doch an diesem Tag - dem ersten Tag, wo ich mich überhaupt wieder in der Schule blicken ließ - änderte sich so einiges.
Alles begann damit, dass ich - wie immer allein - in der großen Cafeteria, die randvoll mit lachenden Schülern gefüllt war, in meiner kleinen Ecke saß. Ein voller Teller Spagetti mit Tomatensoße und Käse stand vor meiner Nase, und ich versuchte verzweifelt, wenigstens ein paar Bissen davon hinunter zu würgen. Doch mir war einfach viel zu schlecht. So schlecht, dass ich große Angst hatte, jeden Moment loskotzen zu müssen.

Das wäre dann wohl ein gefundenes Fressen für meine Mitschüler gewesen, welche alle in kleinen Grüppchen ihr Mittagessen verzehrten und mich nicht eines Blickes würdigten.

Vielleicht sollte ich lieber aufstehen und gehen, dachte ich unsicher, als ich die Blicke bemerkte, die mir Helene Wissandra zusammen mit ihren Lästerfreundinnen zuwarf und die ganz eindeutig mit nicht allzu schönen Worten verbunden wären. Schon immer hatte Helene mich im Visier gehabt. Zusammen mit meiner abwesenden Art und den gebrauchten Klamotten, die ich jeden Tag trug, war ich wohl das perfekte Mobbingopfer.

Vielleicht wäre es besser, den Rest der Pause auf der Schultoilette zu verbringen.

Allein.

Dort würden mich Helene und die anderen nicht wieder verspotten oder hänseln können, wie jeden Tag. Doch noch bevor ich die Entscheidung treffen konnte, den Speisesaal zu verlassen, änderte sich meine alltägliche Mittagsroutine beträchtlich.

»Du bist Clove Kentwell, nicht wahr? Du wohnst in diesem kleinen Haus abseits der Stadt«, hörte ich plötzlich eine Stimme direkt neben mir. Ich hob den Blick, während ich mein Nudelmesser fester umklammerte und sah den Idioten an, der mich bei meiner Flucht vor Helene und deren Freundinnen aufzuhalten versuchte. Es war Cato Chandler.

Er ging in meine Klasse und war - obwohl er nur zwei Jahre älter war als ich - bereits der absolute Mädchenschwarm und Anführer einer Clique von Jungs, die alles taten, was er befahl und jeden schikanierten, der ihnen in die Quere kam. Er war echt ein Arschloch.

Und alle hielten ihn für absolut cool.

Naja, alle, bis auf mich.

Ich sah in ihm nur den Angeber, der überall - wohin er auch kam - Aufmerksamkeit und Bewunderung von anderen suchte. Die Tatsache, die mich dann doch schockierte, war, dass er sich ohne nachzudenken oder zu zögern neben mir auf den Stuhl hatte fallen lassen. Normalerweise aß ich allein - dass ich keine Freunde hatte, habt Ihr sicher auch schon mitbekommen. Dass sich nun Cato zu mir gesetzt hatte und mich nachdenklich ansah, verwirrte mich mehr, als ich zugeben wollte. Doch ich ließ es mir nicht anmerken.

»Was willst du hier, Chandler? Sind dir die Mädchen ausgegangen, die dir sonst immer zu Füßen gefallen sind? Oder hast du eine Wette am Laufen - zum Beispiel das unbeliebteste Mädchen der ganzen Jahrgangsstufe zu verarschen?«, fragte ich spitz und schob meinen Teller angewidert von mir. Die Nudeln sahen aus, als wären sie bereits dreimal aufgewärmt worden. Komisch, dass mir das erst jetzt auffiel. Während ich meinen Blick auf die weiße Tischplatte vor mir richtete und die Finger ineinander verhakte, hoffte ich angestrengt, Cato Chandler würde endlich verschwinden und mich in Ruhe lassen.

Doch da hatte ich die Rechnung ohne ihn gemacht, der offenbar nicht mal im Traum daran dachte, mich wieder allein zu lassen. War ja auch mal wieder typisch für mich.

»Nein, weder habe ich eine Wette am Laufen, noch will ich dich ärgern oder so. Das meine ich ernst, okay? Ich wollte mich bloß mal erkundigen, wie's dir so geht. Ich hab das mit deiner Mutter und deiner Schwester gehört. Tut mir leid«, sagte er leise.

Es hörte sich glaubwürdig an, doch ich zuckte bloß mit den Achseln.

»Danke. Aber mir geht's gut. Verschwindest du jetzt bitte endlich?«
Cato lachte. »Mann, du scheinst es ja echt eilig zu haben, mich loszuwerden. Woran das wohl liegt?« Er gab mir keine Zeit, die bissige Antwort auszusprechen, die mir bereits auf der Zunge lag, sondern hob die Hand und strich ohne die geringste Vorwarnung über meine Wange, an der parallel eine lange Schnittwunde entlanglief. Ich war verblüfft.

Wie konnte er es einfach so wagen, mich anzufassen? Okay, ich war zwar erst fünf, da bedeutete das noch nicht allzu viel, aber trotzdem. Prinzip war Prinzip. »Fass mich nicht an, verstanden?«, zischte ich ihm zu und umklammerte das Messer in meiner Hand fester.

Cato zog die Augenbrauen hoch, fügte sich jedoch widerstandslos meinen Wünschen.

»Tut es noch weh?«, fragte er stattdessen nur und sah mich mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht an. »Ja, das tut es, allerdings. Und jetzt lass mich bitte in Ruhe«, meinte ich und starrte wieder auf die Tischplatte. »Ich wollte dir doch nur helfen«, meinte Cato leise und in seiner Stimme hörte ich Verletzlichkeit mitschwingen. Erneut blickte ich auf und sah ihn an. Er wirkte ganz und gar nicht, als ob er mir helfen wollte.

Allein schon das Blitzen seiner blauen Augen verriet, dass er es im Grunde genoss, mich aufzuziehen. »Nun, auf Wiedersehen«, sagte ich deutlich, mit besonderer Betonung, damit er verstand, dass er unerwünscht war und jetzt doch bitte mal wieder gehen sollte.

Cato lachte und stand auf.

Doch er ging nicht.

Nein, er kam plötzlich ganz nahe auf mich zu.

Ich wich ängstlich zurück, doch mein Stuhl bot nur geringe Vesteckmöglichkeiten und es wäre viel zu peinlich gewesen, jetzt aufzustehen und zu flüchten. Aber echt.

»Denkst du wirklich, ich würde glauben, du hättest all diese Blessuren und Verletzungen, weil du von einer Mauer gesprungen bist?«, flüsterte er mir gefährlich leise ins Ohr.

Ich zuckte zusammen und wich noch weiter vor ihm zurück.

»Beton kann ziemlich hart sein. Außerdem ist es mir egal, was du glaubst, oder auch nicht«, gab ich wütend zurück. Cato grinste. »Darauf möchte ich wetten. Mach dir keine Sorgen, Clove - ich werde es niemals jemandem erzählen. Du hast mein Wort

Dann verließ er mich, und ich saß da, allein, vor mir ein unberührter Teller Spagetti.

Niemand hatte je mein Geheimnis erfahren.
Ich habe es zu dieser Zeit niemals erzählt; niemals davon gesprochen.

Doch es kommt mir vor, als hätte Cato Chandler es damals schon erraten.


#Distrikt zwei, Panem
#Sommer 4O6O, Cloves fünfzehntes Lebensjahr

Es war ein schöner Sommertag.

Die Sonne schien strahlend hell, die Vögel zwitscherten vergnügt und die bunten Blumen blühten auf jeder Wiese in Distrikt zwei. Ich hatte mich nach einem schlimmen und auch schmerzhaften Streit zwischen mir und meinem Vater auf eine dieser Blumenwiesen gesetzt und weinte bitterlich. Ich weinte um mein Leben, um mich selbst, und um meine Zukunft.

Meine Umgebung war freundlich, die Sonne schien, die Blumen blühten, Vögel zwitscherten in den nahen Bäumen, und die Bienen summten neben mir in den farbenfrohen Blüten. Ein perfekter, friedlicher Tag.

Das Einzige, was nicht so recht ins Bild passen wollte, war ich.

Schon wieder.

Ich passte nie irgendwo hinein.

Für mich gab es keine kleinen Schubladen, in die man mich stecken konnte.

Ich war eine Einzelgängerin.

Dazu verdammt, mit allem immer allein fertig werden zu müssen.

Und jetzt war ich wohl an einem Zeitpunkt angekommen, wo ich einfach nicht mehr konnte. Tatsächlich war mein Schmerz inzwischen so groß, dass ich mein kleines Taschenmesser hervorgeholt hatte, und nun ernsthaft darüber nachdachte, diesem Schmerz zu entkommen - doch dann wurde ich plötzlich unsanft zur Seite gestoßen.

Ärgerlich und verwirrt sah ich mich um.

Wer zum Teufel war das wieder gewesen?

»Mein Gott, Clove! Bist du okay?«

Seufzend verdrehte ich die Augen.

Cato Chandler.

Natürlich.

Seit dem Vorfall beim Mittagessen vor vielen Jahren schwirrte er ständig um mich herum und schien immer eine Gelegenheit zu suchen, mich aufzuziehen oder mich zu nerven.

»Nein, ich bin nicht okay!«, motzte ich genervt. »Das hat man ja gesehen, nicht wahr?«

Diese Worte hätten spöttisch oder höhnisch klingen sollen, doch schließlich brach meine Stimme am Ende des Satzes. Und bevor ich wusste wie mir geschah, liefen die Tränen bereits ungehindert über meine Wangen. Noch überraschender für mich war, dass Cato mich nicht auslachte, oder verachtete. Nein, er nahm mich einfach nur in den Arm, als wäre ich wieder fünf, statt fünfzehn Jahre alt, und ich weinte mich an seiner Schulter aus.

Nachdem wir eine Weile auf der Wiese gesessen und einfach nur geredet hatten - und Cato keine Anstalten gemacht hatte, mich allein zu lassen - vertraute ich ihm sogar mein Familiengeheimnis an. Wie mein Dad mich immer wieder schlug, wie er meine Mutter und meine kleine Schwester ermordet hatte, und wie ich zu schwach war, mich gegen ihn zu wehren. Cato tröstete mich die ganze Zeit über und bot mir schließlich sogar im Scherz an, er könnte ja in die Hungerspiele gehen, damit ich endlich mein eigenes Leben führen könnte. Denn ich hatte seiner Meinung ein eigenes Leben verdient. Und nur wenn man Geld oder Macht hatte, würde keiner mehr über einen bestimmen können.

Und das bekam man nur durch die Hungerspiele - oder einer Ausbildung als Friedenswächterin - was ich allerdings niemals schaffen würde. Ich konnte einfach keine Befehle befolgen, oder mich jemand anderem unterordnen. Ich selbst hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie wirklich darüber nachgedacht, an den Spielen teilzunehmen. Ich meine, okay, wenn man Todessehnsucht hatte, war das die allerbeste Möglichkeit.

Doch da Cato mich gerade erfolgreich vor dem Tod gerettet, und mir erklärt hatte, ich hätte ein eigenes, selbständiges Leben verdient - da wollte ich nicht einfach so aufgeben.

Nein, ich würde kämpfen.

Und tun, was auch immer nötig war, um meine Ziele zu erreichen.

Ein paar Wochen nach diesem Gespräch erschütterten dann dann plötzlich wüste Gerüchte das ganze Distrikt: Die schüchterne Clove Kentwell, die keiner jemals so wirklich wahrgenommen hatte, führte nun eine Beziehung mit Cato Chandler, dem absoluten Mädchenschwarm der ganzen Schule? Wie hatte sie das nur geschafft?

Tja, diese Gerüchte stellten sich schon bald als wahr heraus.

Von nun an beachtete man mich.

Ich bekam Aufmerksamkeit, Bewunderung, und noch dazu, viele Neider.

Ich fand jedoch auch ein paar gute Freunde.

Viele waren es nicht - die meisten mochten mich natürlich nur, um dadurch gleichzeitig auch an Cato heranzukommen. Doch es gab auch einige - wie Jacinda, Edeline und Lorraine - die mich augenscheinlich wirklich mochten und so akzeptierten, wie ich war.

Das Verhältnis zu meinem grausamen Vater blieb so schlimm wie es schon seit jeher gewesen war, doch Cato konnte mich immerhin jedes Mal aufs Neue aufbauen und zum Lachen bringen, wenn ich wieder einmal traurig war. Wie die anderen aus meinen Distrikt wusste ich anfangs nicht so recht, was Cato eigentlich an mir fand - ich meine, ich bin nun wirklich nicht die Hübscheste - doch nach einiger Zeit, in der er mir immer wieder beteuert hatte, dass er mich wirklich mochte, stellte ich meine Fragen allmählich ein, und beschloss, lieber das zu genießen, was ich momentan hatte. Ich wollte den kleinen, verheißungsvollen Strahl Licht, der meine Dunkelheit erhellt hatte, auskosten, bis es nicht mehr ging. Cato akzeptierte mich zu meinem Glück so wie ich war, und störte sich nicht an meiner sarkastischen, vorlauten, und manchmal auch widerspenstigen Art.

Er war der Einzige, der mich wirklich verstand und glücklich machen konnte.

Mein Leben schien endlich auf dem Weg der Besserung zu sein.

Doch so leicht ließ ich mich nicht von meinen Gefühlen täuschen. Denn das Erste und Wichtigste, was ich in meinen fünfzehn Jahren gelernt hatte, war Folgendes:

Der Schein konnte auch trügen.

Ihr seht also: Mein Leben war niemals wirklich einfach.

Ich durfte nie die Vision eines kleinen Kindes besitzen, dass alles am Ende doch noch gut werden würde, oder von einem hübschen rosafarbenen Prinzessinnenschloss träumen.

Ich glaubte nicht an Happy Ends.

Ich wartete nicht auf einen heldenhaften Prinzen, der mich schließlich aus meinem Turm - und somit meiner Gefangenschaft - rettete. Ich glaubte nicht mehr an Märchen.

Nichts konnte mich aus den Klauen meines Vaters befreien, dem seit meine Mutter gestorben war, alles egal zu sein schien. Fünf Jahre nachdem ich meine Familie verloren hatte, hatte mein Vater mich auf die Akademie von Distrikt zwei abgeschoben.

Dort erlernte ich, wie ich Waffen und Kampfstrategien so einsetzte, dass ich diese schlussendlich zu meinem Vorteil nutzen konnte. In den Ferien besuchte ich das Haus meines Vaters, sonst war ich eigentlich kaum daheim. Das einzig Gute dabei war, dass Cato mit mir die Akademie besuchte und wir somit zusammen sein konnten. Das einzige Hindernis, was wir dabei überwinden mussten, war, dass Liebe an der Akademie weder gern gesehen, noch geduldet wurde - wir mussten uns also stets heimlich treffen.

Wie gesagt, waren die Gerüchte um uns bereits vorhanden.

Doch zu unserem Glück schienen die Leiter der Akademie diese nicht wirklich allzu Ernst zu nehmen. Ich hätte jedoch damit rechnen müssen, als mein Vater mir später am Sonntagabend verkündete, dass es nun langsam Zeit für mich sei, mich für die alljährlichen Hungerspiele zu melden. Ich war schließlich perfekt ausgebildet und er hatte eine hohe Summe für die Akademie bezahlt. Er wollte, dass ich nun mein Können unter Beweis stellte, indem ich endlich an einem richtigen, realen Kampf teilnahm.

Einen Kampf auf Leben und Tod.

Einfach gesagt: Die Hungerspiele.

Morgen war bereits die diesjährige Ernte von Panem; ich hatte also keine Zeit, groß darüber nachzudenken. Ihr denkt jetzt vielleicht, dass mein Vater verrückt war, weil er mich einfach von einem Tag auf den anderen in den Tod zu schicken versuchte ...

Doch glaubt mir, wenn ich Euch sage - in Distrikt zwei war so etwas üblich.

Und um ehrlich zu sein - mein Vater hatte recht.

Ich war gut.

Ich war eine exzellente Messerwerferin und mit dem Schwert konnte ich auch ganz gut umgehen. Letzten Monat - im Juli - war ich süße sechzehn Jahre alt geworden.

Ich war sechs Jahre lang trainiert worden - es war wirklich langsam Zeit für mich.

Ich hatte die schweren Prüfungen - die endgültig entschieden, ob man an den Spielen teilnehmen durfte -, mit Bravour bestanden. Mir blieb demnach keine große Wahl.

All meine schwachen Proteste würden bei meinem Vater auf taube Ohren stoßen.

Ich besaß keine Möglichkeit mitentscheiden zu dürfen.

Mein Vater bestimmte über mich.

Er hielt mein Leben in der Hand.

Ich würde mich melden müssen.

Morgen.

Und um die Spiele schlussendlich zu gewinnen, werde ich kämpfen, töten und foltern müssen. Und selbst das wird nicht genug sein. Ich werde über meine Grenzen gehen müssen, und ich bin mir nicht sicher, ob ich das überleben werde.

Doch ich habe keine Wahl.

Ich muss tun, was mein Vater von mir verlangt.

Denn wenn ich das nicht tue, werde ich die Konsequenzen zu spüren bekommen.

Und Ihr solltet inzwischen erkannt haben ...

Dass mein Vater in dieser Hinsicht unberechenbar ist.

• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •

Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯1: Das Lied [Sia - Breathe Me] habe ich beim Schreiben wirklich rauf und runter gehört und ich finde, es trifft sehr gut auf dieses traurige Kapitel zu.

Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯2: Die Widmung geht an хLeαClαтoх.

Danke für den ersten lieben Kommentar zum Prolog.

Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯3: Das Bild habe ich selbst erstellt. Es zeigt die fünfjährige Cʟᴏᴠᴇ [Isabelle Fuhrman], deren kleine Schwester Tᴀᴍᴀʀᴀ [Dakota Fanning] und Cloves Mutter Cʜᴀɴᴛᴀʟ Kᴇɴᴛᴡᴇʟʟ [Jessica Chastain]. Ich hoffe sehr, dass es Euch gefällt.

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