Trailer

Von AlexPayne_AMP

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„Spiel deine Rolle, sonst ist dein Film ein für alle mal zu Ende." Gerade als Jane Enfield glaubt ein neues L... Mehr

Aufbruch
Ankunft
Mary Preston
Gwen's Diner
Nachforschungen
Erste Zeichen
Showtime
Dunkle Geheimnisse
Die Begegnung
Jane's Film "Jagd der Vergangenheit"
Alles kehrt zurück
Der große Tag rückt näher
Ich habe dich nicht vergessen
Credits... wie das Schicksal seinen Lauf nimmt

Tag der Premiere

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Von AlexPayne_AMP


  31. Oktober - Halloween. 

Die Sonne stand wie ein oranger Ball ein paar Meter über dem Horizont und entriss dem Untergang noch einige Minuten. In den Wohngebieten liefen verkleidete Kinder mit ihren Eltern umher auf der Suche nach Süßigkeiten. Eine Clique von Jugendlichen, die sich als Clowns verkleidet hatten, ließen sich mit einer Kiste Bier an einer Kreuzung nieder und erschreckten die Leute, in dem sie mit Hilfe von kleinen roten Kapseln Blut aus ihren Mündern tropfen ließen.

Clair Whitefield und Don Jones parkten ihren Streifenwagen schräg gegenüber des Cesars Theatres, sie trugen keine Uniformen, da sie es für klüger hielten nicht gleich zu Beginn der Veranstaltung alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
"Bist du bereit Don?", Claire überprüfte ihre Waffe an ihrem Gürtel, wie sie es vor jedem Einsatz tat. "Don? Don!", rief sie ihn aus seinem Gedankenstrudel zurück. Ihr Partner tauchte träge aus seiner Welt der Erinnerungen auf, in der er sich immer wieder frage was sie hier eigentlich suchten.
"Bereit für was? Jimmy war einer unserer besten Freunde, dass hier bringt ihn auch nicht wieder zurück.", sagte er schwermütig. Clair rollte mit den Augen.

"Reiss dich zusammen. Du weißt so gut wie ich, dass er niemals Selbstmord begangen hätte. Wir müssen rausfinden wer ihn dazu getrieben hat.", hielt sie ihm die Fakten vor augen. Don nickte langsam und stieg aus dem Wagen, Claire folge ihm.

Die Autos von Jane und Jason parkten ebenfalls in der Nähe des Kinos. Sie waren mit zwei Wagen gekommen, da sie Jasons schwarzen Dodge Avenger kurzerhand in Bills Kontrollzentrale verwandelt hatten. Er war auf der umgeklappten Rückbank ausgestattet mit zwei Laptops einem Funkgerät, ein paar Büchern und einem großen Arsenal an Schusswaffen. Von hieraus behielt er das Geschehen über Minikameras im Auge, mit denen die drei ausgestattet waren.

"Wir sind da. Bill hast du alles zum Laufen gebracht?", Jason sah ihm über die Schulter, wie er am Laptop eine Verbindung zu den Kameras aufbaute.

"Ha! Ich mache so was nicht zum ersten Mal. Alles was ihr noch machen müsst ist die kleinen Kameras im Kino zu verteilen, dann kann ich alles beobachten. Mary stieg aus Janes Mustang aus und  verfolgte das Geschehen um den Kinoeingang.
"Seht Mal, da tut sich was.", bemerkte sie. Ein beachtlicher Teil von den Einwohnern Chainstons kehrte vor dem Kino ein, doch sie sahen allesamt aus, als gingen sie zu einer Beerdigung und nicht zu einer Halloweenfeier. Angst und Angespanntheit bestimmten die Stimmung. Jane sah auf ihre Uhr.

"Es ist gleich acht. Lasst uns rein gehen.", sagte sie.

Die drei mischten sich unter die übrigen Gäste und betraten das Cesars Theatre. Der lange Gang, der zum Foyer führte war komplett mit roten schweren Vorhängen behangen und verhüllte die Wände komplett. Dies schuf eine ganz eigene unbehagliche Atmosphäre. Der Kinosaal selbst war noch verschlossen, so bildete sich vor der Tür eine Ansammlung hibbeliger und unruhiger Menschen, ein leises Gemurmel schlich durch den Saal, niemand hatte die Traute sich annähernd normal zu unterhalten. Es dauerte nicht lange, da schnellten Pappfiguren verschiedener Filmbösewichte, vor der Tür zum Kinosaal, aus dem Boden. Mittendrin tauchten Ben Henricson auf, er war gekleidet wie seine Lieblingsfilmfigur - James Bond.

"Meine sehr verehrten Damen und Herren!", er wartete einen Moment bis sein Publikum verstummt war, was nicht all zulange dauerte. "Mein Name ist Henricson, Ben Henricson. I...Ich führe sie heute durch den Filmabend. Denken sie daran, I... Ich habe die Lizenz zum Filme zeigen.", seine Worte klangen noch unsicherer als je zuvor, geradzu als hätte man ihn gezwungen sein peinlichstes Geheimnis in die Menge zu posaunen.

"Oh man, grottiger geht es echt nicht!", klagte Jason. Die Schweißtropfen flossen in Strömen von Henricsons Stirn herab.

"A...Also dann. Betreten sie die große Halle.", zittrig fummelte er den Schlüssel aus seiner Hosentaschen, was ein schwieriges Unterfangen zu sein schien, denn sein Bauch wölbte sich im großen Bogen über den zu engen Bund seiner Hose und setzte seine Hosentaschen unter Hochspannung. Schließlich schaffte er es doch die große Doppeltür zum Kinosaal aufzuschließen. Sehr verhalten gingen die unfreiwilligen Besucher hinein und suchten sich, von hinten beginnend, ihre Plätze.

"Das wirkt alles wie eine Beerdigung.", bemerkte Jane und ließ eine der kleinen Kameras am Eingang fallen. Mary lotste die drei in die Mitte des Saals und befestige die zweite Kamera an einem der Sitze vor ihr.

"Was auch immer jetzt kommen mag, Bill wird es auch sehen.", sagte sie und ließ sich erwartungsvoll auf einem der kleinen Sessel nieder. Nachdem jeder Besucher einen Platz gefunden hatte, wurde der dunkelblaue Samtvorhang geöffnet. Aus den Lautsprechern an den Wänden erklang ein Orchester, das berühmte Filmmelodien spielte, die lauten Bässe dröhnten durch den Raum und ließen die Kompositionen übermächtig auf die Hörer niederschmettern. Die Minuten vergingen, das erste Stück war vorbei und noch immer hatte der Film nicht begonnen. Jason drehte sich um er wollte sich vergewissern, ob der Projektor im Vorführraum überhaupt schon eingeschaltet war und machte prompt eine Entdeckung. Die anderen Gäste starrten wie hypnotisiert auf die Leinwand, eine Frau schreckte zusammen und hielt sich die Hand vor den Mund. Für diese Leute schien der Film schon längst begonnen zu haben. Jason tippte Jane auf die Schulter.

"Sieh mal nach hinten, hier stimmt was nicht.", sagte er leise. Jane und ebenso Mary drehten sich vorsichtig nach hinten, auch ihnen fiel das hoch konzentrierte Publikum auf. Jason holte das Funkgerät aus der Tasche, er hoffte die Filmmusik würde das Gespräch genügend überdecken.

"Bill, hörst du mich? Alle in dem Saal scheinen einen Film zu sehen, nur wir drei schauen auf eine leere Leinwand.", ein leises Rauschen folgte, danach erklang Bills Stimme.

"Sekunde, ich habe es gerade vor mir.", antwortete er kurz angebunden.

Eine Frau im Publikum fing an vollkommen ungehalten zu weinen. "Ich habe das nicht getan.", schrie sie.

Die beiden Officers Whitefield und Jones, die es gleichermaßen geschafft hatten sich unter die Gäste zu mogeln, starrten ebenfalls auf eine leere Leinwand.
"Also hier passiert nicht viel, lass uns nachsehen was draußen vor sich geht.", schlug Claire vor. Beide erhoben sich von den Sitzen, aus der Reihe hinter ihnen brüllte sie ein Mann wütend an.

"Hinsetzten da vorne, ich kann nichts sehen!", schrie er. Don sah ihn ganz und gar konfus an.

"Man, was willst du denn da verpassen?", fragte er angesichts der leeren Leinwand. Der Mann aus der hinteren Reihe stierte ihn wütend an, es war aber weitaus mehr als das übliche Maß an Empörung, dass in dieser Situation zu erwarten gewesen wäre. Die Adern auf seiner Stirn traten so überdeutlich hervor, dass man annehmen konnte unter seiner Haut verliefen dicke Stahlseile, er fletschte seine Zähe wie ein angriffslustiger Wolf, der Speichel hing ihm in langen Fäden aus dem Mundwinkel heraus. Noch ein weiterer Besucher neben ihm legte eine solch schauderhafte Fratze an den Tag. Ohne jede Vorwarnung sprangen sie die beiden Officers an.

Bill meldete sich endlich über Funk. "So wie es aussieht bekommt jeder Paranoia-Patient seinen eigenen Film zu sehen. Der Sage nach ist dies die Offenbarung über das Persönliche Schicksal, danach folgt der direkte Weg in die Unterwelt.", erklärte er. Jason, Jane und Mary beugten sich über das Funkgerät, sie hatten es leiser gestellt um nicht zu sehr aufzufallen.
"Gut Bill, bleib dran.", antwortete Jason. Der laute schmerzerfüllte Schrei einer Frau zeriss die zur Hochspannung aufgebaute Stimmung im Kino. Ein Schuss aus einer Waffe wurde abgegeben.

"Was war das?", erschrocken hob Mary ihren Kopf in die Höhe. Sie konnte beobachten wie hinter ihnen eine Massenhysterie losbrach. Etliche der Besucher sprangen in Panik von ihren Sitzen auf, apathisch und desorientiert artikulierte jeder einzelne wirre Wortfetzen vor sich hin. Ein alter Mann, der schätzungsweise um die siebzig sein musste, klammerte sich an Mary fest, seine Finger gruben sich tief in ihren Oberarm und drückten ihr allmählich das Blut ab.
"Lassen sie mich los.", schrie sie vor schreck. Jane verpasste dem Mann einen ordentlichen Stoß gegen den Brustkorb, sodass er sofort zurück in seinen Sitz fiel.

"Wir sollten aus dem Saal verschwinden.", gab Jason den beiden zu verstehen und ging voran. Doch sie kamen nicht weit, auf dem Weg zur Tür herrschte ein noch größeres Chaos. Alle Menschen rannten wie wild durcheinander, darunter auch solche, die in eine regelreche Raserei verfielen und unkontrolliert um sich schlugen. Jodi Adam hockte geistesabwesend auf einem Stuhl, sie wiederholte ständig den Satz "Ich war es nicht - ich kann es nicht gewesen sein."

Steven Hattkins stand auf einem der Kinosessel und schrie und brüllte die Leinwand an, seine Stimme drohte dabei schon zu versagen.

Jane, Mary und Jason wurden zwangsweise in die Richtung der Leinwand gedrängt, in der anderen Richtung war kein Vordringen mehr möglich. Jason wollte eine junge Frau vorsichtig beiseite schieben, er legte seine Hände auf ihre Schulter. Ruckartig drehte sich die brünette Frau um und jagte ihm einen gewaltigen Schauer über den Rücken, als sie ihr blutverschmiertes Gesicht preisgab. Die Frau hatte angefangen an ihrem Unterarm zu nagen, vereinzelt hingen Fleisch- und Hautfetzen aus der Verletzung heraus - sie ließ sich von Jason aber nicht abbringen und vergrub ihre Zähne wieder in der Wunde. Jane nahm einen Mann wenige Meter von sich entfernt wahr, er versuchte ebenfalls sich nach vorne durchzukämpfen. Bei näherer Betrachtung stellte sie fest, dass es sich hierbei um den Besitzer von Gwens Diner handelte.

"Mik! Mik, hier!", rief sie ihm zu. Der Mann drehte sich um.
"Jane, ich bin so froh dich zu sehen.", stieß er erleichtert aus. Zu viert kamen sie am vorderen Ende des Raumes an und kletterten auf das Podest vor der Leinwand, von hier aus hatten sie die Meute besser im Blick.

"Claire, nein!", grölte Don verzweifelt durch den Saal. Die abgrundtief zornigen und aggressiven Menschen hatten Claire gebissen und dabei ihre Halsschlagader getroffen. Don schoss sofort auf den Angreifer, dies schien ihn auch kurzerhand außer Gefecht zu setzten, doch dann geschah etwas Sonderbares. Ein Schatten stand plötzlich vor dem Angreifer, eine schwarze, menschliche Silhouette. Sie schüttelte sich, sodass ihre Gliedmaßen - insofern man von Gliedmaßen sprechen konnte - zuckten, wie Laub im Wind umherzitterte. Das schattenartige Etwas verschloss das Einschussloch in dem Körper des Mannes und der Angreifer schlug umgehend seine Augen wieder auf. Die schwarze Gestalt umschloss ihn nun in Form von kleinen Nebelfeldern. Entsetzt flüchtete Officer Jones in Richtung der Leinwand, so schnell wie es überhaupt möglich war.
Jason, Mary, Jane und nun auch Mik hatten alle Hände voll zu tun sich die wildgewordenen Leute vom Leib zu halten, immer öfters waren jetzt auch aggressive Exemplare unter ihnen, die vor nichts mehr Halt machten, sie schlugen sogar andere Gäste nieder, wenn diese zwischen ihnen und ihrem Begehren standen.

"Jane, ich habe Gwen auf der Leinwand gesehen. Sie sagte ich hätte alles verbockt.", rief Mik ihr zu, während er einen wütenden Mann von dem Podest stieß.

"Du darfst nicht glauben was du hier gesehen hast. Für all das ist Cloe Tafé verantwortlich. Sie ist eine durchgedrehte Schicksalsgöttin.", antwortet Jane.
"Grundgütiger!", Mick blieb für einen Moment fassungslos stehen, diese ganze Situation fühlte sich an wie die Summe all seiner Alpträume. Mary griff nach dem Funkgerät.

"Bill, siehst du was hier passiert? Überall aus dem Boden steigen merkwürdige Schatten auf und sie scheinen die Menschen zu besetzen. Was sollen wir machen?", schrie sie in das Funkgerät. Ein Rauschen knisterte durch die Leitung.

"Jane soll es mit dem Messer probieren, es ist ein altes Artefakt mit reinigender Wirkung.", antwortete er. Mary hob ihren Kopf.
"Jane, das Messer!", rief sie. Jane zog die Klinge aus der Halterung ihres Gürtels es leuchtete abermals auf, wie in der Nacht, in der sie und Jane vor den Toren von Cloes Unterwelt gefangen waren. Sie sprang auf den nächsten Angreifer zu und verpasste ihm einen tiefen Schnitt in den Oberarm. Mit einem zischenden Geräusch entwich der Schatten aus dem Körper. Die vier beobachteten hoffnungsvoll das Geschehen, doch die Zuversicht hielt nicht lange an, der entsprungene Schatten suchte sich sofort einen neuen Körper.

"Verdammt!", brüllte Mik eine der schwarzen Silhouetten hatte ihn in einen eisernen Griff gewickelt. Jason stand bei ihm und versuchte Mik aus dem schwarzen Nebel zu befreien. Doch es war bereits zu spät, innerhalb von Sekunden brach Mik zusammen, sein ganzer Körper war umhüllt von dem dunklen Dunst.
"Gwen ich kämpfe.", flüsterte er bevor sein Körper anfing zu zucken, als hätte er einen epileptischen Anfall. Jane wollte gerade zu Mik hinüber spurten, als sie hinter sich ein höhst verdächtiges Klicken hörte. Es war das Geräusch, dass eine Pistole machte, die entsichert wurde.

"Messer runter.", befahl ihr eine mechanisch-monotone Stimme. Jane riskierte einen Blick über ihre Schulter: ein Polizist, den sie nur an der Marke an seinem Gürtel erkennen konnte, zielte mit einer schwarzen Pistole auf ihren Kopf. Jane überlegte was von ihr übrig blieb, wenn der Mann den Abzug betätigte und entschied sich doch das Messer fallen zu lassen. Officer Jones trat es bei Seite, sodass es direkt vor der Leinwand zum liegen kam.

"Auf die Knie", befahl er ihr tonlos. Mary kam der Polizist seltsam vor, seine Augen waren voller Angst und seine Bewegungen wirkten so steif, wie bei einer Marionette. Sie konnte erkennen, dass hinter seinem Rücken ein gewaltiger Schatten saß. Danach durchfuhr sie ein unangenehmer Schauer, eine Kälte breitete sich in ihr aus und ihre ganze Wahrnehmung geriet ins Wanken. Für Mary wirkte alles plötzlich zeitverzögert und sie stellte fest, dass ihre Beine drohten nachzugeben. Jason fing sie auf, erst jetzt bemerkte Mary dass sich kleine schwarze Nebelfelder überall um ihren Körper gebildet hatten.

"Neeein! Jane, Jason, helft mir!", klang es voller Entsetzen aus Marys Mund.

Jane wurde sich der Gefahr in ihrem Rücken immer weniger gewahr, gerade eben musste sie mit ansehen wie die Schattenwesen Besitz von Mary ergriffen und sie konnte nichts tun. Ihre Verstand versetzten ihr einen Stoß, sie musste etwas tun - Mary helfen, aber wie?

"So Jane, höchste Zeit, dass du deinen Film bekommst, dich schiebe ich schon viel zu lange vor mich hin. Ganz ehrlich, du hättest wirklich eine Hauptrolle verdient!", sagte der Officer. Spätesten jetzt war ihnen klar, wer eigentlich vor ihnen stand - Cloe Tafé. 
Officer Jones zielte nach wie vor mit seiner Glock 21 auf Jane, die Menschenmenge im Hintergrund schien dieses Ereignis ebenfalls zu beobachten, auf einmal kehrte etwas Ähnliches wie Ruhe ein. Jeder einzelne von ihnen fixierte den Polizisten oder das was hinter dieser Maske steckte. Immer mehr und mehr Schatten stiegen empor und okkupierten ihre bewegungslosen Opfer, der Kinosaal wurde zu einer einzigen finsteren Masse. Im Augenwinkel bemerkte Jane, wie die Leinwand anfing zu flackern, Stück für Stück setzte sich ein bleiches Standbild zusammen. Sie kniff die Augen zu, was auch immer dort gerade entstand, Jane wollte es nicht sehen, sie hatte eine Wage Vermutung von dem was sie zu Gesicht bekommen könnte und das Reichte ihr voll und ganz. 'Ich bin geheilt, seit langem.', blitzte es in Janes Gedanken auf. Kaum einen Gedanken verschwendete sie an die Zeit, in der sie auf der Seite der Paranoia-Patienten stand; kaum einen Gedanken verschwendete sie an die Zeit, in der sie beinahe den dümmsten Fehler ihres Lebens begannen hätte; kaum einen Gedanken verschwendete sie an die Zeit, in der sie sich fast auf Cloe Tafé eingelassen hätte. Der besessene Officer packte Jane grob im Nacken und riss sie aus ihrer Position, sodass sie nun unmittelbar auf die Leinwand sehen musste. Sein Mund näherte sich ihrem Ohr und nun konnte Jane Cloe überdeutlich wahrnehmen, es war ihre unverkennbare furchteinflößende Art und Weise.
"Sie es dir an, das ist dein Film. Ich habe ihn extra für den Schluss aufgehoben.", flüsterte sie ihr ins Ohr. "Sie es dir an!", brüllte Cloe und drückte ihr Jones Pistolenlauf an den Hinterkopf. Jane öffnete die Augen.

"Jane, nein. Sieh weg, schnell!", rief Jason aus der Ferne, doch es war bereits zu spät, sie erblickte das Standbild voller aufkeimender Schuldgefühle und allen Erinnerungen die sie verdrängt hatte. Das Bild zeigte Jane wie sie bewusstlos auf einem Bett lag, Polizisten und Sanitäter standen um sie herum. Jones packte Jane kräftig an den Schultern und schleuderte sie mit unmenschlicher Stärke in Richtung der Leinwand. Entgegen ihrer Erwartung prallte Jane jedoch nicht gegen den Stoff, dort wo sie den Wandschirm berührte, wurde die Oberfläche wässrig und schimmerte in einem hellen violett. Die Zeit schien sich stark zu verlangsamen, als Jane in den Film eintauchte, dies und ein Adrenalin geputschter Reflex ermöglichte es ihr nach dem Messer zu greifen, dass Jonson mit einem Tritt vor die Leinwand gestoßen hatte.

Nun stand sie auf der anderen Seite, inmitten der eingefrorenen Szene, in der sie ohnmächtig auf dem Bett lag. Es herrschte eine Totenstille kein einziges Geräusch war zu hören. Ein Sanitäter war über sie gebeugt und schien sie zu beatmen, die Polizisten im Hintergrund schienen den Raum zu untersuchen. Allesamt standen sie bewegungslos da. Jane erinnerte sich genau an diesen Ort, es war ihre Wohnung, ihr letzter vernünftiger Wohnsitz, bevor ihr ganzes Leben mit einem Schlag umgekrempelt wurde. Plötzlich kippten die ganzen Personen um, wie kleine Zinnsoldaten, der ganze Raum schien an Farbe zu verlieren, zurück blieb ein matter Grauschimmer. Danach lief eine schwarze Flüssigkeit die Wände hinauf und tauchte alles in tiefe Finsternis, alles wurde schwarz.

Eine neue Szene fügte sich vor ihr zusammen: Eine große Stadt, rechts und links befanden sich verschiedene Geschäfte und auf dem breiten Bürgersteig tummelten sich unzählige Menschen. Janes Film-Ich ging auch auf diesem Fußweg entlang, sie sah sich oft hastig um und schien den kläglichen Versuch zu unternehmen ihre komplette Umwelt im Auge zu behalten. In immer kürzeren Abständen drehte sie ihren Kopf abwechselnd nach rechts und links. Die reale Jane war wie hypnotisiert von dem Anblick ihres früheren Ichs - seit diesem Vorfall hatte sie niemals wieder an diese Zeit zurück gedacht. Ein herannahender Bus fuhr dicht vor Jane entlang, er beendete ihre Beobachtung, denn als dieser vorüber gefahren war, wechselte die Szene ein weiteres Mal.

Janes Film-Ich und Cloe Tafé saßen zusammen in einer Bar, sie schienen sich schon seit einiger Zeit zu unterhalten.

"Du bist nicht Paranoid, stell dir vor du spielst eine wichtige Rolle in einem Film und du bist schon mittendrin. Das Set ist die Welt da draußen und die Kameras nimmst du praktisch gar nicht wahr. Du hast die Chance in einem realen Meisterwerk mitzuwirken.", schallte Cloes Stimme durch die Szene. Die Film-Jane ließ das Angebot eine Weile auf sich wirken.
"An sich klingt das ja ganz interessant. Aber das Gefühl die ganze Zeit beobachtet zu werden, macht mich fertig. Das ist auf Dauer nichts für mich.", antwortete die Film-Jane. Cloe strich mit einer Hand an Janes beinahe schulterlangen braunen Haaren entlang, ihre Augen folgten dieser Bewegung mit obsessivem Ausdruck.
"Sei unbesorgt an den Zustand wirst du dich schon gewöhnen. Du wirst meine Hauptrolle - hübsch genug bist du zweifellos.", gab Cloe zurück. Die Film-Jane schlug Cloes Hand unsanft weg.

"Von dem Ufer komme ich nicht und ich gebe meinen Verstand nicht für irgendein Projekt auf. Ich will das nicht mehr!", die Film-Jane klang wütend. Cloe grinste nun auf eine gequält wirkende, bösartige Weise, ihre Augen funkelten vor dem Gefühl der Überlegenheit. Auf einmal blieb die Szene stehen und als wäre der Projektor kaputt, ruckelte das Bild in kurzen, harten Abständen hin und her. Die reale Jane hatte nun das Gefühl, diese Cloe würde sie direkt anstarren, durch die Ruckler wirkte es fast schon so, als würde sie ihr zuzwinkern.

Daraufhin folgte ein wahres Feuerwerk an kurz aneinandergereihten Szenen: Jane rannte durch die Straßen. Jane brach in einem Restaurant zusammen. Jane rastete auf offener Straße aus und prügelte auf einen Polizisten ein, den sie als Kameramann beschimpfte. Jane schreckte aus jedem Traum auf, in der ihr Cloe erschien und sie heimzusuchen. Jane mit einer Flasche Bacardi und mehreren Päckchen Pillen in ihrem Schlafzimmer.

Die reale Jane wollte und konnte das nicht mehr mit ansehen, ihr Herz raste unaufhörlich durch all diese Erinnerungen.
"Stopp! Aufhören!", schrie sie in den Film hinein. Cut. Nun stand sie vor ihrer alten Schlafzimmertür, sie wusste was sie dahinter erwartete, dies war der Abend, an dem sie sich umbringen wollte. Jane ging vorsichtig in das Schlafzimmer hinein, ihr Film-Ich saß auf dem Bett, dunkle Schatten umgaben sie und ließen sie nicht mehr los. Die Film-Jane sah der realen Jane mit einem Tränenschleier vor den Augen an.

"Sie dürfen mich nicht kriegen, lieber sterbe ich. Mein Verstand, meine Gedanken, sie gehören doch mir!", die Film-Jane weinte bitterlich. Jane ging zu ihr hinüber, ihr Film-Ich beobachtete sie mit müden Blicken, rührte sich aber nicht. Jane zog das Messer, danach nahm sie den Arm ihres Alter Egos und schnitt eine dünne Spur hinein. Während sie dies tat, färbten sie die blauen Runen in ein leuchtendes und kräftiges Orange. Mit einem Lauten Knistern, wie das eines Feuers und einem verzerrtem Schrei, der unmöglich von einem Menschen zu stammen schien, löste sich der Schatten auf. Er verschwand. Endgültig. Die Film-Jane sah die reale Jane verwundert an, ihre Augen waren weit geöffnet, danach schloss sie ihre Arme um ihr reales Abbild.
"So kannst du Cloe wegschicken. Danke.", sagte ihr Film-Ich. Jane sah zur Schlafzimmertür. Statt des Flurs war dort der Kinosaal zu sehen, allen voran aber fiel ihr Blick auf Mary und Jason, der immer noch versucht die Schatten von Mary zu verscheuchen. Jane stand auf und eilte zur Tür hinüber. Sie warf einen letzten Blick über ihre Schulter die Film-Jane war verschwunden, danach schritt sie durch die Tür - zurück in die Realität - in das Hier und Jetzt.

Officer Jones lag mittlerweile am Boden, seine Augen waren geschlossen, es war schwer zu sagen ob er noch am Leben war. Im Kinosaal hatten einige der Besucher bereits die letzte Stufe ihrer schrecklichen Verwandlung erreicht. Sie bekamen leichenblasse Haut und ihre Augenlider verschmolzen mit der Haut, es sah so aus, als hätten sie niemals Augen besessen. Ihre Hände und Unterarme liefen schwarz an.
Jane rannte hinüber zu Mary, sie war zum Großteil mit Schatten bedeckt, allmählich stellte sich auch bei ihr ein Zittern ein. Sie lag mit ausdruckslosen Augen in Jasons Armen. Jane zog das Messer mit den orangen Runen. Jason sah Jane fragend an, das erste Mal spiegelte sich Angst in seinem Gesicht wider, jedoch raste dieser Augenblick in einem solchen Tempo vor seinem Verstand hinüber, dass er kaum zu einer Bewegung fähig war. Jane schnitt Mary in den Arm und wir zuvor bei der Film-Jane folgte ein Knistern und ein Schrei, der Schatten verschwand. Mary kam wieder zu sich.
"Jane, was?", sie war außer Atem.

"Lasst uns von hier verschwinden.", meinte Jane. Jason half Mary auf die Beine und zusammen stürzten sie sich in die Menge. Den Besessenen genügte schon der Anblick des Messers und sie wichen panisch zurück. Die Tür war schon in naher Sicht, doch ein großer Mann, der bereits zu einer augenlosen Kreatur geworden war versperrte ihnen die letzten Meter. Seine Arme waren Muskelbepackt und holte zu einem Schlag aus. Jane handelte sofort sie stieß ihm das Messer mit voller Wucht in die Brust. Kein Blut floss, nur die schattige Konsistenz verließ schreiend den Körper. Jason sprang währenddessen zur Tür, die er mit einem lauten Knall aufstieß. Zu dritt flohen sie aus dem Saal.

Mary sah sich nach etwas um, womit sie die Tür versperren konnte, ihr Blick hastete durch den das Foyer, sie wollte gerade zu der Couchgarnitur hinüberlaufen, als sie im Eifer des Gefechts mit einem Mann zusammenstieß. Es war kein geringerer als Bill Kingston, bewaffnet mit seiner Desert Eagle 50AE und einer abgesägten Schrotflinte, die um seine Schulter hing.

"Ich kümmere mich schon darum.", sagte er in einem lässigen Tonfall. "Geht ihr zu Cloe."

Jason eilte zu ihnen hinüber. "Einige sind schon verwandelt, für sie kommt jede Hilfe zu spät.", sagte er. Bill nickte.

"Ich habe es gesehen. Ich werde sie zumindest eine Weile in Schach halten können. Beeilt euch.", sagte er- Die Drei liefen nach oben in den zweiten Stock.

Wenige Minuten später standen sie vor Cloes Büro, jetzt kam es drauf an, dass sie keine Fehler machten, schon die kleinste Unachtsamkeit konnte ihren ganzen Plan zu nichte machen.
"Hast du alles griffbereit?", fragte Jane Mary. Zur Antwort klopfte Mary gegen ihre Tasche, die um ihre Schulter hing.

"Schicken wir sie nach Hause!", antwortete sie. Jason verstand dies als sein Stichwort und er trat die Tür zum Büro mit einem wuchtigen Tritt auf.



* * *



Bill hörte die Schritte seiner Freunde, wie sie schnell die Treppe herauf rannten. Er fokussierte nun die halbherzig verschlossene Tür, die geradewegs zum Kinosaal führte, lediglich ein Sessel stand davor. Dahinter schlug schon eine der Kreaturen heftig dagegen, es würden nur noch Sekunden dauern, bis sie hindurch brachen. Bill senkte den Kopf, er sammelte all seine Sinne zusammen, nichts fand mehr Platz in seinen Gedanken, bis auf den bevorstehenden Kampf. Er ging humpelnd ein paar langsame Schritte auf die Doppeltür zu, sein künstliches Bein ließ er laut auf dem Boden krachend durch das Foyer stampfen. Sie sollten wissen, dass er hier ist und dass keinerlei Angst vor ihnen hatte. Er hatte in seinem Leben schon eine Menge merkwürdiger Dinge gesehen, die an den Grenzen seines Verstandes tiefe Einschnitte hinterließen. Genug um jetzt keine Angst vor ein paar wildgewordenen möchtegern Zombies zu haben.
BROCH. Wurde die Tür aufgeschleudert und eine der Kreaturen sprang heraus, ein kleinwüchsiges Exemplar, das seine hässlichen schwarzen Pranken ausweitete, als wolle es nach Bill greifen. Trotz der fehlenden Augen schien es genau zu wissen, dass sich ein Mensch vor der Tür befand und setzte zu einem Sprung an. Bill hob seinen Kopf und im Bruchteil einer Sekunde zielte mit seiner Desert Eagle in das Gesicht seines Gegners. Die Gravur "Hellfire", blitze in dem kurzen Schein des Feuers, das aufleuchtete als der den Abzug durch drückte. BAM. Der Schuss traf das Wesen genau über der Stelle, wo das rechte Auge hätte sein sollen und zwang sie in die Knie, zwei weitere Schüsse folgten und die kleinwüchsige Kreatur ging zu Boden.

"Friss Blei du Bastard", sagte er und ging an dem Körper des Monsters vorbei.

"Lass mich du verdammtes Mistvieh.", rief eine Stimme aus dem Kinosaal heraus. Bill vernahm den menschlichen Schrei, in ihm keimte die Hoffnung auf, dass es dort drinnen noch ein paar überlebende gab.

"Also doch die Tour durch die Hölle.", raute er sich selbst zu. Er wechselte zu seiner abgesägten Schrotflinte, dort drinnen wäre es wohl besser für den Nahkampf ausgerüstet zu sein. Die Waffe vorausgestreckt näherte er sich vorsichtig der Tür. drinnen war es recht dunkel, was es erschwerte aus der Entfernung Gegner zu erkennen. Kaum dass er einen Schritt in den Saal hinein machte, bekam er einen heftigen Schlag gegen den Kopf, erneut griff ihn eines dieser Monster an. Bill zögerte nicht lange, obwohl mächtig viele Sterne vor seinen Augen tanzten, machte eine schwerfällige Hechtrolle zur Seite, dabei zog er seine Schrotflinte und durchsiebte den Brustkorb seines Angreifers. Dieser taumelte erst ein paar Schritte rückwärts, fing sich jedoch schnell wieder und holte ein weiteres Mal mit seinen schwarzen Gliedmaßen aus. Schwarze Nebelfelder drangen aus seiner Brust. Bill schoss noch einmal auf die Kreatur, diesmal traf er den Kopf und feuerte ihm die linke Kopfhälfte weg, das Monster fiel zitternd auf den Boden. In Bill stieg der alte Jagdinstinkt auf und er kämpfte sich seinen Weg in die hintere Hälfte des Saals frei, von dem er aus die Stimme vernommen hatte. Hier und da stürzten sich einige der scheußlichen Gestalten auf ihn, die er jedoch schnell aus dem Weg räumte.
"Nimm das du Drecksding!", hörte er einen junge männliche Stimme rufen, er musste sich in unmittelbarer Nähe befinden. 

Bill drehte sich ruckartig um, hinter ihm wollte sich gerade eine weibliche Ausgabe dieser Bestien an ihn heranschleichen, doch bekam sie einen heftigen Schlag auf den Kopf und stolperte einen Schritt zur Seite. Bill trug seinen Teil dazu bei und schoss noch einmal hinterher. Dann hob er die Waffe in die Richtung aus der der Schlag erfolgte. Ein ängstlicher junger Mann hob die Hände hoch.

"Nicht schießen! Ich bin keiner von ihnen!", rief er panisch und umklammerte mit seiner rechten ein altes Stück Rohr. Bill musterte ihn flüchtig, er schien noch ein Mensch zu sein.

"Kannst du mit einer Waffe umgehen?", fragte er während er noch immer auf den jungen zielte.

"Ich habe ein paar Mal auf leere Dosen geschossen.", antwortete der Junge hektisch. Bill reichte ihm die abgesägte Schrotflinte und etwas Munition aus seiner Tasche.

"Mein Name ist Bill. Ich will dir raushelfen.", sagte er. Der Junge griff nach der Waffe.

"Ich bin Steven Hattkins. Dort in der Ecke sind noch überlebende, wir müssen sie herausschaffen!", meinte er panisch. Ein Mann trat aus der Ecke heraus, er stütze eine verletzte Frau, ihr rechtes Bein war von einem schweren Gips umschlossen. Bill starrte sie ausdruckslos an.

"Das wird nicht einfach.", blickte er ihr tief in die Augen. Einen kurzen Moment schoss ihm das Bild jenes Abends durch den Kopf als Cloe ihm gegenüberstand. Der Schuss den Steven aus der Schrotflinte abgab holte Bill wieder zurück in das Geschehen. Zwei weitere Frauen kamen ebenfalls aus der Dunkelheit hervor.

"Wir müssen hier raus!", schrie eine von ihnen, die Angst schien ihr tief in das Gesicht gemeißelt.

"Bleibt zusammen. Ich gehe voraus!", rief Bill ihnen zu. Gemeinsam bahnten sie sich den Weg aus dem Kinosaal. Draußen im Foyer machte Bill eine erschreckende Entdeckung. Die kleinwüchsige Kreatur, die er zuerst glaubte erschossen zu haben, war verschwunden. Er blieb kurz stehen und sah sich um. Steven, der ihn dicht gefolgt war sah ihn fragend an.

"Was ist los Bill? Wir müssen weiter zum Ausgang.", der Junge deutete mit dem Lauf der abgesägten Schrotflinte auf den mit Vorhängen verzierten Gang.

"Etwas stimmt hier nicht. Ich habe hier vorne schon einen von ihnen erschossen - er ist aber weg. Wir müssen vorsichtig sein. Das stinkt nach einem Hinterhalt.", warte er die überschaubare Gruppe Überlebender. Leise schlichen sie sich an den letzten Gang heran, der sie vom Ausgang trennte. Darren, der die verletzte Frau stützte, in dem er einen Arm um ihre Taille legte und mit dem anderen ihre Hand festhielt, ließ seine Augen nicht von dem Gang, er hoffte, wenn er sein Ziel nicht aus den Augen ließ, mussten sie es einfach schaffen. "Vorsicht Trisha, jetzt kommt eine kleine Stufe.", wies Darren sie an. Er nahm flüchtig eine Bewegung des Vorhangs wahr, die ihn unerwartet aufzucken ließ. Dies hatte jedoch zur Folge, dass er Trisha für einen Moment nicht richtig festhalten konnte. Sie trat mit ihrem gebrochen Fußgelenk hart auf dem Boden auf.

"Aaaaahh.", schrie sie auf. 

Zwei der Bestien sprangen aus den Vorhängen heraus, einer von ihnen musste einmal ein Bodybuilder oder etwas in der Richtung gewesen sein, er hatte muskulöse Arme und ein unmenschlich breites Kreuz. Neben ihm stand die kleinwüchsige Kreatur, die Bill schon einmal erschossen hatte, ein finsterer Schatten umgab seinen Kopf.

"Verdammte scheiße!", brüllte Bill. "Das ist das Ding, das ich erschossen hatte." In der Tat zierten drei Einschusslöcher die Stirn der Bestie.

"Zurück. Wir müssen zurück.", rief Steven. Doch kaum, dass sie sich umdrehten mussten sie feststellen, dass bereits drei weitere Monster aus dem Kinosaal stürmten. Bill schaute in die einzige Richtung die ihnen noch zur Verfügung stand.

"Los, ab in das Foyer.", rief Bill. Darren nahm Trisha auf die Arme und zu fünft rannten sie zu den Tischen und Sofas.
"Hey ihr!", wandte Bill seinen Befehlston an und deutete auf die beiden anderen Frauen. "Dreht die Tische um. Wir brauchen eine Deckung!" Amber und Piper gehorchten und bauten in Windeseile einen geeigneten Unterschlupf auf. Bill und Steven verkrochen sich hinter den vordersten Tischen. Von hier aus nahmen sie die aggressive Meute unter Beschuss. Trisha lag neben Bill auf dem Boden, sie stützte sich auf ihre Ellenbogen und reichte ihnen im Eiltempo die Munition nach. Darren, Amber und Piper waren damit beschäftigt allerlei Gegenstände nach ihren Gegner zu werfen um sie zumindest etwas zu verwirren.

Trisha sah zu Bill mit großen Augen an, Verzweiflung dominierte ihr Gesicht und ihre Stimme.

"Bill, es sind nur noch zwei Magazine und fünf Patronen für die Schrotflinte übrig.", stellte sie erschrocken fest. Bill schluckte schwer. Er machte Anstalten etwas zu sagen, sein Mund öffnete und schloss sich wieder während er seine Gegner nicht aus den Augen ließ. Sie konnten sie nicht töten. Bill konnte nur hoffen, dass Jane, Mary und Jason schnell ihren Plan ausführten, sonst sehe es für die paar Überlebenden und ihn selbst mehr als düster aus. 



* * *



Die Tür flog mit einem Lauten Krachen auf. Drinnen saß Cloe hinter ihrem großen Schreibtisch, sie versuchte halbwegs überrascht zu wirken.

"Wie schön, ich hatte gehofft ihr würdet kommen. Vor allem du Jane, hat dir der Film gefallen?", sie klang äußerst erwartungsvoll. Jane betrachtete sie mit einer Wut, die sich während ihrer Wanderung durch den Film, bis zu einem ungesunden Maß angesammelt hatte.
"Lausige Vorstellung, das hab ich alles schon einmal gesehen.", erwiderte Jane. Cloe lächelte ihr hübsches, einstudiertes Lächeln, in dieser Nacht wirkte es noch aufgesetzter als je zuvor.
"Ihr müsst aber zugeben, als ich den Officer auf die Bühne geschickt habe, habt ihr es wirklich mit der Angst zu tun gehabt, oder Jason? Hattest du Angst um Jane? Oder hättest du sie lieber sterben sehen, als weiterhin die Befürchtung zu hegen, sie würde früher oder später wieder durchdrehen.", die Frage traf Jason genau an dem wunden Punkt, den er die ganze Zeit lang verborgen hielt. Er ging empört einige Schritte auf sie zu.
"Du Miststück! Du kannst nicht mehr als Leute manipulieren!", raunte er. Cloe tat diese Bemerkung mit einer gelangweilten Handbewegung ab. Sie erhob sich von ihren Schreibtisch und ging wenige Meter in den Raum hinein, in die Richtung, in der Mary stand.
"Was ist eigentlich mit dir Mary? Denkst du immer noch es wäre besser gewesen diese Paranoia, oder wie ihr es nennt, niemals hinterfragt zu haben?", Cloe versuchte erneut in ihre Gedanken einzudringen.

"Das reicht jetzt!", schrie Jane in einem äußerst rauen Wortlaut. Sie zog ein Messer aus ihrem Gürtel und stürmte auf ihre Widersacherin zu. Cloe erhob ihre Hand.

"Malakó píso", rief sie und löste damit eine Druckwelle aus, die sie gegen ihre Angreiferin richtete. Jane ging mit dem Gesicht voran vor Cloe zu Boden. Ihre Stirn machte dabei eine harte Landung auf dem rauen Teppichboden, dabei ließ sie das Messer fallen. Cloe hob es auf, ihr hübsches Gesicht wurde zu einer verstörten, ernsten und nun auch hässlichen Fratze, in der sich tiefe Falten bildeten

"Das ist nicht das Moira-Messer!", stellte sie erschrocken fest. Jane sah sie mit einer Selbstsicheren Mine an.

"Stimmt.", sagte Mary, sie hielt das Original in der Hand und ließ eine Flasche Wasser darüber laufen.

"Días emfanízetai. Tha sas tilefonísoume.", sprach sie.

"Das hast du wohl nicht kommen sehen, was?",  sagte Jane, immer noch am Boden liegend und betrachtete Cloes eingefallenes Gesicht

Zeus erschien unmittelbar vor Cloe, mit ihm zwei weitere Frauen. Auch sie waren bildhübsch, genauso wie Cloe.

"Sag hallo zu deinen Schwestern.", sagte der Mann mit den silbernen Haaren. Zorn legte sich auf Cloes Gesicht nieder, sie streckte erneut die Hand zu einem erneuten Angriff aus.
"Malakó píso" , die Druckwelle fegte durch den Raum, Zeus wurde ein paar Meter zurück geschleudert, doch die beiden gerade erschienen Frauen ließ diese Attacke unberührt. Währenddessen versammelten sich Jane, Mary und Jason um Zeus herum.

"Lachesis, Atropos, das hier ist mein Werk, es trägt meine Handschrift, nur meine. Und das wird so bleiben!" Cloe beobachtete die beiden mit weit aufgerissenen Augen.

"Diesen erbärmlichen Haufen von Chaos schimpfst du dein Werk?", Lachesis schüttelte verachtend ihren Kopf.

"Komm mit uns zurück. Wir drei sind das Schicksal, alleine sind wir nur Handlanger eines unvorhersehbaren Weges.",  Atropos hielt ihr die Hand hin. Wütend stapfte Cloe mit ihrem Fuß auf den Boden.

"Dann bin ich nur eure dumme kleine Schwester. Dabei erschaffe ich den Faden im Leben eines Menschen, den sie alle Schicksal nennen. Ein Vorgang höchster Konzentration und Kreativität. Dann kommt ihr, nehmt mir alles aus der Hand und macht damit was ihr wollt.", brüllte sie. Atropos schaltete sich ein, sie war die Älteste der drei Schicksalsgöttinnen.

"Es ist nicht so, dass du eine Wahl hast. Keine von uns lenkt das Schicksal allein, damit wird verhindert das ein Tyrann über die Lebenswege Herrscht. In den Augen des Olymps lastet dir langsam der Ruf einer Frevlerin an. Du weißt wo Götter landen, den ein solcher Ruf anlastet?", erinnerte sie Cloe an die Konsequenzen ihres Handelns. Cloe sah sie ungläubig an.

"Es ist meine Arbeit, mein Werk.", blieb sie stur auf ihrer Meinung bestehen. Zeus der sich mittlerweile wieder aufgerappelt hatte, sah seine Tochter mit besorgtem Blick an. Irgendwo tief in seinem Inneren, über tausende von Jahren in seinem Herz verborgen, war sie einmal seine kleine Tochter.
"Sie wollen dich in den Tartaros schicken! Dem Göttergefängnis tief unter den Toren des Hades. Du wirst verdammt zu einer Ewigkeit in Qual und Sinnlosigkeit, da kommst du so schnell nicht mehr heraus. Klotho, geh zurück zu deinen Schwestern.", sagte er beklommen. Cloe sah für einen Moment überwältigt aus. Seit etlichen Jahrhunderten hatte sich nicht mehr so viel empfunden wie in diesem Augenblick. Alles wandte sich gegen sie. Cloes Augen schienen so leer und eine Eiseskälte legte sich über ihren Rücken.

Zeus nahm Mary das Runen verzierte Moira-Messer ab und drückte es Jane in die Hand.
"Jane bei deinem Selbstmordversuch wärst du normalerweise gestorben. Atropos ist die jenige, die Art und Weise zu sterben entscheidet und sie beschloss, dich gegen den gewohnten Lauf am Leben zu lassen. Ich soll dir von ihr ausrichten, sie wacht Momentan über dich und du wirst heute nicht sterben.", flüsterte Zeus. Janes Magen zog sich zusammen, wie konnten heute nur so viele Dinge gleichzeitig auf ihren Verstand einprügeln? Entschlossen griff sie nach dem Messer, sie hielt es fest in der Hand. Sie betrachtete Cloe, die gerade in einem Trance ähnlichen Zustand vor ihren Schwestern stand. Dies war der war der entscheidende Moment. Ihr Puls  wurde schneller und schneller, sie konnte ihr Herz immer lauter gegen ihren Brustkorb hämmern hören. Jetzt griff Jane abermals an. Sie sprintete auf Cloe zu, die Runen auf der Klinge strahlten gerade zu und tauchten Jane in einen hellen orange Ton. Sie holte weit aus und gerade in dem Moment als Cloe ihre Hand heben wollte, stach Jane die Schneide des Messer zwischen die Rippen der Göttin. Jane spürte wie das Messer knackend zwischen den Knochen verschwand. Cloe legte ihre Arme um Jane, eine Hand packte ihren Nacken und zog ihr Ohr zu ihrem Mund.

"Du wärst die einzigwahre Hauptrolle gewesen. Nur du!", Cloe fiel zu Boden. Lachesis und Atropos eilten zu ihr. Atropos sah Jane tief in die Augen.

"Danke.", flüsterte sie. Mehrere Blitze zuckten durch den Raum, sie umgaben die drei Moiren und im nächsten Moment waren sie verschwunden.

Jason ging zu Jane hinüber und er legte seine Arme um sie.

"Alles ist gut.", flüsterte er ihr ins Ohr, seine Worte klangen erschöpft und dennoch liebevoll. Jane ließ das Messer fallen und erwiderte die Umarmung.

"Sie ist weg! Sie ist endgültig weg, oder?", sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und wünschte sich dieser Moment würde noch eine Weile anhalten. Bei all den Erinnerungen die in ihr aufgebrochen wurden und allen Gefühlen die in ihr aufgerissen wurden war dies er wahrhaftigste und ehrlichste Augenblick seit ihrer Flucht aus der Psychiatrie.

"Ist jetzt alles vorbei?", Mary stand noch immer wie angewurzelt neben Zeus.

"Unser Plan ist vollendet. Die drei Moiren sind wieder vereint. Solange dies so bleibt ist eure Welt wieder...", er stockte kurz als müsse er nach dem richtigen Wort suchen. "...normal." Mary schaute zur Tür, ihre Gedanken wanderten ein Stockwerk tiefer wo vorhin die grausigen Kreaturen im Kinosaal wüteten.

"Was ist mit den Leuten im Kino, was geschieht mit ihnen?", fragte sie. Zeus senkte seinen Kopf, als würde er für diese Menschen etwas empfinden, er tat dies jedoch nur um die Situation für Mary menschlicher wirken zu lassen.

"Wer gestorben ist, wird tot bleiben. Sie wandern jedoch nicht in Klothos Unterwelt, diese gibt es nicht mehr. Alle anderen werden ganz und gar von der... wie habt ihr es genannt?", fragte er nachdenklich. 

"Film-Paranoia.", fügte Mary leise hinzu.

"Sie sind von Klothos Einfluss befreit. Wir werden uns noch einmal wiedersehen.", sagte er. Mit diesen Worten verschwand Zeus im Nichts.

Jason ließ seine Augen durch den fast leeren Raum wandern, er entdeckte den geöffneten Wandsafe, vorsichtig schritt er durch das Chaos im Büro und nahm das schwarze Buch heraus und blätterte durch die Seiten. Der erste Eindruck verriet ihm nicht viel.

"Sieht irgendwie mystisch aus. Ich glaube das wäre etwas für Bill.", sagte er. Jane hob das Moira-Messer auf und steckte es zurück in die Halterung an ihrem Gürtel.

"Apropos Bill, wir sollten nachsehen was er da unten so getrieben hat. Ich hoffe es geht ihm gut.", meinte sie sorgenvoll. Die drei schlugen den Weg nach unten ins Foyer ein, dort bot sich ihnen ein entsetzlicher Anblick.
Die Tür zum Kinosaal war aus den Angeln gerissen, zehn oder zwölf augenlose Wesen lagen auf dem Boden, sie waren förmlich durchsiebt von Pistolenkugeln. Am anderen Ende des Foyers hatte sich eine Handvoll überlebender hinter umgekippten Tischen verbarrikadiert, vorsichtig schaute Bill aus seiner Deckung empor.

"Jason? Mary? Jane?", rief er zu ihnen rüber. Steven Hattkins, der Bill mit dessen abgesägter Schrotflinte unterstützt hatte kam ebenfalls aus dem Versteck hervor, genauso wie Trisha Wulf, die mit ihren ganzen Blessuren am Boden gelegen hat und Bill und Steven die Munition reichte. Jason war der erste, der auf die überlebenden zu ging.

"Bill, ist bei dir alles OK?", Bill sah ihn erleichtert an.

"An mir ist noch genau so viel dran wie vorher. Diese Kreaturen...", er deutete mit den Finger auf die Ungetüme, die überall auf dem Boden verteilt lagen.
"Sie sind komplett ausgeflippt und haben angefangen alles um sich herum totzuprügeln. Ein paar Leute haben es heraus geschafft. Sie sind erst gar nicht gestorben, selbst als wir das fünfte und sechste Mal auf sie schossen. Doch vor ein paar Minuten sind sie dann umgekippt.", erzählte er. Mary dachte an Zeus Worte.

"Das muss der Zeitpunkt gewesen sein, als wir Cloe zurückgeschickt haben. Wir müssen in den Saal sehen, ob noch überlebende dort drinnen sind.", wies sie die anderen an.

Als erstes schlug ihnen jedoch das ganze Ausmaß der Schrecklichkeit dieses Abends entgegen, der süßlich-saure Gestank von Tod hing in der Luft und das schwache Licht der Wandbeleuchtung enthüllte den Grund dafür. Etliche Menschen und Kreaturen lagen in den Gängen, sie waren zum Teil stark verstümmelt. Einer Frau wurde der Brustkorb aufgerissen, die Rippen ragten in die Höhe. Eines der blassen Biester hatte sich selbst die Hand abbeißen wollen, sie hing nur noch an einem dünnen Faden am Unterarm Einem Mann wurde der Schädel zertrümmert, sein blutbeschmierter Kopf lehnte an einem der Stühle. Mary schlug sich vor Entsetzen die Hand vor den Mund, soviel Gewalt hatte sie noch nie an einem Ort gesehen. Jane entdeckte Miks Körper, dieser lag unverändert vor der Leinwand. Im Anbetracht der Umstände hatte sie keine Hoffnung dass er noch lebte. Sie ging hinüber und beugte sich über ihn.

"Es tut mir leid Mik. Ich hatte gehofft dir helfen zu können.", sagte sie und drückte ein letztes Mal seine Hand. Sie war nicht kalt. Aufgeregt prüfte Jane sofort seinen Puls, er war schwach, aber er war immer noch zu spüren. Dann öffnete Mik die Augen.

"Jane.", brachte er mit Mühe hervor.

"Mik, du lebst. Wir holen dich hier raus und dann schuldest du uns ein Essen. Einverstanden?", ein unendliches Gefühl der Erleichterung trieb ihr dünne Tränen in die Augen. Miks Mundwinkel umspielte ein schwaches Lächeln.   

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