In der Heulenden Hütte angekommen wartete der Dunkle Lord bereits auf sie. Nagini schwebte von einer magischen Kuppel geschützt neben ihm. Wie es von ihnen erwartet wurde, gingen sie in die Knie. Der Dunkle Lord gab ihnen mit einer Geste zu verstehen aufzustehen.
„Lucius hat euch also gefunden.", stellte er mit kühler Stimme fest. Irgendwie machte er Amina noch mehr Angst als sonst. „Bis jetzt wurde mir Potter noch nicht gebracht.", fuhr er fort. „Meine letzten Informationen sind, dass er sich im Schloss aufhält. Bis jetzt wurde er noch nicht auf den Ländereien gesehen.", antwortete Severus. Seine Körperhaltung war angespannt. Er schien die gefährliche Stimmung des Dunklen Lords zu bemerkten. „Und trotzdem hat man ihn noch nicht zu fassen bekommen. Ihr beide scheint nicht mehr besonders hilfreich zu sein." Bei diesen Worten verspannte sich Amina. Wenn er sie nicht als hilfreich erachtet, hatte er kein Grund sie am Leben zu lassen, wenn ihn etwas an ihnen störte.
„...Herr, ihr Wiederstand bröckelt-", versuchte Severus das Thema umzulenken. „- und das ohne eure Hilfe.", unterbrach der Dunkle Lord ihn. Amina bemerkte, dass Potter und seine Anhängsel zu ihnen gestoßen waren. Sie belauschten wohl das Gespräch. Der Dunkle Lord lobte Severus, doch Amina entging nicht, dass er bei seinen Worten immer die Vergangenheit benutzte. Irgendetwas stimmte nicht. Sie wurde nervös und konnte nur hoffen, dass man es ihr nicht ansah. Severus lief einige Schritte durch den Raum, um sich besser zu positionieren.
„Ich habe ein Problem.", sagte der Dunkle Lord schließlich nach einigen Sekunden der Ruhe. „Herr?", fragte Severus. Ihr Gegenüber spielte ein Wenig mit Albus' ehemaligem Zauberstab. Amina konnte den Stab flüstern hören. Sie spürte die Verbundenheit des Stabs mit jemandem in der Nähe. Unauffällig ließ sie ihren Blick wandern. Draco war nicht hier. Nur Potter und...Potter! Sagte Severus nicht, dass Potter mit Dracos stab aus Malfoy Manor geflohen war? Er hatte ihn bestimmt entwaffnet.
„Warum gehorcht der Zauberstab mir nicht, Amina?", fragte der Dunkle Lord und sah sie mit seinen Blutroten Augen an. Amina sah zu Severus, der nickte, dann sah sie den Dunklen Lord wieder an. „Ich kann Euch nicht mehr sagen, als euch Mr. Ollivander bestimmt schon gesagt hat, Herr." Severus sah fragend zwischen ihnen hin und her. „Ich verstehe nicht. Ihr habt außergewöhnliches mit dem Stab vollbracht." Der Dunkle Lord schüttelte den Kopf und erklärte, dass er keinen Unterschied spüre zwischen diesem Stab und seinem ersten.
„Keinen Unterschied.", murmelte er nochmals, dann fragte er sie beide, warum sie dachten, dass er sie zu sich bestellt hatte. Severus war derjenige, der für sie beide antwortete und anbot Potter für ihr suchen zu gehen. Er versuchte also vom Dunklen Lord wegzukommen. Anscheinend hatte er die Lage inzwischen ebenfalls als extrem gefährlich eingestuft. Der Rotäugige widersprach und jeder weitere Versuch von Severus ihn von seinem Vorhaben zu überzeugen scheiterte. Amina blieb stumm und beobachtete das Gespräch genau.
„Warum sagst du nichts, Amina?", fragte der Dunkle Lord schließlich, nachdem er die Diskussion mit Severus für beendet erklärt hielt. Wieder sah sie zu Severus, der nickte. „Severus hielt es für sicherer, wenn ich nur spreche, wenn er es mir gestattet, Herr." Ein kaltes Auflachen war zu hören. „Sag, Amina, weißt du, was an dem Stab deines Urgroßonkels so besonders ist?", fragte er schließlich. Sie schüttelte den Kopf. „Es ist der Elberstarb. Ein Teil der Heiligtümer des Todes. Hat er dir davon erzählt?" Sie nickte. „Wusstest du, dass er den Stab besaß?", zischte der Zauberer wütend. Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte es tatsächlich nicht gewusst. Lediglich, dass der Zauberstab früher Grindelwald gehört hatte, hatte Albus ihr erzählt. Aber es erklärte, warum Grindelwald und er so mächtig gewesen waren. Sie waren nicht nur begabt, sondern hatten auch einen sehr mächtigen Zauberstab.
„Wem dient der Starb wirklich? Wer ist sein Herr?", fragte der Dunkle Lord weiter. Sie sah wieder zu Severus. Dieser hatte seine Lippen aufeinandergepresst. Er wusste, was kommen würde. Sie hatten über eine solche Situation besprochen, nachdem Amina den Dunklen Lord am See getroffen hatte. Amina kämpfte mit ihrer Selbstbeherrschung. Der Schwarzhaarige nickte leicht. „Severus.", flüsterte Amina kaum hörbar. „Wie war das? Sprich etwas lauter.", bat der Dunkle Lord sie höhnisch. „Severus. Der Stab dient Severus, Herr.", antwortete sie lauter. Ihr Herzschlag klang laut in ihren Ohren, in der Stille, die nach ihren Worten folgte.
„Herr, das ist nicht möglich. Der Starb kann nur euch dienen. Ich-", wehrte Severus schließlich ab. „Schweig.", unterbrach der Dunkle Lord ihn und Severus verstummte augenblicklich. „Ich bedaure sehr, was geschehen muss. Doch um Herr des Elderstabs zu werden, muss ich seinen vorherigen Herren töten." Entsetzt weitete sich Amina Auge und ihr lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er meinte das doch nicht ernst... „Herr!" Severus sah den Dunklen Lord erschrocken an. Der Dunkle Lord hob seinen Zauberstab und machte eine Bewegung, als würde er ein Schwert führen. Severus' Augen wurden groß und er fiel gegen die Wand hinter sich.
Amina schrie auf und eilte zu ihm. Sie drückte ihre Hand gegen die Wunde. „Nagini, töte.", sagte der Dunkle Lord und die Schlage kroch in ihrer Kuppel auf sie zu. „Großmutter, nicht!", rief Amina verzweifelt und die Schlange zögerte kurz. Doch dann schüttelte sie den Kopf, als würde sie ihr sagen wollen, dass sie enttäuscht von ihrer Enkelin sei und schnappte nach Severus. Die Blonde wehrte sie ab. Ihre Großmutter schlug ihre Fänge in Aminas Unterarm. Sie schrie vor Schmerz.
„Damit hast du auch dein Schicksal beschlossen, Amina. Eine Schande ist es um dich nicht. Deine Großmutter erkennt dich nicht an. Du bist es nicht wert, ihr Blut in dir zu tragen. Und als Erbe der Echohallen habe ich ja noch Draco. Oder dachtest du wirklich, ich hätte nicht mitbekommen, dass du sein Blut verflucht hast?", stellte der Dunkle Lord mit grausam kühler Stimme fest. Amina spürte das Gift in ihrem Körper. „Amina, nicht.", keuchte Severus und schob sie weg, bevor sie den nächsten Angriff der Schlange verhindern konnte. „Verreck doch, Großmutter.", keuchte Amina unter Schmerzen. Sie war sich nicht sicher, ob irgendjemand sie gehört hatte.
Nagini stieß noch zweimal zu, bevor sich wieder zu ihren Herren kroch. Severus war voller Bissspuren und Blut quoll aus den Wunden. Amina sah zu, wie der Dunkle Lord und ihre Großmutter verschwanden. Wie hatte sie nur denken können, dass diese Frau sie nicht sterben ließ? Sie hatte gewusst, dass sie Aurelius bitte, ihre Großmutter wieder auf den richtigen Pfad zu bringen nicht erfüllen konnte, doch dass die Schlange so verdorben war, hatte sie nicht erwartet.
„Severus, halte durch.", keuchte Amina, nachdem dieser schmerzerfüllt aufstöhnte und zog ihren Zauberstab. „Es...ist...zu...spät.", röchelte Severus. „Noch nicht.", widersprach Amina. Sie fasste sich in ihre eigene Wunde und drückte dann ihren blutverschmierten Finger in einer von Severus'. Dieser Keuchte vor Schmerz. Gleichzeitig fing sie an einen Zauber zu murmeln. Während sie es tat, spürte sie Potter, Granger und den Weasley näherkommen. Sie hörte Grangers warnendes Zischen. Severus Wunden schlossen sich und sie hörte, wie sein Atem sich normalisierte.
„Was hast du getan?", flüsterte er erschrocken. „Das bisschen, was ich noch hatte, geteilt.", antwortete Amina leise. Sie richtete ihre Augen auf Potter, der neben ihnen Stand. Severus richtete sich ein wenig auf, nahm seinen Zauberstab und führte ihn an seine Schläfe. Er zog einen langen Erinnerungsfaden hinaus. Granger hatte bereits ein Gefäß in der Hand und hielt es Potter hin. Dieser nahm es und fing die Erinnerung ein, die Severus ihm reichte. „Retten Sie das, was noch übrig ist.", flüsterte Severus schwach. Potter nickte. „Gehen Sie. Sie haben nicht viel Zeit.", sagte Amina zu den Teenagern. Dieser setzte zum Sprechen an, überlegte es sich anders, nickte und lief davon. Seine Begleitenden folgten ihm, nachdem sie die beiden Lehrkräfte noch einen Moment gemustert hatten.
„Warum hast du das getan?", flüsterte Severus vorwurfsvoll. Aminas Auge füllte sie mit Tränen. „Es war zu früh.", antwortete sie. „Wie lange haben wir?", fragte Severus. Anscheinend wusste er selbst nicht, was er anderes sagen sollte. Ändern konnten sie es nicht mehr. „Vielleicht eine halbe Stunde.", erwiderte Amina. „Minerva...wir müssen zu ihr.", beschloss Severus. Plötzlich war die Stimme des Dunklen Lord zu hören. Er gewährte Potter und seinen Verbündeten eine Stunde Waffenruhe. „Gut.", sagte Amina, nachdem die Stimme geendet hatte. „Komm."
Amina wusste nicht wie, aber Severus und sie schafften es wieder zum Schloss. Auf ihrem Weg sahen sie mehr als eine Leiche. Sowohl Todesser als auch Lernende und andere, die für Potter in den Kampf gezogen waren. Amina erkannte Collin Creeveys leblosen Körper. Der Teenager war nach den letzten Sommerferien nicht mehr nach Hogwarts zurückgekehrt, dennoch war es ihm gelungen mit Longbottom und der jüngsten Weasley Kontakt zu halten. Amina hatte einige Gedanken wahrnehmen können, die das vermuten ließen. Er war kein einziges Mal von Greifern entdeckt worden, soweit sie wusste und war vermutlich zurückgekehrt, um mit dem Rest von Dumbledores Armee zu kämpfen. Das Glück hatte den Jungen zum Schluss wohl doch verlassen. Amina verfluchte den dämlichen Heldenmut der Gryffindors. Viel zu oft verwechselten die Mitglieder dieses Hauses Mut mit Dummheit.
Severus lief langsam und auch Amina hatte mit dem Gift in ihrem Körper zu kämpfen. Trotzdem legte sie ein Desillusionszauber auf sie, sonst hätte man sie vielleicht aufgehalten. In der Großen Halle fanden sie Minerva. Sie war gerade dabei sich mit einigen Ordensmitgliedern auszutauschen. Dabei waren auch Remus, Tonks, Kingsley und Alastor. Amina seufzte auf. Anscheinend hatten es einige geschafft. Der Zauber löste sich, sobald sie die Halle betraten, und alle Anwesenden drehten sich geschockt zu ihnen um. Augenblicklich richteten sich mehrere dutzend Zauberstäbe auf sie. Auch Minervas.