heaven & hell | mattheo riddl...

By darkprincessleni

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before reading โ‹†ห™โŸก
triggerwarnung
heaven & hell
main characters โ‹†ห™โŸก
epigraph
prolog
01. romeo and juliet
02. graveyard of stars
03. never let me go
04. just like his father
05. cinnamon and vanilla
06. falling into darkness
07. kissing under the night sky
08. brown guilty eyes
09. broken wings
10. fallen angel
11. like snow we fall
12. craving darkness
13. peppermint chocolate
14. fading beauty
15. the heaven we created
16. yule ball
17. once upon a broken heart
18. kissing scars
19. the devil and his persephone {spicy}
20. the night before christmas
21. things we say in the dark
22. razor winged butterflies
23. war of hearts
24. midnight kisses and promises
25. are we too young for this
26. I just wanna be yours
27. let me protect you
28. the things I'd do to you
29. it all fell down
30. the line between love and hate
31. ravenclaw heart
32. chained to the devil
33. painted by scars {spicy}
34. so sweet and heavenly {spicy}
35. nothing's gonna hurt you baby
36. a curse so dark and lonely
37. to be ruined by you {spicy}
38. a whisper in the dark
39. secrets of the darkest arts
40. lift your hips for me, love {spicy}
42. cabin in the woods
43. the order of serpents
44. calm before the storm
45. scars and masks

41. nightmares

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By darkprincessleni

TW: Trauma! Folter & Tod
Beschreibung einer Geburt

you wouldn't last an hour,
in the asylum where they raised me.

M A T T H E O

FLASHBACK

Vor 4 Jahren

Kälte war normalerweise nichts, was ihm etwas ausmachte, doch in dieser rauen Dezembernacht drang sie bis in seine Knochen vor und lähmte jeden seiner Schritte, während er mit gesenktem Kopf auf die Eingangstür des Lestrange Manor zusteuerte, den Zauberstab in seiner zitternden Hand umklammert.

Jeder Meter nach vorn war eine Qual, als wüsste sein Körper genau, was ihm unmittelbar bevorstand.

Nichts als nebelhafte Schatten umgaben das düstere, von Giftefeu überzogene Herrenhaus in dieser Nacht und ließen die Hölle seiner Kindheit aussehen, als würde sie wahrhaftig in schwarzen Flammen stehen.

Mattheo verabscheute dieses von dunkler Magie verpestete alte Gemäuer mit jeder Faser seines Herzens und vermied normalerweise jede Gelegenheit, an diesen Ort zurückzukehren.

Doch in dieser Nacht hatte er keine Wahl gehabt.

Nur eine Stunde zuvor, war Mattheo schweißgebadet und am ganzen Körper zitternd in seinem Bett im Berkshire Manor aufgewacht, das Laken und die Decke voll von seinem Erbrochenen und Urin.

Das erste, was er getan hatte als er wieder einigermaßen klar hatte denken können, war einen Zauber zu sprechen, der ihm das Geräusch von vier ruhig schlagenden Herzen an die Ohren dringen ließ, bevor er mehr tot als lebendig ins Bad gewankt war.

Auf dem Boden vor der Toilette war er zusammengebrochen und hatte sich immer wieder übergeben, während er bittere Tränen geweint hatte.

Nach sich endlos anfühlenden Minuten, in denen er sich nichts als den Tod gewünscht hatte, hatte er es geschafft aufzustehen, zu duschen, sich umzuziehen und das Manor zu verlassen. Doch Mattheo war nicht fort gegangen, ohne vorher einen mächtigen alten Blutzauber heraufzubeschwören, der das Anwesen der Berkshires vor Eindringlingen schützte.

Seine Hand blutete immer noch, doch es war ihm vollkommen gleichgültig. Ein Sturm aus Angst, Zorn und brennendem Hass tobte in seiner Brust, angesichts der Tatsache, dass der dunkle Lord in seinen Kopf hatte eindringen können, obwohl er mehrere hundert Kilometer entfernt gewesen war.

Doch die Drohung seines Vaters war unmissverständlich gewesen.

Mattheo fühlte wie ihm die Galle hochstieg, als er wieder die Bilder vor Augen hatte, die sein Vater ihm im Schlaf in den Kopf gepflanzt hatte. Bilder, die ihn sicher für den Rest seines Lebens verfolgen würden.

Der dunkle Lord hatte ihn seinen schlimmsten Albtraum durchleben lassen. Einen Albtraum, in dem er vor den blutüberströmten, schwer verstümmelten Leichen von Enzo, Amelie und ihren Eltern gekniet und sich die Seele aus dem Leib geschrien hatte.

Der Gedanke an die Macht, die durch die Adern dieses boshaften Magiers floss, ließ dem Lockenkopf jedes Mal speiübel werden. Immer noch dröhnte das Lachen Lord Voldemorts angesichts seiner herzzerreißenden Schreie in seinem Kopf und bereitete ihm stechende Kopfschmerzen. Mattheo rieb sich die pochenden Schläfen und fluchte leise.

Als er näher trat, öffnete sich die Eingangstür mit quietschenden Angeln, als würde sie ihn begrüßen.

Doch das Anwesen der Lestranges, eine der ältesten und reinblütigsten Familien Europas, war ihm nie wohl gesonnen gewesen. Das Haus schien ihn genau so sehr zu hassen, wie auch er jeden Quadratmeter dieses Höllenlochs verabscheute, denn es hatte ihm sein Leben lang wahllos Türen und Fenster verschlossen, durch ständiges Klappern und Klopfen nachts niemals ruhig schlafen— oder ihn mit purer, boshafter Absicht über Teppichfalten stolpern lassen.

Als er zwölf gewesen war, hatte das Haus ihn hinterlistig die Treppe hinabstürzen lassen, wobei er sich seine Schneidezähne ausgeschlagen hatte, die Enzo, Amelie und ihre Mutter ihm in stundenlanger Arbeit wieder hatten rekonstruieren müssen.

Und alles nur, wegen der Anomalie in seinem Blut.

Mattheo stammte zwar von Salazar Slytherin ab, doch er war nur ein Halbblut, seine ach so wertvolle Blutlinie verschmutzt durch den Muggel, in den sich seine Großmutter Merope Gaunt verliebt hatte.

Der Junge mit den dunklen Locken und der Vorliebe für schwarze Magie hatte nicht viel mehr als das über seine Familiengeschichte herausgefunden, denn alle Aufzeichnungen die es dazu gegeben hatte, waren schon vor seiner Geburt vernichtet worden und jeder, der die Familie seines Muggel Großvaters einmal gekannt hatte, war tot oder erinnerte sich an nichts.

Eine Gänsehaut kroch über seinen ganzen Körper, als er die schwach beleuchteten Gänge des Manor hinabschritt. Trotz der Windstille wehte ihm sein mitternachtschwarzer Reiseumhang um den Körper, der von seinem Albtraum immer noch leicht zitterte.

Er hatte die Anwesenheit des dunklen Lords bereits gespürt, in der Sekunde, in der er auf das Grundstück der Lestranges appariert war. Doch er spürte auch die Aura seiner Erzeugerin, seines Stiefvaters und die unverkennbar düstere seines unehelichen Sohnes, seinem Stiefbruder Lucifer, der einzigen Seele, der Mattheo an diesem Ort jemals vertraut hatte.

Er wusste, dass Lestrange als einer der magiebegabtesten und jüngsten Todesser am Sturz des Zaubereiministeriums im Sommer beteiligt gewesen war, doch er machte ihm keinen Vorwurf.

Genau wie er selbst, hatte auch Luc keine Wahl gehabt, war in dieses Leben— in diese Dunkelheit hineingeboren worden, die sich seit der Rückkehr des dunklen Lords wie ein Spinnennetz über die magische Welt ausbreitete, bereit alles und jeden zu verschlingen, der sich daraus zu befreien versuchte.

Seine vertrauten kristallblauen Augen, die trotz all dem Grauen, das ihnen beiden in ihrer Kindheit angetan wurde, nie ihr rebellisches Funkeln verloren hatten, waren das erste, was Mattheo erblickte, als er in den größten Salon des Manor eintrat, in dem Rodolphus und seine Frau ihre Gäste empfangen.

Was, zugegeben, eher selten bis gar nicht vorkam, denn niemand der keinen Todeswunsch hatte, näherte sich freiwillig seiner von Wahnsinn geplagten Mutter Bellatrix, die durch ihre Jahre in Askaban nur noch aus purer Boshaftigkeit zu bestehen schien. Sie kreischte seinen Namen, als sie ihn entdeckte, doch Mattheo würdigte die Sabberhexe keines Blickes.

Stattdessen sah er zu Luc, der mit blutiger Lippe und leuchtender Fluchnarbe im Gesicht vor den Fenstern stand und dessen angespannte Haltung ihm bestätigte, was er bereits gewusst hatte, als er eine Stunde zuvor aus seinem quälenden Albtraum aufgeschreckt war; seine Zeit war abgelaufen.

Mattheo zwang sich den Blick von seinem Freund zu nehmen und fühlte wie ihn eine Welle aus kalten Hass durchströmte, die ihn beinahe mit sich fortriss, als er das Kinn hob und dem Mann ins Gesicht blickte, den er mehr verabscheute, als alles andere.

Wäre ihm die Angst nicht in die Knochen gesickert und hätte sich dort festgesetzt, hätte Mattheo wahrscheinlich ein verächtliches Schnauben von sich gegeben, beim Anblick seiner filzhaarigen Erzeugerin, die wie eine brave Hündin auf dem kalten Fußboden neben dem Sessel kauerte, in dem er saß, allzeit bereit ihrem Herrn die Stiefel sauber zu lecken.

Und das, obwohl ihr Ehemann nur wenige Meter entfernt auf einem Sessel saß, mit unverkennbarer Abscheu auf seinem Gesicht. Auch wenn es eine arrangierte Ehe gewesen war, hatte Rodolphus nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr er sie hasste.

Wahrscheinlich genau so sehr, wie sie ihn.

Denn Bellatrix Lestrange's verrottetes schwarzes Herz, hatte immer nur einem einzigen Mann gehört.

Tom Marvolo Riddle.

»Wie schön, dass du uns endlich mit deiner Anwesenheit beehrst, Sohn. Ich habe bereits vor über einer Stunde mit dir gerechnet.« Gänsehaut kroch über seinen ganzen Körper als er näher trat, denn die Stimme des dunklen Lords enthielt nichts als Kälte.

»Vater—«, begann Mattheo, als er mit angespannten Gliedern vor ihm zum stehen kam, doch Lord Voldemort hob seine skelettartige Hand und er verstummte. Hass begann aus jeder seiner Poren hervorzuquellen, als die seelenlosen Augen des Magiers über seinen zitternden Körper glitten und sich seine Lippen angesichts seines mitgenommenen Zustands zu einem Lächeln der Abscheu kräuselten.

»Du hast meine Warnung also verstanden?«, sagte er langsam, während er ihn durchdringend ansah.

»Bitte—«, brachte Mattheo krächzend hervor.

»Knie vor dem dunklen Lord, Mattheo«, zischte Bellatrix ihm zu, wobei ihr der Name ihres Sohnes wie schwarzes Gift von den spröden Lippen perlte.

»Sei still, Bella«, fuhr er sie an, ohne sie eines Blickes zu würdigen, woraufhin die Schwarzhaarige demütig den Kopf senkte und sich einige Meter zurückzog.

»Nun, wenn du um das Leben deiner—« Das Blau seiner Augen verdunkelte sich, während er ihn anstarrte, als wollte er Mattheo in ihren Tiefen ertränken. »Familie—«, spuckte Voldemort hervor, als wäre dieses Wort Gift für ihn, »betteln möchtest, ist dies die einzige Gelegenheit, die du bekommst.«

Bellatrix ließ ein märchenhaftes Kichern aus ihrer Kehle dringen und das war alles was Mattheo in diesem Moment realisieren ließ, dass sie es gewesen war, die Voldemort von den Menschen erzählt hatte, die ihm alles bedeuteten. Die Menschen, für die er sterben würde, um sie in Sicherheit zu wissen.

Lorenzo, Amelie und ihre Eltern.

Die Bilder ihrer verstümmelten Leichen flimmerten plötzlich wieder vor seinen Augen auf und ließen seine Sicht in heißen Tränen verschwimmen.

Mattheo fiel auf die Knie.

»Bitte, tu ihnen nichts«, brachte er mit heiserer Stimme hervor und zwang sich mit aller Kraft, das Kinn gehoben zu halten und den Mann ins Gesicht zu blicken, aus dessen Blutlinie er entsprang.

»Du kennst den Preis, Mattheo«, sagte der dunkle Lord und legte den Kopf leicht schief, woraufhin ihm eine einzige Strähne seines dunklen Haares in die totenblasse Stirn fiel, was einen faszinierenden Kontrast ergab, während er auf ihn hinabblickte, als wäre er Ungeziefer und nicht sein einziger Sohn.

Mattheo nickte und presste die Lippen zusammen.

»Streck deinen Arm aus.«

Und da war er, der Moment, gegen den er die letzten Monate so verzweifelt anzukämpfen versucht hatte.

Und alles, woran er jetzt dachte, als er mit zitternden Fingern seinen Ärmel hochschob, war Amelie.

Amelie, wie sie blutüberströmt vor ihm lag, ihre wunderschönen braunen Augen, die er so sehr liebte, aus den Höhlen gerissen, das zuckersüßes Lächeln, dass sie ihm stets schenkte, wenn er sie in die Arme
hob und im Kreis wirbelte, für immer verblasst.

Seine kleine Amelie.

Sie würde ihm das nie verzeihen.

Mattheo hatte ihr versprochen, zu kämpfen. Zu kämpfen gegen den dunklen Lord und gegen all die Dunkelheit, die der boshafte schwarze Magier in den letzten Monaten über ihre Welt gebracht hatte.

Er hatte ihr versprochen, keiner von ihnen zu werden, kein Diener der Dunkelheit, kein Todesser—

kein Monster.

Der dunkle Lord glitt von seinem Sessel wie eine Schlange und als er vor ihm stehen blieb, schloss Mattheo die Augen. Er wollte ihn nicht ansehen.

Wollte ihn nicht sehen, wenn es geschah.

Und dann flogen seine Augen plötzlich doch auf.

»Schwöre es«, brachte er keuchend hervor, bevor die Spitze des Elderstabs seine Haut berühren konnte.

Die Augen des dunklen Lords verengten sich und Mattheo konnte hören, wie Bellatrix und Rodolphus gleichzeitig scharf Luft in ihre Lungen sogen.

»Leiste mir einen unbrechbaren Schwur und schwöre mir, den Berkshires nichts anzutun und ich werde der Sohn und Erbe sein, den du dir wünschst«, brachte er zitternd hervor. Und noch bevor er die Worte zu Ende gesprochen hatte, hörte er Bellatrix kreischen.

»Wie kannst du es wagen—«

Doch Voldemort hob die Hand und erstickte ihre Worte mit Magie. Einen endlos langen Moment starrte er mit unlesbarer Miene auf ihn hinab und gerade als Mattheo dachte, er würde ihm zur Strafe den Cruciatusfluch durch den Körper jagen, nickte er.

»Eine faire Abmachung. Betrachte ihre Leben als verschont, wenn du mir im Gegenzug schwörst, ausnahmslos jeden meiner Befehle auszuführen.«

Mattheo zögerte keine einzige Sekunde.

Er nickte und rappelte sich vom Fußboden auf.

»Lucifer, wärst du so freundlich?«, schnarrte die Stimme Voldemorts durch den Raum, woraufhin der junge Todesser, der sich wie so oft in die Schatten zurückgezogen hatte, wortlos den Salon durchquerte und dann mit gezogenem Zauberstab neben ihnen stehen blieb. Seine Miene war unlesbar, doch in seinen blauen Augen lag ein gefährliches Funkeln.

Eine unmissverständliche Warnung.

Eine Warnung an Mattheo, einen furchtbar dummen Fehler zu begehen, der ihn mehr kosten würde, als er in diesem Moment ahnen konnte.

Doch alles an was Mattheo denken konnte, war seine Familie. Mattheo dachte an Enzo, als er die Worte sprach, die sein Leben für immer an die Befehle des Magiers banden, dessen leblose kalte Hand sich für wenige Sekunden in seiner befand, während sich die goldenen Fäden des unbrechbaren Schwures fest um ihre Finger wickelten und ihn besiegelten.

Und er dachte an Amelie, als der dunkle Lord die Spitze des Elderstabes in seine Haut drückte und die tiefschwarze Schlange mit dem Totenkopf für immer darauf verewigte, bevor der Mann, dessen Blut er teilte, ihn auf seine Brust richtete und ihn seinen Cruciatusfluch spüren ließ, bis er nicht nur seine Seele— sondern auch seinen Körper gebrochen hatte.

FLASHBACK ENDE

**

Schmerz.

Das war alles, was er fühlte, als er aus dem vertrauten Albtraum seiner Erinnerungen erwachte. Sein linker Arm und die Narben auf ihm, brannten wie Feuer und seine Kehle fühlte sich rau und trocken an, als hätte er stundenlang geschrien. Kalter Schweiß benetzte seine Stirn und er zitterte so heftig am ganzen Körper, dass das Bett unter ihm vibrierte.

Eine vertraute Stimme sagte seinen Namen, während warme Hände ihm liebevoll die schweißnassen Locken aus der Stirn strichen. Er spürte etwas heißes und nasses auf seinen Gesicht und erst, als er ihren Duft wahrnahm und zarte Lippen seine Wangen berührten und die glitzernden Seelensplitter davon küssten, realisierte er, dass es Tränen waren.

Mattheo weinte.

»Shhh, es ist alles gut, mein Schatz«, flüsterte die Stimme des Mädchens, dass er liebte, bis der letzte Stern am Nachthimmel verglüht war und dessen Hände jetzt ganz vorsichtig sein Gesicht umfassten.

Mattheo lehnte sich in ihre Berührung, sog ihren Duft in seine Lungen, als wäre er seine Luft zum Atmen.

»Nein«, brachte er kaum hörbar hervor.

»Es war nur ein Traum«, sagte sie und lehnte ihre Stirn an seine. Seine Lider flatterten und er brauchte eine ganze Weile, bis er die Tränen in seinen Wimpern davon geblinzelt hatte und er in ihr besorgtes, doch bildhübsches Gesicht sehen konnte.

Amelie.

Seine wunderschöne kleine Amelie.

Sie war hier bei ihm, in seinen Armen in seinem Zimmer in den Kerkern von Slytherin— und lebte.

Einen herzzerreißend kurzen Augenblick war die Welt wieder in Ordnung, doch dann verwandelte sich ihr Gesicht wieder in das ihrer Leiche und Mattheo kauerte wieder auf dem kalten Fußboden seiner Träume und schrie sich die Seele aus dem Leib, während er das tote Mädchen in seinen Armen hielt.

Der metallische Geruch ihres Blutes verdrängte den von Zimt und Vanille und ließ ihn plötzlich würgen.

»Theo—«

Voldemort hatte ihr die Augen ausgestochen,

Ihre wunderschönen rehbraunen Augen.

Er würgte erneut. »Nein, nein, nein.«

Mattheo schrie und schrie und schrie— selbst, als sie ihn an sich zog und in ihren Armen wog, während sie ein sanftes Schlaflied summte um ihn zu beruhigen, konnte er einfach nicht aufhören zu Schluchzen.

Seine Kehle brannte, so wie seine Augen.

»Du bist sicher bei mir«, wiederholte Amelie immer und immer wieder, während er sich an sie klammerte, sich weigerte sie auch nur für eine einzige verfluchte Sekunde loszulassen. Mattheo zog seinen Zauberstab unter seinem Kopfkissen hervor und hielt ihn fest in der Hand, als befürchtete er, der dunkle Lord könnte jede Sekunde auftauchen und sie ihm aus den Armen reißen, sie ihm wegnehmen—

sie ermorden, nur um ihm weh zu tun.

Der unbrechbaren Schwur würde zwar versuchen ihn zu töten— doch Tom Riddle war unsterblich. Eine Tatsache, die Mattheo vor all den Jahren in seiner Panik nicht bedacht hatte. Eine Tatsache, die Lestrange ihm mitzuteilen versucht hatte.

Doch Mattheo hatte es nicht wahrgenommen.

Jedoch erinnerten ihn die Narben, die er sich selbst hinzugefügt hatte, bei jedem Blick in den Spiegel daran, wie sehr er sich selbst dafür verabscheute.

Ein wahnsinniges Lachen drang aus seiner Kehle, was sich schnell in ein qualvolles Schluchzen wandelte.

»Es war nur ein Albtraum, Theo«, flüsterte die Slytherin, während sie ihm liebevoll das Haar kraulte.

Oh, wie sehr sie sich irrte.

Eine halbe Ewigkeit saßen sie eng umschlungen in der Dunkelheit seines Zimmers, während sich das mystische Glimmern des schwarzen Sees wie eine Decke über ihre immer noch nackten Körper legte.

Der Erbe Slytherins lehnte sich zurück und sah sie an, überlegte was er sagen sollte, doch Worte würden nie auszureichen können um zu beschreiben, wie sehr er sich davor fürchtete, sie zu verlieren.

Oder davor zu sterben, ohne ihr vorher das Leben zurückgegeben zu haben, das sie verdiente.

Irgendwann fingen sie an sich zu küssen, doch es waren keine zärtlichen oder liebevollen Küsse die sie miteinander teilten, sondern welche, die nach purer Verzweiflung und salzigen Tränen schmeckten.

Tränen, die sie nun beide weinten.

Schmerz, den sie beide teilten.

Der nur zusammen ein wenig erträglich wurde.

»Ich liebe dich«, brachte Mattheo schwer atmend an ihren Lippen hervor, umfasste ihr Gesicht mit seinen zittrigen Händen und küsste sie, rau und stürmisch, bis sie beide keine Luft mehr bekamen. »Ich liebe dich auch«, entgegnete die dunkelhaarige Slytherin schluchzend, bevor sie eng umschlungen zurück in die Kissen fielen und sich liebten, bis nicht nur ihre Körper, sondern ihre zerrissenen Seelen eins waren.

𓆙

A M E L I E

An diesem düsteren Nachmittag in den Krankenflügel zu kommen, war absolut keine gute Idee gewesen.

Obwohl ich mich gern hier aufhielt, an diesem einen Ort im Schloss, an dem ich meine magische Begabung in Heilkunde, sowie mein Berkshire Helfersyndrom, wie Lestrange es liebevoll genannt hatte, vollends ausleben konnte, hielt ich es heute kaum aus, in die verängstigten Gesichter der Mädchen zu sehen, die schwanger oder von ihren Ehemännern verprügelt in den Krankenbetten kauerten und nach ihren Müttern weinten.

Mein mentaler Zustand war eine reine Katastrophe und das ich vorhin meine Periode bekommen hatte, machte es nicht viel besser— ganz im Gegenteil.

Der Moment in dem Mattheo heute Nacht schreiend neben mir aufgewacht war, steckte mir immer noch in den Knochen, genau wie die Stunden danach, in denen ich ihn in meinen Armen gewogen und beruhigend sein Haar gestreichelt hatte, bis sein Herz mit meinem wieder im Einklang geschlagen hatte.

Er hatte mir nicht erzählt, wovon genau er geträumt hatte und ich hatte nicht nachgefragt, obwohl es mir so sehr auf der Zunge gebrannt hatte. Denn anhand des Schmerzes in seinen Augen und die Art wie er mich geküsst hatte, so verzweifelt— hatte ich geahnt, dass es etwas mit mir zu tun gehabt haben musste.

Mit meinem Tod.

Den ganzen Morgen hatten wir eng umschlungen im Bett verbracht und uns geweigert einander loszulassen, bis sein dunkles Mal gekribbelt hatte und ich ihn beinahe aus dem Bett hatte zerren müssen, bevor sich die Magie des Mals durch seinen Körper frass und Schäden verursachte, die irreparabel waren.

Denn genau das passierte, wenn ein Todesser sich weigerte, auf den Ruf Lord Voldemorts zu reagieren; die schwarzmagische Tinte vergiftete sein Blut, verbrannte seine Haut und schließlich seine Knochen zu Asche, bis nichts mehr von ihm übrig war.

Entweder man gehorchte — oder man starb.

Einzig und allein sein Versprechen, so schnell wie möglich zu mir zurückzukehren, hatte mich diesen Schultag durchstehen lassen— und der hochgewachsene Todesser mit den blonden langen Haaren, der mir wie ein Schatten folgte und mich bei jedem meiner Schritte sicher fühlen ließ. Sicher an einem Ort, an dem statt Kinderlachen und albernen Zaubern nun Angst die Köpfe der Schüler regierte.

»Amelie?«

Dianas Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

Irritiert sah ich von dem Tablett mit Schmerz- und Beruhigungstränken auf, das ich gerade auffüllte und blinzelte durch den nach Lavendel und Baldrian duftenden Raum zu der Heilerin, deren dunkelblonder Dutt mittlerweile völlig zerzaust war.

Mein eigenes Haar hatte ich vorhin zu zwei langen Zöpfen geflochten und mit einer juwelenbesetzten Haarspange an meinem Hinterkopf fixiert, damit ich besser arbeiten konnte. Mein Verlobungsring hing an einer Kette um meinen Hals, damit er nicht schmutzig wurde und über meiner Schuluniform trug ich eine der Heilerschürzen in Smaragdgrün, die ich letztes Weihnachten von Diana bekommen hatte.

Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich die beiden Siebtklässlerinnen überhaupt nicht bemerkt hatte, die so eben den Krankenflügel betreten hatten. Eines der Mädchen hatte den Arm um das andere gelegt, eine rothaarige hübsche Hexe mit kugelrundem Babybauch, deren dunkelgrauer Faltenrock zwischen den Beinen blutdurchtränkt war. Ihr Gesicht war leichenblass und schmerzverzerrt.

Sie hatte Wehen.

Schnell stellte ich das Tablett zur Seite und eilte auf das nächste freie Bett zu um es vorzubereiten, damit Diana und das andere Mädchen die Schwangere darauf ablegen konnten, die sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten konnte.

Nachdem Astoria mir von ihrer Schwangerschaft berichtet hatte, hatte ich unzählige Lexika und Ratgeber für magische Schwangerschaften gewälzt, doch es war das erste Mal, dass ein Mädchen in den Krankenflügel kam, das Geburtswehen hatte.

Diana jedoch, schien nichts so leicht aus der Ruhe zu bringen und ich konnte nicht anders, als sie dafür zu bewundern. Trotz der Schmerzen und der panischen Angst in den Augen des Mädchens vor der Geburt, schaffte sie es sie zu beruhigen, während sie mir genaue Anweisungen gab, was ich zu tun hatte.

Normalerweise informierten wir das St Mungo Hospital, wenn ein Mädchen kurz vor der Geburt stand, damit die Heiler es abholten, doch in dem Moment, in dem Diana zwischen die Beine der Ravenclaw schaute und mir aus ihren tiefblauen Augen einen vielsagenden Blick zuwarf, wusste ich, dass es bereits zu spät war, eine Eule zu schicken.

Das Baby würde in Hogwarts zur Welt kommen.

Dem Ort, an dem wir doch eigentlich sicher sein sollten, an dem wir aufwachsen und älter werden durften— ohne Tränen und ohne Angst.

Die Geburt schritt schnell voran und die Wehen kamen nun in immer kürzeren Abständen.

Irgendwann klingelten meine Ohren von den Schreien der Ravenclaw, die Diana mittlerweile zu pressen angewiesen hatte, wobei sie ihrer Freundin fast die Hand zerquetschte. Ich hatte gewusst, dass es weh tun würde ein Baby zu bekommen, aber das?

Bei Merlin.

Während sie schrie, brachte ich neue Handtücher und Schmerzmittel, doch gerade als ich sorgsam das improvisierte Babybettchen vorbereitete, beschlich mich wie aus dem Nichts eine dunkle Vorahnung.

Meine Hände zitterten vom Adrenalin, als ich den Kopf hob und auf die Schatten blickte, die sich in genau dieser Sekunde mitten im Raum in den Jungen mit den dunklen Locken und den ebenso dunklen Augen verwandelten, die im schwachen Licht des Kronleuchters an der Decke leicht golden schimmerten. Die Augen, in die ich mich schon als kleines Mädchen so unsterblich verliebt hatte.

Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, während ich auf Mattheo zulief, dessen Blick in dieser Sekunde meinen fand, doch dann lenkte etwas Leuchtendes meine Augen auf den Fußboden und ich starrte voller Entsetzen auf das, was wie Regen von seiner düsteren Todesseruniform perlte, von der schwarze Magie wie Nebel auszugehen schien.

Blut.

Meine Kehle war wie zugeschnürt, während ich mit rasendem Herzschlag wieder hoch in sein Gesicht blickte, das trotz seiner leichten Bräune nun besorgniserregend blass war. »Theo, was ist denn—«, begann ich zu sprechen, doch die Worte blieben mir plötzlich im Hals stecken, als ich die Angst und vor allem den Schmerz in seinen Augen erblickte.

Mattheo selbst schien nicht verletzt, aber—

Enzo.

Enzo war verletzt.

Meine Atmung wurde schneller und ich fing plötzlich am ganzen Körper an zu zittern, woraufhin Mattheo alarmiert zu mir rannte und mich an den Schultern packte, bevor ich noch zusammenbrechen konnte.

»Amelie«, rief der Lockenkopf durch den Nebel der Panik in meinem Kopf, der mit jeder Sekunde immer dichter zu werden schien. »Sieh mich an, Sweetie.«

Mein Herz klammerte sich an meine Rippen, als sich seine Finger unter mein Kinn schoben und es anhoben, damit ich ihn ansehen musste. Blut tropfte von seinen Fingern auf den Kragen meiner Schuluniform, doch es kümmerte mich nicht, dass er sie ruinierte, denn alles an was ich dachte, war Enzo.

Meinen Bruder zu verlieren, würden meine Eltern nicht überleben, würde ich nicht überleben.

Würde Mattheo nicht überleben.

»Es ist nicht Enzo«, sagte Mattheo mehrfach zu mir, während ich ihn einfach nur völlig verstört ansah.

Nicht Enzo.

Nicht Enzo.

Nicht Enzo.

Die Worte wiederholten sich in meinem Kopf und doch wollte sich mein Geist nicht beruhigen. Ich rutschte tiefer und tiefer in eine heftige Panikattacke.

»Sweetie?«

Ich sah zu Diana, die jedoch zu beschäftigt damit war, das Baby der wie am Spieß schreienden Ravenclaw auf die Welt zu bringen, als Mattheo mein Kinn wieder zu sich drehte und seine Stirn zaghaft an meine lehnte, während er unsere Finger verknotete.

Das Blut an seinen Händen war noch warm.

Doch es war nicht Enzos Blut.

Nicht Enzo.

»Sweetie«, wiederholte er ein weiteres Mal und dann endlich— lichtete sich der Nebel in meinem Kopf.

»Wer?«, fragte ich unter Tränen.

»Theodore«, gab Mattheo zurück. »Er ist schwer verletzt«, fügte er dann noch hinzu und auch wenn seine Stimme ganz ruhig war, so erkannte ich doch sofort die Angst, die darin lag. Angst, einen seiner Freunde zu verlieren, einen der Slytherin Jungs, mit denen er zusammen in Hogwarts aufgewachsen war.

Ich schluckte meine eigene Angst herunter, während ich kurz zu Diana sah, die uns mittlerweile bemerkt hatte. »Ich schaffe das allein«, schienen ihre Augen zu sagen, bevor sie sich wieder ihrer Patientin zuwandte, deren Blut sich mittlerweile auf dem Fußboden um das Bett herum ausgebreitet hatte.

Und als das Gefühl in meine Beine und mein Ravenclaw-Verstand zurück in meinen Kopf kehrte, der mich jetzt anschrie, dass ich nur wertvolle Zeit vergeudete, rannte ich in das kleine Büro, in dem es für Notfälle vorbereitete Taschen mit Tränken und Verbänden gab, schnappte mir eine und lief wieder zu Mattheo, dessen Züge plötzlich verhärtet waren.

Und dann begriff ich.

Wenn ich jetzt mitkam, würde es keine Geheimnisse mehr zwischen uns geben. Kein Versteckspiel, nur noch die Wahrheit. Die Wahrheit über das, was Mattheo wirklich tat, wenn er das Schloss verließ.

Was sie alle taten, wenn sie das Schloss verließen und meistens mit schweren Verletzungen zurückkehrten.

Mattheo, Luc, Draco, Daphne, Blaise, Theodore—

und auch mein Bruder.

Die Welt schien still zu stehen, als ich das Kinn hob und ihm flehend in die Augen sah, in denen nun kein Feuer mehr flackerte— sondern ein ausgewachsener Sturm wütete, als würde er innerlich gegen sich selbst ankämpfen. Eine quälend lange Sekunde rechnete ich fest damit, der junge Todesser würde sich von mir abwenden, mich im Dunkeln lassen, mich belügen, so wie er es die letzten Jahre getan hatte— wenn auch nur um mich zu beschützen. Einen Herzschlag lang schloss der Slytherin die Augen und als er sie wieder öffnete und mich ansah, wusste ich plötzlich, dass er überhaupt nicht wegen Diana hergekommen war.

Sondern nur wegen mir— weil er mir vertraute und weil er verflucht nochmal wusste, wie gut ich war.

»Ich brauche dich, Amelie«, sagte Mattheo leise und mit einem unverkennbaren Flehen in der tiefen Stimme, auch wenn er wusste, dass er mich niemals um etwas anflehen— geschweige denn bitten musste.

Unsere Liebe füreinander war bedingungslos.

Und dann endlich—reichte er mir seine blutige Hand.

𓆙

bitte denkt ans voten, danke <3

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