Anger Management | Marten | 1...

Od longislandicetea

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„Setz dich endlich hin, du Spinner!" Als ich der schneidenden Stimme den Kopf zudrehte, hielt ich den Atem an... Více

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01 | Unverhofftes Wiedersehen
02 | Separee
03 | Erinnerungen
04 | Girls Talk
05 | Wiedersehen
06 | Gute Vorsätze, schlechte Umsetzung
07 | Drachen und Furien
08 | Zu mir oder zu dir?
09 | Lulu Luxury
10 | Überraschungsbesuch
11 | Liebe geht durch den Magen
12 | Bürodrache
13 | Lulu & Marty
14 | Tausend Sterne
15 | Ungutes Bauchgefühl
16 | Hamburger Nächte
17 | Standbar
18 | Offenbarungen
19 | Scherbensprung
20 | Versöhnung?
21 | Schlechte Erinnerungen
22 | Missverständnisse
23 | Herzschmerz
24 | Gefühlsausbruch
25 | Unverhofft kommt oft
26 | Annäherung
27 | Zerrissen
28 | Emotional überfordert
30 | Glitzerbürste oder Besen?
News :)

29 | Reue

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Od longislandicetea

Ja,  ich weiß, der Cut war mies. Und ihr müsst jetzt echt stark sein, weil... es ist das vorletzte Kapitel, meine Lieben. :/

Mit zitternden Fingern presste ich mir das Handy ans Ohr und lauschte dem monotonen Tuten. Das Herz schlug mir bis zum Hals, während ich darauf wartete, dass Marten endlich abnahm und darüber nachdachte, was meine ersten Worte zu ihm sein würden.

„Hallo?"

Ich hielt den Atem an, als er endlich ans Telefon ging. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus, als ich seine verschlafene und ein wenig heisere Stimme hörte. Von jetzt auf gleich war alles, was mir eben durch den Kopf geschossen war, wie weggeblasen und ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.

„Lou..."

Auf einmal hatte ich einen riesigen Kloß im Hals und bekam kein Wort mehr heraus. Als ich schluckte, um das beklemmende Gefühl loszuwerden, entfuhr mir ein leises Schluchzen. Urplötzlich überkam mich eine Welle der Panik. Ich legte auf, in der Hoffnung, dass er es nicht gehört hatte, und sank in die weichen Kissen zurück. Kopfschüttelnd wischte ich mir die Tränen von den nassen Wangen und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich atmete tief durch, dann sah ich nochmal auf das inzwischen schwarze Display meines Handys. Je länger ich so dalag und darüber nachdachte, dass ich einen feigen Rückzieher gemacht hatte, nur, weil ich Emotionen zeigte, desto blöder fühlte ich mich. Genau darum ging es doch; dass ich mich ihm öffnete und ihm zeigte, was mich wirklich beschäftigte – und all diese Nichtigkeiten hinter mir zu lassen und wieder mit ihm zusammen zu sein.

Kurzerhand schob ich all die negativen Gedanken beiseite und klickte mich in die Anrufliste zurück, um nochmal seine Nummer zu wählen. Ich atmete tief durch, dann hielt ich mir abermals das Handy ans Ohr. Es klingelte eine ganze Weile, doch er ging einfach nicht mehr ran. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ich schüttelte verständnislos den Kopf, denn ich fand es albern, dass er mich nun am ausgestreckten Arm verhungern ließ, bloß, weil ich gerade wortlos aufgelegt hatte. Jetzt signalisierte ich ihm schon, dass ich mit ihm reden wollte, und er ließ mich auflaufen. Ich biss mir auf die Zunge. Hatte ich möglicherweise zu lang gewartet und er wollte das mit uns doch nicht mehr hinkriegen?

Als er nach wie vor nicht ranging, warf ich nachdenklich das Handy in die weichen Kissen zurück und zog mir die Decke über den Kopf. Je mehr ich versuchte, mich dazu zu zwingen, in den Schlaf zu finden, desto weniger gelang es mir. Ruhelos drehte ich mich von einer Seite auf die andere, immer wieder kurz davor, mehr Tränen zu vergießen. Ich hatte das Gefühl, mein gesamtes Leben vor die Wand zu fahren, weil ich so wahnsinnig stur und kompliziert gewesen war.

Ich wusste nicht, wie lang ich dagelegen und mich in meinen wirren Gedanken verloren hatte, als mich plötzlich ein Klingeln aufschrecken ließ. Stirnrunzelnd tastete ich nach meinem Smartphone und warf einen Blick aufs Display. Ich wusste nicht, wer um diese Zeit bei mir klingelte, doch es war mir auch egal. Mürrisch kuschelte ich mich in die Daunen zurück und bemühte mich, den Störenfried auszublenden. Doch derjenige schien nicht so leicht aufzugeben, denn als ich mich nicht bewegte, klingelte es direkt ein zweites Mal. Möglicherweise war es der Postbote, der die Schuhe lieferte, die ich bestellt hatte. Kurzerhand schlug ich die Decke zur Seite und wanderte erschöpft in den Flur. Dort griff ich nach dem Hörer der Gegensprechanlage.

„Hallo?"

„Ich bin's."

Mein Herz setzte einen Schlag aus, als Martens Stimme blechern durch den Hörer drang.

„Mach auf, ja?", schob er hinterher, als ich wie angewurzelt dastand und so verwundert war, dass ich beinah vergaß, zu reagieren. Ohne ein weiteres Wort drückte ich auf den kleinen Knopf, auf dem das Schlüsselsymbol abgebildet war, und hängte den Hörer wieder ein. Dann öffnete ich nervös die Tür, unsicher, wie ich mich am besten hinstellen sollte, um nicht zu offensichtlich zu zeigen, wie schlecht es mir ging. Um eine selbstbewusste Körperhaltung bemüht erwartete ich ihn im Türrahmen. Mein Herz raste, als die Schritte im Treppenhaus lauter wurden und er schließlich den oberen Treppenabsatz erreichte. Er trug ein T-Shirt und eine Jogginghose und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Seine Haare standen verwuschelt in alle Richtungen ab.

„Ist alles okay?", fragte er besorgt. „Ich hab mir direkt was angezogen, als ich gehört habe, dass irgendwas los ist. Eigentlich wollte ich dich aus dem Auto anrufen, aber in der Hektik hab ich mein Handy vergessen", begrüßte er mich, dann blieb er vor mir stehen und sah prüfend auf mich herab. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Schließlich hatte ich ihn nach seinem Versuch, sich mit mir auszusprechen, voll auflaufen lassen und ihm vor den Kopf gestoßen, obwohl er über seinen Schatten gesprungen war. Mein Bauch kribbelte, als ich realisierte, dass ihm all unsere Probleme von einer Sekunde auf die andere egal gewesen waren. Alles, was für ihn zählte, war, nach mir zu sehen, ganz egal, was gerade zwischen uns stand.

Als mir bewusstwurde, dass er kompromisslos für mich alles stehen- und liegenlassen würde, wenn ich ihn brauchte, stiegen mir abermals heiße Tränen in die Augen, während seine mich aufmerksam musterten. Als er mich jetzt wortlos in den Arm nahm, vergaß ich vor lauter Überraschung beinah, zu atmen. Ein Hauch von Zitrone und Minze stieg mir in die Nase, während er mich an sich drückte und mich festhielt, mich sanft hin- und herwiegte und mir einen Kuss auf den Haaransatz drückte. Ich schluckte. Es fühlte sich unfassbar gut an, dass er nichts sagte, sondern einfach nur da war, mich sicher im Arm hielt und mir den Rücken stärkte, ohne überhaupt zu wissen, was vorgefallen war. Nach einer Weile schob er mich vorsichtig in die Wohnung, zog im Vorbeigehen seine Sneakers aus und legte sich mit mir ins Bett. Ich kuschelte mich schweigend an ihn, während er seinen Arm um mich schlang und an seine Brust zog. Eine ganze Zeit lagen wir so miteinander da, ohne, dass einer von uns etwas sagte. Er streichelte meinen Rücken, ich seinen Bauch, so, als hätte nie etwas zwischen uns gestanden. Ich genoss es einfach, wieder in seinem Arm zu liegen und von ihm gehalten zu werden. Hin und wieder kratzte sein Bart über meine Stirn, wenn er sich bewegte, doch mich störte es nicht. Ich fand es einfach nur beruhigend, dass er bei mir war.

„Willst du mir erzählen, was los ist, oder soll ich einfach nur bei dir bleiben?", fragte er irgendwann und sah mir prüfend in die Augen. Es vermischten sich so viele Emotionen in mir, dass ich sie überhaupt nicht greifen konnte; von Sehnsucht, Traurigkeit, Erleichterung und Rührung bis hin zu Scham war alles dabei. Er runzelte verblüfft die Stirn, als ich ihm übers Gesicht strich. Seine Barthaare piekte an meiner Handinnenfläche.

„Ich will das schaffen mit uns. Vielleicht bist du morgen tot. Oder ich."

Er hob beschwichtigend die Hände, ohne meine loszulassen.

„Okay, übertreib nicht. Ich bin gerade mal Anfang 30, nicht scheintot", gab er zurück.

„Ich meine es ernst. Niemand von uns weiß, was passieren wird. Ich will, dass wir unsere Zeit sinnvoll nutzen, statt sie mit Diskussionen oder Streitigkeiten zu verschwenden", sagte ich traurig. Er lockerte seine Umarmung und sah mir prüfend ins Gesicht.

„Versteh mich nicht falsch. Ich freue mich darüber. Aber neulich noch hast du mir gesagt, dass du nicht weißt, ob du mir jemals wieder vertrauen kannst und plötzlich willst du doch wieder mit mir zusammen sein. Da komme ich nicht mehr mit..."

Ich suchte nach den richtigen Worten. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, mich ihm so zu erklären, dass er mich verstand, fiel es mir schwer, mich auszudrücken.

„Als du dich von mir getrennt hast, hast du bei mir alte Wunden wieder aufgerissen. Es hat höllisch wehgetan und mich daran erinnert, wovor ich am meisten Angst habe. Aber schlussendlich bin ich dafür verantwortlich, dass ich heute bin, wie ich bin. Nicht du", sagte ich. Er runzelte verständnislos die Stirn.

„Wie meinst du das?"

Ich sank seufzend in die weichen Kissen zurück. Er beugte sich über mich und schaute mir erwartungsvoll in die Augen.

„Dass es mir so schwerfällt, Menschen kennenzulernen oder an mich ranzulassen, hat mit meiner Vergangenheit zu tun. Ich spreche ungern darüber, weil ich bis heute damit zu kämpfen habe, jemandem meine Gefühle anzutrauen", erzählte ich, dann machte ich eine Pause, um mich zu sammeln. Er legte den Kopf schief und strich mir sanft durchs Haar.

„Es hat einen Grund, warum wir nie über meine Eltern sprechen."

Betroffenheit spiegelte sich in seinen Augen.

„Scheiße. Sind sie-."

Er ließ den Satz in der Luft hängen und sah betreten auf mich herab.

„Nein", zerstreute ich seine Vermutung kopfschüttelnd, auch, wenn das, was ich ihm nun sagen würde, kaum weniger schlimm war. Meine Zunge fühlte sich plötzlich an wie Blei. „Sie haben mich weggegeben, als ich noch ein kleines Mädchen war. Meine Großeltern sind nicht meine richtigen Großeltern. Sie haben mich bei sich aufgenommen und mir ein Zuhause gegeben, als meine Eltern mich im Stich gelassen haben", sprach ich nur schwerfällig die bittere Wahrheit aus. Marten sah im ersten Moment betroffen auf mich herab. Als er begriff, was ich ihm gerade gesagt hatte, stieß er ein abfälliges Schnauben aus.

„Wie alt warst du damals?", fragte er interessiert. Ich schluckte.

„Zwei. Ich habe praktisch kaum Erinnerungen an sie", erzählte ich. Marten schüttelte verächtlich den Kopf.

„Haben sie sich jemals wieder bei dir gemeldet?", hakte er nach. Ich schüttelte traurig den Kopf.

„Nein. Aber das könnten sie auch gar nicht, weil die Agentur die Namen der Adoptiveltern nicht weitergibt", antwortete ich.

„Und du? Hast du mal versucht, sie zu finden?"

„Wozu denn? Sie wollten mich nicht haben. Ich frage mich bis heute, was ich falsch gemacht habe", offenbarte ich ihm, dann brach meine Stimme. Er schüttelte den Kopf.

„Nichts, Baby. Du hast nichts falsch gemacht", versicherte er mir.

„Aber es muss doch einen Grund dafür geben, dass sie mich nicht haben wollten. Was habe ich ihnen denn getan, dass sie mich verlassen haben?"

Erst jetzt merkte ich, dass ich zu weinen begonnen hatte. Martens Blick wurde so sanftmütig, dass mir ein Schauer über den Rücken ging und mein Bauch leicht kribbelte. Er biss sich auf die Zunge, vergrub dabei seine Finger in einem Haar und schaute mir fest in die Augen.

„Du darfst dir nicht die Schuld dafür geben. Was auch immer der Grund dafür war – es lag an ihnen, nicht an dir. Du warst ein kleines Mädchen. Vielleicht waren sie zu jung, einfach überfordert oder in einer schwierigen finanziellen Situation. Es gibt tausend Gründe, warum Eltern ihre Kinder zur Adoption freigeben. Aber das hat rein gar nichts mit dir zu tun", versicherte er mir leise und streichelte mein Gesicht.

„Verstehst du jetzt, warum es mir so wehgetan hat, dass du einfach gegangen bist und dich danach nicht mehr bei mir gemeldet hast?", fragte ich leise. Er nickte.

„Ja. Aber ich bin nicht so. Ich lasse dich nicht im Stich; ganz egal, wie sehr wir uns streiten. Wenn es drauf ankommt, bin ich immer da", versprach er. Und ich glaubte ihm. Schließlich hatte er heute bewiesen, dass ich mich auf ihn verlassen konnte. Er wischte mir sanft eine Träne von der Wange.

„Du willst das mit uns also immer noch?", hakte ich nach. Er zog eine Augenbraue hoch und musterte mich skeptisch.

„Meinst du, ich hänge zum Spaß wie ein Stalker nachts vor dem Laden rum und warte, bis du rauskommst, nur um mit dir zu reden, oder setze mich mit Bekloppten zusammen an den Tresen, saufe Bier und warte, bis du Feierabend hast, um das aus der Welt zu schaffen?"

„Also hab ich mich doch nicht verguckt an diesem einen Morgen", schlussfolgerte ich, als ich seine Anspielung verstand. „Warum bist du abgehauen, statt mit mir zu reden?"

„Weiß nicht. Erst wollte ich mit dir sprechen, aber dann hat es mich wütend gemacht, zu sehen, dass du dort wirklich angefangen hast", erzählte er.

„Warum ist dieser Job so ein Riesenthema für dich?", wollte ich wissen.

„Alles, was mit dem Kiez zu tun hat, ist ein Riesenthema für mich", sagte er. Ich runzelte die Stirn.

„Und wieso?"

„Weil mich das an meine Fehler erinnert und ich damit genauso große Schwierigkeiten habe wie du, dich mit deinen Eltern auseinanderzusetzen", offenbarte er mir, dann sank er in die Kissen zurück und zog mich an seine Brust.

„Vielleicht würde ich dich besser verstehen, wenn du mir mehr darüber erzählen würdest. Bis heute habe ich keine Ahnung, weshalb du gesessen oder warum du dein Leben auf dem Kiez hinter dir gelassen hast", sagte ich und sag ihm aufmerksam in die Augen. Er atmete schwer.

„Hab Gras im großen Stil vertickt. Ist ein paar Jahre gutgegangen. Irgendwann haben sie unsere Plantage gefunden und wir sind alle aufgeflogen. Dann bin ich eingefahren. Nichts, worauf ich stolz bin", erzählte er. Sein Blick wurde traurig, ehe er weitersprach. „Als meine Mutter beim Besuch in Tränen ausgebrochen ist, habe ich mich gefragt, ob es das wirklich Wert war. Ich wollte nicht, dass meine Familie sich Sorgen um mich machen oder um mich weinen muss. Ich habe es nicht ertragen, der Grund dafür zu sein, und als ich rauskam, habe ich mein Leben komplett umgekrempelt. Das war ich ihnen einfach schuldig", offenbarte er mir. Ich nickte.

„Verstehe. Ich fühle mich meinen Großeltern auch verpflichtet, sie nicht zu enttäuschen, weil sie immer so viel für mich gegeben haben", sagte ich leise. Meine Finger strichen in kreisenden Bewegungen über seine Brust. Er nahm meine Hand in seine und sah mir ernst ins Gesicht.

„Ich hab in meiner Zeit auf dem Kiez alle möglichen Leute kennengelernt und niemand von denen wäre ein guter Umgang für dich. Die Vorstellung, dass du da voll reinrutschst, und am Ende in irgendwelche Probleme mit hineingezogen wirst, die du nicht vorhersehen oder kontrollieren kannst, hat mich wahnsinnig gemacht", gestand er und wirkte von einer auf die Sekunde wahnsinnig erleichtert, dass er es endlich aussprach.

„Das war nie meine Absicht", beteuerte ich.

„Ich weiß. Aber ich kann ja nichts gegen meine Gedanken tun", erwiderte er leise.

„Möglich, aber du kannst mir vertrauen. Ich mache da keine Dummheiten."

Er lächelte matt, ließ meine Hand wieder los und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Dass du die nicht machst, weiß ich, aber ich traue den anderen nicht...", räumte er ein. „Weißt du, du bist mir einfach zu wichtig, als dass ich will, dass du in Schwierigkeiten gerätst. Aber wenn es doch passieren sollte, kannst du dir sichersein, dass ich dich da wieder raushole. Ich stehe bedingungslos hinter dir."

Ich lächelte angesichts seiner schönen Worte und schmiegte mich dichter an ihn.

„Obwohl ich Entscheidungen treffe, die dir nicht gefallen?", hakte ich nach. Er nickte.

„Das ist es, was bedingungslos bedeutet..."

„Also ist es für dich okay, dass ich den Job in der Strandbar weitermache?", wollte ich wissen. Ein Lächeln huschte ihm übers Gesicht. Seine Hände wanderten von meinem Rücken auf meinen Hintern. Dort ließ er sie liegen, während er mir fest in die Augen sah.

„Soll ich ehrlich sein?"

Ich nickte und stellte mich mental auf die nächsten Einwände ein.

„Wie tough du den Laden geschmissen hast, hat mich echt beeindruckt in dieser Nacht", offenbarte er mir unerwartet. Ich sah ihm verblüfft mit leicht geöffneten Lippen ins Gesicht. „Zu sehen, dass du klarkommst und auf dich aufpassen kannst, hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Du hast dich von diesem Pisser nicht anfassen lassen, sondern ihm ne Ansage gemacht. Du kommst auch in brenzligen Situationen zurecht und das ist das Wichtigste. Klar fällt es mir schwer, dich loszulassen, und ich werde immer ein Auge auf dich haben. So bin ich eben. Aber ganz ungezwungen und ohne Kopfschmerzen."

Ein erleichtertes Lächeln huschte mir über die Lippen. Er hatte sich tatsächlich Gedanken gemacht und gab mir das Gefühl, jetzt alles besser machen zu wollen. Und das wollte ich auch. Ich vergrub meine Fingerspitzen in seinem verwuschelten Haarschopf.

„Wenn es dir ein besseres Gefühl gibt, kannst du mich ja hin und wieder abholen", schlug ich schief grinsend vor. Er lächelte.

„Glaub nicht, dass ich das nicht mache", prophezeite er mir. „Trotz aller Emanzipation bist und bleibst du immer noch meine Freundin. Und ich habe Macken. Viele sogar."

Mein Bauch kribbelte sanft, als er mich seine Freundin nannte. Ich musste unwillkürlich schmunzeln.

„Wäre mir kaum aufgefallen."

Er verdrehte lachend die Augen.

„Tu nicht so, als wärst du fehlerfrei, okay? Ich musste dir schließlich nicht umsonst Plastikteller schenken."

Ich grinste ertappt und kratzte mich an der Augenbraue. Er erwiderte es. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als er seine Umarmung verstärkte und mich ganz nah bei sich hielt. Mein Bauch kribbelte, als er mir fest entschlossen in die Augen sah und ich drohte, mich in seinem tiefen Blick zu verlieren.

„Wir sind beide nicht einfach, aber ich denke, gerade das macht uns aus; dass wir miteinander klarkommen und einander dabei helfen, an unseren Schwächen zu arbeiten", sagte er nachdenklich und ließ seine Hände meinen Rücken hinabstreichen. Meine Haut kribbelte unter seinen Berührungen. Ich fühlte mich unbeschreiblich wohl mit ihm.

„Klingt schön", räumte ich ein. „Solang du nicht mehr versuchst, mir irgendetwas vorzuschreiben."

Er schüttelte den Kopf.

„Ich habe verstanden, wie scheiße das war. Aber du musst mehr mit mir reden, statt einfach dein Ding zu machen. Das ist auch nicht cool."

Ich biss mir einsichtig auf die Unterlippe und kuschelte mich dichter an ihn.

„Okay", lenkte ich ein. „Hauptsache, wir streiten uns nicht mehr so heftig und sagen im Affekt Dinge, die wir danach bereuen."

„Klingt gut", pflichtete er mir bei, dann drückte er mir einen Kuss auf die Schläfe. Ich genoss den weiteren Augenblick der Zuneigung, auf die ich so lang verzichtet hatte. „Ich will das auch hinkriegen mit uns. Und weißt du, das alles ist nichts wert, wenn wir keine Prinzipien haben."

Sein Gesicht war meinem plötzlich so nah, dass ich seinen Atem auf meinem Mundwinkel spürte. Ein Lächeln huschte mir über die Lippen.

„Und welche Prinzipien hast du?", hakte ich neugierig nach. Er lächelte.

„Ich arbeite noch dran", antwortete er, dann drückte er endlich seine Lippen auf meine.

Haaaach, irgendwie sind die ja doch ganz süß zusammen. Und könnt ihr sie mit ihrer Hintergrundgeschichte verstehen? Oder findet ihr, sie sollte das nicht ihr Leben so bestimmen lassen? Ich weiß nicht, wie es euch ging, aber ich finde es ja schon cute, dass er direkt zu ihr gefahren ist. Und um ehrlich zu sein, bin ich etwas traurig, weil es nur noch ein Kapitel gibt :/ Ihr auch?

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