Gänzlich verpeilt! 📌

By Weenaz

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Ich bin ein Chaot. Nun kann ich drüber verzweifeln - oder über mich selbst lachen. Schon lange habe ich mich... More

Vorwort
1) Was steht denn da?
2) Wo gehört das hin?
3) Wie funktioniert das?
4) Wie heißt das?
5) Was brauche ich?
6) Welchen Dialekt rede ich eigentlich?
7) Wie ist denn das passiert?
8) Was sage ich da eigentlich?
9) Was schreibe ich da eigentlich?
10 ) Was träume ich denn da?
11) Was singen die da denn überhaupt?
12) Was hast du gesagt?
13) Wo bin ich überhaupt?
14) Wo geht es hin?
15) Was kommt da raus?
16) Was ist das denn?
17) Wann lerne ich jemals lesen?
18) Habe ich noch alle Sinne beisammen?
19) Wie ist das kaputtgegangen?
21) Wo ist das abgeblieben?
22) Wie komm ich da dran?

20) Wie spät ist es?

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By Weenaz

Für mich gibt es mit der Uhrzeit zwei große Probleme: Das eine sind analoge Uhren, ich habe immer Schwierigkeiten gehabt, sie richtig abzulesen. Wie das rechts/links-Problem ist das vermutlich eine Begleiterscheinung meiner angeborenen Neurodiversität.

Das andere Problem hat eher mit meiner Herkunft zu tun. Ich stamme aus dem Norden, lebe aber jetzt in Bayern. Und wenn mir ein Bayer auf die Frage, wie spät es ist, mit „viertel neun" antwortet, bin ich so schlau wie zuvor.

gefragt

Infolge dieser Probleme, aber auch, weil ich sie immer verlegte, trug ich keine Uhr – und damals hatte man auch keine Handys. Wollte ich wissen, wie spät es war, fragte ich während der schulischen Ausbildung einen Mitschüler. Die meisten gaben mir auch bereitwillig Auskunft, nur einem machte es Spaß, mich immer wieder aufs Glatteis zu führen. Er war Italiener, beherrschte aber die deutsche Sprache sehr gut. Ich bewundere sein Talent, meine deutschen Fragen immer wieder grammatikalisch korrekt, aber ohne Information zu beantworten. Hier die Dialoge, die wir führten:

Wie spät ist es? – Zu spät.

Weißt du, wie spät es ist? – Ja – aber du nicht.

Wieviel Uhr ist es? – (Blick aufs Handgelenk) Eine.

Sag mir doch einfach, wie spät es ist. – Einfach.

Kannst du mir mal die Uhrzeit sagen? – Ja. Die Uhrzeit.

Würdest du mir bitte sagen, wie spät es ist? – Vielleicht.

Menno, ich möchte doch nur wissen, wie spät es jetzt ist. – Ja, ich weiß.

Sag mir doch bitte, welche Uhrzeit wir haben. – Die Zeit, die auf der Uhr steht.

Was zeigt deine Uhr an? - Die Zeit.

Wie spät ist es auf deiner Uhr? – Genauso spät wie auf allen anderen.

Kannst du mir sagen, wie spät es ist? – Ja, kann ich, soll ich auch?

Welche Zeit haben wir jetzt? – Eisenzeit.


digital

Die digitalen Uhren sind eindeutig eine Verbesserung. In meinem Fall aber nicht die optimale Lösung, da sich unsere Zeitrechnung nicht ans metrische System hält. Beruflich hatte ich viel mit Zahlen zu tun, unter anderem auch mit den sogenannten Industrieminuten (1 Industrieminute ist 1 Hundertstel einer Stunde). Das erklärt wohl, warum ich mehr als einmal die Zeitangabe 16:50 als halb fünf gelesen habe und mich dann gewundert hab, weil ich zu spät kam.

metrisch

Besagte Industrieminuten kamen vor allem vor, wenn Rechnungen gestellt werden mussten. Hatte ich für einen Kunden anderthalb Stunden gearbeitet, wurden ihm 1,5 Stunden berechnet, sprich eine Stunde und 50 Industrieminuten.

Nun können Firmen auch miteinander verknüpft sein. Das war bei einem Kunden der Fall, drei Firmen teilten sich ein Gebäude, jede verkaufte etwas anderes, alle drei jedoch gehörten zum gleichen Mutterkonzern. Zwei Firmen waren ziemlich klein, die dritte sehr groß. Eine eigene Buchhaltung lohnte sich für die beiden kleinen nicht, also arbeiteten die Buchhalter der großen Firma auch für die anderen beiden.

Der Aufwand musste natürlich getrennt berechnet werden. Mehr als einmal, wenn ich eine Änderung in der Buchführungssoftware vornahm, wurde also die Zeit anteilig durch drei geteilt und drei Rechnungen ausgeschrieben, da die Änderung ja allen drei Firmen zugute kam.

Bei größeren Arbeiten fiel das auch nicht sehr auf. Aber als ich einmal eine geringere Änderung zu machen hatte, brüllte der Chefbuchhalter vor Lachen, als er die Rechnungen erhielt.

Für die zwei kleinen hatte unsere Sekretärin jeweils 33,33(Periode) Industrieminuten berechnet.

gegessen

Wieder mal die würdige Tochter einer verpeilten Mutter: Beim Essen sah meine Tochter auf ihr Handy und stellte fest, ok, es ist 17:30, also noch genug Zeit bis zur Gruppenstunde. Dann erst ging ihr auf, dass sie gerade frühstückte – es war 7:30 und sie musste sich sputen, um den Bus zur Arbeit noch zu erwischen.

gezählt

Unser kabelloser Telefonhörer ähnelt im Design einem Handy und wie ein Handy zeigt er auch die Zeit an. Nach einem Gespräch sah ich auf das Display und dachte verwirrt, wie kann denn jetzt schon Abend sein, solange hab ich doch wieder auch nicht telefoniert.

Es war Mittag. Aber das Gespräch hatte 18 Minuten und 30 Sekunden gedauert.

Gegangen

Hier war es reichlich spät: „Beeil dich, die Zeit geht rum!"

Zum Glück verstand mein Bruder, was ich meinte und griff schnell nach seiner Tasche, trällerte aber beim Rausgehen breit grinsend: „Drah di net um ..."

Halbiert

Im Englischen bezeichnet man die Uhrzeiten anders. Eigentlich weiß ich das auch, aber so gegen Mitternacht kann ich nicht mehr besonders klar denken. Meine Tochter und ich unterhielten uns per Skype mit einem jungen Ägypter, irgendwann wurde mir jedoch bewusst, dass es reichlich spät war. Da ich ohnehin am PC war und einiges über Ägypten gegoogelt hatte, sah ich mal nach, wie spät es bei ihm war. Er war sogar noch eine Stunde weiter als wir und ich meinte, nicht nur wir, sondern auch er sollte so langsam ins Bett – immerhin sei bei ihm auch schon „half two".

Er widersprach, so spät sei es bei ihm noch nicht, sondern erst „half past one". Was natürlich dasselbe ist, was ich gemeint hatte. Ich versuchte also, ihm auf Englisch zu erklären, wie die Uhrzeiten im Deutschen bezeichnet werden, damit er meinen Versprecher nachvollziehen konnte, während Töchterchen (deren Englisch besser ist als meins) sich vor Lachen bog.

Umgestellt

Ich brauchte eine Zugfahrkarte für eine Nachtfahrt. Das wäre auch an und für sich kein Problem gewesen, nur ging mir am Fahrkartenschalter auf, dass ja in dieser Nacht auf Normalzeit umgestellt wurde. Daraufhin entwickelte sich dieses Gespräch:

„Ich komme dann also um halb vier Uhr an?"
„Ja, aber halb vier Winterzeit."
„Wieso das denn, sonst dauert die Fahrt doch auch nicht so lange? Wenn ich um 22 Uhr Sommerzeit losfahre, komme ich doch sonst um halb vier Sommerzeit an, das ist doch dann halb drei Winterzeit?"
„Laut Fahrplan kommen Sie um halb vier an und das ist dann Winterzeit."
„Was machen Sie denn dann mit der Stunde nach der Umstellung? Verschwindet die im Nirwana?"
„Nein, in dieser Stunde fahren die Züge nicht."
„Wollen Sie damit sagen, die Züge bleiben alle um zwei Uhr nachts mitten in der Pampa stehen und warten drauf, dass es nochmal zwei Uhr wird?"
„Ja, genau."
„Das ist doch unsinnig!"
„Nein, das ist der Fahrplan."
„Dann will ich nur noch wissen – wie machen Sie das bitte im Frühling?"

An dem Punkt brachen die Leute in der Schlange hinter mir in Lachen aus. Und auch der Herr am Schalter konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als er zurückgab: „Da haben die Züge dann alle Verspätung und versuchen, die wieder einzuholen."

vertagt

Selbst wenn ich die Zeit richtig ablese, kann es bei mir noch zu Irrtümern kommen. So rüttelte ich einmal panisch meinen Ehemann frühmorgens wach: „Es ist schon nach drei!" Er schreckte auf, sah erst mich, dann die Uhr mit glasigen Augen an. Dann klärten sich Blick und Verstand, er knurrte mich an: „Ja – und Feiertag!" Drehte sich um, zog sich die Decke über die Ohren und schlief weiter.

Sorry. Das mit den Feiertagen bekomm ich einfach nicht auf die Reihe.

alarmiert

Da mein Sohn wochentags glücklich in seiner Wohngruppe ist, aber natürlich auch seine Familie vermisst, dürfen wir einmal in der Woche telefonieren. Und damit das mit den anderen dort untergebrachten Jungs nicht kollidiert, hat jedes Mitglied dort eine feste Telefonzeit – die ich natürlich gerne mal verpasse. Also habe ich mir einen Alarm eingerichtet. Soweit eine gute Idee.

Neulich ging der Alarm wieder los, als wir gerade „Spukschloss" spielten. Ich bat den Spieler mir gegenüber, mir mal das Telefon zu reichen, da er direkt davor saß. Er tats, fragte mich aber: „Wen willst du denn jetzt anrufen?"

Ich hektisch: „Na, dich!" Dann erst ging mir auf, dass Ferien waren und mein Sohn zuhause ....

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