Im Schatten des Phönix

By Cliffhouse

3.1K 489 1K

(AMBY AWARD WINNER 2023) Kira macht in Pompeji einen überraschenden Fund und gerät darauf in den Fokus einer... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40

Kapitel 28

49 11 13
By Cliffhouse

Lian? Ein Keuchen entfuhr ihr, ein ersticktes Röcheln wie das eines strangulierten Serienmörders. Ihre Nervenkraft zerbröselte wie berstendes Glas. Zu dem Gefühl von Verwirrung kam Ungläubigkeit. Tausend Gedanken stürzten auf sie ein, sie ballte die Hände zu Fäusten, krallte ihre Fingernägel in die Handflächen, um dem Ausmaß ihrer Fassungslosigkeit Einhalt zu bieten. Lian war Albiels Sohn.

Er musste äußerlich viel von seiner Mutter haben. Wie hatte sie nochmal geheißen? Cecilia. Es war ein Schock. Magnus hatte sie also umgebracht, als sie aus der Organisation der Scuros austreten und fliehen wollte. Deshalb war ihr Bodyguard immer so misstrauisch und wachsam gewesen. Er hatte den Mordanschlag überlebt, seinen Tod vorgetäuscht und war dann von der Bildfläche verschwunden. Und seinen Sohn hatte er zurückgelassen. Warum hatte er ihm keine Nachricht zukommen lassen? Hätte es Lian in Gefahr gebracht? Es war unglaublich. Unglaublich und unfassbar. Was mussten sie gelitten haben, sowohl der Vater als auch der Sohn. Albiel hatte seine Frau verloren, umgebracht von ihrem eigenen Bruder. In der Tat, Magnus war ein gefühlloser, mitleidloser Mörder.

Und Lian? Es trieb ihr die Tränen in die Augen, wenn sie daran dachte, was er durchgemacht hatte. Man hatte ihm erzählt, dass beide Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Von einem Tag auf den anderen war er Vollwaise. Im selben Moment wurde ihr klar, dass er damit leichter zu beeinflussen gewesen war als jeder andere. Er hatte niemanden mehr gehabt außer diesem verdammten Onkel, der ihn perfide und hinterhältig dahingehend indoktriniert hatte, dass Lian die Organisation irgendwann als Familie ansah. Im Glauben, dass seine Eltern Mitglieder der Scuros waren, war er von der Organisation benutzt worden. Diese verdammte Gemeinschaft der Scuros hatte ihn sich gekrallt.

Es gab so viele Fragen! Sicher war Lian bei der Beerdigung gewesen. Aber vom Vater hatte ja jede Spur gefehlt! Wie kam es, dass Lian geglaubt hatte, seine Eltern seien beide tot? Hatten die Scuros etwa einen leeren Sarg untergejubelt? Was hatten sie ihm erzählt? Kein Wunder hatte Lian immer wieder düstere Anwandlungen! Und sein fanatischer Onkel hatte den Guten gespielt, hatte ihn nach seinen Vorstellungen instruiert und beeinflusst. Er hatte ihn zu einem Scuro gemacht. Das hatte er selbst gesagt. Was für ein Irrsinn!

Und Albiel hatte nichts davon gewusst. Warum hatte er nicht versucht, seinen Sohn zu sich zu holen? Welcher Vater ließ sein Kind im Glauben, dass er tot war? Magnus hatte dadurch entschieden leichteres Spiel gehabt.

Wenn Lian Albiels Sohn war, so wurde ihr im nächsten Moment klar, bedeutete dies, dass Lian mehrere Monate in dem Glauben gelebt hatte, ein Waise zu sein. Immer noch ging er davon aus, dass seine Eltern beide gestorben waren. Sie wusste gerade mehr als er. Was musste er gelitten haben. Tränen schossen ihr in die Augen, verschleierten ihren Blick. Er hatte von einem Tag auf den anderen seine Eltern verloren. Wenn Mammina und Papa plötzlich sterben würden, würde ihr das den Boden unter den Füßen wegreißen, das wusste sie. Und ihr wahrscheinlich das letzte bisschen Kindsein rauben. Was für ein Alptraum!

„Tststs", machte Lians Onkel und es klang beinahe gelangweilt. „Es ist wirklich schade um den Jungen. Er war ein guter Mitarbeiter." Dann wurde sein Tonfall bedrohlich. „Eins hat Lian aber vergessen. Man hintergeht die Scuros nicht. Indem er dir geholfen hat, hat er Verrat in den eigenen Reihen begangen. Wir werden ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Es wird ihn teuer zu stehen kommen."

„Was wird mit Lian passieren?", fragte sie hastig. Sie musste es wissen.

„Das wird Korbinian entscheiden. Normalerweise fackelt er nicht lange und macht kurzen Prozess. Wir sind kurz davor, wichtige Ämter in der Regierung, der Justiz und dem Bildungswesen an uns zu reißen. Da werdet ihr uns jetzt nicht in die Quere kommen!"

Sie spürte, wie ihr Kiefer verkrampfte. Lian war ein Bastard, ja. Jetzt aber hörte es sich an, als würde er dafür sterben müssen. Ihre Knie waren plötzlich butterweich.

Albiel starrte Kira an, als würde ihm erst allmählich wieder klar, dass sie dort stand.

„Du wirst dieses Mädchen nicht opfern, Magnus. Es reicht, dass Cecilia gestorben ist."

„Verehrtester Albiel, es ist dir vielleicht nicht klar, doch es wird noch mehr Tote geben. Nicht dass es eine Rolle spielt, aber du gehörst auch dazu. Hat meine Kugel hat dich damals verfehlt, so wird sie diesmal ihr Ziel treffen!" Die letzten Worte waren mit einem grollend bedrohlichen Unterton ausgesprochen.

Er wollte Albiel umbringen! Er wollte ihn hier einfach so eiskalt vor ihren Augen töten!

Als Magnus' Arm zu seiner Waffe fuhr, handelte sie instinktiv. Sie machte eine ruckartige Bewegung, eine halbseitige Drehung und das trockene Japsen, das ihr dabei entfuhr, war ein Geräusch, das sie noch nie von sich selbst gehört hatte. Sie fühlte, wie Magnus' Messer ihre Haut ritzte, verspürte jedoch nicht einmal Schmerz. Blitzschnell ließ sie Phoe nach unten gleiten und rammte Magnus mit aller Kraft den Ellbogen in den Bauch. Während er sich stöhnend krümmte, entwand sie sich mit einem kurz aufflackernden Gefühl der Genugtuung aus seinem Griff und duckte sich unter ihm weg. Da sah sie Lian.

Er stand auf dem eisernen Steg hinter ihnen, weiß wie ein Leintuch. Hatte er die Unterhaltung mitgehört? Seine Augen loderten. In der Hand hatte er das Messer, das sie ihm kurz zuvor gegeben hatte.

„Mörder!", brach es unkontrolliert aus ihm hervor. Nur dieses eine Wort. Der Ton brach sich an den gewölbten, hohen Wänden und die verzerrte Resonanz ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren, als er sich mit einem Brüllen und vor Wut verzerrtem Gesicht auf Magnus stürzte. Die Klinge, die er in der erhobenen Hand hielt, wurde zum Fixpunkt der sich überstürzenden Ereignisse.

Magnus wirbelte bei Lians Schrei herum. Im selben Moment fuhr das Messer ihm unterhalb des Schulterblatts bis zum Heft ins Fleisch. Das Geräusch von Metall auf den weichen Körper löste kalten Angstschweiß bei Kira aus. Magnus stieß ein dumpfes Röcheln aus.

„Du hast meine Mutter getötet"!", schrie Lian. Seine Worte brandeten über von körperlichem Schmerz und unermesslichem Leid.

Das Heft des Messers ragte ein Stück unter Magnus' Schulterblatt heraus. Blut begann daran herunterzufließen und färbte das Hemd dunkel.

Lian stand totenbleich da, ein Wimmern entfuhr ihm. Er starrte seinen Onkel an und fiel dann kraftlos in sich zusammen.

„Mein eigener Neffe ...", würgte Magnus heraus, schielte mit wildem Blick auf das Messer, das in seiner Schulter steckte und zog dann schwerfällig eine Pistole aus dem Gürtel. Mit finster zusammengezogenen Brauen richtete er sie auf Lian. Kira blieb der Schrei in der Kehle stecken. Doch ehe sie reagieren konnte, fuhr ein kurzer, scharfer Lichtblitz von hinten in Magnus hinein. Mit aufgerissenen Augen warf er den Kopf in den Nacken. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Der leuchtendhelle, faustdicke Strahl fegte durch seinen Körper und brachte heillose Zerstörung. Magnus wurde durch das Licht förmlich von innen zerrissen.

Sein Arm fiel wie in Zeitlupe nach unten, die Waffe entglitt ihm. Während sie klackernd durch Eisenstege und Leitern in die Tiefe fiel, ging Lians Onkel wie ein gefällter Stamm zu Boden und blieb liegen.

Albiel stand schwer atmend da.

„Papa!", schluchzte Lian. „Er hat Mama getötet!" Seine Hände zitterten, während er auf das klaffende Gewebe schaute, dem das Blut entströmte. Und nochmal, wie irre: „Er hat Mama getötet." Kraftlos ließ er sich auf die Knie fallen, die Hände vors Gesicht geschlagen. „Und ich wusste es nicht ...", stöhnte er. „Sie haben gesagt, es sei ein Autounfall, ... Ich habe ihnen GEGLAUBT!"

Dann hob er fiebrig den Kopf und sah mit tränenverschmiertem Gesicht zu Albiel hinüber. Mit einer Stimme, die Kira das Herz brach, sagte er: „Papa! Du lebst!"

„Lian!" Albiel entfuhr ein Ton, der zwischen Schluchzen und Lachen lag. Mit ein paar Schritten war er bei Lian, zog ihn hoch und in seine Arme. Den Bruchteil einer Sekunde standen Vater und Sohn ohne sich zu rühren. Dann schob Albiel Lian sanft ein Stück von sich weg. „Wir müssen von hier weg", sagte er rau. „Korbinian wird bald hier sein." Seine Augen waren gerötet. Lian wurde von Schluchzern geschüttelt.

Alles hatte sich in wenigen Sekunden abgespielt. Kira schluckte. Tränen standen in ihren Augen.

Albiel sah sich nach Angreifern um und winkte sie zu sich her. Eilig wischte sie sich die Tränen ab, hob den Feuervogel hoch, der an Ort und Stelle in einen komatösen Zustand gesunken war, schlang ihre Arme um ihn und ging auf Vater und Sohn zu. Sie wechselte mit Lian einen kurzen Blick, brachte aber keinen Ton hervor. Fassungslos sah sie ihn an. Die Erkenntnis, dass er Albiels Sohn war, war ungeheuerlich. Nie wäre sie darauf gekommen. Nie hatte sie auch nur die leiseste Ahnung gehabt. Sie sahen sich nicht wirklich ähnlich, fand sie. Nicht einmal ohne Albiels wechselnde Verkleidungen hätte sie es gemerkt. Lian war zwar beinahe so groß wie sein Vater und auch seine Haarfarbe ähnelte der Albiels, doch neben der massiven Gestalt des Bodyguards und dessen unnahbarer, wuchtigen Persönlichkeit erschien er geradezu feingliedrig und schmal. Und im Gegensatz zu den verschlossenen Gesichtszügen seines Vaters waren die von Lian offen und freimütig - zumindest in seinen guten Momenten. Kira stand vor ihm, nahm ihr Gesicht in sich auf, als hätte sie die Zeit dazu, schaute zwischen Lian und Albiel hin und her. Lians Kinnpartie, die geschwungen, schmalen Brauen, die weichen Lippen – sein Gesicht ähnelte Albiels nicht im Geringsten. Am Größten war der Unterschied bei den Augen. Albiels waren von einem dunklen Braun, und genauso dunkel war auch sein Blick. In Meergrün von Lians Augen hingegen konnte man sich verlieren, und die hellen Pünktchen in seiner Iris, die bei Sonnenlicht aufleuchteten, schienen an einen glücklichen Ausgang zu glauben.

Das Einzige, woran sie eine Verwandtschaft hätte merken können, war der außergewöhnlich scharfe, klare Blick bei beiden, der von einer Präsenz war, die einem durch und durch ging. Nur dass sie sich in Albiels Anwesenheit immer kontrolliert und beschattet gefühlt hatte, ein Unwohlsein war nie gewichen. Bei Lian dagegen ... – seine Nähe war wie eine Segeltour ins Blaue hinein gewesen. Eine ungestüme, aufregende Fahrt, bei der sich schon mal dunkle Wolken am Himmel türmten, doch war es eine Fahrt gewesen, die immer ein Glücksgefühl in ihr ausgelöst und ihr ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hatte. Doch die Betonung lag auf WAR.

Albiels drängende Worte rissen sie aus ihren Überlegungen und sie tauchte aus ihren Gedanken auf wie ein Taucher, der die Wasseroberfläche durchstößt. Sie nahm einen tiefen Atemzug und presste Phoe an sich. Lebte er überhaupt noch? Ja, zwar hielt er die Augen geschlossen, doch hoben und senkten sich seine Brustfedern regelmäßig. Hoffentlich hielt er durch. Sie warf einen kurzen Blick zu Lian hinüber, der verloren und völlig überfordert von den Ereignissen dastand. Tränenspuren zeichneten sich auf seinen Wangen ab. Er tat ihr unendlich leid.

„Lian, hör zu. Ihr müsst hier weg. Du schaffst das! Ich komme nach, die Scuros werden uns nicht noch einmal auseinanderbringen, das verspreche ich dir." Mit einer Hand schob Albiel Lian resolut an der Schulter vorwärts. Dann wandte er sich zu ihr. „Lauf mit Lian ganz nach oben, ich gebe euch Rückendeckung!", rief er eindringlich und warf seinem Sohn dann einen besorgten Blick zu. Lian war immer noch leichenblass und starrte mit vor Entsetzen geweiteten Augen auf den Leichnam seines Onkels. Der lag mit dem Gesicht nach unten lang ausgestreckt auf dem metallenen Steg. Der ist mausetot, dachte Kira benommen. Toter als tot, mausetot. Sie merkte, wie ihr strapazierter Geist sich verselbstständigte und den Irrsinn der Situation wie einen Kaugummi dehnte und in die Länge zog, bis lächerliche, alberne Kindereien daraus wurden. Aber vielleicht war es einfach so, die Brutalität und das Grauen über die Lage aushalten. Sie war geschockt, wie machtvoll die zerstörerische Kraft des Lichts sein konnte. Licht war bisher immer etwas Positives für sie gewesen, etwas Helles und Leichtes, das im Gegensatz zu Bosheit und Dunkelheit stand. Doch die herausquellenden Gedärme von Magnus hatten nichts Leichtes. Dort, wo der Lichtblitz in seinen Rücken eingedrungen war, klaffte ein dunkelrotes Loch. Halbgetrocknetes Blut umgab die Einschussstelle. Jegliches Licht war daraus verschwunden. Eine Blutlache bildete sich unter dem schlaffen Körper. Sie schauderte und wandte hastig den Blick ab. Herr im Himmel, hatte sie diese Fähigkeit auch, Menschen einfach so zu zersägen? Und wollte sie dies wirklich?

Dann stolperten sie vorwärts, getrieben jeweils nur durch die klappernden, vorwärtsstürmenden Schritte des anderen. Hatte Lian auch eine solche Angst, hier allein zurückbleiben?

Als sie nach hinten sah, entdeckte sie in einem der unteren Geschosse Korbinian, der ein geschlossenes Heer aus schwarzgekleideten, maskenhaft dreinblickenden Männern anführte. Die Scuros hatten sich auf mehrere Trassen verteilt und rückten stetig vor, im Gleichschritt und immer zwei nebeneinander, weil auf den engen Stegen nicht mehr Platz war. Es sah aus, als ziehe Korbinian ein Heer aus schwarzen Tentakeln hinter sich her.

Albiel feuerte mehrere Blitze auf sie ab. Korbinian schleuderte sie zur Seite, als seien es nur lästige Strohhalme.

„Verdammt!", stieß der Bodyguard hervor und Kira sah von oben, wie er mit einem Knurren etwas Unförmiges aus der Tasche zog. Es wirkte wie eine schwarzmetallene, sechskantige Trinkflasche. Kira schwante, dass es wohl nicht nur eine harmlose Flasche war.

„Lauft!", schrie Albiel zu ihnen hoch. Dann warf er seine Trinkflasche in hohem Bogen nach unten.

Kira und Lian hatten noch nicht die Hälfte der nächsten Treppe zurückgelegt, als die Blendgranate mehrere Geschosse tiefer explodierte. Der Knall war ohrenbetäubend. Ein gleißender Lichtball zuckte auf, und ein die Augen versengendes, weißes Glühen breitete sich am Boden aus. Es schien, als sei dort unten Dantes Inferno ausgebrochen. Im wogenden Rauch liefen, rannten, schrien, gestikulierten die dunklen Schatten der Scuros. Es knallte, blitzte und zischte, und einen Herzschlag lang hatte Kira das Gefühl, dass die Cavea ein verschlungenes, höllisches Labyrinth war, in dem sie Gefahr liefen, selbst im Chaos von Kampf und Zerstörung zu versinken.

Lian war stehengeblieben, doch Kira zog ihn schnell weiter. „Schau nicht hin, lauf!", schrie sie ihm zu.

Ein Stück oberhalb entdeckten sie endlich Simeon, der ihnen bedeutete, zu ihm zu kommen.

Geduckt liefen sie auf dem stählernen Netzwerk weiter, einige Treppen hinauf, mehrere Stege entlang, den Blick immer auf den Sachverwalter geheftet, der weit oben wie eine Art weißbärtiger Retter stand und Lichtblitze verteilte.

Als sie ihn schlussendlich erreichten, zitterte Kira so sehr, dass sie Phoe beinahe fallen ließ. Ihr Puls jagte.

Als sie Joella sah, brach sie fast in Tränen aus. Schniefend legte sie die letzten Meter zurück. Joella rannte ihnen entgegen.

„Schsch, es ist fast überstanden, wir sind gleich in Sicherheit", rief sie und umarmte Kira fest.

„Hm, hm", machte da Simeon hinter ihnen. „'In Sicherheit' ist vielleicht etwas beschönigend, aber zumindest sind sie nicht mehr direkter Gefahr ausgesetzt", sagte er und fügte dann eilig hinzu: „Schnell, dort ist die Tür, raus mit euch! Ich komme mit Albiel nach, sobald dieser ganze Zinnober hier vorbei ist."

Die Tür zum Ausgang war schon in Reichweite und Kira lief hin und stieß sie auf. Kalte Luft schlug ihr entgegen und sie saugte sie begierig ein. Das Gefühl der Erleichterung, die Schwelle zu überschreiten, war riesengroß.

Als die Metalltür hinter ihnen ins Schloss fiel, nahm Joella Kira Phoe behutsam ab. „Die Zeichnung auf deinen Armen ist wunderschön", sagte sie voller Bewunderung.

Kira zuckte müde die Achseln. „Ich hatte noch nicht wirklich Zeit, es mir anzugucken." Ihre Arme brannten, als ständen ihre Muskeln in Flammen. Sie meinte, nie wieder irgendein Gewicht tragen zu können.

Lian hatte sich umgewandt, als versuche er, durch die geschlossene Tür einen Röntgenblick auf seinen Vater zu werfen.

„Er schafft es schon", sagte Kira sanft zu ihm. Sie scheute sich davor, ihn anzufassen und von der Tür weg zu ziehen. Lian wirkte so weggetreten, als sei er in einer anderen, unerreichbaren Sphäre gelandet. Kurz befürchtete sie, er würde die Tür wieder aufreißen und zurücklaufen. Doch dann drehte er sich um. Sein Blick spiegelte die Angst um seinen Vater wider. Sie fühlte seine Angst, brachte aber kein Wort über die Lippen. Sie sah ihn nur weiter unverwandt an. Als sich Lian in Bewegung setzte, seufzte sie innerlich auf.

Ein Stück weiter stand der junge, schlaksige Kellner aus der Grünen Oase. Er warf Lian einen kritischen Blick zu. „Wer ist er?", fragte er die Mädchen. „Ich hatte nur mit euch gerechnet. Und dem Phönix natürlich."

Kira stellte sich neben Lian. „Er hat geholfen, mich zu befreien", erklärte sie bestimmt.

„Aber er hat uns doch ...", warf Joella ein, die immer noch Phoe trug, doch Kira warf ihr einen Blick zu und schüttelte den Kopf. „Lasst ihn mitkommen", sagte sie nur.

„Dann los, wir müssen schleunigst hier weg", drängte der Kellner.

„Selbst wenn ich hier nicht eingeplant war ...", kam es hinten von Lian, „ich kenne Wege, die uns sicher nach draußen führen."

Der Kellner blickte interessiert auf. „Kennst du einen Weg, der uns zur Ostseite der Kaiserthermen führt?"

Lian überlegte. „Müsste machbar sein", sagte er dann.

„Na dann ..., sagen wir mal, du bist engagiert! Gehen wir!"
*

Der junge Kellner mit den sympathischen Sommersprossen und den blonden, glatten Haaren, die ihm immer wieder ins Gesicht hingen, hatte sie in einem olivgrünen, alten VW-Bus zur Grünen Oase gefahren.

Ich bin übrigens Jonathan", hatte er sich vorgestellt. „Kellner, Hausmeister, Schreiner, Computerfachmann. Der Mann hinter den Kulissen sozusagen." Sein Blick blitzte kurz zu Joella. „Joella habe ich schon flüchtig kennengelernt", setzte er fort. „Dann bist du Kira, nehme ich an?"

Kira nickte.

Sie saßen auf der mit gemütlichen Polstern versehenen, hölzernen Sitzbank in einer Ecke des Schankraums und verschlangen hungrig die Quinoa-Reis-Chili-Bowl, die Jonathan aus Resten des Restaurants gezaubert hatte. Er schmunzelte. „Ihr seid hungrig."

„Kurz vor dem Hungertod!", bestätigte Joella mit einem kräftigen Nicken.

Der Phönix lag erschöpft auf bunt zusammengewürfelten Polstern am Boden und Kira betrachtete ihn sorgenvoll, während sie sich immer wieder nervös über die Linien an ihren Armen fuhr.

Lian saß an der Stirnseite des Tisches, wischte sich mehrmals über die geröteten Augen und starrte dann blicklos vor sich hin, komplett in Gedanken versunken.

„Wer bist du eigentlich in dieser Geschichte?", fragte Jonathan. Sein Blick ruhte interessiert auf Lian.

„Ich bin Lian", seufzte Lian. Als er weitersprach, klang seine Stimme so angespannt und gepresst, wie Jonathans locker geklungen hatte. „Wenn du es genau wissen willst ... ich bin der Verräter, der Überläufer ... oder auch kurz: der Idiot.

Jonathan hatte ihn perplex gemustert. Dann brach er in Lachen aus. „Jetzt übertreibst du aber. So viel Pathos! Ganz so schlimm wird es wohl nicht sein!"

Als er die betretenen Gesichter von Kira und Joella sah, verstummte er. Er sah sie verunsichert an. „Ist es so schlimm?", fragte er.

Kira nickte. „Schlimmer", sagte sie. Jonathan sah so aus, als würde ihm allmählich klar werden, wen er da vor sich hatte.

„Du bist der Junge, der Kira verraten hat?", fragte er gedehnt. Eine seiner Augenbrauen hatte sich erstaunt angehoben.

Lian senkte den Kopf. „Ich ... ich weiß nicht, wie ich so verdammt dumm sein konnte ..." Er stockte und sprach dann zögernd weiter. „Ich habe mich da wohl verrannt. Meine Eltern ..." Er wurde still und man sah, wie es in ihm arbeitete. Die verschiedensten Gefühle spiegelten sich in seiner Mimik. Trauer, Verzweiflung, Zorn, Resignation ..., dann aber sah er mit einem winzigen Lächeln auf. „Aber ich habe meinen Vater wieder. Mein Vater lebt ... das ist alles, was zählt." Er räusperte sich, schluckte.

„Warum hast du die Seite gewechselt?" Das war Joella. Unverblümt und direkt. Menschenskinder, wusste sie überhaupt, dass sie manchmal wie ein Tennisball sein konnte? Sie knallte einem einen Satz an die Birne, als übe sie, verbale Schmetterbälle abzugeben.

Lian holte Luft, blinzelte etwas hilflos. „Um der Gerechtigkeit willen ....", stotterte.

„Das erscheint mir nicht sehr überzeugend", entgegnete Joella lapidar und blies eine ihrer Haarsträhnen aus ihrem Gesichtsfeld.

Lian machte eine unbeholfene Geste mit der Hand. Dann wies er auf Kira und den Phönix. „Sie haben es nicht verdient", sagte er leise.

„Hm", brummte Joella.
*

„Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?", fragte Kira einige Zeit später. Jonathan hatte ihr einen Eimer Wasser hingestellt, in dem sicher zwanzig Eiswürfel an der Oberfläche schwammen. Immer wieder tauchte sie ihre Hände hinein. Ihre Verbrennungen schmerzten höllisch.

Jonathan fuhr sich einmal durch die blonde Mähne und grinste schief. „Dank meiner unbedeutenden Wenigkeit. Ich habe dein Handy geortet. Und Joella hat sich noch recht gut an das Gangsystem erinnert." Er warf Joella einen anerkennenden Blick zu.

„Endlich bringt es mal etwas, dass mein Orientierungssinn nicht allzu schlecht ist", lachte Joella verlegen und errötete leicht. Kira verbiss sich ein Grinsen. Na, sieh mal einer an, da hat sie sich wohl schon den nächsten Helden auserkoren, dachte sie, ohne allzu überrascht zu sein.

Wie um die allgemeine Aufmerksamkeit von sich zu lenken, wies Joella auf Kiras Arme. „Was hat es denn nun auf sich mit deinen goldenen Armen? Woher kommen diese Ornamente? Sieht ja aus wie bei 'nem Kirchenfenster!"

Kira zuckte die Schultern.

„Sieht aber echt schön aus." Neugierig beugte sich Joella zu Kira hinüber und betrachtete die goldenen Muster. Dann fragte sie neugierig: „Was ist eigentlich passiert? Warum haben die Scuros dich so angemalt? Sollte das eine Maskerade werden für einen schrägen Maskenball oder etwas in der Art?"

„Es muss passiert sein, als Phoe in diesem Käfig steckte und seine Flügel in Flammen aufgegangen sind. Irgendwie waren wir verbunden. Ich verstehe es nicht. Aber ein Maskenball war es ... äh, nicht wirklich." Sie schluckte hart und sah befangen zu Lian hinüber, der ihrem Blick prompt auswich. „Es war eher eine Horror-Reality-Show, würde ich sagen." Geräuschvoll schob Lian seinen Stuhl zurück und lief mit gebeugter Kopfhaltung und verkniffenem Gesicht zu dem Gang hinüber, der die Toiletten anzeigte.

„Was tut er?", fragte Joella verblüfft.

„Auf die Toilette gehen?" Kira verzog das Gesicht. Sie fühlte sich erschöpft und ausgebrannt. Zwischen Lian und ihr war seit der Cavea eine Anspannung, die sie kaum aushielt. Immer noch verspürte sie ein diffuses Gefühl von Zorn. Er hatte sie vom Käfig befreit, ja, sie wusste es, und doch vermied sie es, das Wort an ihn zu richten und schaffte es kaum, ihm in die Augen zu sehen. Es waren die zerbrochenen Scherben von Leichtigkeit und Glück, die ihr aufs Gemüt schlugen. Ihre Geschichte mit Lian, die doch kaum begonnen hatte und so schön gewesen war, hatte wohl ihr Ende in der verfluchten Cavea gefunden ...
*

„Es war ... es war schrecklich, Joella", brachte sie schleppend hervor. „Sie hätten Phoe fast getötet bei ihren widersinnigen Versuchen, einen Dunkelvogel aus ihm zu machen. Ich war gleich neben Phoe an die Gitterstäbe gefesselt, ich habe alles aus direkter Nähe mitgekriegt, es war furchtbar. Er hat gelitten. Verdammt, er hat so unsäglich gelitten! Und dann war da dieser grauenvolle, blutleere Typ, Korbinian heißt er. Er ist ein Zenturio aus der Römerzeit, unterbrich mich nicht, ich weiß, dass es keinen Sinn macht. Schon wenn ich von ihm spreche, kriege ich Magenkrämpfe. Er ist ... die Hölle. Du kannst es dir nicht vorstellen."

Joella hatte ihren Mund aufgeklappt, um etwas zu sagen, schloss ihn dann wieder. Dann atmete sie tief durch und nahm einen neuen Anlauf.

„Ich kann es mir vielleicht nicht vorstellen, habe aber doch ein paar Bilder im Kopf. Darth Vader, Lord Voldemort, Hannibal Lecter ...Passen die in etwa?"

Kira sah sie an und schüttelte dann den Kopf. „Vergiss deine Filme! Er ist anders ... Als er in diese Halle reinrauschte, war es, als ziehe er eine tiefschwarze Wolke aus der Hölle hinter sich her. Ich habe seine fiese Macht schon gespürt, bevor er angekommen ist. Schlimmer als jeder Alptraum! Er ist zweitausend Jahre alt und das Schlimmste ist: er ist verflucht real", sagte sie stockend.

„Verflucht real?"

Kira nickte düster. „Es ist schwer zu beschreiben. Seine Aura ist wie pechschwarze Tinte, sein Gesicht weiß. Ein bisschen wie ein Gesicht aus Marmor. Wenn er spricht, denkst du, da fängt eine Statue an zu sprechen. Trotzdem hat er etwas von einem Geist, etwas Konturloses. Seine Haut ist fast durchsichtig. Nicht so zum Durchfassen wie bei einem Gespenst, eher pergamentartig, so als sei kein Tropfen Blut mehr in ihm. Er ist über die Jahrhunderte ausgetrocknet."

Joella hatte entsetzt die Augen aufgerissen. „Und wo ist sein ganzes Blut hin?"

„Verdunstet, versickert, verbrannt, was weiß denn ich! Ich weiß nur, dass er mir eine Scheißangst eingejagt hat und ich ihn nicht nochmal sehen will!"

Joella fixierte sie mit Augen, die zu Schlitzen zusammengepresst waren. „Du hörst dich an, als würdest du etwas aus 'nem Horrorbuch zitieren! Fehlt nur noch, dass dieser Korbinian der Vater von Lian ist", sagte sie mit gespielt gruseligem Gesichtsausdruck.

Kira riss erschrocken die Augen auf. Sie schüttelte sich schaudernd. „Wie kommst du denn darauf? Nein, es ist Albiel."

„Wie bitte?" Joella fiel fast das Glas mit eisgekühltem Wasser aus der Hand.

„Albiel ist Lians Vater", wiederholte Kira.

Mit einem Ruck stellte Joella das Glas vor sich auf dem Tisch ab. Das überschwappende Wasser beachtete sie nicht. „Dein nerviger Bodyguard ist Lians Vater??" Ihr Gesichtsausdruck hätte sie zum Lachen bringen können, wären die Umstände nicht so ernst gewesen.

„Ja. Es hat sich angehört, als hätte Albiel früher zu den Scuros gehört."

„Er hat zu den Scuros gehört? Spinnst du? ... Er ist doch dein Bodyguard, der dich vor den Scuros beschützt!" Einer ihrer Mundwinkel hob sich hilflos. „Ich glaube, ich bin zu blöd, um den tieferen Sinn darin zu begreifen."

„Lians Onkel, dieser Magnus, hat Albiel als 'Verräter' bezeichnet. Es muss wohl so gewesen sein, dass seine Frau getötet wurde, als er mit ihr zusammen versucht hat, ein Dokument der Scuros zu stehlen. Damit haben sie sich gegen die Organisation gestellt. Und nach dem Tod seiner Frau ist er untergetaucht. Sonst hätten sie ihn umgebracht." Kira hatte die letzten Worte geflüstert. Sie konnte es immer noch nicht ganz fassen. Auf eine verschlungene Art und Weise, die ihr selbst nicht ganz logisch erschien, war es gut, die schreckliche Wahrheit zu formulieren. Vielleicht war es so etwas wie Verarbeitung. Auf jeden Fall brachte es mehr Klarheit in ihr verstörtes, in alle Richtungen davonwaberndes Denken. Sie atmete tief durch.

Es war grausam, was Vater und Sohn da durchgemacht hatten. Und unendlich traurig. Nicht nur Lian hatte gelitten, sondern auch Albiel, das war ihr jetzt klar. Bei dem Bodyguard traten die Macken, die er durch seine Vergangenheit abgekriegt hatte, offen zu Tage. Seine Kaltschnäuzigkeit, das überzogene Pflichtbewusstsein, seine ständige Nervosität und übergroße Ängstlichkeit ... Seine Fehler schienen ihr plötzlich annehmbarer. Verdammter Mist, man hatte seine Frau ermordet, er war angegriffen worden, untergetaucht und hatte seinen Sohn zurücklassen müssen! Dass Lian ein Scuro geworden war, war für ihn besonders fies. Mammina würde ausflippen, wenn sie selbst in die Fänge einer Sekte oder einer anderen obskuren Gemeinschaft geraten würde.

Und Lian? Er war nochmal ein anderer Fall. Er hatte keine sichtbaren Schrammen davongetragen, aber sie konnte sich vage vorstellen, wie es in ihm aussah.

„Tief in ihm drin muss es ein paar dicke Narben geben von dem ganzen vergangenen Drama", überlegte sie.

Joella kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. „Wen meinst du jetzt? Albiel?"

„Lian", raunte Kira und warf einen Blick Richtung Toilette. „Er hat ja nicht nur den Pseudotod seiner Eltern verkraften müssen, sondern hatte auch noch den fiesen Onkel am Hals, der sein Hirn zusammen mit den Scuros noch zusätzlich zerhäckselt hat." Sie hatte zwar noch immer nicht vollständig begriffen, was diese mafiaähnliche Organisation genau war, doch dass sie ihre Mitglieder psychologisch manipulierten, ihre Urteilskraft schmälerten und ihre Realitätswahrnehmung veränderten, lag offen auf der Hand. Lian war der beste Beweis dafür.

Joellas Augen weiteten sich. „Ach du Scheiße, stimmt, er hat ja gedacht, dass er Vollwaise ist." Ihr Blick ging in Richtung Toiletten. „Warum hat sein Vater ihn nach dem Unfall eigentlich nicht benachrichtigt?"

Kira schüttelte müde den Kopf. „Ich weiß es nicht. Vielleicht hat er gedacht, dass er ihn damit in Gefahr bringt?" Sie stützte den Kopf in beide Hände und stöhnte. „Auf jeden Fall verstehe ich jetzt, warum Lian manchmal so zombihaft düster gewirkt hat ..."

Joella schaute sie mit offenem Mund an. „Was für eine schreckliche Geschichte!", krächzte sie matt. „Aber ich finde es mutig von ihm, dass er sich in dieser Halle auf deine Seite gestellt hat."

Kira zog eine Grimasse. „Meinem Geschmack nach hätte er sich früher entscheiden können."

Joella betrachtete sie aufmerksam. „Da hast du Recht. Du Arme", sagte sie leise. Nachdenklich fügte sie dann hinzu: „Und Phoe? Wie hat dein Lichtvogel all das überstanden?" Sie wandte sich zu dem Feuervogel um, der zwischen den bunten Polstern schlief.

„Phoe hat gegen diese dunkle Kraft angekämpft. Es sah aus, als würde er in Flammen aufgehen, seine Flügel waren aus Feuer, er hat mit seinem Licht gegen die Dunkelheit angekämpft!" Sie stöhnte. „Dann aber wurde er nach einer Weile schwächer und schwächer. Ich habe Angst gekriegt und die Gitterstäbe gepackt. In dem Moment haben sie zu glühen begonnen. Es war, wie wenn Energie von mir zu ihm floss. Oder von ihm zu mir, keine Ahnung. Auf jeden Fall ist etwas von seiner Energie, von seinem letzten, mordmäßig starken, sich aufbäumenden Licht, seiner Kraft oder was auch immer ... auf mich übergegangen. Und das Ergebnis siehst du hier ..." Sie wies auf die seltsamen Muster an ihren Armen.

„Und deine Haare haben auch etwas abgekriegt." Mit einer kleinen Geste zeigte Joella auf Kiras Haare.

„Sie wollen diese Energie anzapfen. Damit sie diesen verdammten Dunkelvogel schaffen können. Ich habe auch gehört, dass sie die Drohnen mit einem Serum ausgestattet haben. Keine Ahnung, was das bedeutet.

„Das ist monströs!" Joella hatte eine Hand vor den Mund geschlagen. „Und du sagst, sie wollten Phoe töten?"

„Das wollten sie. Aber wie auch immer ...", Kira seufzte, „sie haben es nicht geschafft."

„Und diese goldenen Muster auf deinem Arm... gehen die wieder weg?"

„Na, das will ich wohl hoffen, ich will schließlich kein Vorführmodel von diesem Maler sein, dieser Maler, der -"

„Gustav Klimt meinst du?"

„Genau der, ja."

„Äh ... Ich denke, seine Models hatten das Gold ursprünglich nicht auf ihrer Haut, weißt du ..."

Kira rubbelte über ihre Arme. „Wenn ich wenigstens wüsste, was es bedeutet ..." Ihr Blick blieb an ihrem Arm hängen. Verwirrt starrte sie darauf. Diese verschlungenen Linien, diese Motive aus goldenen Blüten und Blättern ...

Ein Keuchen entfuhr ihr.

Joella schaute sie erschrocken an. „Was ist?"

Langsam blickte Kira von ihrem Arm auf. Sie fühlte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht gewichen war. „Ich kenne diese Zeichnung."

„Du kennst diese Zeichnung?", wiederholte Joella und betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen.

Kira nickte zögerlich.

Es war das Muster aus Blüten, Federn und Blattwerk, das auch auf der Münze zu sehen war, die sie im Garten ihrer Oma ausgebuddelt hatte.

Continue Reading

You'll Also Like

5.6K 220 16
Ein Buch mit ein paar Fakten über Two Mate (Band 1), sowie Second Mate (Band 2)
95.5K 7.5K 182
Layla hat sich, nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, für sechs Wochen mit ihrer kleinen Tochter auf ihre geliebte Nordseeinsel zurückgezogen. Dor...
8K 179 78
Jessica ist eine junge Nixe. Sie wohnt zusammen mit ihrer Mutter Aurelia in der wunderschönen Unterwasserstadt Atlantis. Als ihr Freund James ihr ein...
835 238 13
[𝕰𝖎𝖓𝖊 𝕶𝖚𝖗𝖟𝖌𝖊𝖘𝖈𝖍𝖎𝖈𝖍𝖙𝖊] Hat sich nicht jeder schon einmal gefragt, wie der Schutzengel einem im Leben begleitet? Ein Buch zum tiefer...