Kapitel 21

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„Hallo Schätzchen! Magnus sagt, er braucht dich und du sollst mitkommen."

Drohend kam der Scuro auf sie zu. Weil der Typ sehr breit und der Gang sehr schmal war, würde sie schlicht und ergreifend nicht an ihm vorbeikommen. Er stand zwischen ihr und Joella. Der Weg war abgeschnitten. Und zurück war auch keine Option.

Freiwillig jedoch würde sie nicht wieder zu den Scuros und Magnus zurückgehen. Alles, nur das nicht!

Sie blieb stehen. Den Scuro hatte sie noch nie gesehen. Nicht dass es eine Rolle spielte, diese Kerle waren alle gleich. Sie erwartete von keinem, dass er sich zuvorkommend und höflich verhalten würde. Auch dieser hier sah nicht besonders sanftmütig aus. Von der Statur wie ein Boxer oder Schwergewichtler, blickte er ähnlich finster drein. Und wenn sie es irgendwie an ihm vorbeischaffen würde? Hm, er sah durchtrainiert aus, wahrscheinlich standen die Chancen schlecht, ihm davonzulaufen. Blieb nur eine Möglichkeit.

„Ihr könnt mich nicht zwingen", sagte sie, um Zeit zu gewinnen.

„Können wir, doch", knurrte der Scuro und zog eine Pistole hervor.

Entsetzt starrte sie auf die Mündung und hob langsam die Hände. Ein Stöhnen entfuhr ihr. Diese Typen waren alle komplett übergeschnappt! Langsam wich sie vor ihm zurück.

Durch den Lichtschacht über ihnen fiel ein diffuses Licht, das den Gang nur schwach beleuchtete. Der Scuro hielt die Pistole in der einen und ein Handy in der anderen Hand. Er begann zu telefonieren. Er begann einfach zu telefonieren! Während sie hier in den Lauf seiner Pistole schaute, als sei es das Fernrohr in einem Vergnügungspark!

„Ja, ich hab' sie. Kastanienbraune, lange Haare, hübscher Feger, passt. Soll ich sie gleich zur Cavea bringen? In Ordnung, mach ich. Nein, die Zweite hab' ich nicht mehr erwischt. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, brauchen wir nur diese eine hier, oder?"

Oh Gott, sie verhandelten hier über sie, als sei sie eine Ware! Wenn, dann jetzt. Jetzt war er abgelenkt. Im Zeitlupentempo, damit der Kerl es nicht merkte, ballte sie ihre immer noch erhobenen Hände zusammen und konzentrierte sich auf goldschimmernde Federn und schlagende Flügel im Sonnenlicht.

Die Blitze fuhren mit einem Zischen in den Oberkörper des Scuros, mitten in die Brust. Handy und Pistole fielen scheppernd auf den Betonboden. Der Scuro verdrehte die Augen, röchelte und sank mit einem dumpfen Geräusch zu Boden, die Hände auf die Brust gepresst. Er atmete stoßweise.

What the hell! Mit aufgerissenen Augen stand sie da. Sie wurde anscheinend besser. Es schien gerade so, als mehrten sich ihre Kräfte mit jedem Abfeuern von Blitzen. Ich habe meine Fähigkeiten anscheinend etwas unterschätzt, dachte sie, bevor sie sich in Bewegung setzte. An dem Mann vorbei, schnell, damit sie versuchen konnte, Joella einzuholen.

Vorsichtig setzte sie ihre Schritte, drückte sich eng an der Wand entlang. Auf Höhe des Mannes hielt sie die Luft an, schob sich langsam vorwärts. Der Scuro lag schwer atmend da, seine Haare waren ihm über die Augen gefallen. Sie wollte schon aufatmen, war fast vorbei, als eine Hand sie am Bein packte. Entsetzt schrie sie auf.

„Miststück, so leicht kommst du mir nicht davon!", stöhnte der Mann. Sein Griff war hart. Sie zappelte wild mit dem Fuß, aber der Mann hielt sie unerbittlich und sie sah entsetzt, dass er den freien Arm nach der Pistole ausstreckte, die immer noch am Boden lag.

Da ging die Geheimtür plötzlich erneut auf und es kamen vier Scuros heraus, mit Magnus an der Spitze.

„Sehr praktisch, wenn Mädchen schreien und einem so den Weg weisen!", sagte er kalt. Er fasste sie ins Auge, berechnend, streckte dann den Arm aus und schoss ihr, ohne mit der Wimper zu zucken, einen Blitz in die Schulter. Kurz war sie ausgeknockt. Dann breitete sich der Schmerz von ihrer Schulter ausgehend aus, ein Ächzen entfuhr ihr. Der Schweinehund! Stöhnend hielt sie sich die Schulter.

Im Schatten des PhönixWhere stories live. Discover now