Im Schatten des Phönix

De Cliffhouse

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(AMBY AWARD WINNER 2023) Kira macht in Pompeji einen überraschenden Fund und gerät darauf in den Fokus einer... Mai multe

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40

Kapitel 22

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De Cliffhouse

„Ich finde den Weg auch alleine, Onkel Magnus, du musst mir nicht vier Mann Begleitung mitgeben", sagte Lian unwirsch.

Er war ohne ein Wort wieder aufgetaucht. Mit gesenktem Kopf und finster zusammengezogenen Brauen. Und ohne von Kira Notiz zu nehmen. Was ihr entgegenkam, schließlich hatte sie nicht vor, irgendwelche Worte mit ihm zu wechseln.

Das Gefühl der Erleichterung, das sich mit seinem Auftauchen unwillkürlich bei ihr eingestellt hatte, verdrängte sie energisch. Er war einer der Scuros, auch wenn ihr Unterbewusstsein das anscheinend noch nicht ganz kapiert hatte. Absolut hinterhältig war er, fies, unaufrichtig, heuchlerisch, arglistig, niederträchtig, unehrlich, ... die Liste hätte sie wahrscheinlich endlos so weiterführen können.

Am liebsten hätte sie ihm eine schallende Ohrfeige verpasst. Nur ging das schlecht mit zusammengebundenen Händen.

Magnus drückte seinem Neffen den verletzten Phönix in den Arm. „Es ist nur zu deinem Schutz, dass ich dir Begleitung mitgebe. Ich möchte sichergehen, dass die Passantin nicht auf dumme Ideen kommt."

„Was soll sie schon machen?", murmelte Lian. „Sie ist gefesselt." Er hielt den Feuervogel vorsichtig. Wenigstens mit dem Vogel schien er etwas Mitleid zu haben. Dass er ihrem Blick auswich, verstand sie. Sie durchbohrte ihn geradezu mit Blicken.

„Wehe, du tust ihm etwas an!", fuhr sie ihn an. Warum hatte sie nicht früher kapiert, dass Lian in dunkle Machenschaften verstrickt war?

„Für eine Passantin hat sie das Blitzeschleudern äußerst schnell gelernt. Sie muss einen sehr guten Lehrer gehabt haben", sagte Magnus da und riss sie aus ihren Gedanken. „Ich bin schon etwas verwundert, dass du anscheinend gar nichts davon mitgekriegt hast, Lian."

„Danke für dein Vertrauen, Onkel Magnus", entgegnete sein Neffe säuerlich. „Meines Wissens konnte sie es nicht. Und wenn, hätte ich es dir schon noch berichtet."

Es hörte sich so an, als gäbe es zwischen Onkel und Neffe des Öfteren Differenzen. Sie wusste nicht, ob sie sich darüber freuen sollte. Dass Magnus in seinem Auftreten sehr dominant, ja geradezu herrisch war, hatte sie schnell gemerkt. Er schien Lian regelrecht am Gängelband zu führen. Aber auf Lians Seite stand sie trotzdem nicht. Nicht mehr.

Lian wandte sich an den Scuro neben ihr. „Halt den Vogel mal!", sagte er barsch und reichte ihm den Phönix, der klägliche, kehlige Laute ausstieß. Der Mann zog erstaunt eine Augenbraue hoch. „Was ...?", machte er, hielt den Vogel jedoch wie befohlen fest.

Mit ein paar Schritten war Lian bei Kira. Ohne sie anzuschauen, zog er ein Messer aus der Tasche.

Ihr Herz machte einen Satz. Was hatte er vor? Die Furcht kroch in ihr hoch wie eine giftige Schlange. Lian trat hinter sie und packte sie grob an den Handgelenken. Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Würde er sie hinterrücks ...? Als sie spürte, wie er das Messer ansetzte und dann mit einer ruckartigen Bewegung ihre Fesseln zerschnitt, hätte sie beinahe laut keuchend ausgeatmet, doch sie schaffte es, es sich zu verkneifen. Die Genugtuung, dass sie hier vor Angst verging, wollte sie ihm nicht geben.

In einer Bewegung, die etwas äußerst Genervtes hatte, nahm Lian dem Scuro den Phönix wieder ab und drückte ihn ihr in die Arme. Verblüfft sah sie ihn an. „Was ...?", begann sie.

Da stellte er sich hinter sie. „So, gehen wir", sagte er dumpf. Sie wagte nicht, sich zu bewegen.

„Was machst du da, Lian?", fragte Magnus scharf. „Wer hat gesagt, dass die Göre den Phönix tragen soll? Bist du wahnsinnig?"

Lian gab Kira einen Stoß. Mit dem Phönix in den Armen stolperte sie vorwärts. Mistkerl!

„Ich tue das, was du mir aufgetragen hast, Onkel."

„Es war so gedacht, dass du auf ihn achtgibst!", herrschte Magnus seinen Neffen an.

„Tu ich. So habe ich beide im Blick", konterte Lian trotzig.

Sie stemmte reflexartig die Füße in den Boden, als er begann, sie unsanft vor sich herzuschieben. Er sollte gefälligst seine Finger von ihr lassen!

Der Phönix war überraschend leicht, zumindest für einen so großen Vogel. Er schien etwas ruhiger, seit sie ihn auf den Armen hatte.

„Halte ihn am Bauch, nicht an seinem verletzten Flügel", brummte Lian.

„Ach, weil du jetzt plötzlich ein Herz für Tiere hast?", pflaumte sie ihn wütend an. „Gar keins hast du, das weiß ich jetzt!", fügte sie kratzbürstig hinzu.

„Ach, zur Hölle! Jetzt geh schon!", knurrte er und gab ihr einen weiteren Stoß. Sie stolperte erneut. Wenigstens entfernte sie sich mit jedem Schritt so von Magnus. In ihren Augen war das auch schon ein Anfang. Phoe, wir kriegen dich hier schon irgendwie raus!, dachte sie verbissen. Dein Flügel wird heilen, und du wirst wieder fliegen können.

Sie war sich nicht sicher, wen sie damit überzeugen wollte, sich selbst oder den Phönix.
*
Zwei Bewacher liefen vor ihnen, zwei hinter ihnen.

Die Option, zu fliehen, verwarf sie direkt wieder. Mit dem verletzten Feuervogel im Arm hätten sie sie schon wieder eingefangen, ehe sie überhaupt zwei Schritte gemacht hätte. Eigentlich war das ein ziemlich fieser, schlauer Schachzug von Lian.

Nur eins konnte sie jetzt versuchen, um möglichst spät in dieser verdammten, ominösen Cavea anzukommen. Dass die Cavea nichts Gutes war, hörte man schon am Namen. Sie wusste aus dem Englisch- und Französischunterricht, dass cave Höhle bedeutete. Brachte man sie in eine verdammt Höhle?

Zeit gewinnen. Reden. Und so langsam laufen, dass Albiel oder wer auch immer mehr Zeit hatte, sie zu finden und hier herauszuholen.

Der Gang schien endlos und sah aus wie alle anderen auch. Die Bewacher waren nicht wirklich gesprächiger als Lian. Auch sie marschierten stumm, als hätten sie irgendwelche Instruktionen bekommen.

„Was ist die Cavea?", wandte sie sich nach der nächsten Biegung an Lian, obgleich sie sich bis vor kurzem noch lieber die Zunge abgebissen hätte, als mit ihm zu reden.

„Wirst du schon sehen."

Kira schnaubte. Ihr fielen fast die Arme ab, weil der Phönix mit der Zeit schwer wurde. Sie war müde. Und hatte, nebenbei gesagt, eine scheiß Angst vor der Cavea und vor dem, was sie dort erwartete. Und sie war wütend auf Lian. Ihre Wut flackerte wie ein Feuer, das sie unter Verschluss halten musste, da es sonst ungezügelt aufloderte. Dann würde alles um sie herum verbrennen, und sie selbst würde am Ende womöglich auch noch in Flammen aufgehen. Feuer war nicht nur schwer zu kontrollieren, sondern regelrecht gefährlich. Vor allem wenn es um Gefühle ging, das wusste sie mittlerweile.

Allein der Gedanke an Lians Falschheit trieb ihr die Tränen in die Augen.
Dass er ihr jetzt schon wieder mit einem vagen „Wirst du schon sehen", kam, brachte sie zur Weißglut.

„Verdammt, warum sagst du es mir nicht einfach? Warum dieses Versteckspiel?", fauchte sie, während sie sich halb zu ihm umwandte. „Jetzt habt ihr doch, was ihr wollt! Ihr habt den Phönix, ihr habt mich! Sag mir doch einfach klipp und klar, was ihr vorhabt! Was passiert mit dem Phönix? Und was wollt ihr eigentlich mit mir machen? Ihr habt doch keine Verwendung mehr für mich, oder? " Sie schluckte schwer und musste sich eingestehen, dass sie Angst vor seiner Antwort hatte.

Mit ein paar Schritten war er neben ihr. Mit zusammengepresstem Kiefer ging er neben ihr her. Als sie seinen Blick auffing, meinte sie unterdrückte Wut in seinem Blick flackern zu sehen.

„Versteckspiel? Da wären wir ja wieder beim Thema!", fuhr er sie an. Sie merkte, dass er versuchte, sich zu mäßigen. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass die anderen Scuros ihn hörten. Die unterdrückte Wut in seiner Stimme war überdeutlich. „Ich war hier keinesfalls der Einzige, Kira, der Verstecken gespielt hat!", sprach er weiter. „Du warst es doch, die mir alles Mögliche verschwiegen hat. Da wären, - wenn ich nochmal zusammenfassen darf - dein Bodyguard - der übrigens sehr effizient ist, das muss ich schon sagen ...", seine Stimme triefte vor Sarkasmus, „den Phönix, deine pyrotechnischen Fähigkeiten, ... es werden immer mehr! Du hast die ganze Zeit geschwiegen, du hast mir nicht vertraut!"

Der Phönix in ihren Armen bewegte sich unruhig. Die vier Scuros hatten sich bei seinem Gefühlsausbruch irritiert zu ihnen umgedreht.

„Ach, der Herr Superehrlich ist plötzlich verstimmt, weil er nicht alle Details erfahren hat? Die er doch nur direkt an seinen charmanten Onkel weitergegeben hätte? Dir hätte ich vertrauen sollen? Du hast mich für deine Zwecke ausgenutzt, Lian. A-u-s-g-e-n-u-t-z-t! Das ist gewissenlos. Und absolut niederträchtig!"

„Nenn mich nicht Herr Superehrlich!", zischte er. Er bebte vor Wut. Giftig funkelte er sie an: „Ich bin ein kleines Rädchen in einer Maschinerie. Eine Maschinerie, die größer und wichtiger ist als meine Bedürfnisse oder persönlichen Ziele es sind. Meine Eltern sind für diese Sache gestorben! Gestorben, ja! Ich bin es ihnen schuldig. Wie sie möchte ich Gerechtigkeit. Gerechtigkeit für die Scuros, die jahrhundertelang gelitten haben! Das Volk der Scuros ... sie sind meine Vorfahren, meine Familie!" Er hatte geklungen, als läse er etwas aus einem Lehrbuch ab.

„Jahrhundertelang haben sie gelitten?" Sie lachte spöttisch auf. „Hast du denn so lange schon gelebt, um das mit Sicherheit zu wissen? Was weißt du denn von diesen Scuros? Woran haben sie gelitten, gibt es irgendwelche Beispiele in den Geschichtsbüchern? Kann man das nachlesen? Oder hat dein Onkel Magnus dir da vielleicht irgendwelche Gutenachtgeschichten erzählt? Ich habe allmählich so das Gefühl, dass du den Knopf für deine Kritikfähigkeit irgendwann abgeschaltet hast und ihn jetzt nicht wiederfindest!"

Er schien kurz in seinem Elan gestoppt, brummte missmutig etwas Unverständliches und starrte nur finster geradeaus.

Etwas leiser sagte sie: „Welche persönlichen Ziele meinst du überhaupt? Willst du Rache nehmen für deine Eltern? Kanntest du ihre Motivation? Woher weißt du, dass es die richtige war?"

Sie hätte nicht sagen können, was in ihm vor sich ging, sein Gesicht war das einer Sphinx. Hatte sie über die Stränge geschlagen mit ihren Vorhaltungen? Sie seufzte, fragte sich aber gleichzeitig, ob er über diese Fragen nie nachgedacht hatte. Sie hätte nachfragen sollen, als er einmal etwas von seinen Eltern erzählt hatte, sie hätte öfters nachhaken sollen, als er ausgewichen war. So wusste sie nur, dass sein Vater einmal Geschichtsprofessor gewesen war und seine Mutter Physikerin. Das war nicht viel. Erst jetzt wusste sie, dass sie zu den Scuros gehört hatten. Dass das Lians Denken beeinflusst hatte, war klar. Inwieweit hatte er schon damals schon zu dieser Gruppierung dazugehört? Sie hätte es in Erfahrung bringen können, sie hatte ja gespürt, dass da irgendetwas im Argen lag, etwas, das womöglich mit dem Tod seiner Eltern zu tun hatte. Mit irgendetwas hatte er sich herumgeschlagen, das war offensichtlich. Aber sie hatte ihn nicht unnötig quälen wollen mit ihren Fragen über den Tod seiner Eltern, über das Wie und Warum, über das Vorher. Und jetzt war es sowieso zu spät. Sie waren tot. Und alles, was zwischen ihr und Lian gewesen war, war auch gestorben. Nur noch ein Scherbenhaufen lag vor ihr.

Sie nahm allen ihren Mut zusammen. Eine letzte Frage beschäftigte sie noch. Es war das, wovor sie sich am meisten fürchtete.

„Was ist mit diesem Dunkelvogel? Was weißt du darüber?" Schon das Wort allein bereitete ihr fast körperliches Unbehagen.

Er schaute sie an, ohne zu antworten. Hatte man ihm verboten, darüber zu reden?

„Was ist das für ein Vogel?" Sie ließ nicht locker. Er musste doch irgendetwas dazu sagen! „Ist er eine Kreatur wie die Krähendrohnen? Simeon hat gesagt, wenn die Scuros den Dunkelvogel schaffen, würde Schlimmes passieren."

„Simeon? Simeon ist ein alter Narr", grummelte Lian halblaut vor sich hin.

Jäh wandte sie den Kopf. „Du kennst Simeon Romano?"

„Ja, flüchtig." Er ließ ein kurzes, verächtliches Lachen hören.

„Was hattest du mit ihm zu schaffen? Woher kennst du ihn?"

„Ach, ich kenne ihn eben. Viele kennen ihn. Aber Romano ist unbedeutend."

„Wieso unbedeutend?"

Lian stieß ein spöttisches Lachen aus. „Simeon ist ein alter Magier in Rente, dessen Macht sich mittlerweile darauf beschränkt, den Blumen in seinem Vorgarten beim Wachsen zuzusehen."

„Sehr witzig." Sie zögerte verunsichert. Was sollten diese blödsinnigen Bemerkungen?

„Das haben unsere Krähendrohnen, wie du sie nennst, uns mitgeteilt."

„Das ist doch absoluter Bullshit! Simeon ist Sachverwalter in Pompeji, er ist eine wichtige Person an der Ausgrabungsstätte! Warum erzählst du so etwas über ihn? Du magst ihn wohl nicht besonders?"

„Wir sind uns hin und wieder mal in die Quere gekommen."

Sie lachte verdrossen. „Du meinst, du bist ihm in die Quere gekommen! Du verdrehst die Wahrheit gerne, wie sie dir passt, habe ich so das Gefühl! Und die Cavea? Was ist das?"

„Das siehst du gleich. Wir sind da."
*

Sie standen vor einer schlichten Eisentür, die ungefähr so aussah wie die Tür, die in den Heizungskeller ihrer Oma führte. Nur dass sich bei ihrer Oma an der Kellertür kein Kästchen mit Zahlentastatur befand.

Als Lian den Code eingegeben hatte und die laut quietschende Tür aufzog, sah sie erst mal gar nichts. Die Dunkelheit, die ihnen entgegengähnte, schien unendlich zu sein. Als sich ihre Augen etwas an das Dunkel gewöhnt hatten, sah sie erstaunt, dass tief unter ihnen winzige Lichter blinkten. Waren das Maschinen? In einer riesigen, enorm hohen, unterirdischen Höhle? Unmöglich.

Als Lian den Lichtschalter betätigte, der mit einem in der gespenstischen Dunkelheit überlauten Klacken anging und den Raum auf einmal in Helligkeit tauchte, riss Kira schockiert die Augen auf. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber nicht das hier.

Man konnte es nicht einmal als Raum bezeichnen.

Sie befanden sich am oberen Rand einer riesigen, unterirdisch angelegten, kreisförmigen Halle. Unwillkürlich hielt sie sich an dem Geländer fest, das ihr in Anbetracht der Tiefe unter ihr viel zu schmal und filigran erschien.

Weit unter ihr waren die Wände gesäumt von verschiedenartigen Apparaturen und Mischpulten, Server surrten, Computer brummten mehrere Bildschirme starrten ihr wie bleiche Augen aus der Dunkelheit entgegen, und seltsam aussehende Vorrichtungen, deren Name sie nicht kannte, blinkten mit Monitoren und Tastaturenfeldern um die Wette.

Tief unten, auf Höhe des zweiten Geschosses, entdeckte sie schwenkbare, elektronische Kameras, die nur darauf zu warten schienen, alles einzufangen, was sich ihnen darbot. Sie schluckte. Angst schnürte ihr die Kehle zu.

Das Ganze erinnerte an die High-Tech-Hölle eines Silicon-Valleys oder an die ausgefeilte Technik in einem Spaceshuttle.

Über einem mit Intarsien verzierten Parkettboden ragten holzvertäfelte Wände weit nach oben, so weit, dass die Halle mehr wie ein Turm anmutete wie ein Saal. An der Decke leuchteten Oberlichter in einem seltsamen symmetrischen Muster. Schmale Stege aus Stahl, Wendeltreppen und Gänge verbanden die verschiedenen Geschosse miteinander, eiserne Trassen liefen ringförmig an den Wänden entlang, in die zahlreiche Stahltüren eingelassen waren und sie fragte sich irritiert, wo in aller Welt diese hinführen konnten. Alles wirkte gleichzeitig hochmodern, aber auch uralt. Es war eine Mischung aus gruftiger Bibliothek und unterirdischer Raketenanlage oder Forschungszentrum.

Das Seltsamste war der riesige, schwarze Käfig in der Mitte der Halle.

Doppelt mannshoch überragte er alle Gerätschaften an den Wänden. Perfekt symmetrisch verliefen die Gitterstäbe, liefen in der Höhe eng zusammen und verbanden sich in akkurat geschwungenen Linien zu einem pechschwarzen Kuppeldach, dessen Spitze eine lackschwarze Glaskugel zierte.

Die beinahe faustdicken Gitterstäbe des Käfigs waren durch Kabel mit den Apparaturen an der Wand verbunden, eine Tür an der Vorderseite stand sperrangelweit offen. Sie schauderte.

„Was ist das denn hier?", flüsterte sie.

„Das ist die Cavea", sagte Lian schlicht und deutete mit stolzer Geste rundum, als sei all dies sein persönliches Heiligtum. „Angelegt wurde sie vor fast tausend Jahren, zur Zeit der römischen Besatzung. Hier war der Rückzugsort der Scuros, ihre letzte Bastion. Sie entwickelten dieses unterirdische System. Jahrhunderte später wurde es zum Labor umfunktioniert und erweitert, und eine herausragende Forschungsstätte entstand, wie es sie nur selten gibt. Du hast hier eine technische Meisterleistung vor dir, an der die besten Ingenieure aus mehr als fünf Generationen von Scuros gearbeitet haben. Das Ziel war immer die Beherrschung der Naturkräfte. Die reinsten und stärksten Kräfte sind in den Phönixen vorzufinden. Immer ging es dabei darum, Gerechtigkeit für die Scuros zu erwirken. Die ersten Maschinen wurden Anfang des letzten Jahrhunderts entwickelt. Sie funktionierten erst auf mechanischer, dann auf elektronischer Basis. Mit jeder Generation wurden die neuesten Errungenschaften der Technik integriert. Der letzte Phönix wird uns zu so viel Kraft verhelfen, dass er für uns zur mächtigen Waffe wird. Er wird zum Dunkelvogel werden und uns zu unserer verdienten Macht verhelfen."

Kira sah ihn an. Er war größenwahnsinnig geworden. Alle Scuros waren größenwahnsinnig. Das hier war ein einziger, verdammter Irrsinn.

„Ihr wollt die Naturkräfte beherrschen? Eine mächtige Waffe wollt ihr erschaffen? Wofür?"

„Deutschland wird das erste Land werden, in dem die Scuros Positionen in der Politik besetzen werden. Sie werden über den Staat triumphieren, alle wichtigen Ämter besetzen und damit für alle Zeiten die Unterdrückung der Scuros unmöglich machen!"

Entgeistert hatte sie ihm zugehört. „Du ... das glaubst du doch nicht ehrlich ... Lian, hast du dir gerade selber zugehört? Das kannst du doch nicht für bare Münze nehmen! Du ... haben sie dir eine Gehirnwäsche verpasst, ein Serum verabreicht oder sonst was?"

„Meine Eltern haben dafür gekämpft, auch sie wollten den Dunkelvogel!"

„Und dafür muss der Feuervogel sterben, so ist es doch?" Ihr versagte die Stimme.

Der Phönix lag tonnenschwer in ihren Armen.

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